• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Aktiv entspannen: Ab in die Stresspause" (25.06.2004)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Aktiv entspannen: Ab in die Stresspause" (25.06.2004)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

J

unge Ärzte, die sich enga- giert dem Aufbau ihrer Praxis widmen, denken zunächst nicht darüber nach, wie sie mit stressigen Situatio- nen umgehen sollten. Doch früher oder später kommt Stress auf. Dabei ist Stress nicht gleich Stress: Positiver Eustress hilft, Herausfor- derungen anzunehmen und zu bewältigen. Negativer Dis- stress hingegen wirkt belastend und führt zu Pessimismus, Antriebsschwäche, Lustlosig- keit und Krankheitsanfällig- keit. Dies sollte einem Arzt eigentlich klar sein. Doch meist sind die Ärzte von dem, was sie ihren Patienten predi- gen, weit entfernt. Dies hängt auch mit dem Selbstbild zu- sammen: „Als ich meine Pra- xis eröffnete“, erinnert sich ein junger Augenarzt aus Schleswig-Holstein, „glaubte ich, die Dauerbelastung ge- hört zum Beruf und muss aus- gehalten werden.“

Stresswahrnehmung ist sub- jektiv. Der erste Schritt zur Ab- hilfe besteht darin, seinen per- sönlichen Belastungssituatio- nen auf die Spur zu kommen, das Problem zu akzeptieren und offen zu kommunizieren.

Oft hilft es bereits, wenn der Arzt über seine Stresssituatio- nen berichtet und sich dafür öffnet. „Ich hatte vor allem Probleme bei der Mitarbeiter- führung, war ungeduldig und

habe Fehler der Assistentinnen sehr lautstark angesprochen“, berichtet der Augenarzt. „Im Gespräch mit einem Berater kam ich zu der Überzeugung, dass vor allem meine Angst,die Praxis könne nicht so gut lau- fen wie erhofft, verantwortlich für dieses Verhalten war.“

Die Skala möglicher Stres- soren reicht von körperlichen bis zu seelischen Stressauslö- sern. Dabei bedarf es nicht immer einer realen Situation, um eine Stressreaktion her- vorzurufen: Der menschliche Körper zeigt sie, wenn der

Arzt eine schwierige Situati- on mit einem Mitarbeiter oder Patienten bewältigen muss. Er zeigt sie jedoch auch, wenn sich der Arzt diese Si- tuation nur vorstellt. Negati- ve Gedanken, Sorgen und Ängste verursachen die glei- chen Stresssymptome wie Einwirkungen von außen.

Auch bei der Frage, welche Situationen als stressend be- zeichnet werden, gilt das Prinzip der Individualität: Ein Stressor, von dem einen als be- lastend empfunden, wirkt bei dem anderen als positiver Ad- renalinschub. Hilfreich bei der Stressbewältigung ist die kon- sequente Ursachenforschung:

Der Arzt sollte schriftlich die Stressoren festhalten, die ihn belasten; die realen, aber auch die Ängste und Sorgen, die ihn stressen. Mithilfe der Selbst- analyse stellt er auch fest, für welche „seiner“ Stressoren er bereits über Bewältigungs- strategien verfügt, um sie dann gezielt einzusetzen.

Ein wichtiger Aspekt bei der Stressbewältigung ist das Gefühl, eine Situation, die man als stressend definiert, beeinflussen zu können. Des- halb ist zu klären:

❃ Ist der Stressor durch mich selbst ausgelöst, und kann ich ihn beeinflussen?

❃ Wird der Stressor durch eine andere Person verur-

sacht, und kann ich ihn trotz- dem beeinflussen?

Der Arzt kann so einige vermeidbare Stressoren von vornherein ausschließen und die Stressdosis deutlich ver- ringern. Für nicht vermeidba- ren Situationen stehen ihm ei- nige Stressbewältigungstech- niken zur Verfügung. Ziel soll- te stets sein, für einen Wechsel zwischen Phasen der Anspan- nung und der Entspannung zu sorgen. Stress wird dann zum Problem, wenn es nicht ge- lingt, wieder in die Erholungs- phase zu kommen.Wer es ver- steht, körperlich und mental entspannende Phasen in sei- nen Berufsalltag einzubauen und den Energieakku aufzu- laden, wird mit den anspan- nenden Situationen besser fertig. Jener Augenarzt etwa führt Stress reduzierende Si- tuationen aktiv herbei, indem er eine Stresspause als festen Bestandteil in seinen Berufs- alltag integriert hat. Die Stresspause behandelt er wie einen wichtigen Termin. In der Stresspause kann dann eine der zahlreichen Stressbewäl- tigungstechniken anwendet werden, zum Beispiel progres- sive Muskelentspannung, au- togenes Training, Meditation, Atemtechniken, Konzentrati- onsübungen oder Sport.

Karin und Michael Letter E-Mail: info@5medical-management.de

A

A1924 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 2625. Juni 2004

S T A T U S

Aktiv entspannen

Ab in die Stresspause

Die Philosophin Hannah Ahrendt bezeichnet die Gesell- schaft als Arbeitsgesellschaft, der die Arbeit ausgeht. Im Prinzip hätte sie durchaus Recht, wenn ihr nicht unsere Ge- sundheitspolitiker in die Quere gekommen wären. Denn wenn es bei der letzten Gesundheitsreform nur um die Sa- nierung der Krankenkassen gegangen wäre, hätte man dies effektiver, einfacher und billiger bewerkstelligen können als mit der Praxisgebühr. Deren eigentliches

Ziel ist es aber, möglichst vielen Beteilig- ten und vormals Nichtbeteiligten mit

möglichst komplexen Vorgängen möglichst viel Arbeit auf- zuladen. Es geht darum, Arbeit zu schaffen, die volkswirt- schaftlich gesehen unproduktiv sein muss. Also ersinnen vorausschauende Politiker die „wertfreie Arbeit“: die Praxis- gebühr. Dabei darf die ärztliche Gesundheitsleistung nicht einfach so „bezahlt“ werden. Vielmehr ist der Bezahlvor- gang in multiple und multilaterale Einzelakte, die parallel, paradox, proportional, antiproportional, bar, effektiv, liquide und hyperliquide ablaufen, aufzuteilen. Der Patient bezahlt seine Krankenkasse dafür, dass diese die Kassenärztliche Vereinigung dafür bezahlt, dass diese die „Leistungserbrin-

ger“ dafür bezahlt, dass diese die Kosten für zu viel verord- nete Medikamente an die Kassenärztliche Vereinigung und die Krankenkasse zurückzahlen, was Letztere damit hono- riert, dass sie ihre Versicherten die Praxisgebühr an die Ärzte zahlen lässt, die diesen dann wieder von der Kassenärztli- chen Vereinigung und der Krankenkasse abgezogen wird.

Wie zu hören ist, war bereits in der ersten Januarhälfte ein enormer Anstieg der „wertfreien Ar- beitsmenge“ zu verzeichnen! Dieses Prinzip wird Schule machen! Schon sind von größeren Kaufhäusern und Einzelhandelsketten Überle- gungen zu hören, dass Kunden an geraden Tagen Eintritts- gelder entrichten sollen, die sie an ungeraden Tagen in Form von Einkaufsbons, Naturalien und Frisörleistungen erstattet bekommen – und umgekehrt, sofern sie sich im Falle eines Einkaufs zur „Mischzahlung“ verpflichten, die aus nach Wetterbedingungen variierenden Anteilen aus Barzahlung, Abbuchung, Kreditaufnahme und zu erbringender Eigen- leistung besteht. Was wiederum zur Vermehrung der „wert- freien Arbeitsmenge“ beiträgt! Hatte da jemand behauptet, dass Arbeit knapp wird? Michael Mehrgardt

S T A N D P U N K T

Praxisgebühr

Foto:caro

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

So setzt sich CSU-Chef Seehofer dafür ein, dass Langzeitar- beitslose auch künftig mit weniger als 8,50 Euro bezahlt werden können; der neue Arbeitgeberpräsident Kramer schwingt

damit alle Kinder und alle Erwachsenen in der Schule weiterhin gesund bleiben, bitte ich Sie um Ihre Unterstützung..  Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind eine

Datenbasis für die GKV-HIS-Auswertung sind die nach § 302 SGB V übermittelten, ungeprüften Heilmittel- verordnungsdaten zur vertragsärztlichen Versorgung. Weitere Erläuterungen

- dass die Steuerverwaltung aufgrund der Erklärung des Rekurrenten an der Sitzung vom 24. Januar 2020, die angefochtene Veranlagungsverfügung rechtzeitig erhalten

Juli 2019 erfolgt sei, eine verspätete Zustellung von rund einem Monat als höchst unwahrscheinlich angesehen werden müsse und deshalb davon auszugehen sei, dass

Im Zuge der Ausstellung der Indikation muss die Schwangere eine schriftliche Bestätigung über die ärztliche Beratung, Information und Vermittlung einer Beratungsstelle oder den

Gestalten gemeinsam das neue Bewegungsprojekt für Krebspatienten (v. l.): Josephine Uiffinger (Krebsberatungsstelle Magdeburg), André Napiontek (Verein für Gesundheit, Bewegung

Datenbasis für die GKV-HIS-Auswertung sind die nach § 302 SGB V übermittelten, ungeprüften Heilmittel- verordnungsdaten zur vertragsärztlichen Versorgung. Weitere Erläuterungen