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Iranica.
Von H. Hübschmann.
1) 8 a hrburäz.
Die Angaben der verschiedenen Autoren über die Hauptfeld¬
herrn des Königs Chosrau's 11 stimmen insofern nicht überein,
als die einen, wie Tabari (übers, von Nöldeke p. 290), in Eo-
mtuzän und Farruhän zwei verschiedene Personen sehen, während
nndere sie identificiren. Letzteren stimmt jetzt Nöldeke (Die
von Guidi herausgegebene syrische Chronik , übersetzt und com¬
mentirt von Nöldeke, Wien 1893, p. 24, Anm. 4) auf Gnind
einer Stelle des Michael S y r u s bei : mit Recht, wie die Armenier zeigen , deren Angaben ich hier theils wörtlich , theils im Auszuge
mittheilen will. Aus ihnen ergiebt sich, dass der eigentliche Name
des hervorragendsten Feldherrn C h o s r a u 's Xoream = arab.
Farruhän (Farruxän) oder Xorahän (Tabari p. 292, Anm. 2)
war und dass derselbe Mann den Ehrennamen Sahrvaräz (iSahr-
haräz) = Landeseber und Razmyözän (vgl. np. razmyöz kriegerisch)
führte. Daher treten die Namen bei den Autoren beliebig D für
einander ein.
1) Sebeos p. 76 flg. Xosrov „sandte nach Syrieu ein
grosses und sehr starkes Heer mit Xoream , welcher Erazman
genannt wurde, als Heerführer'), desselben", er nahm ürhay,
Amith, Thela, Rasayenay *), alle Städte von Syrisch-Mesopotamien
und Antiokh, p. 76—77; der Feldherr Sahen-'') „vereinigte sich
mit den Truppen des Xoream. die in Pisidien standen" p. 79:
„damals standen die Truppen des Perserkönigs in Kesaria der
Palestiner und ihr Feldherr, genannt Bazmwzan, d. i. Xoream
unterhandelte mit Jerusalem", das sich ihm ergab p. 81: als aber
die Einwohner von Jerusalem sich empörten und die persischen
Ostikane tödteten, „sammelte Xoream d. i. Fraviikozan *) sein
1) Bei Tab. 290: Rormuzän.
2) Uie syrischen Namen s. bei Hallier, Edess. Chronik, p. 96, 97, 102, 140.
3) Pers. Sähen.
4) Bei Tab. 291, syr. Chron. 24: Sahrbaräz.
Hübsehmann, Iranica. 623
Heer", belagerte, nabm und plünderte die Stadt'), p. 82; „Xoream
zog mit seinem Heere nach Khalkedon und schlug sein Lager
gegenüber von Biuzandia auf*)" p. 89; als Heraclius (Eraklos)
nach Gandzak kam ^) eilte Xoream nach Mrtsuin , worairf sich
Heraclius nach Phaitakaran zurückzog, p. ^2; Xosrov sandte den
Sahr-Varaz gegen ihn, der im Vereine mit Sahen dem Heraclius
bei dem „andern" Tigranakert (in Phaitakaran) entgegentrat, He¬
raclius schlug den Sahen und zog über Naxtsuan und Bagfrevand
nach Apahunikh, wo er im Dorfe Hrtsmunkh sein Lager auf¬
schlug. Sahr-Varaz nnd Sahen folgten ihm. *§aÄr-Faraz(!) ver¬
theilte seine Truppen in Aliovit und begab sieh mit sechstausend Schwerbewaffneten nach dem District Arises, um sich in den Hinter¬
halt zu legen. Als Heraclius durch Spione erfuhr, dass Xoream (\)
gekommen sei und ihm im Hinterhalt auflauere, zog er gegen
ihn und machte die Vorhut von fünfhundert Mann in Ali nieder.
Ein Reiter entkam nach Arises, wo er dem Xoream {\) die Kunde
brachte , der ihn dafür an Händen und Püssen fesseln liess , p. 92
—93. Sogleich kamen auch die Peinde, umzingelten und ver¬
brannten Arises und vernichteten die Perser , Sahr- Varaz (!) aber
entkam auf eineni Gaul und begab sich nach Aliovii zu seinen
Truppen *), p. 93—94. Darauf zog Heraclius nach Caesarea und
kehrte , als Sahr- Varaz sein Heer in Kleinasien ausruhen liess,
nach Armenien zurück , wo er durch Sirak ging , den Araxes
{Erasx) bei Vardanakert überschritt und nach Gogovii umkehrte,
um über Her und Zarevand sich gegen Ktesiphon (Tizbon) zu
wenden. Nachdem er von Atrpatakan kommend jenseits des Ge¬
birges Zarasp nach Asoresfan gelangt und zwei persische Heere
unter Rots- Vehan ^) bei Ninue geschlagen und diesen selbst ge¬
tödtet hatte "), p. 94, lagerte er, während Xosrov nach Veh-Kavat
floh , bei Tizbon '), zog sich aber bald nach Atrpatakan zurück
aus Furcht vor Xoream , der aber dem Xosrov nicht zu Hülfe
kam, sondern da, wo er war, im Westen blieb, p. 95. Als Kavat
König geworden war, liess er dem Sahr-Varaz schreiben, dass er
das griechische Gebiet verlassen und nach Persien kommen sollte.
Dieser aber weigerte sich dem Befehle zu gehorchen, p. 97. Nach
Kavat's Tode wollte Heraclius den Xoi-eam^) zum König machen,
1) Im Juni Gl 4, Nöldeke, Aufsätze zur pers. Gesch. p. 12 C.
2) Bei Tah. 292: „Farruhän mit dem Titel Sahrbaräz".
3) Im Jahre 023, Nöld. Aufs. 127.
4) Also Xoream — Sahr-Varaz.
5) Pers. liüivehän (zu phi. röcveh, np. rözbih „der glückliche"), Ehren¬
name des Feldherrn Rähzät, Tab. 294, Mos. Kalank. I, 252.
G) Dies schon einmal p. 80 kurz erzählt. Dazu vgl. Mos. Kalank. I, 252.
7) In Dastagerd, etwa drei Tagereisen von Ktesiphon, Januar G28, Nöld. Aufs. 127.
8) Bei Tab. 387, Nöld. Aufs. 129, Mich. Syr. (armenisch) 319: Sahr¬
baräz.
624 Hübschmann, Iranica.
Xoream verliess Alexandria und kam mit Heraclius zusammen,
p. 98; begab sich dann nach Tizbon, liess den jungen König
Artasir umbringen und bestieg selbst den Thron ^) , wurde aber
bald getödtet «), p. 99.
2) Möses Kalankaituathsi.
„Als nun Xosrov sah, dass ihm das Werk des Krieges glückte,
den er mit dem König der Griechen begonnen hatte durch den
Feldherm des Heeres, welches er gegen den Westen aufgestellt
hatte, dessen eigentlicher Name Xorean war , legte er , da er mit
persischer Kunst die Schlachten zu lenken und den Sieg zu er¬
ringen verstand , ihm verschiedene Ehrennamen bei , bald Rozmi-
Ozan, bald Sahr-Varaz*). Dieser nahm und verbrannte die heilige
Stadt .Jerasalem' u. s. w. p. 233. Als Heraclius zu Schiff nach
Kleinasien, dann durch das Land der Egerer nach Armenien ge¬
kommen war und den Araxes überschritten hatte , um Xosrov zu
überraschen, p. 235, floh Xosrov aus Medien nach Asorestan und
liess Sahr- Varaz schleunig zu sich kommen. Als Heraclius darauf
von Medien nach Uti ging, folgten ihm die Perser mit dem so¬
genannten „neuen Heere' unter dem Feldhen-n Sahatrpalakan ^)
und dem Hramanatar, genannt Granik-salar , zu dem auch der
aus Griechenland gekommene persische Heerführer stiess, und trieben
ihn naeh Siunikh zurück , p. 238. Als die Xazaren in Armenien
einflelen, schrieb Xosrov an sie: „ich werde aus seinem (des He¬
raclius) Lande meinen siegreichen grossen Feldherrn Sahr-Varaz
rufen mit meinen beiden tapfem Kriegem Sahen und Khriakarin'^)
und meine auserlesenen schwergerüsteten Trappen zu Zehntausenden
und Tausenden , die ich gegen den Westen aufgestellt habe*
p. 239—240.
3) Thomas Artsruni.
„Der Heerführer der Perser, genannt Razmayuzan, d. i. Xo¬
ream", p. 89, Z. 5; „da sammelte Xorem Erazmayuzan') seine
Trappen, lagerte sich rings um Jerasalem, belagerte es' u. s. w.,
p. 89, Z. 10.
1) Am 27. April 630.
2) „Darauf ward König Sahrbaräz, d. i. Farruxän", Tab. 388; „Salir- barz, d. i. Xoriane" Mich. Syr. (armenisch) 319.
3) Am 9. Juni 630.
4) Vgl. Mich. Syr. (armenisch) p. 302: „Nicht soll dein Name Romizon sondem Sahrbarz sein".
5) Lies Sahraplalcan, Sebeos 79, SnQaßlayäs Theoph. (Tab. 292), nach Hoftmann, Ausz. p. 76 = .SafaßHayyäs = pers. sahrapalang Landespanther?
6) Kärdärigän (Mich. Syr. und Barh.) Tab. 387.
7) Arab. Romiuz.'in, syr. RömTzan, gr. Povo/iiu^av, Tab. 290.
Hübschmann, Iranica. 625
2) Kav Xosrov.
In der von Nöldeke übersetzten und commentirten syrischen
Chronik heisst es p. 43: ,Er {Hormizdän) schickte viele Truppen
gegen die Araber, aber diese vernichteten sie alle, eilten herbei,
befagerten Ämä'), nahmen es in wenig Tagen ein und tödteten
sämmtliche angesehenen Leute darin. Sie besetzten das Haus dort,
so das des heil. Daniel's hiess, bemächtigten sich des da ein¬
geschlossenen Schatzes, der auf Befehl der Könige seit der Zeit
des Darius und Cyrus bewahrt worden, und den silbernen Sarko¬
phag, worin die einbalsamirte Leiche lag, die von vielen für die
Daniel's, von andern für die des Darius erklärt wurde , zerbrachen
und nahmen sie'. Von dem Sarg mit der Leiche des Propheten
Daniel in Süs spricht auch Tabari (Nöld. Tab. 58), dagegen
stimmt Sebeos mehr mit der syrischen Chronik -) überein , da
er die beiden verschiedenen Ansichten über jene Mumie erwähnt,
indem er p. 46 schreibt: ,Und es geschah in jenen Tagen, dass
der König'') der Griechen vom König der Perser*) sich den Leib
jenes todten Mannes ausbat , der sich in der Stadt Saus ^) befand,
im königlichen Schatze, in einem kupfemen (ehemen) Becken
liegend, den der Perser Kav Xosrov nennt, die Christen aber den
(Leib) des Propheten Daniel". König Chosrau will den Leichnam
ausliefern gegen den Willen der Königin Shirin, als er aber aus
der Stadt gefahren wird, vertrocknen die Quellen, die Maulthiere,
die den Wagen ziehen, kehren um u. s. w. und der Leichnam
bleibt mit Einwilligung des Kaisers in der Stadt.
Nach dem Bericht des Sebeos , der der genauere zu sein
scheint, hielten also die Perser jenen Leichnam nicht für den des
Königs Darius, sondern für den des Kav Xosrov. Darunter kann
doch nur der im Avesta Kava Husrava, bei Pirdüsi Kai Xusrav
genannte mythische König verstanden werden, obwohl Pirdüsi diesen
nicht sterben, sondern lebend ins Jenseits entrückt werden lässt.
V V V
1) Süsan, Süi, arab. Süs, gr. .Sovaa, von Säpür II hergestellt, Nöld.
Tab. 58.
2) Sebeos und der Autor der Chronik schrieben ziemlich gleichzeitig, nicht lange nach 6 CO.
3) Mauricius.
4)' Chosrau II. V V V
5) A'gl. bei Pseudocall. So.s 100, 107, 109, Susa 169, Susanastan 180; Mos. Geogr. ed. Soukry 41: Xulastan, das die Griechen Sausanilc nennen wegen der Stadt Sösan, die Araber aber Btsra.
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Die samaritanische Pentateuchübersetzung nach der
Ausgabe von Petermann und Völlers.
Von Dr. Samuel Kohn.
Die liritische Textausgabe der samaritanischen Pentateuch¬
übersetzung von Petermann, deren erstes Heft (die Genesis)
bereits i. J. 1872 erschien, liegt nunmehr mit dem i. J. 1891 aus¬
gegebenen fünften Hefte (Deuteron.) vollständig vor '). Zwischen
der Drucklegung des ersten und des letzten Heftes sind demnach
volle neunzehn Jahre verflossen. Es war Petermann nicht vergönnt,
das von ihm begonnene Werk, zu dem er die Materialien mit liebe¬
voller Hingebrmg vollständig gesammelt hatte, zu Ende zu führen.
Als ihn im Jahre 1876 der Tod ereilte, waren erst die beiden
ersten Bücher erschienen ^). Die Portführung des grossangelegten,
mühevollen Werkes übernahm Völlers, der Leviticus nach dem
bereits druckfertigen Manuscripte Petermanns edirte , Numeri und
Deuteronomium nach der von Petermann dem Texte zu Grunde
gelegten Handschrift (Ap.) und den von Petermann gesammelten
Varianten aus vier anderen Handschi-iften (mit den Buchstaben
A — D bezeichnet) und aus dem Texte der Londoner Polyglotte
(Ed.). Diesen Varianten hat zu Leviticus noch Petermann die ab¬
weichenden Lesearten des von Nutt veröflentlichten Oxforder Frag¬
ments ') (N.) hinzugefügt ; dasselbe that Völlers zu Numeri. Zu
1) Pentateuchus Samaritanus ad fidem libror. manuscriptor. . . . ed. varias lectiones adscripsit H. Petermann. Fasc. v. Deuteron, ex recen¬
sione Caroli Völlers. Berolini apud W. Moeser 1891. Das vollständige Werk umfasst 554 S. gr. 8". Der noch von Petermann herrührende Titel Pentateuchus Samaritanus (worunter man gewöhnlich den hebräischeu Bibeltext der Samaritaner versteht), musste, obwohl er irrelührend ist und Pentateuchi Versio S am ar itana, oder einfach Targum S amar i tanum richtiger gewesen wäre (s. mein Zur Sprache, Literat, u. Dogmatik der Samarit.
Leipzig 1875, S. 100), für die folgenden Hefte wohl schon beibehalten werden.
2) Das Titelblatt von Exodus trägt sonderbarer Weise die Jahreszahl 1882, während das betreffende Heft, nach Völlers' Vorwort zu Levit., schon 1873 erschienen ist, und Petermann, der die Drucklegung desselben besorgte, bereits 1876 starb.
3) Fragments of a samaritan Targum, London 1874.