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Ich verwahre mich…

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ENICUM

Ich verwahre mich …

… in aller Form dagegen, für die Verwah- rungsinitiative gestimmt zu haben. Aller- dings habe ich das Nein mit ambivalenten Gefühlen angekreuzt. Denn es geht mir wie den Initiantinnen und all denen, die der Verwahrung extrem gefährlicher Täter zugestimmt haben: Auch ich bin der Mei- nung, dass die Gesellschaft vor einer gewissen Sorte Täter geschützt werden muss. Es ist völlig belanglos, dass diese Greueltaten extrem selten begangen wer- den und dass diese Art Mörder/Folterer eine klitzekleine Minderheit darstellen. Je- des Opfer ist ein Opfer zu viel und diese Taten sind so schrecklich, dass der Staat sein Äusserstes tun muss, um seine Bürger zu schützen. Es mag ja sein, dass es nur ei- nige wenige Täter sind – aber man könnte genauso gut zynisch argumentieren, dass es darum ja auch nicht so schlimm ist, dass man sie lebenslang wegschliesst: es trifft ja nur ein paar wenige Menschen.

Genauso unlogisch ist das Argument, dass es nie eine Garantie für die absolute Sicherheit gibt. Die gibt es auch nicht vor Bränden. Und trotzdem macht der Staat sein Möglichstes für den Brandschutz.

Aber es ist mir nicht wohl dabei, wenn un- ser Rechtssystem eine Wiedererwägungs- möglichkeit für immer ausschliesst. Mit Besorgnis sehe ich auch, wie die Privatheit zugunsten des total(itär)en Sicherheits- staates abgebaut wird. Jüngstes Beispiel sind die Justizreformen in Frankreich, die einen gravierenden Eingriff in die Bürger- rechte darstellen. Tröstlich zumindest,

dass die französischen Juristen auf die Strasse gingen – vom Studenten bis zum Richter, vom Anwalt bis zum Staats- anwalt. Sie kämpfen für den Erhalt des Rechtsstaates und gegen einen Rechts- staat. Europäer hingegen verstehen nicht die amerikanischen Tugendnormen. Zum Beispiel warum Justin Timberlake verklagt wird. Der drall gebauten Janet Jackson ging er in einer kunstvoll choreographier- ten Tanzshow, den passenden Musiktext trällernd, an die Damenoberbekleidung.

Ausgerechnet in der Pause der Super- Bowl-Halbzeit. Das führte zur Strafan- zeige wegen «indecency». Dabei hat Frau Jackson doch ganz anständig was zu bie- ten … Im Internet kann man noch ganz andere Brustbilder der Künstlerin inspizie- ren, sogar ohne Klebe-Stern. Während in Europa der Grossteil der Säuglinge bereits im Neugeborenenalter den blutten Brüs- ten junger Frauen ausgesetzt werden, ernähren sie in den USA halt ihre Kids mit Milchersatz aus der Flasche. Vermutlich vertragen sie deshalb später keine nack- ten Tatsachen. Auch keine alkoholtrinken- den Menschen: In der Öffentlichkeit verbirgt der korrekte Amerikaner sein Gebinde, aus dem er Alkoholika trinkt, in einem braunen Papierbeutel. Augen- scheinlich sind diese Probleme für die Amerikaner wichtiger als die sozialen Pro- bleme und die Gewalt in ihrem Land. Die Frage, was nun alles als «indecent» zu be- trachten ist, wird kontrovers beantwortet.

Offenes Frauenhaar? Das empfinden viele

Muslime als aufreizend. Für französische Gesetzgeber hingegen sind bedeckte Haare anstössig. Ein rotes Tuch sind dort Kopftuch, Kippa und Nonnenhaube. Ob wohl auch Generäle, Köche und Schorn- steinfeger barhäuptig gehen müssen?

Und wie löst der Protokollchef des Elysée das Problem, wenn Königin Elisabeth II.

zum Staatsbesuch kommt und bekopf- tucht an der Seine spazieren gehen will?

Ist es anständig, wenn bayrische Schulkin- der auf das realistisch geschnitzte Bildnis eines mageren Gekreuzigten schauen müssen, der zudem noch eine Stichverlet- zung im Thorax und Fremdkörper in der Galea hat? Ist es Anstand, wenn Daddy in der Pause der Super Bowl Mummy links und rechts eine in die Fresse haut? Oder sie und alle Kinder zuhause gar er- schiesst? Jäger reden auch vom «An- stand» – und meinen damit hoch gele- gene Tiertötungs-Bretterverschläge. Ist es anständig, wenn Frauenhäuser und Mädchenprojekte das Geld gestrichen be- kommen? Die tägliche Gewalt finde ich genauso schrecklich wie die sadistischen Serientäter. Aus «wissenschaftlichem In- teresse» bringt ein junger Mann einen ihm Fremden um – nur um zu sehen, ob er den perfekten Mord begehen kann. Da werden Kinder am helllichten Tag in Autos gezerrt, Frauen von ihren Vätern, Brü- dern, Freunden und Ehemännern geschla- gen und ermordet. Und wer ergreift da mal die Initiative?

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