• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Therapie von Brustkrebs: Ist die Konsensuskonferenz von St. Gallen noch zeitgemäß?" (23.01.2004)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Therapie von Brustkrebs: Ist die Konsensuskonferenz von St. Gallen noch zeitgemäß?" (23.01.2004)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

F

ür jeden senologisch tätigen Kolle- gen waren die bisherigen Kon- ferenzen in St. Gallen mit der ab- schließenden Konsensuskonferenz ei- ne Pflichtveranstaltung. Fragt man Teilnehmer der Zusammenkunft in St.

Gallen nach neuen Erkenntnissen, so reichen die Antworten von: „Nichts Neues“, „Bestätigung des Bisherigen“

bis hin zu „tatsächlichen Neuheiten“.

Sicher war der Titel der Veranstal- tung neu. Hießen die vorherigen sie- ben Konferenzen „Adjuvant Therapy of Primary Breast Cancer“, versprach zumindest die diesjährige achte inter- nationale Konferenz mit dem Titel

„Primary Therapy of Early Breast Cancer“ einen inhaltlichen Wandel.

Diese Formulierung macht bereits deutlich, dass in diesem Jahr die pri- märe Systemtherapie des operablen Mammakarzinoms berücksichtigt wur- de. So konnte die primäre Chemothe- rapie als eine gültige Option („valid option“) für geeignete Patientinnen (beispielsweise mit dem Wunsch nach Brusterhaltung bei größeren Tumo- ren) auch außerhalb von Studien emp- fohlen werden.

Wächterlymphknoten versus Axilladissektion

Die Biopsie der Wächterlymphknoten („sentinel lymphnode“) ist bei Patien- tinnen mit kleinen Tumoren und kli- nisch unauffälligen axillären Lymph- knoten zur Beurteilung des axillären Nodalstatus einer konventionellen Axilladissektion gleichgestellt wor- den. Anastrozol wurde bei Kontraindi- kationen für Tamoxifen in die Emp- fehlungen aufgenommen. Neu ist, dass

die endokrine Therapie mit Tamoxifen erst nach Abschluss einer Chemothe- rapie gegeben werden soll, da unter si- multaner Gabe das krankheitsfreie und auch Gesamtüberleben verringert war. In der Systemtherapie wurden sechs Zyklen einer anthrazyklinhalti- gen Chemotherapie als Standard emp- fohlen. Von einer individuell zuge- schnittenen Therapie in der adjuvan- ten Situation ist man jedoch auch nach der diesjährigen Konferenz in St. Gal- len weit entfernt. Andererseits wurde eine konstruktive Diskussion zu inter- essierenden Fragen vermieden. So wurde beispielsweise weder der Ein- satz von Taxanen in der adjuvanten Si- tuation noch das Vorgehen beim duk- talen Carcinoma in situ angesprochen.

Therapieempfehlungen wenig geändert

Erwartungsgemäß unterscheiden sich die aktuelle Risikobewertung und The- rapieempfehlungen nicht wesentlich von den Empfehlungen, die vor zwei Jahren ausgesprochen wurden. Wie in dem in diesem Heft erscheinende Kon- gressbericht von Kaufmann et al. sehr gut dargestellt wird, lassen die aktuel- len Empfehlungen breiten Raum für individuelle Therapieentscheidungen.

Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass diese Therapieempfehlungen ei- nen Minimalkonsens für die gesam- te medizinische Welt beinhalten. Für Deutschland wurden die verfügbaren Daten unter den Kriterien der evi- denzbasierten Medizin (www.ago-on- line.de/leitlinien/ll_mamma.html) von Experten analysiert und in Therapie- empfehlungen mit einem objektiven Empfehlungsgrad umgesetzt. Diese von der Arbeitsgemeinschaft Gynäko- logische Onkologie verfassten Leitli-

nien sind für deutsche Verhältnisse wesentlich konkreter.

Fragt man sich jetzt, ob die Empfeh- lungen von St. Gallen 2003 nun wirk- lich neu sind, so muss man konstatie- ren, dass alle zu Therapieempfehlun- gen herangezogenen Daten bereits vor dieser Konferenz bekannt waren.

Insofern hat St. Gallen für den „bele- senen“ Senologen keine wirklichen Neuigkeiten gebracht. Die Konferenz stellt aber für alle anderen in diesem Bereich tätigen Ärzte eine kompakte Zusammenfassung in Form von syste- matisch in Vorträgen abgehandelten Themen dar.

Die eigentliche Konsensuskonfe- renz von inzwischen 26 Panelmitglie- dern lässt Zweifel an dem Evidenz- grad der Empfehlungen entstehen, da hier persönliche Einstellungen und Meinungen mit eingehen. Letztlich werden die eigentlichen Empfehlun- gen erst nach ihrer Publikation, die in- zwischen im Journal of Clinical Onco- logy (2003; 21: 3357–3365) erfolgte, verbindlich. So gesehen wird St. Gal- len auch weiterhin Bestand haben und im Jahr 2005 wieder viele senologisch tätige Ärzte in die Schweiz führen.

Manuskript eingereicht: 15. 9. 2003, angenommen:

16. 9. 2003

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2004; 101: A 189 [Heft 4]

Anschriften der Verfasser:

Prof. Dr. med. Bernd Gerber Prof. Dr. med. Klaus Friese

Universitäts-Frauenklinik, Klinikum Innenstadt Ludwig-Maximilians-Universität

Maistraße 11 80337 München

E-Mail: bernd.gerber@fk-i.med.uni-muenchen.deE- Mail: klaus.friese@fk-i.med.uni-muenchen.de M E D I Z I N

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 423. Januar 2004 AA189

Editorial

Therapie von Brustkrebs

Ist die Konsensuskonferenz von St. Gallen noch zeitgemäß?

Universitäts-Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. med. Klaus Friese), Ludwig-Maximilians-Universität, München

Bernd Gerber Klaus Friese

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Option der Südtiroler.. Die italienischen Staatsbürger, welche auf Grund des Gesetzes vom 21. 1241 und der italienisch-deutschen Übereinkommen von 1939 und der folgenden Jahre

In der vorliegenden Studie wird eine Analyse der volkswirtschaftlichen Konsequenzen eines Kraftwerk-Neubaus in Mühleberg auf die lokale und regionale Wirtschaft

Äussere Erschliessung dauerhaft accès externe permanent Äussere Erschliessung temporär accès externe temporaire.. Bestehende Erschliessung KKM accès existant de la

Doch gerade weil die Durchsetzungsfrage immer auch eine politische Frage bleibt, wird sich Berlin mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine Stärkung der Marktdisziplin einsetzen,

Dazu gehört insbesondere, dass die zukünftige Finanzierungsregelung nicht schlechter sein darf als die im Krankenhausbereich seit Jahren bewährte Form der

Immerhin 20,3 Prozent der Patienten erreichten eine ACR 50 (versus 3,8 Prozent unter Placebo), und bei 10,2 Prozent besserten sich die Sym- ptome sogar um 70 Prozent. In der

Werden zumindest zwei Me- dikamente mit gleichem Wir- kungsmechanismus am glei- chen Wirkort (zum Beispiel zweimal NRTI oder zweimal PI) eingesetzt, spricht man von einer

Gut zehn Jahre nach der folgenrei- chen Klausur ist Lahnstein, als Syn- onym für eine Annäherung von SPD und Union, wieder im Gespräch. Un- mittelbar nach den für die SPD de-