Erfolgreich substituieren – wann und wie geht das?
Dämmmaterialien
Dr. Rolf Packroff
Wissenschaftlicher Leiter
Fachbereich "Gefahrstoffe und biologische Arbeitsstoffe"
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Informations- und Dialogveranstaltung „Energiewende und REACH“
BAuA, Dortmund, 16.03.2015
BAuA-Arbeitsprogramm 2014 - 17
Anwendungssichere Chemikalien und
Produkte gewährleisten
• Vereinfachung der Risiko- und
Maßnahmenkommunikation in der Lieferkette von Chemikalien
• Nanomaterialien und innovative Werkstoffe
• Ermittlung von Belastungen mit chemischen Stoffen am
Arbeitsplatz
• Ansätze zur sozioökonomischen
Analyse für Stoffe mit hoher
S
Technische Maßnahmen
Organisatorische Schutzmaßnahmen
Persönliche Schutzausrüstung Substitution
des Gefahrstoffs oder Verfahrens
T O
P
Rangfolge der Arbeitsschutz-Maßnahmen
Wirkung
des Stoffes
Exposition
Stoffbelastung von Mensch und
Umwelt
Risikobeschreibung Risikobewertung Risikomanagement
Die 2 Säulen des Risikomanagements
• Sicheres Stoffdesign vermeidet gefährliche Materialeigenschaften
Direkte Anwendungssicherheit
• Sicheres Produktdesign verhindert Freisetzung gefährlicher Stoffe
Integrierte Anwendungssicherheit
• Sichere Anwendungsverfahren fördern Arbeits- und Umweltschutz
Unterstützte Anwendungssicherheit
Anwendungssicherheit
Hersteller / Importeur
Expositions- szenario
eSDS Arbeitgeber/
Beschäftigte Gefährdungs-
beurteilung
Schutzmaßnahmen Wirksamkeitsprüfung
REACH GefStoffV
Risikokommunikation in der Lieferkette
Ziele von REACH
kohärente Prüf- und
Informationsanforderungen für chemische Stoffe
Systematische Identifizierung von Stoffen mit besonderer Besorgnis
Förderung der Substitution von Stoffen in Anwendungen mit hohen
Risiken für Mensch oder Umwelt
Beispiel
Dämmmaterialien aus künstlichen
Mineralfasern (KMF)
Late lessons from early warnings:
Asbest
http://www.baua.de/de/Publikationen/Fachbeitraege/Gd80.html
angezeigte
Berufskrankheiten
insgesamt: 74.680 chem. Stoffe: 44.959
Asbest: 9.282
anerkannte
Berufskrankheiten
insgesamt: 16.413 chem. Stoffe: 6.656
Asbest: 3.722
Todesfälle
(anerkannte BK)
insgesamt: 2.418 chem. Stoffe: 2.240
Asbest: 1.473 (!)
andere chem.
Stoffe andere
Ursachen
Berufskrankheiten in Deutschland (2013)
WHO-Fasern
• gestreckt (Länge/Durchmesser > 3/1)
• dünn (unter 3 µm)
• lang (5 µm – ca. 100 µm)
• biobeständig
gilt für freigesetzte WHO-Fasern aus
• Asbest (und anderen Fasermineralen)
• Künstlichen Mineralfasern (KMF)
• faserförmigen Materialien (auch nano)
• ggf. Arbeitsverfahren
Das Faserprinzip
Nano- Titandioxid-
Fasern
Wirkung
Wirkungen:
• Asbestose
• Krebserkrankungen
(Lunge, Bauchfell, ...)
0,1 1 10 100 1000 10000
C ro c id o li te C e ra m ic B a s a lt M M V F -2 1 B -2 0 -2 .0 M -s to n e M M V F -1 1 M -s la g B -0 9 -2 .0 R -s to n e -E 3 B -0 1 -0 .9
Faserzahl x 10
7im i. p.-test für 25 % Tumorrate
Große Unterschiede in der
Wirkstärke von Faserstäuben
chemische Zusammen- setzung der
Kanzerogenitäts- index (KI)
KI ≤ 30 30 < KI < 40 KI ≥ 40
keine Daten
keine Daten
keine Daten
1 x 10
9F i. p.
--- sonstige
Daten
5 x 10
9F i. p.
--- HWZ i. tr.
40 Tage
keine
+ - + -
Bewertungsschema für
glasige Faserstäube (TRGS 905)
1990
2000
Industrie entwickelt erste biolösliche Glasfasern Bewertung von KMF als „krebsverdächtig“ (1990) ZH1/294 Schutzmaßnahmen für KMF (1993)
TRGS 905 „Kanzerogenitätsindex“ (1995) Markteinführung biolöslicher Glaswollen TRGS 521 „Faserstäube“ (1996)
Markteinführung biolöslicher Steinwollen
EU-Einstufung „Mineralwollen“ als „krebsverdächtig“ (1997) TRGS 905 „Biopersistenzkriterien“ (1998)
TRGS 521 „Maßnahmen für „alte“ Mineralwollen (1998)
Herstellungs- und Verwendungsverbot für biopersistente
Direkte Anwendungssicherheit:
Biolösliche Mineralwolle-Dämmstoffe
Dilemma Hochtemperaturdämmung
bessere Dämmung
höhere Temperatur-
differenzen
höherer Wirkungs-
grad
Energieeffizienz
aber:
Je höher die Anwendungstemperatur,
desto höher die Biopersistenz der Fasern
Anwendungssichere
Hochtemperaturdämmung
• Emissionsarme Produktgestaltung (z.B. Formteile)
Integrierte Anwendungssicherheit
• Stewardship-Programme (z.B. http://www.ecfia.eu/has_care.htm)
Unterstützte Anwendungssicherheit
• TRGS 558 „Tätigkeiten mit Hochtemperaturwolle“
• TRGS 619 „Substitution Aluminiumsilikatwolle“
• Spezifische Ausnahmen für AES-Wollen vom Verbot in Deutschland
• Expositions-Risiko-Beziehung für Aluminiumsilikatfasern
• REACH-Zulassungsverfahren für Aluminiumsilikatwollen
Regulatorische Rahmensetzung
Die Prüf- und Informationsanforderungen zum Schutz vor biobeständigen Partikeln (insbes. WHO- Fasern) sind unvollständig.
• Nanomaterialien und REACH - Hintergrundpapier zur Position der deutschen Bundesbehörden (2012)
• Kurzinfo der deutschen nationalen Auskunftsstelle zur Charakterisierung von Nanomaterialien unter REACH (2012)
http://www.reach-clp-helpdesk.de/de/Downloads/
• Vorschlag der deutschen Bundesbehörden zur Sichere Nanotechnologien - wo stehen wir heute?
EU Chemikalienverordnung REACH
Sichere Nanotechnologien - wo stehen wir heute? Prüfstrategie
Risikobeschreibung Risikobewertung Risikomanagement