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82 DIE PTA IN DER APOTHEKE | September 2018 | www.diepta.de

E

s wird zwischen Erbkrank- heiten unterschieden, die durch den Phänotyp des Tieres beziehungsweise durch die Rasse bedingt sind, und sol- chen, die unabhängig vom Äußeren des Hundes auftreten. Angeborene oder kongenitale Krankheiten sind bei der Geburt bereits vorhanden oder manifestieren sich kurz danach.

In der Praxis werden häufig Fehlbil- dungen der Augenlider und Verände- rungen der Wimpern vorgestellt, die aus der Lidentwicklung resultieren.

Wenn Hunde zwinkern Distichi- asis ist eine angeborene Haarwuchsa- nomalie des Lidrandes. Sie ist durch sehr feine und kurze Härchen (Disti-

chien) gekennzeichnet, die am inne- ren Augenlid aus den Meibomschen Drüsen entspringen und hornhaut- wärts gerichtet sind. Die Erkrankung wird oft beim Roten Cocker-Spaniel und dem American Cocker-Spaniel beobachtet, kann jedoch auch bei an- deren Rassen auftreten. Da die Här- chen ständig auf der Hornhaut rei- ben, führt dies zu Reizzuständen, was vermehrtes Zwinkern und Trä- nenfluss (Lakrimation) sowie Kon- junktivitis oder Keratitis verursachen kann. Oft sind die Symptome so ge- ring, dass der Besitzer die Verände- rung nicht wahrnimmt. In solchen Fällen ist auch eine Behandlung nicht notwendig. Die Härchen kön- nen mechanisch mit einer geeigneten

Pinzette entfernt werden, was aber nicht dauerhaft erfolgreich ist. Eine Kryotherapie führt zur Verödung der Wurzeln. Bei stärkerer Reizung kön- nen die Wimpern durch einen opera- tiven Eingriff mit Kürettage oder Ex- zision der Haarwurzeln entfernt werden.

Bei einer Trichiasis sind normal lo- kalisierte Wimpern einwärts ge- dreht, sodass sie den Bulbus berüh- ren, was ähnliche Symptome wie bei Distichiasis hervorruft. Beim Pudel tritt die Krankheit gehäuft auf. Diese Fehlstellung kann zu Hornhaut- und Bindehautirritationen mit Epi- phora (permanentes Tränen) und schleimig-eitrigem Augenausfluss führen.

Genau wie Menschen können auch Hunde zahlreiche Augenkrankheiten

entwickeln, wobei ein Großteil vererbt wird. Indem die betroffenen Tiere nicht zur Zucht zugelassen werden, kann diese Problematik eingedämmt werden.

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© razyph / iStock / Getty Images

PRAXIS TIERE IN DER APOTHEKE

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Nasenfalten-Trichiasis Die soge- nannten brachycephalen Hunderas- sen wie Mops und Bulldoggen zeich- nen sich durch einen extrem kurz gezüchteten Kopf aus. Bei ihnen wurde durch gezielte Selektion der Gesichtsschädel verkürzt. So wirft sich die Haut der Nase in großen Fal- ten auf. Die Haare dieser Nasen- be- ziehungsweise Gesichtsfalte reiben dauernd auf der Hornhaut der Augen mit nachfolgenden Hornhautverän- derungen. Es kann zu Hornhautge- schwüren kommen, die durchbrechen können, wenn sie nicht rechtzeitig und intensiv behandelt werden. Da es sich bei dieser Veränderung um ein rassetypisches Merkmal handelt, werden die Hunde zur Zucht zuge- lassen.

Entropium und Ektropium Das Entropium gehört zu den Anomalien der Lidstellung. Man versteht darun- ter eine Einwärtsdrehung des Lid- randes und damit auch der Wim- pern. In der Regel ist das Unterlid betroffen. Solange die Welpen ihre Augen noch geschlossen haben, ist die Lidstellung normal. Nach dem Öffnen der Augen kommt es dann aber bald zum Einrollen und damit verbunden zu einer mehr oder weni- ger starken Reizung des Auges durch die Wimpern, da diese bei jeder Lid- bewegung die Hornhaut berühren.

Dies äußert sich durch vermehrten Tränenfluss, Blepharospasmus (krampfhafter Lidschluss) und Licht- scheu. Es kann aber auch zu einer Entzündung der Horn- und Binde- haut, Schmerzzuständen und Horn- hautveränderungen kommen. Die ständigen Schmerzzustände verursa- chen weitere Irritationen am Auge, wie Kratzen, Reiben und Scheuern.

Im schlimmsten Fall kann ein Horn-

hautgeschwür entstehen, das durch- brechen kann, was den Verlust des Auges bedeutet. Eine Disposition für diese Erkrankung weisen zum Bei- spiel Rottweiler, Englischer Setter, Bullterrier und Dalmatiner auf. Be- troffene Hunde müssen von der Zucht ausgeschlossen werden, auch wenn sie durch eine operative Kor- rektur eine normale Lidstellung er- halten. Die Operation ist in den meisten Fällen ein Routineeingriff mit einer guten Prognose.

Bitte beachten: Ein Blepharospas- mus kann auch durch Staub, Fremd- körper, Dämpfe, Zugluft, Allergene sowie eine Konjunktivitis oder Kera- titis entstehen. Grundsätzlich muss zwischen Entropium und Blepha- rospasmus aufgrund von Schmerzen

unterschieden werden. Dies geschieht beim Tierarzt durch Einbringen eines topischen Lokalanästhetikums in das Auge: Der Blepharospasmus ver- schwindet durch diese Behandlung.

Ektropium bedeutet die partielle oder vollständige Auswärtsdrehung meistens des unteren Lidrandes. Die angeborene Form wird als Ectropium subcutis hyperplasticum bezeichnet.

Dadurch reagiert die Bindehaut empfindlich und die Hunde neigen zu chronischen Bindehautentzün- dungen. Da die freiliegende Kon- junktiva äußeren Einflüssen ausge- setzt ist und sich Keime ansammeln können, entwickelt sich in Folge eines Ektropiums oft eine Konjunkti- vitis. Die Tränenflüssigkeit kann nicht abfließen, und die Lider kön- nen ihre Schutzfunktion nicht wahr- nehmen. Betroffene Hunde sind daher auch anfällig für Hornhautver- letzungen. In ausgeprägten Fällen muss ein Ektropium operiert wer- den. Das Ektropium ist bei vielen

Rassen mit reichlicher und ver- schieblicher Kopfhaut ein typisches Merkmal, zum Beispiel beim Blood- hound, Bernhardiner und Neufund- länder, ebenso auch beim Boxer und Spaniel.

Das spastische Ektropium tritt in Zu- sammenhang mit entzündlichen Ver- änderungen der Bindehaut auf, das paralytische Ektropium nach einer Nervus-facialis-Lähmung. Auch Nar- ben oder Tumoren können eine Lid- auswärtsdrehung verursachen.

Mikroblepharon Als Mikroblepha- ron (Blepharophimose) wird eine zu kleine Lidspalte bezeichnet. Klinisch fällt eine zu kleine Lidspalte dadurch auf, dass auch bei Manipulation am Auge wenig bis gar keine Sklera oder

Konjunktiva sichtbar wird. Das Mik- roblepharon tritt häufig einseitig auf, sodass ein Vergleich mit dem ande- ren Auge erfolgen kann. Die Fehlbil- dung kann ein Entropium und Rei- zungen von Kornea und Konjunktiva zur Folge haben. Eine Prädisposi- tion für die Ausbildung eines Mikro- blepharons wird für Hunderassen wie Bullterrier und Chow-Chow an- genommen. Differenzialdiagnostisch muss ein Mikrophthalmus, also ein angeborenes zu kleines Auge, abge- klärt werden.

Fazit: Auch wenn eine Vielzahl von Erkrankungen und Fehlbildungen erfolgreich behandelt werden kann, ist es das Ziel, dass diese, wenn mög- lich, erst gar nicht entstehen. Dies gelingt am besten durch züchterische Vorsorgeprogramme sowie durch DNA-Analysen.  n

Dr. med. vet. Astrid Heinl, Tierärztin

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | September 2018 | www.diepta.de

Sehprobleme werden beim Hund oft spät entdeckt,

da sie die Orientierung nur wenig einschränken.

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