NAC H WA C H SENDE RO H STO F FE
Gerd Joachim Sauter und Edmund lsensee, Kiel
Mähdrusch und Lagerung von Krambe
Erste Erfa hrungen zur Ernte eines n e u e n , n a chwa c hsenden Rohstoffes
Die Ölpflanze Krambe liefert ein Öl mit einem hohen Anteil an Eru
casäure als Rohstoff für die chemi
sche Industrie. Nachfolgend wer
den spezielle Aspekte zum Mäh
drusch und zur Trocknung dieser Kultur betrachtet und wichtige Stoffeigenschaften herausgestellt . Die vom Mähdrescher angelieferte Saat ist mit hohen Besatzanteilen verunreinigt, so dass die Trocknung sehr aufwendig und kostenintensiv ist. Daher wurden in Laborversu
chen die nötigen Stoffeigenschaften des Erntegutes ermittelt. Hierzu zählen Kenntnisse über die geome
trische Größe, die Schwebege
schwindigkeit, das Feuchtegleich
gewicht und den zu erwartenden Gegendruck beim Belüften.
Dipl.-lng. agr. G e rd Joachim Sauter arbeitet seit 1 997 am Institut für Landwirtschaftliche Verfahrens
technik der Christian-Aibrechts-Universität (Direk
tor: Prof. Dr. Edmund lsensee), Max-Eyth-Str. 6, 241 1 8 Kiel, und beschäftigt sich mit der Ernte und Trocknung von Krambe.
Das Vorhaben wird durch die Fachagentur Nach
wachsender Rohstoffe (FNR) in Gülzow gefördert.
Schlüsselwörter
Na chwachsende Rohstoffe, Krambe, spezifische Stoffeigenschaften, Ernte und Lagerung
Keywords
Renewa ble resources, crambe (crambe abyssinica), specific material properties, harvest and starage Literaturhinweise sind vom Verlag unter LT 991 1 2 erhältlich oder über I nternet http://www.landwirt
schaftsverlag.com/landtech/local/fliteratur.htm abrufbar.
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K
jährige Olpflanze aus der Kreuzblütlerrambe ( c:_rambe abyssinica) ist eine einFamilie, die als nachwachsender Rohstoff genutzt wird. Der Erucasäureanteil von na
hezu 60% und die einheitliche Zusammen
setzung von Krambeöl machen es für die In
dustrie sehr interessant.
Eine botanische Besonderheit besteht dar
in, dass eine Schote jeweils nur ein Korn ent
hält. Bei der Ernte mit dem Mähdrescher wird die "Krambesaat" (Samen und Schote) geerntet. Diese Schoten sitzen an einem stark verzweigtem Stenge! und reifen unein
heitlich ab. Je nach Reifezustand besteht ein hohes Risiko des Ausfallens (Abfallen) vor und während der Ernte, besonders vor dem Schneidwerk des Mähdreschers.
Aus technischer Sicht ist die geringe Schüttdichte des Erntegutes von Bedeutung.
Mit 300 kg/m3 werden Transport- und La
gerkapazitäten schlecht ausgenutzt. Die ge
ringe Schwebegeschwindigkeit der Saat be
reitet Probleme in der Reinigung. Eine Windsichtung kann die Samen nicht ausrei
chend von fremden Besatzanteilen abtren
nen.
Die praxisgerechte Ernte, Trocknung und Lagerung von Krambe erfordern grundle
gende die Kenntnisse spezifischer physikali
scher und biologischer Stoffeigenschaften.
Geometrische Abmessung
Die Korngröße ist ein wesentliches Element zur Kennzeichnung von Schüttgütern [6]
und Auswahl von von Separierungseinrich
tungen.
Aus dem Durchmesser und dem Anteil der jeweiligen Teilchen im Schüttgut ergibt sich die Korngrößenverteilung [ 1 ] . Sie ist für ei
ne Reinigung der Saat von grundlegender Bedeutung und kann durch eine Korn
größenanalyse ermittelt werden.
Eine verständliche Darstellung der Ergeb
nisse ist die Häufigkeitskurve (%/mm). Die Ergebnisse für Saat und Besatz sind in Bild 1 dargestellt. Der Besatz, bestehend aus grü
nem Pflanzenmaterial und Beikrautsamen (etwa Weißer Gänsefuß), überschneidet sich in seiner Größenverteilung mit der von ge
schälter Saat (ohne Schoten). Eine Abtren
nung von 9 1 ,6 % des Besatzes ist durch die Verwendung eines 1 ,8 mm Siebens möglich,
jedoch nur mit Verlust von 7,6 % an geschäl
ter Saat. Ungeschälte Saat kann durch Sie
ben vom Besatz getrennt werden, da deren Korngröße deutlich abweicht. Das Spektrum des Besatzes besitzt seinen Schwerpunkt im Bereich von 1 ,3 bis 1 ,9 mm. Geschälte Saat wird in den Siebfraktionen von 1 bis 2,5 mm aufgefangen. Ungeschälte Saat besitzt eine Bandbreite von 2 bis 4 mm.
Die Schwebegeschwi ndigkeit
Unter der Schwebegeschindigkeit versteht man diejenige Geschwindigkeit einer Luft
strömung, bei der der Strömungswiderstand (FW) im Gleichgewicht mit der Gewichts
kraft (FG) des Gutes ist [5]. Sie ist eine phy
sikalische Stoffeigenschaft, die man sich beim Trennen von Raufwerken im Luftstrom (Sichten) und bei der pneumatischen Förde
rung zunutze macht.
Da die Bestandteile einer Saat nicht iden
tisch sind, streut die Schwebegeschwindig
keit Sie wird deswegen in Kurvenform als Schwebekennlinie angegeben [5]. Für sau
bere und mit Besatz verschmutzte trockene Krambesaat wurde die Schwebekenntirre an einem Prüfstand am Institut für Agrartech
nik der Universität Hohenheim ermittelt.
5 % des besatzfreien Gutes werden bei 3 ,9 rn/s Luftgeschwindigkeit abgeschieden (Bild 2). Die 95 %-Summenabscheidung liegt bei 6 m/s. Mit starkem Besatz verunrei
nigte Saat unterscheidet sich bei niedriger Luftgeschwindigkeit Mit zunehmender Luftgeschwindigkeit werden mit dem Besatz auch einzelne Krambekörner aus der Schüt
tung abgeschieden. Folglich nähert sich die Kurve der der vorgereinigten Saat. Ab 4,7 rn/s (Summenabscheidung von etwa 45 %) gehen die beiden Kurven ineinander über.
Da die Schwebegeschwindigkeiten von Besatz und Saat sehr eng aneinander liegen und sich überschneiden, kann keine saubere Trennung erfolgen. Dieses Reinigungsprin
zip ist weder für den Mähdrusch noch für die stationären Aufbereitung geeignet.
Das Feuchtegleichgewicht
Das Feuchtegleichgewicht bildet die Grund
lage, um die Kornfeuchte zu ermitteln oder die Trocknungsanlage zu steuern. Es kann in
54. Jahrgang LANDTECHNIK 1/99
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mittlere Häufigkeit
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Bild 1: Relative Häufigkeitsverteilung von Krambesaat (mit Schote, ohne Schote und Besatz)
Bild 2: Schwebekennlinen von Krambesaat mit und ohne Besatz (trocken)
Fig. 1: Relative frequency distribution of crambe seed (with hu/1, without hu/1 and other material than seed)
Fig. 2: Suspension characteristic curve of crambe seed with and without material other than seed
der Klimakammer bestimmt werden. Die Gleichgewichtskurve wurde in Zusammen
arbeit mit der Bundesforschungsanstalt für Ernährung in Karlsruhe für ungeschälte, ge
schrotete Krambe durch Adsorption be
stimmt Nach einer Trocknung im Vakuum
trockenschrank bei 65°C wurden die Proben sieben Tage bei einer Temperatur von 25°C neun verschiedenen Luftfeuchten ausge
setzt Aus diesen Messpunkten wird mit ei
nem Regressionsprogramm die Feuchte
gleichgewichtskurve als quadratische Funk
tion dargestellt (Bild 3). Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 65 % stellt sich eine Gutfeuchte von 9 % ein. Diese entspricht der derzeitigen Handelsbasis.
Gegendruck einer Krambe-Schüttung In Schüttungen entsteht beim Durchströmen von Luft ein Gegendruck, auch Druckabfall genannt Das zur Luftförderung eingesetzte Gebläse muss diesen Gegendruck, der ab
hängig von der Gutart, der Schütthöhe und der Luftgeschwindigkeit ist, überwinden [2, 4, 7, 8]. Das Gebläse muss für diesen Be
reich druckstabil sein.
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Der Druckabfall einer Krambe-Schüttung wurde an einem Fluidisierungs-Prüfstand am Institut für Agrartechnik in Hohenheim ermittelt Ein steigender Luftstrom durch
dringt die Schüttung, wobei der jeweilige Druck registriert wird. Gemessen wurden zwei Proben (7 ,5 kg), die sich in ihrem Be
satz unterschieden (2 und 13 % ), und zum Vergleich Rapssaat (7 ,5 kg).
Die gewonnenen Ergebnisse wurden zu Regressionsgeraden (Bild 4) für eine Schütt
höhe von einem Meter verrechnet. Der Be
satz führte zu erhöhtem DruckabfalL Wie der Vergleich zu Raps zeigt, blieb der Druck
abfall insgesamt auf einem geringen Niveau.
Mit Hilfe dieser Kurven lässt sich der Druckabfall für verschiedene Trocknungs
verfahren schätzen. Bei einer Lagerbelüf
tungstrocknung mit 2 m Schütthöhe (Luftge
schwindigkeit = 0,05 m/s) wird in Abhän
gigkeit vom Besatz ein Druckabfall von 200 bis 440 Pa entstehen. Dies entspricht der Hälfte des Wertes für Raps (700 Pa). Bei ei
ner Warmluft-Satztrocknung (Luftge
schwindigkeit = 0,33 m/s) muss mit einem Druckabfall von 1 000 bis 1 800 Pa gerechnet werden; für Raps 3400 Pa.
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Zusammenfassung
Die fachgerechte Ernte und Trocknung von Krambe erfordert die Kenntnis von spezifi
schen Stoffeigenschaften des Gutes. Daraus lassen sich geeignete Methoden zur Aufbe
reitung und Trocknung ableiten. Die oben angeführten Ergebnisse zeigen, dass eine Reinigung des Erntegutes durch Sichter nicht effektiv ist. Dagegen ist eine Reini
gung nach Größe möglich. Eine geeignete Siebsortierung kann den Besatz von unge
schälter Saat trennen. Geschälte Saat und der Besatz besitzen ähnliche Komgrößen und können daher nicht scharf von einander ge
trennt werden. Die Reinigung mit Sieben ist daher mit einem Verlust geschälter Saat ver
bunden. Daher muss der Mähdrescher so eingestellt werden, dass die Schoten erhalten bleiben. Gereinigte (saubere) Saat reduziert den Aufwand für das Trocknen, da der Druckabfall in der Schüttung geringer ist und die Trocknung des feuchten Besatzes entfällt. Die Lagerfähigkeit des Gutes wird analog zu Raps und Sonnenblumen bei einer Komfeuchtigkeit von 9 % erreicht.
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Bild 3: Adsorptionsisotherme von Krambesaat bei 25 oc Fig. 3: Adsorption isotherms of crambe seed at 25 oc
54. Jahrgang LANDTECHN I K 1 /99
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Bild 4: Druckabfall von Saatschüttungen bei steigender Luftgeschwindigkeit Fig. 4: Pressure drop of seed bulk with increasing air speed
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