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Archiv "Australien - Land der Outbacks" (22.09.1977)

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Australien - Land der Outbacks

Die „Outbacks", das ist eine typisch australische Bezeichnung, die im englischen Sprachschatz sonst nicht zu finden ist. Eric Knight, Tou- ristikmanager in Kalgoorlie, sucht nach einem Vergleich: „Für die Leute in Perth liegen die Outbacks bei uns, für uns sind sie noch wieder 600 Kilometer weiter." Grob über- setzt, könnte man für Outbacks

„Hinterland" sagen. Ein Hinterland, das immer wieder ein neues Hinter- land produziert, Landschaften, die trotz scheinbarer Monotonie immer wieder ansprechen, Gum-Trees, wie man dort die nicht enden wollenden Forste mit den Eukalyptusbäumen nennt, wechseln mit Buschland- schaften auf roter Sanderde und ge- legentlich einem Stück Wüste. Im- mer wieder zaubert die tot anmuten- de Gegend Neues hervor.

Nach einem 27-Stunden-Flug mit ei- ner „747" der „British Airways" von Europa besteigen wir im dürftigen Perthes Bahnhof den Triebwagen mit dem verheißungsvollen Namen

„Prospector", der uns in die Out- backs entführt.

Diese Landschaft möchte Australien nun auch dem verwöhnten europäi- schen Touristen anbieten, der im- mer nach Neuem sucht. Das weite Outback-Terrain zwischen Perth und Sydney, zwischen Adelaide und Broken Hill einfach nur abzuhaken, wie das beim auf möglichst viele Ziele erpichten Rundreise-Touris- mus üblich ist, wäre eine Sünde.

Freilich: Kalgoorlie mit seinen 35 000 Einwohnern hat keine Seen zum Schwimmen, sondern höch- stens Wasserreservoir. Das rare Naß wird über eine Pipeline vom Ozean- hafen Fremantle herübergepumpt.

Es gibt kein Meer und keinen Strand, dafür aber Sonne, einen Hauch von Abenteuer und auch ein wenig Relax. Die Nachbarstadt Coolgardie spielte früher einmal die Hauptrolle in Westaustralien, das war damals, als der Goldrausch — wie auch in Amerikas Flegeljahren —

die Menschen an die Fundorte lockte. 16 Jahre dauerte der Boom und 25 000 Menschen fielen nach- einander in Coolgardie ein. Es gab dort sogar eine Weltausstellung, die über 70 000 Besucher in das „tote Herz" des Landes brachte — eine für jene Zeiten phantastisch anmutende Zahl. Zurückgeblieben ist eine Gei- sterstadt, mit der High-Noon-Stim- mung und Mittags-Tristesse und mit nur 400 Einwohnern. An der breiten Hauptstraße, auf der man noch das Trampeln der Pferde zu vernehmen glaubt, kündet ein Museum von tur- bulenten Zeiten. Es gab einmal — wie eine Tafel ausweist — 22 Hotels und Saloons, 64 Geschäfte und 29 Ärzte in Coolgardie. Ein paar Saloons sind geblieben, vom Zahn der Zeit ange- nagt, und am Bahnhof steht ein Zug, der nie abfährt, weil die Schienen mit dem Bahnsteig enden.

Ein seltener Anblick selbst in den Out- backs. Rinderhirten mit einem von Ka- melen gezogenen Proviantwagen auf dem Weg in den Busch. Die Weidebetrie- be sind oft Hunderte und Tausende von Quadratkilometern groß. Um nach dem verstreuten Vieh zu suchen, bleibt den ,,Stockmen" oft nichts anderes übrig als wochenlang umherzustreifen. Die Kame- le — sie leben heute auch wild in Innerau- stralien — sind Nachkommen von Tragtie- ren aus Afghanistan Foto: ATC

„Aborigines", wie man die Urein- wohner nennt, verplempern in der gleißenden Sonne ihren Tag. Will man sie photographieren, werden sie böse: ohne Dollar kein Bild. Die Zivilisation hat die 80 000 reinrassi- gen Erstaustralier (rund 300 000 sind es zusammen mit Mischlingen) noch nicht in den Griff bekommen.

Und mit der Wildnis finden sie sich auch nicht mehr zurecht. Sie stehen wie zwischen zwei Welten, jener der Steinzeit, aus der sie kommen, und jener der „fliegenden Ärzte", die auch ihnen helfen, wenn sie in Not sind. Die Wissenschaft ist sich nicht einig, woher diese seltsamen Men- schen kommen, deren Kinder sehr häufig zunächst blonde Haare ha- ben, die erst später schwarz werden..

Manche zählen sie zur indogermani- schen Großrasse, und ihre Vorväter sollen einmal von Indien über Indo- nesien „eingerudert" sein. Wahr- scheinlicher aber ist, daß sich die

„Aussies" bereits auf dem australi- schen Kontinent befanden, als die- ser von Asien abbröckelte und gen Süden driftete — eines der vielen Ge- heimnisse der „Terra incognita", wie das Land früher einmal genannt wurde.

Nach Coolgardies Untergang ist Kal- goorlie, die Stadt mit dem Busch- trommelnamen, Zentrum geworden.

Sie erlebt heute einen — wenn auch bescheidenen — zweiten Gold- rausch. Manche Mine wurde reakti- viert, als der Goldpreis nach oben schnellte. Mister Hannan war so cle- ver, seine stillgelegte Goldzeche für den Tourismus aufzubereiten.

50 000 kommen jedes Jahr und fah- ren ein, um zu hören, wie leicht man früher ans Gold und Geld geriet. Die Outbacks sind in Kalgoorlie nicht zu Ende. Rund 4000 Kilometer sind es von Perth nach Sydney. Gute 70 Stunden braucht der „Indian-Paci- fic" quer durch den Kontinent — ein Paradezug mit Airconditioning, mit Gesellschaftswagen, Einzelkabinen, Duschen und ausgezeichnetem Es- sen, das in den 1.-Klasse-Fahrpreis eingeschlossen ist. Im Gesell- schaftswagen werden Kontakte ge- knüpft. Spätestens nach dem zehn- ten Satz, so will es der Brauch, stellt man sich vor — mit dem Vornamen

2300 Heft 38 vom 22. September 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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selbstverständlich nur. Der Nachna- me, bei uns so wichtig, spielt keine Rolle.

Am Rande der Nullarbor-Ebene überschreitet der Paradezug die Grenze zwischen West- und Südau- stralien. Die Ebene macht ihrem Na- men Ehre: Baumlose Wüste. ln ihr marschiert der überlange Train 378 Kilometer schnurstracks geradeaus.

Die längste Strecke der Weit, die ohne jede Andeutung einer Kurve ist. Die Zeit wechselt. Wir stellen die Uhren um: 90 Minuten vor. ln Port Pirie herrscht emsiges Treiben. Rei- sende nach Adelaide verlassen den Zug. Dann geht es weiter in Rich- tung Sydney. ln New South Wales muß der Chronometer noch einmal um 30 Minuten vorgestellt werden. Nach einer 2300 Kilometer langen Reise, in Broken Hili, der Wüstenoa- se mit Industrie, verlassen wir den Zug. Ein neues Stück Outback war- tet auf uns. Äußerlich ist alles gleich- geblieben. Trotzdem herrschen hier andere Bräuche. Die 50 000 Men- schen, die in und um Broken Hili leben, werden von den Gewerk- schaften regiert. Die Stadt - ein Staat im Staate- ist stolz darauf, daß das Wort Streik hier aus dem Voka- bular so gut wie gestrichen ist. Bro- ken Hili fördert Zink, Blei und Silber.

Eine öde Industriestadt? Keines- wegs. Wer in Broken Hili den obliga- torischen Besuch eines Zinkberg- werks hinter sich gebracht hat, auf den warten touristische Attrak- tionen.

ln Motwingee unterhält der Staat ein Reservat, das wegen seiner land- schaftlichen Schönheit beliebt ist.

Zwei seiner Attraktionen: die

"Schlangenschlucht" und ein riesi-

ger Felsenklotz. Dort befand sich eine Kultstätte der Ureinwohner. Die Felszeichnungen, Hände, Emus und Dingos, sind vielleicht schon vor Jahrtausenden entstanden.

Wieder ein anderes Landschaftsbild: Die Bäume verschwinden, eine win- zige Ansiedlung wird sichtbar. White Cliffs mit vielleicht 20 Häusern, ei- nem Hotel, einer Schule und einem Kleinhospital, das von den Flugärz-

Leserdienst Hinweise ·Anregungen

ten betreut wird. Die Zentrale, zu der die Station gehört, liegt in Broken Hili. Von ihr aus betreuen die "Fiying Doctors" ein Gebiet von der mehrfa- chen Größe der Bundesrepublik. Hat ein Farmer- viele hundert Kilometer fern - Schmerzen, so spricht er die Ärzte per Funk an. Der Doktor gibt eine Nummer durch. Sie weist auf das Medikament hin, das der Kranke benötigt. Es liegt in einem Apothe- kenset, über das jede der 500 Sied- lungen verfügt, die von Broken Hili aus betreut werden. Das Etikett fehlt auf den Medikamenten. "Damit kein Arzneimittelmißbrauch getrieben

wird", sagt man uns auf der Station.

Muß jemand ins Krankenhaus, so sind die kleinen Flugzeuge der "Fiy- ing Doctors" in Windeseile beim Pa- tienten und bringen ihn nach Bro- ken Hili.

Auch White Cliff hat seine Beson- derheiten. Hier ist jeder Miner sein eigener Chef. Man sucht nach Opa- len. Die Claims werden gepachtet.

Da die Sonne erbarmungslos brennt, leben die Familien vielfach in Höhlen, die höchst komfortabel eingerichtet sind. Die Opalernte wird an Dealer in Sydney oder Melbourne verkauft. Oder man wartet auf die Scharen privater Interessenten, die an Feiertagen den Weg in diese ab- gelegene Siedlung finden. Die Preise sind unterschiedlich. Für ei- nen guten weißen Opal muß man bis zu 8000 Mark berappen. Ein Edel- stein für Ohrringe oder Manschet- tenknöpfe dagegen ist schon für 150 Mark zu haben.

Es gäbe noch viel zu berichten von Broken Hili und seinem weiten Hin- terland, von Silverton, das sich als Geisterstadt des Silberbooms ähn- lich konserviert hat wie Coolgardie, vom prächtigen Menindee Lake mit seinen Ferienplätzen. Irgendwann aber endet jede Reise in die Out- backs auf einem Airport. Man steigt in ein Flugzeug und kehrt in die Hek- tik des Business-Lebens, etwa der aufregenden Drei-Millionen-Stadt Sydney, zurück. Die Zivilisation hat uns wieder. Die Outbacks liegen weit zurück. Ein wenig Wehmut bleibt im Gepäck. Dieter Zorn/H

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DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 38 vom 22. September 1977 2301

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