Normalengleichungen
Eine N¨aherungsl¨osung f¨ur ein ¨uberbestimmtes lineares Gleichungssystem Ax −b kann man durch Minimierung der Norm des Residuumsr =Ax−b erhalten:
|Ax−b|2 =
m
X
j=1
n
X
k=1
aj,kxk −bj
2
→min . Man bestimmt eine beste ApproximationPn
k=1xkak zub in dem von den Spalten a1, . . . ,an von Aaufgespannten UnterraumV = BildA. F¨ur eine reelle m×n-MatrixAerf¨ullt jede L¨osungx dieses sogenannten
Ausgleichsproblems die Normalengleichungen AtA x =Atb. Dies bedeutet, dass das Residuum
r (Fehler der Approximation) or- thogonal zu dem von den Vekto- ren a1, . . . ,an aufgespannten Un- terraum ist:
atkr = 0,∀k ⇐⇒ Atx−b ⊥V.
Die MatrixAtAist quadratisch und hat Dimension n. Sie ist genau dann invertierbar, wenn RangA=n, d.h. wenn die Spaltenak vonA linear unabh¨angig sind. In diesem Fall besitzt das Ausgleichsproblem eine eindeutige L¨osung.
Die Normalengleichungen sind auch im singul¨aren Fall l¨osbar. Das Residuum r ist auch dann eindeutig, die L¨osungx jedoch nicht.
Alle Aussagen gelten, allgemeiner, ebenfalls f¨ur komplexe Matrizen;At ist dabei durch die adjungierte Matrix A∗= ¯Atzu ersetzen.
Beweis
Minimalit¨at vonx ⇐⇒ ∀t ∈R,y ∈Rn:
|A(x+ty)−b|2 ≥ |Ax−b|2, ∀t ∈R,∀y ∈Rn Einsetzen der Definition der Norm,
|A(x+ty)−b|2 = ((Ax −b)t+t(Ay)t)(Ax−b+tAy)
|Ax −b|2 = (Ax−b)t(Ax−b), und Vereinfachung mit r=Ax−b
p =trtAy+tytAtr
| {z }
2tytAtr
+t2ytAtAy ≥0
(rtAy =ytAtr)
p: nicht-negative Parabel in t
p ≥0 genau dann, wenn yt(Atr) = 0 y beliebig =⇒ Atr = (0, . . . ,0)t
Beispiel
Regul¨ares und singul¨ares Ausgleichsproblem (i) RangAmaximal:
A=
2 0 1 1 0 2
, b=
0 3 0
Normalengleichungen
5 1 1 5
| {z }
AtA
x1 x2
= 3
3
| {z }
Atb
eindeutige L¨osungx= 1/2 1/2 t
mit Residuum
r =Ax −b =
1
−2 1
(ii) RangAnicht maximal:
A=
2 4 1 2 0 0
, b=
0 3 0
linear abh¨angige Spalten singul¨are Normalengleichungen 5 10
10 20
x1 x2
= 3
6
L¨osung
x = 3/5
0
+t −2
1
, t ∈R
nicht eindeutig, aber eindeutiges Residuum
r =Ax−b=
2 4 1 2 0 0
3/5−2t t
−
0 3 0
=
6/5
−12/5 0
Beispiel
Computer-Tomographie:
Rekonstruktion einer Dichte x(u,v) aus dem Intensit¨atsverlust von R¨ontgenstrahlen entlang von k B¨undeln aus `parallelen Geraden
Ri : (ui,vi) +R(cosϑi,sinϑi), i = 1, . . . ,m=k`
Approximation von x durch eine st¨uckweise konstante Funktion auf einem Raster von Quadraten Qj und eine N¨aherung f¨ur die Linienintegrale
bi = Z
R
x(ui +tcosϑi,vi+tsinϑi)dt≈
n
X
j=1
ai,jxj
mit xj einer Approximation vonx(u,v) aufQj und ai,j =|Ri∩ Qj|
der L¨ange des Durchschnitts der GeradenRi mit dem QuadratQj mn Ausgleichsproblem zur Bestimmung von x aus den Datenb Abbildung:
16×16 Raster, Winkel
ϑ= 0, π/32,2π/32, . . .
mit 16 parallelen Scan-Richtungen im Abstand der Rasterquadratbreite 32·16 = 512 Gleichungen f¨ur 16·16 = 256 Unbekannte