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Archiv "CHEMO – Ein Software-Programm" (28.06.1993)

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Academic year: 2022

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(1)

MEDIZIN KURZBERICHT

CHEMO

Ein Software-Programm

Zur Unterstützung der standardisierten chemotherapeuti- schen Behandlung von Tumorpatienten mit Dokumentation Joachim Weber,

Andrea Hehl,

Friedhelm Brinkmann Thomas Harter und Else Heidemann

C

hemotherapie von Tumorpa- tienten wird bislang schwer- punktmäßig an Behandlungs- zentren und spezialisierten Abteilungen durchgeführt. Dies hat zur Folge, daß die Mitarbeiter auf den einzelnen Stationen oft mehr- mals täglich komplizierte Chemothe- rapieschemata erarbeiten und pa- tientenadaptierte „Tropfpläne" aus- arbeiten müssen. Fast jede Abteilung hat sich, um den Arbeitsanfall zu be- wältigen, hierfür Hilfsmittel in Form von Vordrucken, kopierten Ablauf- plänen und ähnlichem zugelegt. Ver- einzelt finden neuerdings auch com- puterunterstützte Verfahren Ein- gang in die klinische Routine (ON- COSYS, Gießen/Freiburg oder PHOENIX, Amberg). Vorteile sol- cher Verfahren sind die ad hoc Ver- fügbarkeit der Tropfpläne, die stan- dardisierte Form der Pläne, das Feh- len von unleserlicher Handschrift und somit die Vermeidung von Lese- und Kommunikationsfehlern, dane- ben die Zeitersparnis für das ärztli- che Personal.

Am Onkologischen Schwer- punkt Stuttgart (4) wurde ein Soft- ware-Programm zur Erstellung von Chemotherapieplänen (CHEMO) entwickelt, was die Möglichkeit bie- tet, die angefertigten patientenspezi-

Aus der Geschäftsstelle des Onkologischen Schwerpunktes Stuttgart und der Medizini- schen Klinik II, Diakonissenkrankenhaus Stuttgart (Geschäftsführerin bzw. Chefärz- tin: Prof. Dr. med. Else Heidemann)

fischen Therapiepläne automatisch in eine Tumorpatientendatenbank zu integrieren, bei einem Höchstmaß an Variabilität hinsichtlich der Verab- reichung einzelner Medikamente und der zusätzlichen meist antiemeti- schen Therapie, für die das Pro- gramm jeweils Vorschläge macht.*

Daneben wird der Anwender, zumeist der zuständige Stationsarzt, durch die Integration einer Generi- ka-Information zum jeweiligen Sche- ma (COPIS [1]) und einer Daten- bank über die vorrätigen Füllmengen einzelner Medikamente (FILBASE) unterstützt.

Beschreibung von CHEMO

CHEMO und das Unterpro- gramm FILBASE sind in der Pro- grammiersprache MUMPS erstellte Programme. Die Dateien von COPIS (1), die freundlicherweise von Pro- fessor Dr. Schumacher, Abteilung für Hämatologie und Onkologie, Ro- bert-Bosch-Krankenhaus, Auerbach- straße 100, W-7000 Stuttgart 50, überlassen wurden, liegen im ASCII- Format vor. Über eine Software- Schnittstelle können die dadurch er- stellten Therapiepläne an die Daten- bank KRAZTUR (3), die ebenfalls unter MUMPS läuft, weitergegeben werden. Dadurch werden die Thera- pien in das klinische Krebsregister des OSP Stuttgart integriert (4).

CHEMO ist in das EDV-System und die Datenbank des OSP auch or- ganisatorisch integriert und kann von allen Terminals der angeschlossenen zehn Krankenhäuser des Zentrums

* Das Programm ist zum Selbstkostenpreis bei der Ge- schäftsstelle des Onkologischen Schwerpunkts Stuttgart erhältlich (Adresse siehe am Schluß). Systemvorausset- zungen: CHEMO läuft auf folgenden Rechnern: PC (un- ter MS/DOS und WINDOWS) mit Festplatte; VAX-Rech- ner (unter VMS); UNIX-Rechner

aus aufgerufen werden. Zur Zeit stellt das Programm 23 verschiedene gängi- ge Therapieprotokolle zur Verfügung, wobei die Kapazität nicht begrenzt ist.

„Tropfpläne" können an allen Termi- nalstationen mit Drucker ausgegeben und müssen vom Ersteller unterzeich- net werden, bevor sie von den Pflege- personen durchgeführt werden. Das Programm erlaubt sämtliche Einga- ben mit Hilfe von Menues beziehungs- weise Eingabemasken, so daß auch un- geübte EDV-Anwender nach kurzer Schulung CHEMO in ihrer täglichen Arbeit nutzen können.

Programmstruktur

Einmalige Erfassung der Therapiebasisdaten

Standardschemata werden bei Ärztebesprechungen in allen Einzel- heiten festgelegt. Der jeweilige Be- auftragte einer Abteilung erfaßt ein- malig über ein Eingabemenue fol- gende Angaben: Name der Medika- mente, Dosis pro Quadratmeter Kör- peroberfläche beziehungsweise Kilo- gramm Körpergewicht, Applikations- route, Art der Verabreichung, Tage der Verabreichung innerhalb eines Zyklus, Stunden der Verabreichung an einem Zyklustag (Zyklustag und Zyklusstunde).

Abgeschlossen wird die Erfas- sung durch eine Maske, mit deren Hilfe Angaben zu standardisierten Kontrolluntersuchungen während ei- nes Zyklus und eine Empfehlung für eine standardisierte antiemetische Begleittherapie gemacht werden.

Diese Stammdaten dienen als späte- re Berechnungsgrundlage für patien- tenspezifische Tropfpläne.

Erstellung patienten- spezifischer Tropfpläne

Der jeweilige behandelnde Arzt mit Zugangsberechtigung kann aus

A1-1890 (46) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 25/26, 28. Juni 1993

(2)

Patient, geb. am 1. 2. 33

CHOP-Therapie-Protokoll Diakonissenkh., Med Klinik II

Größe: 180 cm, Gewicht: 80 kg Zuständiger Arzt: Dr. ■1111■ Gew. zur Dosisberechnung: 80 kg 1. Zyklus, Beginn: 4. 3. 92 Körperoberfläche: 1,99 m 2 Therapiedauer: 5 Tage Cyclophosphamid: 50%

Modifizierte Dosis wegen: Leukopenie

Zimmer-Nr.: RUU

Mi, 4. 3. 92 (Tag 1)

12.00 Uhr (Std. 0.00): i.v. 750 mg Cyclophoshamid i.v. 2 mg Vincristin

p.o. (s. u.) Prednisolon 100 mg morgens i.v. (s. u.) Uromitexan

13.00 Uhr (Std. 1.00): i.v. 100 mg Doxorubicin 16.00 Uhr (Std. 4.00): i.v. (s. u.) Uromitexan 20.00 Uhr (Std. 8.00): i.v. (s. u.) Uromitexan

(erledigt)

, 5. 3. 92 (Tag 2)

12.00 Uhr (Std. 0.00): .o. (s.u.) Prednisolon 100 mg morgens Fr, 6. 3. 92 (Tag 3)

12.00 Uhr (Std. 0.00): (s.u.) Prednisolon 100 mg morgens , 7. 3. 92 (Tag 4)

12.00 Uhr (Std. 0.00): (s.u.) Prednisolon 100 mg morgens , 8. 3. 92 (Tag 5)

12.00 Uhr (Std. 0.00): Prednisolon 100 mg morgens

Normal-Dosis und Verabreichungsart*:

Cyclophosphamid: 750 mg/m2 in 500 ml G 5% in 1 Std.

Doxorubicin: 50 mg/m 2 in 250 ml NaCI 0,9% in 30 min Vincristin: 1,4 mg/m 2 als Bolus maximal 2 mg pro Dosis

Prednisolon 100 mg morgens: bei Risikopat. über 7 Tg. ausschl.

Uromitexan: nur bei Risikopat. 150 mg/m 2 Bolus Laborkontrollen:

Tag 1, 3, 5: 2 x BZ, Kalium (am Wochenende, nur wenn klinisch indiziert) Tag 1-5: täglich Blutdruckkontrolle

Vor der Vincristingabe Neurostatus mit Prüfung der Tiefensensibilität

Anmerkungen/Begleittherapie:

I. Tag 1-5: Ulcogant Beutel 1-1-1-2

Tag 1 + 2: Vergentan 2-0-2 Tbl. + Tavor 1 mg 1-0-1 II. Bei Bedarf zusätzlich Tranxilium 100 mg i.v.

III. Dennoch Erbrechen: beim nächsten Zyklus 16 mg Zofran i.v. Std. 0,24

Dieser Ausdruck wurde maschinell erstellt und ist nur mit der Unterschrift des verantwortlichen Arztes gültig!

Unterschrift des Arztes

*Literaturquelle: Bonadonna G., Cancer Treat. Rev. 1, 1974

MEDIZIN KURZBERICHT

Abbildung: CHEMO - Computergestützte Therapieplanerstellung - © OSP Stuttgart Geschäftsstelle, Rosenbergstraße 38, W-7000 Stuttgart 1, 07 11/6 37 06 60 Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 25/26, 28. Juni 1993 (47) A,-1891

(3)

MEDIZIN

einem Menue das entsprechende für seinen Patienten vorgesehene Thera- pieschema auswählen und nun in ei- ner Erfassungsmaske die zur Berech- nung der Dosis und des Zeitpunktes der Verabreichung notwendigen An- gaben zu Größe, Gewicht, etwaigen Modifikationen der Standardosis ein- zelner Zytostatika und des Beginns der Therapie eingeben.

Das Programm errechnet die je- weiligen Dosen der Zytostatika, die der Arzt nun entsprechend anpassen kann, um handhabbare Dosierungen zu erhalten. Er wird dabei über er- hältliche Packungsgrößen am unte- ren Bildschirmrand informiert.

Diese Daten stammen aus der Unterdatenbank FILBASE, die lau- fend vom Anwender anhand von

„Roter Liste" und Fachinformatio- nen aktualisiert werden kann.

Zuletzt kann die bei der Erfas- sung der Therapiebasisdaten festge- legte Standard-Begleittherapie bei Bedarf individuell angepaßt und mit zusätzlichen Anmerkungen versehen werden. Ein Tropfplan mit Zeit- und Quittierleiste wird nun erstellt und am Bildschirm ausgegeben. Nach Durchsicht und Bestätigung kann die Druckausgabe erfolgen (Abbil- dung).

Druckausgabe der Tropfpläne

Die Druckausgabe ist blockweise gestaltet und enthält die Blöcke:

- „Patientenidentifikation und An- gaben zum Therapiezyklus"

- „Chronologisch-tabellarischer Ab- laufplan"

- „Normaldosis und Verab rei- chungsart"

- „Laborkontrollen"

- „Anmerkungen/Begleittherapie".

Resultate

CHEMO wird in der Abteilung für Onkologie und Hämatologie der Medizinischen Klinik des Diakonis- senkrankenhaus Stuttgart seit Herbst 1990 eingesetzt. In dieser Abteilung werden bei 56 Betten täglich im Durchschnitt bei 20 stationären Pa- tienten und in der angeschlossenen Ambulanz bei durchschnittlich sie- ben Patienten Chemotherapien

KURZBERICHT / FUR SIE REFERIERT

durchgeführt. Die Indikation zur Chemotherapie erfolgt schwerpunkt- mäßig bei Patienten mit Mamma- Karzinomen, Myeloproliferativen Syndromen und Leukämien, Weich- teilsarkomen, Blasen- und Prostata- Karzinomen, Bronchial-Karzinomen, Ovarialkarzinomen und malignen Lymphomen.

Dementsprechend wurden die häufigsten hierzu verwendeten Poly- chemotherapieschemata und die em- pirisch ermittelte optimale Begleit- therapie sowie die notwendigen Kon- trolluntersuchungen festgestellt und in das CHEMO-Programm aufge- nommen. Derzeit sind 23 Therapie- schemata abrufbar. Die Pflege der Schemata erfolgt im jeweiligen Kran- kenhaus des Zentrums zentral durch einen hierfür beauftragten Arzt.

Seit Herbst 1990 sind etwa 2000 Therapiepläne erstellt und als Tropf- pläne ausgegeben worden. Dabei wurden folgende Vorteile von den Anwendern (Ärzte und Pflegeperso- nen) gesehen:

- Eindeutigkeit und Lesbarkeit - Flexibilität durch viele Korrektur- möglichkeiten

- Zeitersparnis gegenüber konven- tionellem Vorgehen

- Einheitlichkeit der Therapieverab- reichung innerhalb der Abteilungen und damit bessere Vergleichbarkeit bei Therapiestudien

- Therapiesicherheit durch vorgege- bene Höchstwerte.

Als Nachteil könnte von einigen Anwendern die automatische Be- rechnung der Dosen angesehen wer- den, da dies insbesondere für den im Umgang mit Zytostatika Ungeübten zunächst nicht durchschaubar ist.

Vielleicht manifestiert sich hier ein gewisses Mißtrauen gegenüber Com- putern und den darin ablaufenden, nicht transparenten Prozessen. Das Programm errechnet jedoch nur die Dosen, die erst nach Bestätigung durch den behandelnden Arzt einge- setzt werden; der Computer ist hier Hilfsmittel.

Letztendlich liegt bei aller Un- terstützung durch den Computer die Verantwortung für die Therapie und die Richtigkeit der Dosierung beim behandelnden Arzt.

Deutsches Arzteblatt

90 (1993) A 1-1890-1892 [Heft 25/26]

Literatur

1. Schumacher, K.; Rosenkranz, B.: Compu- tergestütztes onkologisch-pharmakologi- sches Informationssystem. Dt. Arzteblatt 87, Heft 10, 1990: B 568—B 569.

2. Mosteller, R. D.: Simplified calculation of body-surface area. New England Journal of Medicine 317 (1987) 1814 ff

3. Ellsässer, K.-H.; Trull, B.: Datenbankgene- rator KRAZTUR. Tumorzentrum Heidel- berg/Mannheim, 1988

4. Heidemann, E. et. al.: OSP Stuttgart — Jah- resbericht 1991

Anschrift für die Verfassen

Prof. Dr. med. Else Heidemann Onkologischer Schwerpunkt Stuttgart

Rosenbergstraße 38 W-7000 Stuttgart 1

Isosorbid-Dinitrat senkt Pfortaderdruck

Bei Patienten mit Leberzirrhose und erfolgreich überstandener Öso- phagusvarizenblutung wird heute ne- ben der Sklerotherapie auch eine Senkung des Pfortaderdruckes mit Beta-Blockern, zum Beispiel Dociton angestrebt. Offensichtlich hat Isosor- bid-Dinitrat die gleiche Wirkung.

Die Autoren analysierten in einer Plazebo-kontrollierten Studie den Effekt von 40 mg Isosorbid-Dinitrat oral über vier Wochen gegeben, auf den Druck im Pfortadersystem. Un- ter der Behandlung kam es zu einer Abnahme des Drucks um 18 Prozent, ohne daß die Leberdurchblutung si- gnifikant verändert wurde. Neben- wirkungen auf die Leberfunktion wurden nicht beobachtet, so daß die Autoren glauben, daß eine Langzeit- behandlung mit ISDN einer Varizen- blutung vorbeugen könnte.

Ikegami, M., A. Toyonaga, K. Tanikawa:

Reduction of Portal Pressure by Chronic Administration of Isosorbide Dinitrate in Patients with Cirrhosis: Effects an Syste- mic and Splanchnic Hemodynamics and Liver Function. Am. J. Gastroenterol.

87: 1160-1164, 1992

Second Department of Medicine, Kuru- me University School of Medicine, Kuru- me, Japan

A1-1892 (48) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 25/26, 28. Juni 1993

Referenzen

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