DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT
AUS DER INDUSTRIE
Substanzen der Gruppe I c:
Killer ventrikulärer Extrasystolen
D
ie Vielzahl der antiar- rhythmischen Medika- mente mit verschiede- nen elektrophysiologischen Ansatzpunkten verlangt ei- nen differenzierten Einsatz dieser Substanzen. Nicht alle Herzrhythmusstörungen be- nötigen eine medikamentöse Therapie. Im wesentlichen sind es solche, die sich hämo- dynamisch auswirken und de- nen ein organisches Herzlei- den zugrunde liegt. Dies ist ein Fazit des Symposiums„Diagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörun- gen", das Anfang 1987 unter dem Vorsitz von Professor Dr. Thomas Meinertz, Uni- versität Freiburg, in Berlin stattfand, gesponsert von der Knoll AG, Ludwigshafen.
Professor Dr. Tiberius Pop, Universität Mainz, gab folgende Hinweise: Eine Si- nustachykardie kann mit Be- tablockern oder Kalziuman- tagonisten wie Verapamil (Isoptin®) angegangen wer- den. Dies dürfte aber nur sel- ten erforderlich sein. Das gleiche gilt für Vorhof-Extra- systolen. Gegen sie verwen- det man Antiarrhythmika der Klassen la und Ic. Aber auch Betarezeptorenblocker sind wirksam, z. B. bei einer Hy- perthyreose.
Bei der paroxysmalen supraventrikulären Tachy- kardie gilt es, die AV-Über- leitung zu verlangsamen, und zwar mit Kalziumantagoni- sten, Herzglykosiden, Beta- blockern oder Klasse-Ic-Sub-
stanzen. Auch eine Prophyla- xe läßt sich mit den genann- ten Medikamenten durchfüh- ren. Der Anfall von paroxys- malem Vorhofflimmern oder -flattern wird mit Klasse-I- Antiarrhythmika, Kalzium- blockern oder Herzglykosi- den behandelt. Vorbeugen kann man solchen Anfällen
durch die Kombination eines Antiarrhythmikums der Klas- se la oder Ic mit Digitalis oder Verapamil.
Ein Sonderfall ist das WPW-Syndrom, kombiniert mit Vorhofflimmern. In die- sem Fall hemmt man zu- nächst die Leitung über die akzessorische Bahn mit Ic-
oder Ia-Substanzen, danach die AV-Überleitung mit ei- nem Kalziumantagonisten.
Für diese Indikation Herzgly- koside einzusetzen, gilt als Kunstfehler; denn sie verkür- zen die Refraktärzeit der ak- zessorischen Bahn und kön- nen dadurch Kammerflim- mern auslösen.
Zum Durchbrechen einer Kammertachykardie ist Lido- cain immer noch das Mittel der Wahl. Wenn es nicht wirkt, können Substanzen der Klassen Ia oder Ic einge- setzt werden. Diese Medika- mente werden auch zur Pro- phylaxe von ventrikulären Tachykardien eingesetzt, wenn ihre Wirksamkeit ge- gen eine per Elektrostimula- tion provozierte Kammerta- chykardie erwiesen ist.
Ventrikuläre Extrasysto- len sind eine Domäne für die Antiarrhythmika der Klasse Ic, wie zum Beispiel Propafe- non (Rytmonorm®). Sie las- sen sich in achtzig Prozent der Fälle damit beseitigen.
Deshalb bezeichnet man Ic- Substanzen auch als „Extra- systolen-Killer".
Sichere Hinweise, daß eine antiarrhythmische Medika- tion tatsächlich die Prognose für den Patienten verbessert, gibt es für anhaltende Kam- mertachykardien und Zustand nacheinemHerzstillstand. Für alle anderen Rhythmusstörun- gen, insbesondere asympto- matische, istdas noch nicht ein- deutig geklärt. Trotzdem soll- te man sie behandeln. ky
Antiarrhythmika in vier Klassen
Klasse I der Antiarrhythmika umfaßt die Antiar- rhythmika in engerem Sinne, die einen direkten Mem- braneffekt ausüben. Sie hemmen den schnellen Natri- um-Einstrom. Sie werden in drei Gruppen unterteilt: zu la gehört zum Beispiel Chinidin. Medikamente dieser Gruppe verlängern das Aktionspotential und flachen dessen schnellen Anstieg ab. Die Klasse Ib-Antiar- rhythmika verkürzen das Aktionspotential. Die Sub- stanzen der Klasse Ic wirken ausgeprägt auf den raschen Anstieg des Aktionspotentials, verändern aber dessen Dauer insgesamt kaum. Dieser Klasse wird zum Bei- spiel Propafenon (Rytmonorm®) zugerechnet. Beson- ders ausgeprägt ist der Effekt auf ventrikuläre Extrasy- stolen, die fast immer beseitigt werden.
Die Klasse II wird durch Betarezeptorenblocker re- präsentiert. Sie verlangsamen die diastolische Spontan- depolarisation. Naturgemäß wirken sie besonders gün- stig auf sympathikus-bedingte, frequenzabhängige Ar- rhythmie-Formen.
Die Vertreter der Klasse III verlängern die Repolari- sationsphase, indem sie den Kalium-Ausstrom hem- men. In ihr befinden sich die potentesten Mittel gegen letale Kammertachykardien.
Der Klasse IV werden die Kalziumsantagonisten wie zum Beispiel Verapamil (Isoptin®) und Gallopamil zu- geordnet.
Dr. Wolfgang Langfelder, Klinikum Ludwigshafen
Systemisch oder lokal gegen
den Heuschnupfen
In einer offenen Ver- gleichsstudie wurden in All- gemeinpraxen in Großbritan- nien 95 Heuschnupfen-Pa- tienten einmal täglich syste- misch mit Astemizol (Hisma- nal®, Janssen) oder lokal mit Gromoglicinsäure (sechsmal täglich Nasenspray und vier- mal täglich Augentropfen) über acht Wochen behandelt.
In beiden Gruppen waren
Wirksamkeit und Nebenef- fekte gleichartig; auffällig war, daß die Patienten in der Astemizol-Gruppe zusätzlich mehr abschwellende Mittel für die Nasenschleimhaut an- wandten, in der Gromoglicin- Gruppe war der zusätzliche Gebrauch von Bronchodila- tatoren deutlich höher. Die britischen Autoren, die ihre Studie 1986 in „Current Me- dical Research and Opinion"
publiziert haben, geben in ih- rem Bericht der systemischen Therapie der allergischen Rhinitis mit Astemizol den Vorzug, weil die einmal täg-
lich orale Dosis besser von den an Heuschnupfen leiden- den Patienten akzeptiert wer- de und kostengünstiger sei als die mehrmalige topische An- wendung. nn
Kurz informiert
Informativer Reiseratge- ber von Janssen — Bei der Fir- ma Janssen, Postfach 21 04 40, 4040 Neuss 21, kann eine Broschüre angefor- dert werden, die zur Patien- teninformation vor Reisen konzipiert ist. klü
Dysmenorrhoe kein „Re- gelfall" — Informationen über Dysmenorrhoe und die Lin- derung dieser Beschwerden durch Einnahme von Pro- staglandinhemmern haben die Krewel-Werke (Herstel- ler von Dysmenalgit®) in ei- ner kleinen übersichtlichen Broschüre ohne Präparate- Werbung „Die Regel muß kein Schmerzfall sein" zu- sammengestellt, die der Arzt von der Abteilung Bera- tungsservice, Krewelstraße, 5028 Eitorf, für seine Patien- tinnen kostenlos anfordern kann. K+K A-1930 (74) Dt. Ärztebl. 84, Heft 27, 2. Juli 1987