Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich
von Paul Gerhardt
Notizen / Anmerkungen 1 1.
2 Ist Gott für mich, so trete 3 Gleich alles wider mich, 4 So oft ich ruf und bete, 5 Weicht alles hinter sich.
6 Hab ich das Haupt zum Freunde 7 Und bin geliebt bei Gott,
8 Was kann mir tun der Feinde 9 Und Widersacher Rott?
10 2.
11 Nun weiß und glaub ich feste, 12 Ich rühms auch ohne Scheu, 13 Daß Gott, der Höchst und Beste, 14 Mir gänzlich günstig sei,
15 Und daß in allen Fällen 16 Er mir zur Rechten steh
17 Und dämpfe Sturm und Wellen 18 Und was mir bringet Weh.
19 3.
20 Der Grund, da ich mich gründe, 21 Ist Christus und sein Blut, 22 Das machet, daß ich finde 23 Das ewge wahre Gut.
24 An mir und meinem Leben 25 Ist nichts auf dieser Erd, 26 Was Christus mir gegeben, 27 Das ist der Liebe wert.
28 4.
29 Mein Jesus ist mein Ehre, 30 Mein Glanz und schönes Licht, 31 Wenn der nicht in mir wäre, 32 So dürft und könnt ich nicht 33 Vor Gottes Augen stehen
34 Und vor dem Sternensitz, 35 Ich müßte stracks vergehen 36 Wie Wachs in Feuers Hitz.
37 5.
38 Der, der hat ausgelöschet 39 Was mit sich führt den Tod, 40 Der ists, der mich rein wäschet, 41 Macht schneeweiß, was ist rot.
42 In ihm kann ich mich freuen, 43 Hab einen Heldenmut, 44 Darf kein Gerichte scheuen, 45 Wie sonst ein Sünder tut.
46 6.
47 Nichts, nichts kann mich verdammen, 48 Nichts nimmet mir mein Herz,
49 Die Höll und ihre Flammen, 50 Die sind mir nur ein Scherz.
51 Kein Urteil mich erschrecket, 52 Kein Unheil mich betrübt, 53 Weil mich mit Flügeln decket 54 Mein Heiland, der mich liebt.
55 7.
56 Sein Geist wohnt mir im Herzen, 57 Regiert mir meinen Sinn,
58 Vertreibet Sorg und Schmerzen, 59 Nimmt allen Kummer hin,
60 Gibt Segen und Gedeihen 61 Dem, was er in mir schafft, 62 Hilft mir das Abba schreien 63 Aus aller meiner Kraft.
64 8.
65 Und wenn an meinem Orte 66 Sich Furcht und Schrecken findt, 67 So seufzt und spricht er Worte, 68 Die unaussprechlich sind 69 Mir zwar und meinem Munde, 70 Gott aber wohlbewußt,
71 Der an des Herzens Grunde 72 Ersiehet seine Lust.
73 9.
74 Sein Geist spricht meinem Geiste 75 Manch süßes Trostwort zu:
76 Wie Gott dem Hilfe leiste, 77 Der bei ihm suchet Ruh, 78 Und wie er hab erbauet 79 Ein neue edle Stadt,
80 Da Aug und Herze schauet 81 Was es geglaubet hat.
82 10.
83 Da ist mein Teil und Erbe 84 Mir prächtig zugericht't;
85 Wenn ich gleich fall und sterbe, 86 Fällt doch mein Himmel nicht.
87 Muß ich auch gleich hier feuchten 88 Mit Tränen meine Zeit,
89 Mein Jesus und sein Leuchten 90 Durchsüßet alles Leid.
91 11.
92 Wer sich mit dem verbindet, 93 Den Satan fleucht und haßt, 94 Der wird verfolgt und findet 95 Ein hohe schwere Last 96 Zu leiden und zu tragen, 97 Gerät in Hohn und Spott;
98 Das Kreuz und alle Plagen, 99 Die sind sein täglich Brot.
100 12.
101 Das ist mir nicht verborgen, 102 Doch bin ich unverzagt, 103 Gott will ihn lassen sorgen, 104 Dem ich mich zugesagt.
105 Es kostet Leib und Leben 106 Und alles, was ich hab:
107 An dir will ich fest kleben
108 Und nimmer lassen ab.
109 13.
110 Die Welt, die mag zerbrechen, 111 Du stehst mir ewiglich,
112 Kein Brennen, Hauen, Stechen 113 Soll trennen mich und dich.
114 Kein Hunger und kein Dürsten, 115 Kein Armut, keine Pein,
116 Kein Zorn der großen Fürsten 117 Soll mir ein Hindrung sein.
118 14.
119 Kein Engel, keine Freuden, 120 Kein Thron, kein Herrlichkeit, 121 Kein Lieben und kein Leiden, 122 Kein Angst und Fährlichkeit, 123 Was man nur kann erdenken, 124 Es sei klein oder groß,
125 Der keines soll mich lenken 126 Aus deinem Arm und Schoß.
127 15.
128 Mein Herze geht in Springen 129 Und kann nicht traurig sein, 130 Ist voller Freud und Singen, 131 Sieht lauter Sonnenschein.
132 Die Sonne, die mir lachet, 133 Ist mein Herr Jesus Christ, 134 Das, was mich singen machet, 135 Ist, was im Himmel ist.
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Autor Paul Gerhardt Titel „Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich“
Verse 135 Wörter 573
Strophen 15
Checkliste zur Analyse / Interpretation eines Gedichtes
Einleitung der Gedichtanalyse
Titel des Gedichtes, Name des Autors und Entstehungs- oder Erscheinungsjahr
Gedichtart (Sonett, Ode, Haiku, Ballade, Hymne usw.)
Thema des Gedichtes (Liebesgedicht, Naturgedicht, Krieg usw.)
zeitliche Einordnung / Literaturepoche benennen
kurze Beschreibung des Gedichtes
Absicht des Gedichtes
Hauptteil der Gedichtanalyse
Inhalt
Thema des Gedichts
Was beschreibt das Gedicht (Erlebnis, Jahreszeit oder eine bestimmte Zeit)?
Zusammenhang zwischen Titel und Gedicht
Lyrisches Ich - Wer spricht im Gedicht? Woran erkennt man das?
Hauptteil der Gedichtanalyse
Aufbau
Verse und Strophen
Reimschema (Kreuzreim, Paarreim, umarmender Reim, Haufenreim, verschränkter Reim, Schweifreim etc.)
Gibt es ein Versmaß? Versmaß (Metrum) bestimmen.
Kadenz: Wie sind die Endsilben im Gedicht?
Hauptteil der Gedichtanalyse
Sprache
Auffälligkeiten der Sprache (Werden beispielsweise viele Adjektive, nur Substantive, Vokale etc. verwendet?)
Wie spricht das lyrische Ich (traurig oder fröhlich)?
Benenne die Stilmittel und Reimformen, die zum Einsatz kommen.
Satzbau: Parataktischer & hypotaktischer Satzbau
Welche Zeitform wird genutzt (Präsens, Präteritum, Futur)?
Hauptteil der Gedichtanalyse
Gedichtinterpretation
Was bewirken die Ergebnisse der vorangegangenen Analyse?
Welche Stimmung ruft die Sprache in uns hervor?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Inhalt und Funktion?
Schlussteil
Gedichtinterpretation
Intention des Gedichtes: Was will das Gedicht?
Wurde unsere Vermutung (Deutungshypothese Einleitung) darüber bestätigt?
Gibt es Fragen, die im Gedicht unbeantwortet bleiben?
Wertung: Ist das Gedicht typisch für die Epoche? Ist es charakteristisch für den Autor?
Ist das Gedicht (Form, Sprache, Inhalt, Aussage) aus heutiger Sicht noch bedeutungsvoll?
Persönliche Stellungnahme (sofern ausdrücklich verlangt)
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