A 2406 Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 108|
Heft 45|
11. November 2011 Wer kennt das nicht: Man sitzt alsArzt einem Patienten mit Migrati- onshintergrund gegenüber. Es stellt sich ein Gefühl von Fremdheit ein, das man auf den unterschiedlichen kulturellen Hintergrund schiebt.
Das Gespräch zieht sich in die Län- ge, die Compliance bei der Behand- lung ist gering. Tatsächlich sind die Faktoren, die zu einem Gefühl von Fremdheit führen, oft gar nicht pri- mär migrationsbedingt. Vielfach re- sultiert dieses Gefühl aus einer an- deren soziokulturellen Prägung der Patienten, bedingt beispielsweise durch deren soziale Lage. Bei Pa- tienten mit Migrationshintergrund tendieren wir aber dazu, Ursachen für Probleme im Behandlungspro- zess auf „kulturelle Unterschiede“
zurückzuführen. Hier droht eine
„Kulturalisierungsfalle“: Es wird gar nicht mehr nach individuellen Gründen für das Problem oder die gestörte Kommunikation gesucht, sondern pauschal die fremde Kultur verantwortlich gemacht.
Ein Migrationshintergrund ist aber nur ein Diversitätsmerkmal GESUNDHEITSVERSORGUNG
Reflektierter Umgang mit Vielfalt
unter vielen. Auch nicht migrierte Menschen unterscheiden sich hin- sichtlich ihrer Wünsche und Vor- stellungen. Geschlecht, Alter, Reli- gion und sozialer Hintergrund sowie viele weitere Merkmale be- einflussen die individuellen Präfe- renzen, wenn es um Gesundheit geht. Wir brauchen daher einen
kompetenten Umgang mit Vielfalt – und der nutzt allen, ganz unabhän- gig vom Migrationshintergrund.
Das Buch erläutert an Beispie- len aus dem Versorgungsalltag, wie in den Gesundheitsdiensten mehr Diversity-Kompetenz ge- schaffen werden kann. Dazu ge- hört als erster Schritt die Fähigkeit, sich selbstreflektierend auf Frem- des einzulassen und zu analysie- ren, wie man Entscheidungen fällt, wenn man sich Ungewohntem ge- genübersieht.
Alle Menschen haben ein Recht auf einen möglichst guten Zugang zu einer qualitätsgesicherten Ge- sundheitsversorgung. Die Gesund- heitsdienste in Deutschland müssen sich daher der steigenden Vielfalt gegenüber öffnen. Konkret bedeu- tet das auch, dass sich die Verant- wortlichkeit für die Gesundheits- versorgung von Migranten nicht auf spezialisierte Einrichtungen schie- ben lässt. Vielmehr müssen sich alle Gesundheitsdienste dieser Verant- wortung stellen und sich für diese Gruppe der Bevölkerung stärker öffnen. Das Buch macht Mut, diese Herausforderung mit Herz und Ver- stand anzugehen. Oliver Razum Eva van Keuk, Cinur Ghaderi,
Ljiljana Joksimovic, Dagmar M. David (Hrsg.):
Diversity. Transkulturelle Kompetenz in klinischen und sozialen Arbeitsfeldern.
Kohlhammer, Stuttgart 2011, 368 Seiten, kartoniert, 39,90 Euro Eva van Keuk CinurGhaderi
Medizin/Naturwissenschaft
Felix Rockmann: Taschenbuch Monitoring Intensiv- medizin. 2. Auflage. MWV Medizinisch Wissenschaftli- che Verlagsgesellschaft, Berlin 2011, 194 Seiten, karto- niert, 34,95 Euro
Hans Anton Adams, Andreas Flemming, Lars Fried- rich, Heiner Ruschulte: Taschenatlas Notfallmedizin.
2. Auflage. Thieme, Stuttgart, New York 2011, 222 Seiten, kartoniert, 39,95 Euro
Jean-Pierre Barral, Alain Croibier: Manipulation peri- pherer Nerven. Osteopathische Diagnostik und Thera- pie. Urban & Fischer, Elsevier GmbH, München 2011, 294 Seiten, kartoniert, 39,95 Euro
Rolf Kreienberg, Hans Ludwig: 125 Jahre Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Werte
· Wissen · Wandel. Springer, Berlin, Heidelberg 2011, 633 Seiten, gebunden, 59,95 Euro
Monika Bäumel, Kurt Hergeth, Thomas Bein: Intensiv- buch Pharmakotherapie. Wirkstoffprofile, Behandlungs- strategien, Fehler und Gefahren in der Intensivmedizin.
2. Auflage. MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlags- gesellschaft, Berlin 2011, 410 Seiten, kartoniert, 49,95 Euro
Serge Paoletti: Faszien. Anatomie · Strukturen · Techni- ken · Spezielle Osteopathie. 2. Auflage. Urban & Fischer, Elsevier GmbH, München 2011, 248 Seiten, kartoniert, 69,95 Euro
Volker Tschuschke: Psychoonkologie. Psychologi- sche Aspekte der Entstehung und Bewältigung von Krebs. Schattauer, Stuttgart 2011, 384 Seiten, gebunden, 39,95 Euro
Margret Liehn, Lutz Steinmüller, Rüdiger Döhler (Hrsg.): OP-Handbuch. Grundlagen, Instrumentarium, OP-Ablauf. 5. Auflage. Springer, Berlin, Heidelberg 2011, 731 Seiten, gebunden, 49,95 Euro
Tumorzentrum München (Hrsg.): Manual Maligne Melanome. Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge. 6. Auflage. W. Zuckschwerdt, München 2011, 152 Seiten, kartoniert, 19,90 Euro
Werner Garbe: Das Frühchen-Buch. Schwangerschaft, Geburt, das reife Neugeborene, das Frühgeborene – praktische Tipps für Eltern. 6. Auflage. Thieme, Stuttgart, New York 2011, 70 Seiten, kartoniert, 4,99 Euro
Martin Heller, Eva-Maria Sattler: Notfallradiologie . . . den Nachtdienst überleben . . . Thieme, Stuttgart, New York 2011, 148 Seiten, gebunden, 79,99 Euro
Thomas Nicolai, Florian Hoffmann: Kindernotfall- ABC. Kompendium für Notärzte und Kindernotärzte.
Springer, Berlin, Heidelberg 2011, 268 Seiten, kartoniert, 24,95 Euro
Christoph Keck, Wilhelm Krone (Hrsg.): Das Syndrom der polyzystischen Ovarien. Interdisziplinäre Konzepte zu Diagnostik und Therapie des PCOS. Thieme, Stuttgart, New York 2011, 139 Seiten, kartoniert, 39,99 Euro
Klemens Trieb, Karl-Dieter Heller, Dieter C. Wirtz (Hrsg.): Modulare Revisionsendoprothetik des Knie- gelenks. Springer, Berlin, Heidelberg 2011, 345 Seiten, gebunden, 99,95 Euro
Bundesärztekammer: Reanimation Empfehlungen für die Wiederbelebung. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2011, 187 Seiten, kartoniert, 29,95 Euro
Peter M. Vogt: Praxis der Plastischen Chirurgie. Plas- tisch-rekonstruktive Operationen, Plastisch-ästhetische Operationen, Handchirurgie, Verbrennungschirurgie. Sprin- ger, Berlin 2011, 940 Seiten, gebunden, 199,95 Euro
Peter Reilich, Christian Gröbli, Jan Dommerholt:
Myofasziale Schmerzen und Triggerpunkte. Urban &
Fischer, München 2011, 253 Seiten, gebunden, 69,95 Euro