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Funktionales Programmieren Teil 10 Carl Philipp Reh

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Academic year: 2021

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(1)

Funktionales Programmieren

Teil 10

Carl Philipp Reh

Universit¨at Siegen

23. Juli 2020

(2)

Domains f¨ ur rekursive Data-Deklarationen

Wir m¨ ussen nun noch rekursiven Data-Deklarationen und

Data-Deklarationen mit Typparametern Domains zuordnen. Diese Konstruktionen sind mathematisch sehr aufw¨ andig und k¨ onnen hier leider nur angedeutet werden.

Betrachten wir wieder

d a t a Nat = Z e r o | S u c c Nat Dies f¨ uhrt zu der Gleichung

D(Nat) = {Zero}

⊕ ({Succ} × D(Nat))

. Ahnlich wie bei rekursiv definierten Funktionen l¨ ¨ osen wir diese Gleichung, indem wir nach einem Fixpunkt suchen. Wir fangen mit {⊥} f¨ ur D(Nat) an und wenden dann wiederholt die folgende Operation an:

λD.{Zero} ⊕ ({Succ} × D)

(3)

Domains f¨ ur rekursive Data-Deklarationen

Wie bei D(Bool) lassen wir wieder die Tags weg. Im ersten Schritt erhalten wir also

{Zero}

⊕ ({Succ} × {⊥})

= {⊥, Zero, (Succ, ⊥)}

Setzen wir dies wieder ein, erhalten wir

{Zero}

⊕ ({Succ} × {⊥, Zero, (Succ, ⊥)})

= {⊥, Zero, (Succ, ⊥), (Succ, Zero), (Succ, (Succ, ⊥))}

Grafisch ergibt sich folgende Ordnung:

Zero (Succ, ⊥)

(Succ, Zero) (Succ, (Succ, ⊥))

(4)

Domains f¨ ur rekursive Data-Deklarationen

Wir schreiben nun Succ

n

(x) statt (Succ, · · · (Succ,

| {z }

nmal (Succ,

x ) · · · )

| {z }

nmal )

f¨ ur

n ∈ N . Jedes Succ

i

(Zero) f¨ ur i ∈ N kann man einfach ¨ uber ein Haskell-Programm erzeugen, das i mal S u c c auf Z e r o anwendet.

Ebenso kann man einfach Succ

i

(⊥) erzeugen. Wir k¨ onnen allerdings noch einen weiteren Wert erzeugen. Betrachten wir:

inf :: Nat inf = S u c c inf

Die Semantik von inf kann nicht gleich Succ

i

(⊥) f¨ ur ein i ∈ N

sein, weil man es i + 1 mal auf S u c c matchen kann. Wir

ben¨ otigen also noch einen weiteren Wert Succ

(⊥), der f¨ ur

unendlich viele Anwendungen von Succ steht.

(5)

Domains f¨ ur rekursive Data-Deklarationen

Grafisch ergibt sich also folgender Domain:

Zero Succ(⊥)

Succ(Zero) Succ

2

(⊥) Succ

2

(Zero) . . .

Succ

i

(⊥) Succ

i

(Zero) . . .

Succ

(⊥)

(6)

Domains f¨ ur Data-Deklarationen mit Parametern

Betrachten wir als Beispiel wieder

d a t a L i s t a = Nil | C o n s a ( L i s t a )

F¨ ur einen konkreten Typ t w¨ ahlen wir dann D(List(t)) als den kleinsten Fixpunkt von der Operation

λD.{Nil}

⊕ ({Cons} × D(t) × D)

.

Ein Wert, der den Typ L i s t a hat, wobei a eine Typvariable ist, hat auch den Typ L i s t t f¨ ur alle Typen t. Solch ein Wert ist zum Beispiel Nil . Wir w¨ ahlen daher

D(List(a)) = \

{D(List(t)) | t ist ein Typ}.

Welche Typen es gibt, h¨ angt allerdings davon ab, welche

Data-Deklarationen in einem Programm vorkommen.

(7)

Domain eines Programms

Zu n ∈ N sei Con

n

die Menge aller n-stelligen Wertkonstruktoren, die in einem Programm vorkommen. Dann sei

Functions = [Dom → Dom]

und Constructors

n

= (Con

n

× Dom

n

)

f¨ ur n ∈ N,

wobei wir f¨ ur den Domain Dom des Programms die kleinste Menge nehmen, die folgende Gleichung erf¨ ullt:

Dom = Z

⊕ Functions ⊕ Constructors

0

⊕ Constructors

1

⊕ . . . Diese Menge enth¨ alt auch nicht typkorrekte Werte wie

(Succ, True), die wegen Typ¨ uberpr¨ ufung zur Laufzeit nicht vorkommen k¨ onnen.

Einige Funktionen, die wir f¨ ur die Semantik brauchen, werden der

Einfachheit halber den Domain des Programms als Definitions-

bzw. Zielbereich haben.

(8)

Syntax von Haskell

Um formal die Semantik eines Haskell-Programms festzulegen, m¨ ussen wir zun¨ achst definieren, welche Syntax wir erlauben. Wir werden hierbei einige Einschr¨ ankungen vornehmen, die allerdings keine wirklichen Einschr¨ ankungen sind, da man alle anderen Haskell-Programme in unsere erlaubte Syntax ¨ ubersetzen kann.

Der Einfachheit nehmen wir an, dass ein Haskell-Programm aus Deklarationen folgender Form besteht:

decl → var = exp

Hier steht var f¨ ur alle Variablennamen. Die Menge aller Variablen bezeichnen wir mit Var.

Beispiele f¨ ur solche Deklarationen sind x = 5 und

f = \ x - > \ y - > x + y.

(9)

Syntax von Haskell

Die erlaubten Ausdr¨ ucke, die wir mit Exp bezeichnen, sind durch folgende Grammatik gegeben:

exp → var

| constr

| integer

| (exp exp)

| let var = exp in exp

| \var −> exp

| case exp of {pat −> exp ; . . . ; pat −> exp}

Hierbei erkennt constr alle Wertkonstruktornamen, also die Elemente aus allen Con

n

f¨ ur n ∈ N , und integer alle ganzen Zahlen. Die Grammatik f¨ ur pat ist

pat → constr var . . . var

(10)

Syntax von Haskell

(exp exp) ist die Applikation, also das Anwenden eines Parameters auf eine Funktion. Wir haben meistens die Klammern weggelassen, da vereinbart wird, dass man statt (· · · (e

1

e

2

) · · · e

n

) auch e

1

· · · e

n

schreiben darf.

Operatoren behandeln wir wie folgt: Statt die Infixschreibweise wie 2 + 5 zu verwenden, muss man die Pr¨ afixschreibweise

( ( ( + ) 2) 5) verwenden. Hierbei ist (+) eine bereits bekannte Variable mit vordefinierter Semantik.

Statt Case-Ausdr¨ ucke einzur¨ ucken, m¨ ussen wir {, } und ; verwenden. Zum Beispiel steht

c a s e e of { [] - > 0 ; x : xs - > 1 } f¨ ur

c a s e e of

[] - > 0

x : xs - > 1

(11)

Umgebung

Wir nennen eine partielle Funktion η : Var → Dom eine

Umgebung. Wir gehen davon aus, dass gewisse Operationen wie + in jeder Umgebung eingetragen sind, also zum Beispiel soll gelten,

dass η((+)) = f

+

, wobei f

+

: Dom → Dom → Dom mit

f

+

(x)(y) =

( x + y falls x , y ∈ Z ,

⊥ sonst.

Die Konkatenation zweier Umgebungen η

1

und η

2

ist (η

1

4 η

2

) : Var → Dom mit

1

4 η

2

)(x) =

( η

2

(x) falls η

2

(x) definiert ist, η

1

(x) sonst.

Das heißt, dass η

2

Eintr¨ age in η

1

¨ uberschreibt.

(12)

Freie Variablen

Wir k¨ onnen einem Ausdruck nur eine Semantik zuordnen, wenn wir bereits eine Semantik f¨ ur alle in ihm frei vorkommenden Variablen haben. Wir definieren dazu die Funktion free : Exp → 2

Var

mit

free(x) = {x} f¨ ur x ∈ Var, free(C) = ∅ f¨ ur C ∈ Con

n

, n ∈ N ,

free(i) = ∅ f¨ ur i ∈ Z , free((e

1

e

2

)) = free(e

1

) ∪ free(e

2

),

free(let x = e

1

in e

2

) = (free(e

1

) ∪ free(e

2

)) \ {x}, free(\x −> e) = free(e) \ {x}.

F¨ ur e = case e

0

of {p

1

−> e

1

; · · · ; p

n

−> e

n

} nehmen wir free(e ) = free(e

0

) ∪ [

{free(e

i

) \ free(p

i

)) | 1 ≤ i ≤ n}.

Die freien Variablen eines Patterns p = C x

1

. . . x

n

sind

Abbildung

Grafisch ergibt sich folgende Ordnung:
Grafisch ergibt sich also folgender Domain:

Referenzen

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