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Puzzle Kernenergie - Thema Nr. 1:

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Puzzle Kernenergie - Thema Nr. 1:

Wiederaufbereitung von Kernbrennstoff

Arbeitsauftrag fŸr die Expertengruppe

Sie sollen mit Hilfe des beiliegenden Textes das Thema so vorbereiten, dass Sie es in den Unterrichtsgruppen Ihren Kollegen innert 10 Minuten prŠsentieren und erklŠren kšnnen. Gehen Sie wie folgt vor:

1.) Einzelarbeit: LektŸre des Textes.

2.) Gruppenarbeit: Vorbereitung der PrŠsentation.

¥ Die PrŠsentation soll die untenstehenden Inhalte umfassen. Stellen Sie sicher, dass alle Gruppenmitglieder sie verstanden haben und erklŠren kšnnen.

¥ Besprechen Sie die Ergebnisse mit mir.

¥ Erstellen Sie gemeinsam ein Blatt (1 Seite A4, nicht mehr!), das Sie den Teil- nehmern der Unterrichtsgruppen abgeben und das Sie in die PrŠsentation ein- beziehen. Geben Sie es mir zur Begutachtung und zum Kopieren.

Inhalt der PrŠsentation:

¥ Was abgebrannte Brennelemente sind (was ãabgebranntÒ heisst und woraus abge- brannte Brennelemente bestehen

a

).

¥ Worum es bei der Wiederaufbereitung geht (Trennung von U, Pu und Spaltproduk- ten; zu welchem Zweck).

¥ Ablauf des Verfahrens:

¥ Lagerung (inkl. Dauer und Zweck).

¥ Auflšsen.

¥ Trennung durch Extraktion (aufgrund unterschiedlicher Lšslichkeit in den bei- den nicht mischbaren Lšsungsmitteln SalpetersŠure und Tributylphosphat) - Abtrennung von Spaltprodukten und Pu erklŠren.

b

¥ Verglasen der Spaltprodukte.

a Die Entstehung von 239Pu aus 238U wird von der Gruppe 2 erklŠrt.

b ErklŠrung im Text vorkommender Begriffe:

¥Zircaloy: Zirkonium-Zinn-Legierung, die wegen ihrer geringen Neutronenabsorption und hohen Korrosions- und WŠrmebestŠndigkeit im Reaktorbau verwendet wird.

¥Nitratlšsung: Beim Auflšsen der Brennelemente in SalpetersŠure bilden sich aus den darin enthal- tenen Metalloxiden (z. B. Urandioxid UO2) die entsprechenden Nitrate (z. B. Uranylnitrat UO2(NO3)2).

¥ ãwird das Plutonium von der vierwertigen zur dreiwertigen Stufe reduziertÒ: Pu4+- Ionen werden durch Reaktion mit einem sog. Reduktionsmittel in Pu3+-Ionen umgewandelt.

¥ãals Oxalat ausgefŠlltÒ: Durch Zugabe von OxalsŠure in eine feste, unlšsliche Verbindung Ÿber- gefŸhrt.

¥calcinieren: erhitzen, brennen (wie z. B. von Ton oder Kalk)

¥kritische Masse: Vgl. PrŠsentation der Gruppe 4.

(2)

Puzzle Kernenergie: Thema Nr. 1 Seite 2

Neue ZŸrcher Zeitung FORSCHUNG UND TECHNIK Mittwoch, 09.02.1994

Die Schliessung des nuklearen Brennstoffkreislaufs

Erfolgreiche Wiederaufarbeitung in La Hague

Mit der Wiederaufarbeitung von abgebranntem Kernbrennstoff erfŸllt man gleich zwei aktuelle škologische Forderungen. Einmal kann dabei der noch nutz- bare, aus Uran und Plutonium bestehende Anteil zurŸckgewonnen und rezykliert werden, was Ressourcen einspart und die Umwelt schont. Zudem werden die ra- dioaktiven Spaltprodukte des Urans auf sichere Weise in Glasblšcken immobili- siert und von der BiosphŠre isoliert.

Uran, Plutonium und Spaltprodukte

tr. Der ursprŸnglich aus Uranoxid beste- hende Leichtwasser-Reaktorbrennstoff enthŠlt nach dem Abbrand im Reaktor immer noch 96 Prozent Uran sowie 1 Prozent Plutonium und 3 Prozent Spaltprodukte. Die beiden er- sten Elemente kšnnen als Energierohstoffe zu- rŸckgewonnen werden. Das Verfahren zur Wiederaufarbeitung ist einfach: die abge- brannten Brennelemente werden zerhackt, in SŠure aufgelšst und anschliessend in drei Komponenten aufgetrennt: Uran, Plutonium sowie die bei der Uranfission entstehenden Spaltprodukte.

Das bei der Wiederaufarbeitung gewonnene Uran besteht gršsstenteils aus dem Isotop 238U, enthŠlt aber noch etwa 1 Prozent des fissilen Isotops 235U. Dazu kommt das beim Reaktor- betrieb aus dem Uranisotop 238U entstandene, ebenfalls fissile Plutonium 239Pu. Beide Ele- mente liegen in oxidischer Form vor. Nach ih- rer getrennten Aufbereitung wird das ÇMOXÈ genannte Mischoxid (Mixed oxides) mit 5 bis 7 Prozent Plutonium zubereitet. MOX hat ge- nau dieselben Eigenschaften wie auf 3,5 Pro- zent 235U angereichertes Uran; es wird als voll- wertiger Reaktorbrennstoff eingesetzt.

...

Wesentlich effizienter ist das neue Konzept der trockenen Entladung in einer besonderen Betonzelle. Dort werden die Brennelemente herausgehoben und in einem wassergefŸllten Becken von 250 bis 350ʼC auf 60ʼC vorge- kŸhlt. Gleichzeitig erfolgt eine Kontrolle der Dichtigkeit der Zircaloy-HŸllrohre. Seit Be- ginn des Betriebes in La Hague wurde bei ins- gesamt 17Ê000 BrennstoffstŠben noch keine einzige Leckage gefunden. Danach erfolgt der Transfer in die Lagerbecken.

Die KapazitŠt der je 20 mal 80Êm messen- den, mit Edelstahl ausgeschlagenen Lagerbek- ken von La Hague betrŠgt gesamthaft 14Ê400 Tonnen Brennstoff, zurzeit sind dort etwa 10Ê000 Tonnen eingelagert. Jedes Becken ent- hŠlt 30Ê000 Kubikmeter stŠndig durch Ionen- austauscher zirkulierendes, ultrareines Wasser.

Darin lŠsst man den Brennstoff radiologisch und thermisch drei bis fŸnf Jahre lang abkŸh- len, wobei die kurzlebigen, also besonders in- tensiv strahlenden Isotope zerfallen. Die Bek- ken mit ihren 2,5Êm dicken BetonwŠnden ru- hen auf Gummikissen und widerstehen einem Erdbeben der MSK-Klasse 8.

Zerlegung und Auflšsung

Die eigentliche Wiederaufarbeitung erfolgt in einer voll automatisierten, von einem zen- tralen Kontrollraum fernbedienten Anlage, wo stets etwa 30 Operateure von ihrem Terminal aus in den Ablauf der Prozesse eingreifen und auch 80 Prozent der Wartungsarbeiten Ÿber Roboter und Fernmanipulatoren direkt in den ÇheissenÈ Zellen durchfŸhren kšnnen. In den restlichen FŠllen wird die zu wartende Einheit Ÿber die Decke herausgezogen, dekontami- niert und dann manuell repariert. Solche Zel- len sind aus schwerem Barytbeton gebaut, der die gesamte Strahlung absorbiert; die dort ab- laufenden VorgŠnge kšnnen Ÿber 1,2Êm dicke, plangeschliffene Bleiglasfenster beobachtet werden.

Die genŸgend lang gelagerten Brennele- mente werden weiterhin unter Wasser auf einen Fšrderwagen geladen, der durch einen Kanal zur Zerlegezelle fŠhrt. Dort werden die Bren- nelemente von einer hydraulisch angetriebe- nen BŸndelschere mit horizontal bewegtem Messer in 30Êmm lange StŸcke zerhackt und in den Auflšser transferiert. Sie fallen schub- weise in eine der Zellen eines schrittweise ro- tierenden Schaufelrads, das sie innerhalb zwei- er Stunden durch konzentrierte, auf 95ʼC er-

(3)

Puzzle Kernenergie: Thema Nr. 1 Seite 3

hitzte SalpetersŠure zieht. Dabei lšst sich der abgebrannte Brennstoff vollstŠndig auf, wŠh- rend die Zircaloy-HŸllen zurŸckbleiben.

Aus der Nitratlšsung mit einer Konzentra- tion von 250Êg Uran pro Liter werden in einer Solventextraktionsanlage mit pulsierten Ko- lonnen nach dem Purex-Verfahren Uran und Plutonium zusammen in das organische Lš- sungsmittel Tributylphosphat ŸbergefŸhrt.

Durch Dekantieren wird die organische Schwermetallšsung von der wŠsserigen Lš- sung der Spaltprodukte abgetrennt. Letztere wird in gekŸhlten BehŠltern mit einem Fas- sungsvermšgen von 120 Kubikmetern ein bis zwei Jahre lang zwischengelagert.

In der organischen Phase wird das Plutoni- um von der vierwertigen zur dreiwertigen Stu- fe reduziert, die in Tributylphosphat unlšslich ist; so kann das Plutonium selektiv in eine sal- petersaure Lšsung ŸbergefŸhrt werden. Durch weitere Solventextraktionsschritte wird das Plutonium auf eine extrem hohe Reinheit ge- bracht; der Gehalt an Verunreinigungen be- trŠgt lediglich 1Êppm. Schliesslich wird es als Oxalat ausgefŠllt, das man zu Plutoniumdioxid calciniert.

Anschliessend wird Uranylnitrat aus der

organischen Phase extrahiert, gereinigt und in gelšster Form bei einer Konzentration von 400Êg Uran pro Liter den Brennelemente- Produktionsanlagen der Kunden zugefŸhrt.

Die Geometrie aller Uran und Plutonium ver- arbeitenden Anlageteile ist so ausgelegt, dass eine kritische Masse unter keinen UmstŠnden erreicht werden kann. Dies wŸrde ja zum

†berhitzen und unkontrollierten Schmelzen des Materials fŸhren.

Verglasen der Spaltprodukte

Die Nitratlšsung der Spaltprodukte wird eingedampft und calciniert. Das so erhaltene, aus Oxiden bestehende Pulver wird mit Boro- silicat-Glasfritte im VerhŠltnis 80:1 vermischt und bei 1100ʼC eingeschmolzen. Nach einer 12 Stunden dauernden Homogenisierung sind die radioaktiven Metalloxide in die Glasmatrix eingebaut. Nach dem Giessen in 1,3Êm hohe EdelstahlbehŠlter mit einem Durchmesser von 430Êmm und einer KapazitŠt von 400Êkg, er- starrt die Schmelze zu einem Ÿber Zehntau- sende von Jahren stabilen und wasserunlšsli- chen Glas. Schon nach tausend Jahren ist je- doch die AktivitŠt auf den Pegel gewšhnlichen Uranerzes abgeklungen.

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Puzzle Kernenergie - Thema Nr. 2:

Brutreaktoren

Arbeitsauftrag fŸr die Expertengruppe

Sie sollen mit Hilfe des beiliegenden Textes das Thema so vorbereiten, dass Sie es in den Unterrichtsgruppen Ihren Kollegen innert 10 Minuten prŠsentieren und erklŠren kšnnen. Gehen Sie wie folgt vor:

1.) Einzelarbeit: LektŸre des Textes im Buch von Seite 164, zweitletzter Absatz (ãEin Leichtwasserreaktor findet ...Ò) bis Seite 166 - ohne letzten Absatz (ãWeg des KernbrennstoffsÒ), inkl. Abb. B9 und B 10.

2.) Gruppenarbeit: Vorbereitung der PrŠsentation.

¥ Die PrŠsentation soll die untenstehenden Inhalte umfassen. Stellen Sie sicher, dass alle Gruppenmitglieder sie verstanden haben und erklŠren kšnnen.

¥ Besprechen Sie die Ergebnisse mit mir.

¥ Beziehen Sie das Buch in die PrŠsentation ein; verweisen Sie auf die entspre- chenden Abbildungen und Texte.

Inhalt der PrŠsentation:

¥ Was Brutreaktoren sind und welchen Vorteil sie bieten.

¥ Mšgliche Brutreaktionen (

238

U zu

239

Pu,

232

Th zu

233

U).

¥ Funktionsweise eines schnellen BrŸters. Unterschiede zum Leichtwasserreaktor er- klŠren und begrŸnden (inkl.: schnelle Neutronen, kein Moderator, Brennstoffzu- sammensetzung, KŸhlmittel

a,

zusŠtzlicher WŠrmetauscher).

¥ Es gibt weltweit nur wenige Brutreaktoren, und die BrŸtertechnologie wird zur Zeit kaum weiterentwickelt. Welche GrŸnde (technische, wirtschaftliche, politische) kšnnte das haben?

a Als KŸhlmittel wŠhlt man Natrium wegen seiner schwachen Moderationswirkung und geringen Nei- gung zum Einfangen von Neutronen.

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Puzzle Kernenergie - Thema Nr. 3:

Kernfusion

Arbeitsauftrag fŸr die Expertengruppe

Sie sollen mit Hilfe des beiliegenden Textes das Thema so vorbereiten, dass Sie es in den Unterrichtsgruppen Ihren Kollegen innert 10 Minuten prŠsentieren und erklŠren kšnnen. Gehen Sie wie folgt vor:

1.) Einzelarbeit: LektŸre des Textes

a

und Studium der Abbildung B1 im Buch auf Seite 167).

2.) Gruppenarbeit: Vorbereitung der PrŠsentation.

¥ Die PrŠsentation soll die untenstehenden Inhalte umfassen. Stellen Sie sicher, dass alle Gruppenmitglieder sie verstanden haben und erklŠren kšnnen.

¥ Besprechen Sie die Ergebnisse mit mir.

¥ Erstellen Sie gemeinsam ein Blatt (1 Seite A4, nicht mehr!), das Sie den Teil- nehmern der Unterrichtsgruppen abgeben und das Sie in die PrŠsentation ein- beziehen. Es darf auch Abbildungen aus dem Text enthalten und Verweise auf das Buch (Seite 167). Geben Sie es mir zur Begutachtung und zum Kopieren.

Inhalt der PrŠsentation:

¥ Fusion von

2

H (Deuterium, schwerer Wasserstoff) zu

4

He:

¥ Reaktionsgleichung

¥ freigesetzte Energie (in MJ/kg)

¥ Vergleich mit der Energie, die bei der Verbrennung schweren Wasserstoffs frei wŸrde

b

.

¥ ZŸndtemperatur (inkl. BegrŸndung, warum eine so hohe Temperatur nštig ist).

¥ Wo Kernfusion stattfindet: Sterne (z. B. Sonne), H-Bombe, vielleicht einmal in zu- kŸnftigen Fusionsreaktoren.

¥ Prinzip eines Fusionsreaktors, insbesondere wie man das Plasma einschliesst (von den ReaktorwŠnden fernhŠlt) und aufheizt.

¥ Falls die Energieerzeugung mit Fusionsreaktoren je gelingen sollte: Woher der

"Brennstoff" kŠme und wie es um dessen VorrŠte steht

c

.

a Im Text werden fŸr die Energie zwei nicht dem SI-System entsprechende Einheiten verwendet:

Kilowattstunde (1 kWh = 3.6 MJ) und Elektronenvolt (1 eV = 1.60×10-19 J = 95.8 kJ/mol).

Der Text entstammt dem Buch ãMaterie in Raum und ZeitÒ von Sexl, Raab & Streeruwitz, ISBN 3-7941- 4041-9, S. 81/82.

b Verbrennungsenergie von Wasserstoff: Buch Seite 11 Abb. B1.

c Dazu ein Beispiel: Wieviele g 2H enthŠlt ein Liter Wasser? (HŠufigkeit von 2H: vgl. Nuklidkarte Buch Sei- te 313).

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Puzzle Kernenergie: Thema Nr. 3 Seite 2

Die Kernfusion

Bei der Bildung von einem Kilogramm Helium durch Fusion von Deuteriumkernen 2H nach der Reaktion

2H + 2H ®4He

wird eine Energie von rund 200 Millionen Kilowattstunden frei. Die Bindungsenergie des Heliums ist nŠmlich we- sentlich gršsser als diejenige des Deuteriums. Um die beiden Deuteriumkerne zu einem Heliumkern zu vereinen, muss man allerdings die wechselseitige elektrostatische Abstossung Ÿberwinden und die beiden Atomkerne einander so nahe bringen, dass die kurzreichweitigen KernkrŠfte wirksam werden. Dazu schiesst man die Kerne mit hoher Energie aufeinander. Sobald die Kerne einander bis auf die Reichweite der KernkrŠfte nahegekommen sind, setzt die Kernverschmelzung ein, und die Bindungsenergie wird nach aussen abgegeben.

Um die Kerne mit hinreichender Energie aufeinander treffen zu lassen, kann man sie mit grossen Beschleunigungsmaschinen gegeneinander schiessen. Mit dieser Methode war es mšglich, Fusionsreaktionen an einzelnen Kernen genau auszumessen. Dabei ist die Energieausbeute jedoch wesentlich geringer als der Energieaufwand fŸr die Beschleuni- gungsmaschinen. Es mŸssen nŠmlich sehr viele Teilchen beschleu- nigt werden, um einige wenige Treffer zu erzielen, bei denen es tatsŠchlich zur Verschmelzung kommt.

Wir kšnnen aber die Kernfusion auch durch eine entsprechend hohe thermische Bewegung der Deuteriumkerne herbeifŸhren. Sobald die Energie einzelner thermischer Stšsse hinreicht, um die elektrosta- tische Abstossung zu Ÿberwinden, setzt die Kernverschmelzung ein.

Die erforderlichen Energien betragen einige MeV. Dies entspricht der mittleren thermischen Energie von Teilchen bei einer Temperatur von 1010 K. Allerdings weist auch bei geringerer Temperatur immer ein kleiner Prozentsatz der Teilchen eine thermische Energie auf, die wesentlich Ÿber der mittleren Energie liegt. So findet man schon bei einer Temperatur von 108 K einen gengenden Anteil von Deute- riumkernen mit Energien, die zur Kernfusion ausreichen. Bei der

Wasserstoffbombe erzielt man diese hohe Temperatur, indem man zunŠchst eine Uranbombe zŸndet. So werden fŸr kurze Zeit die zur Kernfusion notwendigen Voraussetzungen geschaffen. Auch im Innern der Sonne und der anderen Sterne finden thermonukleare VorgŠnge statt, wobei die freiwerdende Energie die erforderliche Temperatur aufrecht erhŠlt.

Viel schwieriger ist es, die Kernfusion unter Laboratoriumsbedingungen kontrolliert durchzufŸhren. Dazu ist es erfor- derlich, Deuterium - oder andere Elemente geringer Massenzahl - auf viele Millionen Kelvin zu erhitzen. Bei dieser Temperatur werden die Elektronen durch Stšsse von den Atomkernen losgelšst. Es entsteht ein Plasma aus Kernen und Elektronen. Es ist nicht mšglich, dieses Plasma in irgendeinem BehŠlter aufzubewahren, da es entweder die Ge- fŠsswŠnde zerstšrt oder an den massiven GefŠsswŠnden rasch abkŸhlt.

Um das Plasma von den WŠnden fernzuhalten, bedient man sich des Pinch-Effekts. Weil sich parallele Stršme anzie- hen, schnŸrt sich ein stromdurchflossenes Plasma in einem zylindrischen Rohr von selbst ein. Je gršsser der Strom im Plasma ist, desto stŠrker ist auch die EinschnŸrung der PlasmasŠule, die sich schliesslich von den GefŠsswŠnden ablšst. Der starke Strom heizt das Plasma auch auf und fŸhrt zu den notwendigen hohen Temperaturen. Am ein- fachsten lŠsst sich der Plasmastrom erzeugen, wenn die PlasmasŠule die SekundŠrwicklung eines Transformators bil- det.

Anlagen zur Kernfusion wurden bereits in zahlreichen Varianten erprobt, ohne dass es bisher zu einem entscheidenden technischen Durchbruch gekommen ist. Ein wesentlicher Grund dafŸr liegt in der notwendigen Gršsse von Fusion- sanlagen. Sie kšnnen nicht als kleine Modelle ausgefŸhrt werden, weil stets eine Mindestmenge von Deuterium oder anderer Substanzen erforderlich ist, um eine ausreichende Reaktionswahrscheinlichkeit zu gewŠhrleisten. Jedes Ver- suchsprojekt erfordert Milliardenaufwand und stellt ein dementsprechend grosses finanzielles Risiko dar. Deshalb ist es notwendig, die Anstrengungen mehrerer LŠnder zu koordinieren und Grossprojekte wie z. B. das europische JET- Projekt durchzufŸhren. Trotzdem hofft man mit Hilfe von Fusionsreaktoren die Energieprobleme der Menschheit lšsen zu kšnnen, denn der Vorrat von Deuterium im Wasser der Weltmeere ist fast unerschšpflich.

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Puzzle Kernenergie - Thema Nr. 4:

Kernwaffen

Arbeitsauftrag fŸr die Expertengruppe

Sie sollen mit Hilfe des beiliegenden Textes das Thema so vorbereiten, dass Sie es in den Unterrichtsgruppen Ihren Kollegen innert 10 Minuten prŠsentieren und erklŠren kšnnen. Gehen Sie wie folgt vor:

1.) Einzelarbeit: LektŸre des beiliegenden Textes sowie des Textes im Buch auf Seite 167 rechte Spalte.

2.) Gruppenarbeit: Vorbereitung der PrŠsentation.

¥ Die PrŠsentation soll die untenstehenden Inhalte umfassen (die Reihenfolge dŸrfen Sie Šndern). Stellen Sie sicher, dass alle Gruppenmitglieder sie ver- standen haben und erklŠren kšnnen.

¥ Besprechen Sie die Ergebnisse mit mir.

¥ Erstellen Sie gemeinsam ein Blatt (1 Seite A4, nicht mehr!), das Sie den Teil- nehmern der Unterrichtsgruppen abgeben und das Sie in die PrŠsentation ein- beziehen. Es darf auch Abbildungen aus dem Text enthalten und Verweise auf das Buch (Seite 167). Geben Sie es mir zur Begutachtung und zum Kopieren.

Inhalt der PrŠsentation:

¥ Fissionsbombe:

¥ Prinzip (unkontrollierte Kettenreaktion).

¥ Voraussetzung: Spaltstoff isotopenrein (wieso?), kritische Masse.

¥ Technische Realisierung: Kanonenrohr- und Implosionsanordnung.

¥ Wirkungen einer Kernwaffe (vgl. Buch Seite 167 letzter Absatz). Sprengkraft (Bei- spiele)

a

.

¥ Fusionsbombe: Funktionsprinzip

b

.

¥ Wie schwierig ist der Bau einer Kernwaffe?

c

a Zur Angabe der Sprengkraft von Kernwaffen vergleicht man sie mit der Menge TNT (Trinitrotoluol, ei- nem der wirksamsten chemischen Sprengstoffe) in Kilotonnen (1 kt = 106 kg), welche nštig wŠre, um dieselbe Sprengwirkung zu erreichen. Die Ÿber Hiroshima gezŸndete Bombe hatte eine Sprengkraft von 13 kt. - Der Sprengkraft von Fissionsbomben sind Grenzen gesetzt (wieso?). Fusionsbomben (Wasserstoffbomben, vgl. Buch) hingegen kšnnen theoretisch beliebig gross gebaut werden. Die gršsste je gezŸndete Fusionsbombe hatte eine Sprengkraft von 58000 kt; Ÿblich sind einige 100 kt.

b Das Prinzip der Kernfusion ist in der PrŠsentation der 3. Gruppe enthalten. - ErgŠnzungen zum Text im Buch auf Seite 167:

¥ Deuterium (D) = schwerer Wasserstoff (2H); Tritium (T) = Ÿberschwerer Wasserstoff (3H).

¥ Entstehung von Tritium aus Lithium: 6Li + 1n ®4He + 3H.

¥ Fusion von Tritium mit Deuterium: 3H + 2H ®4He + 1n.

c Der Bau einer 239Pu-Bombe ist anspruchsvoller als der einer 235U-Bombe (wieso?). Fusionsbomben sind noch viel schwieriger zu bauen. - Die Gewinnung von reinem 235U ist Šusserst aufwendig (wieso?).

Pu entsteht zwar beim Betrieb jedes Kernreaktors, aber als fŸr die Waffenproduktion untaugliches Iso- topengemisch. GenŸgend reines 239Pu kann bei gewissen Reaktortypen in den ersten Wochen nach dem Einsatz neuer BrennstŠbe aus diesen extrahiert werden.

(8)

Puzzle Kernenergie: Thema Nr. 4 Seite 2

Neue ZŸrcher Zeitung FORSCHUNG UND TECHNIK Mittwoch, 12.07.1995

FŸnfzig Jahre Kernwaffen

Explosion des ersten nuklearen Sprengkšrpers am 16.ÊJuli 1945

Der erste Test eines nuklearen Sprengkšrpers wurde vor fŸnfzig Jahren im Norden des Alamogordo Bombing Range in New Mexico durchgefŸhrt. Es handelte sich um ei- ne Plutonium-Hohlkugel, die mit symmetrisch angeordneten Sprengstofflinsen zu einer Ÿberkritischen Masse komprimiert wurde. Die Sprengkraft entsprach derjenigen von 20Ê000 Tonnen TNT. Ein Šhnlicher Sprengkšrper zerstšrte wenig spŠter die Stadt Nagasaki.

...

Die ÇUranspaltungÈ

Aus einem 235U-Kern werden bei der Spal- tung 3,2.10-11 Joule (200 MeV) frei, und zwar in der Form von Druck und Strahlung (WŠr- me, Neutronen, Gamma-Photonen, Spaltpro- dukte). Sehr Šhnlich verhŠlt sich das Plutoni- umisotop 239Pu. Die Reaktion lŠuft innert Šu- sserst kurzer Zeit ab, so dass Temperaturen im Bereich von 15 bis 20 Millionen Grad erreicht werden. Ihre Nutzung in einem Sprengkšrper setzt voraus, dass sich die Spaltreaktion selbst unterhŠlt und lawinenartig anwŠchst. Weil fŸr jede nukleare Fissionsreaktion ein Neutron benštigt wird, mŸssen bei jeder Kernspaltung mehrere Neutronen frei werden, die jeweils weitere Kerne spalten, und so weiter. Dies ist beim Uran-235 und beim Plutonium-239 tat- sŠchlich der Fall. Die Zahl der verfŸgbaren Neutronen schaukelt sich dann exponentiell auf: man spricht von einer unkontrollierten Kettenreaktion.

...

Reines Menschenwerk sind nukleare Fissi- onssprengkšrper. Zu ihrem Bau sind Kilo- grammengen nahezu isotopenreiner Stoffe wie Uran-233, Uran-235 oder Plutonium-239 erforderlich, die sich unter keinen UmstŠnden in der Natur spontan ansammeln kšnnen. Der am 16.ÊJuli 1945 in New Mexico zur Detona- tion gebrachte, aus Plutonium bestehende Sprengsatz war demgemŠss etwas absolut Neues, wofŸr es keine Vorbilder in der Natur gibt. Von der damals eingesetzten Masse von mindestens 11 kg Plutonium wurde etwa 1Êkg gespalten; dabei wurde nach Einsteins be- rŸhmter Beziehung zwischen Energie und Masse 1 Gramm Materie in Energie umge- wandelt.

Das Laboratorium in Los Alamos

Die Geschichte des amerikanischen Kern- waffenprogramms ist ausserordentlich gut do- kumentiert, und es wurde zu diesem Thema eine ganze Bibliothek von BŸchern und Me- moiren publiziert. Es sei darum nur daran erinnert, dass die nach Hitlers MachtŸber- nahme in die USA emigrierten ungarischen Physiker Leo Szilard und Eugene Wigner in hšchstem Mass darŸber besorgt waren, dass die deutschen Wissenschafter mšglicherweise daran waren, fŸr die Nazis eine Kernwaffe zu entwickeln. Es gelang ihnen, Albert Einstein in Princeton zum Verfassen eines Briefes an den damaligen amerikanischen PrŠsidenten Roosevelt zu bewegen.

Dies brachte den Stein bzw. das ÇMan- hattan ProjectÈ ins Rollen: unter der Leitung von Robert Oppenheimer wurde 1942 in Los Alamos, nordwestlich von Santa Fe (New Me- xico), ein Komplex von Forschungslaborato- rien aus dem Boden gestampft, in welche etwa tausend der besten Physiker, Chemiker und Mathematiker ihrer Zeit ÇabkommandiertÈ wurden. Parallel wurden dort gleich zwei ganz verschiedenartige Kernwaffen entwickelt, auf der Basis von Uran-235 beziehungsweise von Plutonium-239. Zur Gewinnung des fissilen Urans diente die riesige Isotopen-Trennanlage von Oak Ridge (Tennessee), wŠhrend das Plu- tonium in den graphitmoderierten Reaktoren von Hanford im Staat Washington produziert wurde. Beides waren vollstŠndig neuartige Anlagen, die im Rahmen des Bombenpro- gramms von Grund auf neu entwickelt werden mussten.

Um eine militŠrisch operationelle Waffe zu bauen, wurde bei Albuquerque, 100 km sŸd- lich von Los Alamos, ein weiteres Laboratori- um mit Hunderten von Physikern und Inge- nieuren eingerichtet. Es war die ÇZ-DivisionÈ,

(9)

Puzzle Kernenergie: Thema Nr. 4 Seite 3

die nach dem Krieg zum Sandia National La- boratory wurde. Zeitweise arbeiteten Ÿber die ganzen USA verteilt insgesamt bis zu 120Ê000 Menschen am sogenannten ÇManhattan Pro- jectÈ. Das Ziel wurde innert nur 28 Monaten erreicht, doch bei schwindelerregenden Ko- sten: sie betrugen 2 Milliarden (damalige) Dollars.

Das Problem der kritischen Masse

Die bei Kernwaffen erwŸnschte unkontrol- lierte Kettenreaktion lŠuft in weniger als einer Millionstelsekunde ab. Dabei entstehen 50 bis 60 Neutronengenerationen, wobei die letzten zehn fŸr den Energieauswurf massgebend sind. Ein Teil der Fissionsneutronen geht un- vermeidlicherweise nach aussen verloren und ist nicht fŸr weitere Kernspaltungen verfŸg- bar. Es gibt darum eine minimale Masse, die fŸr eine selbsterhaltende Kettenreaktion er- forderlich ist. Diese Materialkonstante be- zeichnet man als kritische Masse: sie betrŠgt beim Uran-235 48 kg, beim Plutonium-239 11 kg. Um eine nukleare Explosion auszulš- sen, muss der Spaltstoff schlagartig von einer unterkritischen in eine Ÿberkritische Konfigu- ration gebracht werden.

Beim Uran war das einfach: Man wŠhlte die sogenannte Kanonenrohr-Anordnung, bei welcher mit konventionellem Sprengstoff zwei gleiche Halbkugeln aufeinander oder ein Zy- linder in eine Kugel geschossen wurden. Man war so sicher, dass dieses System funktionie- ren wŸrde, dass die ÇLittle BoyÈ genannte Uranbombe ohne Vorversuch am 6.ÊAugust 1945 Ÿber der japanischen Stadt Hiroshima abgeworfen wurde. Sehr viel schwieriger er- wies sich der Bau der Plutoniumwaffe. Im Re- aktor entstand nŠmlich unter den Bedingun- gen des schnellen Abbrands nicht nur das ge- wŸnschte fissile Isotop 239Pu, sondern auch das Isotop 240Pu. Es hat die unangenehme Eigen- schaft der Spontanspaltung: das heisst, dass ein solcher Atomkern spontan und unter Neutronenemission in zwei Teile zerfallen kann. Man fŸrchtete, dass diese Neutronen ei- ne FrŸhzŸndung des Plutoniums-239 auslšsen wŸrden, lange vor Erreichen der kritischen Masse. Das Ergebnis wŠre eine blosse Verpuf- fung mit minimaler Sprengwirkung gewesen.

Dieser Effekt liess sich rein rechnerisch nicht genŸgend genau voraussagen. Immerhin war es klar, dass die Kanonenrohr-Anordnung versagen wŸrde: man brauchte ein Verfahren, das viel schneller zur kritischen Masse fŸhrte.

GewŠhlt wurde schliesslich das Implosi- onsprinzip: eine leicht unterkritische Hohlku- gel wird mit allseits angeordneten Linsen aus konventionellem Sprengstoff so weit kompri- miert, dass der Ÿberkritische Zustand erreicht

wird. Dies setzt eine streng synchrone ZŸn- dung und eine perfekt symmetrische Kom- pression der Kugel voraus. Schon geringe Abweichungen fŸhren zu einer asymmetri- schen Verformung, die nukleare ZŸndung findet nicht statt.

Die Testexplosion

NatŸrlich konnte man beim operationellen Einsatz der Waffe eine FehlzŸndung unter keinen UmstŠnden tolerieren. Auch Ÿber die Sprengkraft und die Wirkungen einer nuklea- ren Explosion (Hitze, Schockwelle, Strahlung, Fallout) musste Klarheit gewonnen werden.

Oppenheimer gab darum schweren Herzens die Einwilligung zu einer Testexplosion, wo- bei man die HŠlfte des damals verfŸgbaren Plutoniums opfern musste. Als Standort wur- de der Trinity Site gewŠhlt, im Jornata del Muerto genannten Nordteil des Bomber- ZielgelŠndes von Alamogordo in New Mexi- co, 320 km sŸdlich von Los Alamos.

...

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