§ 7 Adjungierte Operatoren
7.1. Definition. Es seien X, Y Banachräume und T ∈ L(X, Y). Der zu T adjungierter Operator T0 : Y0 →X0 ist definiert durch
(T0y0)(x) :=y0(T x), x∈X, y0∈Y0, d.h. T0y0 =y0◦T gilt füry0 ∈Y0.
Beispiel:
(a) SeiX=c0 und L=Linksshift, d.h.,
L(x1, x2, x3, . . .) = (x2, x3, . . .).
Dannϕ(T x) =y1x2+y2x3+· · · fürϕ= (yn)∈`2. Also
L0(y1, y2, y3, . . .) = (0, y1, y2, y3, . . .) =R(y1, y2, y3, . . .) (Rechtsshift).
(b) Auf L2([0,1]) seiT durch
(T f)(x) :=
Z1
0
k(x, y)f(y) dy,
wobeik∈L2([0,1]×[0,1]). Dann ist T0 von der Form
(T0f)(x) :=
Z1
0
k0(x, y)f(y) dy,
wobeik0(x, y) =k(y, x).
Beweis. (a) Später wirL2 betrachtet. Seix∈`p und y∈`q. Dann gilt:
y0(T x) = X∞ i=1
yixi+1= (T0y0)(x).
(b) Wähle f, g0 ∈L2([0,1]). Dann gilt:
g0(T f) = Z1
0
g0(x) Z1
0
k(x, y)f(y) dydx= Z1
0
f(y) Z1
0
k(x, y)g0(x) dxdy= (T0g0)f.
Bemerkung: Es gelten:
(a) (αT1+βT2)0=αT1+βT2,T1, T2∈L(X, Y) undα, β ∈K. (b) (T2T1)0 =T10T20,T1∈L(X, Y),T2∈L(Y, Z).
(c) T00ιX =ιYT,T ∈L(X, Y).
Beweis. (a) und (b) sind klar. (c) folgt aus
(T00ιX(x))(y0) =ιX(x)(T0y0) =T0y0(x) =y0(T x) =ιY(T x)(y).
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§7. ADJUNGIERTE OPERATOREN 31
7.2. Satz. Die Abbildung L(X, Y)→L(Y0, X0),T 7→T0 ist linear und isometrisch.
Beweis. Linearität ist klar. Die Gleichheit der Normen ergibt sich aus dem Satz von Hahn-Banach:
kTk= sup
kxk≤1
kT xk= sup
kxk≤1
sup
ky0k≤1
|y0(T x)|= sup
ky0k≤1
sup
kxk≤1
|y0(T x)|
= sup
ky0k≤1
kT0y0k=kT0k.
Bemerkung: Die Abbildung L(`1, c0)→L(`1, `∞),T 7→T0 ist nicht surjektiv.
Beweis. Offenbar kann jedes T ∈ L(`1, C0) durch eine unendliche Matrix A = (aij) und jedes S ∈ L(`1, `∞) durch eine Matrix B = (bij) auf c00 dargestellt werden. Hierzu verwende, dass c00 sowohl in c0 als auch in`1 dicht ist.
Nach Definition der Adjungierten erhalten wir aij = bji (vgl. lineare Algebra). Insbesondere wird durch bij = 1,i, j ∈N ein stetiger Operator S ∈L(`1, `∞) definiert. Falls es ein T ∈L(`1, c0) mit T0 =S gäbe, müsste bij = 1,i, j= 1 sein, was aber ein Widerspruch zuT ∈L(`1, c0) ist.
7.3. Satz [Satz von Schauder]. Es seien X, Y Banachräume und T ∈L(X, Y). Dann gilt die Äqui- valenz
T kompakt ⇐⇒ T0 kompakt.
Beweis. “⇒”: Sei T kompakt und(yn0)⊆Y0 beschränkt. Es ist zu zeigen ist, dass (T0yn0) eine konvergente Teilfolge besitzt. SeiK :=T BX(0,1). Dann istK ein kompakter, metrischer Raum. Betrachte fn:=yn K0 ∈ C(K). Die Folge(fn)ist beschränkt und gleichgradig stetig, denn
|fn(y)−fn(˜y)| ≤ ky0nkky−yk ≤˜ Cky−yk,˜ n∈N, y,y˜∈K.
Der Satz von Arzelà–Ascoli gibt die Existenz einer konvergenten Teilfolge (fnk). Es folgt:
kT0yn0l−T0yn0mk= sup
x∈BX(0,1)
ky0nl(T x)−yn0m(T x)k ≤ kfnl−fnmk∞,
d.h. T0y0nk ist eine Cauchyfolge in X0. Somit folgt die Behauptung.
“⇐”: Sei T0 kompakt. Dann folgt aus dem ersten Beweisteil, dass T00 kompakt ist. Bemerkung §7 liefert T00ιX = ιYT, d.h. der Wertebereich von T00ιX ist im abgeschlossenen Unterraum imιY enthalten, also T =ι−1Y T00ιX. Daraus folgt die Kompaktheit vonT.