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eit Januar ist unter dem Handelsnamen Prope- cia® der Wirkstoff Fi- nasterid im Handel, der die androgenetische Alopezie bei Männern zwischen 18 und 41 Jahren stoppt. Daß den männlichen Sexualhormonen eine besondere Rolle bei der Haarbildung zukommt, ver- deutlicht die Tatsache, daß kastrierte Männer keine Glat- ze ausbilden können.Im Verlauf der modernen Haarforschung, die von Anbe- ginn mit topischen und syste- mischen Anwendungen männ- licher und weiblicher Sexu- alhormone experimentierte, verdichteten sich die Hinwei- se, daß in Dihydrotestosteron (DHT) die Hauptursache der Alopezie zu sehen ist. Dieses Sexualhormon kannt mit dem Enzym 5-a-Reduktase Typ II gehemmt werden.
Die beiden Isoenzyme 5-a- Reduktase Typ I und Typ II, die hochselektiv an verschie- denen Geweben wirksam wer- den, führen zur Umwandlung des Testosteron in Dihydro- testosteron. Während Typ I
Bartwuchs und Peniswachs- tum beeinflußt, ist Typ II für Haarausfall und benigne Pro- statahyperplasie verantwort- lich. Der Typ II wird nach Un- tersuchungen der Marburger Hautklinik am unteren Be- reich der Papille des Haarfol- likels, also im Zentrum der Steuerung des Haarphasen- zyklus, besonders aktiv und blockiert vermutlich das aus- lösende Signal zum vorzeiti- gen Haarausfall.
Finasterid, ein 4-Azastero- id, das die 5-a-Reduktase Typ II hemmt und die periphere Umwandlung von Testosteron in DHT blockiert, greift also in den Haarphasenzyklus ein.
Das Haarfollikel durchläuft dabei eine zwei- bis sechs- jährige Wachstumsphase, eine dreiwöchige Haarausfallpha- se, eine dreimonatige Ruhe- phase, danach beginnt der Zy- klus im gleichen Haarfollikel erneut. Leidet ein Mann unter genetischer Alopezie, so ist die Wachstumsphase individu- ell verkürzt, und es kommt zur zunehmenden Verkümme- rung der Haarfollikel.
Die spezifische Hemmung der 5-a-Reduktase Typ II er- folgt mit täglich 1 mg Finaste- rid. Die Substanz wird in fünf- fach höherer Dosierung seit über zehn Jahren gegen die benigne Prostatahyperplasie angewandt. Klinische Studien zeigten, daß der Haarausfall gestoppt wird und es vielfach zu einer begrenzten Zunah- me der Haarzahl kommt. We- gen des langen natürlichen Haarzyklus beginnt die Wir- kung nach zirka sechs Mona- ten und wird nach zwölf Mo- naten sichtbar.
Optisch dichter Rund 83 Prozent der in drei Studien behandelten über 1 800 Männer zwischen 18 und 41 Jahren mit leichtem bis mit- telschwerem Haarausfall im Vertex- und im frontalen/mitt- leren Bereich profitierten von dem Präparat. Im münzgroßen Testareal der Kopfhaut be- fanden sich nach einem Jahr durchschnittlich zehn Prozent Haare mehr als zu Beginn der Behandlung; das Haar wirkte optisch dichter.
Auf der Testfläche von 5,1 cm2 kam es nach zwölf Monaten zu einem Anstieg der ursprünglichen Haarzahl um 107 Haare und nach 24 Monate um 138 Haare. Nach 24 Monaten zeigten nur 17 Prozent der mit Propecia®
behandelten, aber 72 Prozent der plazebobehandelten Männer einen fortschreiten- den Haarausfall. Propecia® (MSD Sharp &. Dohme GmbH) verleiht den Anwen- dern also nicht wieder eine voluminöse Haarpracht, wohl aber insgesamt ein at- traktiveres Erscheinungsbild.
Das Präparat darf nicht von Frauen eingenommen werden, da im Fall einer Schwangerschaft Fehlbildun- gen der äußeren Geschlechts- organe bei männlichen Feten möglich sind. Die Rate uner- wünschter Nebenwirkungen wie verminderte Libido, Po- tenzprobleme oder Abnahme der Menge an Samenflüssig- keit war mit zwei bis 3,8 Pro- zent gegenüber Plazebo-An- wendern erhöht. Der Preis des neuen Präparats beträgt zirka 1 300 DM pro Jahr.
Krankenkassen übernehmen diese Kosten nicht.
Skeptisch äußerte sich Prof. Constantin Orfanos (Universitätsklinik Benjamin Franklin, Berlin); ihm er- scheint die Frage nach mögli- chen Spätfolgen nach Lang- zeitgabe nicht hinreichend geklärt. „Die Meßlatte für die ethische Verantwortung des Herstellers, gerade bei einem Lifestyle-Medikament für an sich Gesunde, soll- te besonders hoch angelegt sein.“ Dr. Barbara Nickolaus
A-1431 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 21, 28. Mai 1999 (63)
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Androgenetische Alopezie
Finasterid bietet kausale Therapie
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K U R Z I N F O R M I E R T