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Insektenbestäubung im geschützten Erdbeeranbau

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Academic year: 2022

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Insektenbestäubung im geschützten Erdbeeranbau

Im Lehr- und Beispielbetrieb Deutenkofen wurde Anfang Mai 2011 in einem Wandertunnel ein Feldversuch durchgeführt, der die Wertschöpfung bei Erdbeeren der Sorte «Sonata

®

» im geschützten Anbau mit und ohne Insektenbestäubung demonstrierte. Das Primärziel war

festzustellen, ob bei unterschiedlicher Bestäubungsqualität der Erdbeerblüten auch Unterschiede zwischen Fruchtform, Fruchtbildung und Ernteertrag in den einzelnen Parzellen messbar

beziehungsweise erkennbar waren. Mit einer optimierten Insektenbestäubung konnte die Wertschöpfung deutlich gesteigert werden.

Norbert Taschner, Berater für Bestäubungsmanagement im Erwerbsobstbau, Landshut (D)

taschner@mauerbienen-im-erwerbsobstbau.de

In den vergangenen Jahren hat in Deutschland die Pro- duktion von Erdbeeren im geschützten Anbau stark zu- genommen. Durch die aktuellen Verfrühungstechniken kann die Ernte bereits in der ersten Maiwoche erfolgen.

Die Investitionskosten sind aber nicht unbedeutend, be- tragen im einfachsten Fall bei Wandertunneln etwa 5 bis 12€/m² und gehen bis zu 100€/m² bei neuen Ge- wächshäusern. Diese Kosten belasten natürlich den Be- trieb und verteuern die Produktion. Umso wichtiger ist es, dabei hohe Erträge und eine sehr gute Fruchtqualität zu erzielen. Um dies zu erreichen, ist die Sicherstellung einer ausreichenden Blütenbestäubung im geschützten Anbau eine wichtige Voraussetzung.

Der Feldversuch

Um ein eindeutiges, aussagekräftiges Resultat zu be- kommen, wurde die Parzelle 1 (optimierte Bestäubung) mit einem Moskitonetz eingenetzt (Abb. 1), in dem wäh- rend der Blühphase der Erdbeeren im Durchschnitt im- mer drei bis sechs Weibchen der Roten Mauerbienen (Osmia bicornis)aus eigener Zucht eingesetzt waren. So- mit zeigt diese Parzelle das Ergebnis bei einer gezielten, optimierten Bestäubung auf.

Auch Parzelle 2 wurde eingenetzt, jedoch mit dem Ziel, die Bestäubung der Erdbeerpflanzen durch natürli- che Bestäuberinsekten zu verhindern (Isolierzelt).

Parzelle 3 blieb uneingenetzt und zeigte das Ergebnis einer freien Bestäubung im Wandertunnel mit natürlich vorkommenden Bestäubern auf (natürliche Bestäu- bung). Sie grenzte direkt an Parzelle 2, um einen Ver- gleichswert der Ernteentwicklung innerhalb des Tun-

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nelsystems zu den beiden anderen Parzellen zu bekom- men.

Die Pflanzen wurden während 29 Tagen alle zwei bis drei Tage beerntet. Die insgesamt 3995 Früchte wurden nach Handelsklassen aufgeteilt, gezählt und der Prozent- satz marktfähiger und nicht marktfähiger Früchte nach folgenden Vorgaben bestimmt:

marktfähige Früchte: Klasse Extra (> 25 mm), Klasse 1 (22 – 25 mm)

nicht marktfähig: deformierte, kleine (< 22 mm), fau- le und kranke Früchte

Ausserdem wurden die Früchte einer jeden Klasse ge- wogen und das durchschnittliche Gewicht von 20 Früch- ten ermittelt.

Eindeutige Ergebnisse

Die Erntemengen der Parzelle mit optimierter Bestäu- bung waren rund doppelt so hoch wie in den beiden an- deren Parzellen (Abb. 2). Aber auch bei den Fruchtfor- men und -grössen war ein deutlicher Unterschied zu er- kennen. So war die Anzahl deformierter, nicht marktfä- higer Früchte (Abb. 3) aus dem Isolierzelt um 174% höher als aus der Parzelle mit optimierter Bestäubung.

Das Ergebnis zeigt also eine deutliche Verbesserung des Ernteergebnisses durch Einsatz von Bestäuberin- sekten. Neben einer deutlich höheren Erntemenge wur- de auch eine bessere Fruchtqualität erzielt. Die Kosten für den Einsatz von Bestäuberinsekten im Tunnel und Gewächshaus sind gegenüber der daraus entstehenden Wertschöpfung nahezu unerheblich!

Überzeugende Wertschöpfung

Die Beispielrechnung in Tabelle 1 bezieht sich auf die im Tunnelversuch erwirtschafteten Erntemengen. Dabei wurde der Ernteerfolg der Parzelle 3 (natürliche Bestäu- bung) als Durchschnittsertrag verwendet. Die Wert- schöpfung ergibt sich aus der Differenz zwischen dem

«Ertrag mit optimierter Bestäubung» und dem «Ertrag ohne optimierte (mit natürlicher) Bestäubung».

Welche Bestäuber stehen zur Verfügung?

Die Informationen zu den Bestäuberressourcen in Ta- belle 2 beziehen sich hier nur auf den direkten Einsatz bei Erdbeeren.

Für den Bestäubereinsatz im Wandertunnel und Ge- wächshaus eignen sich besonders die beiden Mauerbie- nenarten Rote Mauerbiene(Osmia bicornis)und die Ge- hörnte Mauerbiene(Osmia cornuta). Je nach Sorte und Blühtermin können diese Mauerbienen zeitgenau ein- gesetzt werden.

Auch Hummeln sind zur Bestäubung im Tunnel ge- eignet. Allerdings können Hummeln bei einer Überflie- gung der Blüten Schäden an den Blütenböden verursa- chen, wodurch sich in der Folge an den Wänden der Ein- zelfrüchte korkartige Flecken bilden könnten.

Honigbienen sind für Wandertunnel weniger geeig- net, da diese mit ihrem grossen Flugradius stark einge- engt werden. Sie eignen sich mehr für das Freiland.

Im Freiland sind alle drei Bestäuberressourcen gut einzusetzen. Falls möglich, sollten Honigbienen zusam- men mit Mauerbienen eingesetzt werden.

Einsatzplanung der Bestäuberressourcen

Grundsätzlich sollte jeder Beeren- und Obstproduzent eine vielfältige Gestaltung der Bestäuberstruktur in sei- nen Anlagen anstreben und damit optimale Vorausset- zungen für eine sichere Bestäubung und den damit ver- bundenen Fruchtansatz bilden.

Ein ausgewogenes Bestäubungsmanagement kann

Schlechtwetterperioden überbrücken

den Erfolg der Blütenbestäubung verbessern

Fruchtqualität und Ernteerträge steigern

natürliche Bestäuberressourcen in den Anlagen nut- zen

Populationen von Bestäuberinsekten aufbauen und stabilisieren

und somit die unterstützende Bestäubungsdienst- leistung im darauf folgenden Jahr weiterführen Unabhängig davon, welcher Bestäuber eingesetzt werden soll, muss die Planung rechtzeitig bereits imWin- ter erfolgen, um eventuell notwendige Reservierungen oder Bestellungen bei Bestäubungsdienstleistern vorzu-

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Bestäuberzelt Isolierzelt

Bestäubung im Tunnel

Bestäubung im Freiland 0

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Gewicht pro Pflanze nicht marktfähig Gewicht pro Pflanze marktfähig

Abb. 2: Erntemen- ge pro Pflanze.

Abb. 1: Bestäuber und Isolierzelt wurden mit einem Moskitonetz so her- gerichtet, dass die Mauerbienen nicht abfliegen bzw. keine Insek- ten eindringen konnten.

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Tab. 1: Hochrechnung der Wertschöpfung.

Erdbeersorte Sonata Sonata

Durchschnittsertrag/ha (t) 17.9 17.9

Vermarktung Direktvermarktung Selberpflücken

Durchschnittspreis/kg () 4.50 2.30

Umsatz/ha () 80 550 41 170

Bestäubungskosten/ha1() 97.00 97.00

Bestäubungskosten % vom Umsatz 0.12 0.24

Ertrag mit optimierter Bestäubung (t)2 30.1 30.1

Ertrag ohne Bestäubung (t)2 15.2 15.2

Ertrag ohne optimierte Bestäubung (t)2 17.9 17.9 Zusatzeinahmen durch optimierte Bestäubung () 54 829 28 024

1Bestäubungskosten beim Einsatz von Mauerbienen

2Hochrechnung bei Pflanzung mit Reihenabstand 100 cm und Pflanzabstand 29 cm = 30 000 Pfl./ha

Tab. 2: Einsatzbereich der Bestäuber.

Einsatzbereich Mauerbienen Hummeln Honigbienen

Wandertunnel +++ ++ +

Gewächshaus +++ ++ ++(+)

Freiland ++ ++ +++

Abb. 3: Deformierte Früchte aus dem Isolierzelt auf- grund fehlender Bestäubung.

nehmen. Beim Einsatz von Mauerbienen ist zu beachten, dass der Bezug von Kokons nur zwischen Oktober und Ende Februar möglich ist. Mit sogenannten Starterpopu- lationen können Sie eigene Mauerbienenpopulationen in Ihren Anlagen aufbauen, die sich bei entsprechender Pflege jedes Jahr vergrössern. Ihr Einsatz kann fast tages- genau durchgeführt werden.

Auch bei Hummeln ist es vorteilhaft, wenn der Ein- satz einige Wochen vorher beim Händler angekündigt wird, damit die Hummelvölker reserviert und zum fest- gelegten Liefertermin verschickt werden können.

Für den Einsatz von Honigbienen fragen Sie am bes- ten bei den örtlichen Imkervereinen nach, ob Bienen- völker zur Verfügung stehen. Klären Sie dabei die Höhe der Bestäubungsprämien.

Bestäubereinsatz hat Zukunft

Der geschützte Anbau von Erdbeeren wird in den nächs- ten Jahren weiter zunehmen. Um die in den ersten Jahren besonders hoch anfallenden Investitionskosten zu amortisieren, müssen gute Ernten erzielt werden. Die aus dieser Untersuchung hervorgehenden Ernteerfolge bei optimierter Blütenbestäubung durch Bienen lässt keinen Zweifel an der Notwendigkeit einer ausreichen- den Bestäubung geschützter Erdbeerkulturen offen. Der enormen Wertschöpfung, die durch ein gezieltes, ausge- wogenes Bestäubungsmanagement erreicht werden kann, stehen nur geringe Einsatzkosten gegenüber.

Weitergehende Informationen unter www.mauerbie- nen-im-erwerbsobstbau.de; Beantwortung von Fragen zum Thema Bestäubungsmanagement: info@mauer-

bienen-im-erwerbsobstbau.de.

R É S U M É

Pollinisation par insectes de cultures de fraises sous abri

La production de fraises sous abri est en forte expansi- on en Allemagne depuis un certain nombre d’années.

Les frais d’investissement nécessaires représentent une charge importante pour les exploitations et ren- chérissent la production. Une récolte abondante de fruits de haute qualité est dès lors indispensable pour garantir la rentabilité.

Un essai de pollinisation des fraises par des abeilles maçonnes (osmies) réalisé cette année dans l’exploita- tion de formation et pilote Deutkofen (D) montre les variations au niveau de la forme des fruits, de la fructi-

fication et de l’abondance de la récolte dans différentes parcelles en fonction de la qualité de la pollinisation.

Sur douze jours de récolte, 3995 fraises au total ont été triées, catégorisées et évaluées. Lorsque la pollinisa- tion était optimale, la valeur ajoutée pouvait atteindre jusqu’à 97.5%. La forme et la taille des fruits pouvaient aussi présenter de très fortes variations. C’est ainsi que dans la tente sans pollinisateurs, le nombre des fruits déformés était de 174% supérieur à celui constaté en présence d’une pollinisation optimale.

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Referenzen

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