Daß du nicht enden kannst, das macht dich groß, Und daß du nie beginnst, das ist dein Los.
Dein Lied ist drehend wie das Sterngewölbe, Anfang und Ende immerfort dasselbe, Und was die Mitte bringt, ist offenbar Das, was zu Ende bleibt und anfangs war.
Johann Wolfgang von Goethe
Liebe Freundinnen und Freunde,
wieso fällt uns Abschied nehmen meist so schwer? Ist es die Angst vor dem Neuen, dem Unbekannten? Das Loslassen oder das Weiterziehen? Das
wehmütige Glorifizieren des Vergangenen oder der nostalgische Rückblick in die Vergangenheit? Vielleicht auch alles zusammen.
In diesem Newsletter möchte ich meiner Tätigkeit als Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Schwetzingen Lebewohl sagen, möchte euch in dieser Funktion Lebewohl sagen und gleichzeitig bis bald! Ich möchte Themen,
Erlebnisse und Erfolge Revue passieren lassen. Ich möchte mich erinnern, mich freuen und in die Zukunft blicken. Danke, dass ihr mich auf meinem Weg
begleitet habt. Ich freue mich, auf unsere künftige Zusammenarbeit und wünsche euch viel Spaß, mich in diesem Newsletter bei meinem Rückblick zu begleiten.
Herzlichst euer
Zu Beginn die Kultur
Ihr habt es sicher schon geahnt, an der ersten Stelle meines persönlichen Rückblicks steht: die Kultur. Auch wenn ich es immer wieder aufs Neue
versuche, fällt es mir doch schwer, vollends auszudrücken, welches hohe Gut die Kultur für mich darstellt und welche Bedeutung ich ihr innerhalb der Gesellschaft zuschreibe.
Den Glauben daran, dass sie uns zusammenhält, habe ich stets versucht, in meiner Arbeit widerzuspiegeln. Sei es mein Engagement in der jüngsten
Corona-Krise, kleinen Kultureinrichtungen zu helfen, mein Einsatz für den Wert und die Anerkennung der kulturellen Bildung, oder mein jetziges
Herzensprojekt: das Grundeinkommen für Künstlerinnen und Künstler endlich durchzusetzen.
Grundeinkommen für Künstler*innen
Auch nach meiner Mandatstätigkeit werde ich mich weiter gemeinsam mit dem Schriftsteller Matthias Kehle und anderen für ein Grundeinkommen für
freischaffende Künstler*innen einsetzen. Selbstverständlich lässt sich künstlerische Anerkennung nicht in Geld bemessen. Dennoch würde eine solche Sicherheit eine Vielzahl an Problemen innerhalb der Kulturszene löse und ihr die Anerkennung verleihen, die sie dringend benötigt und verdient.
Ich bin hoffnungsvoll, dass ich mit diesem Projekt mehr Menschen den Wert der Kultur näherbringen kann: das physische Zusammenkommen von
Menschen an einem Ort. Kultur erlebt man mit dem gesamten Körper und allen Sinnen, Kultur bringt Menschen zusammen, Kultur verbindet. Kultur ist mehr als Unterhaltung: Kultur hält unsere Gesellschaft zusammen, Kultur ist Bildung, Kultur ist Freiheit. Es wird Zeit, diesen Stellenwert endlich anzuerkennen.
Wie wir zusammenwachsen
Ein besonderes Anliegen war mir während meiner gesamten Tätigkeit immer mein Sitz im Rat für die Angelegenheiten der Deutschen Sinti und Roma.
Antiziganismus ist in Deutschland und in ganz Europa immer noch ein großes Problem. Diskriminierung geschieht oft unterschwellig und nicht für jeden erkennbar. Hier ist Zivilcourage gefordert.
Dennoch habe ich in den letzten Jahren auch Fortschritte erleben dürfen: Der Staatsvertrag, welcher durch die grün-geführte Regierung in Baden-
Württemberg gemeinsam mit dem Landesverband der Deutschen Sinti und Roma in Baden-Württemberg erneuert wurde, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Aber hier geht noch mehr: Der interkulturelle Austausch muss gefördert und gelebt werden. Mit Formaten wie der Interkulturellen Woche, die im
September vergangenen Jahres das Leben, die Sprache und die Kultur der Sinti und Roma in den Mittelpunkt stellte, können wir einen nachhaltigen Dialog schaffen. So kann unsere Welt weiter zusammenwachsen. Ich wünsche mir auch weiterhin einen produktiven Dialog und weitere tolle gemeinsame Projekte!
Mehr als eine Floskel
Bürgernah. Dieses Adjektiv ist wohl, auch parteiübergreifend, eines der häufigsten Wörter, das auf Wahlplakaten zu lesen ist. Meine Bemühungen, diesem Adjektiv als Landtagsabgeordneter auch Gehalt zu verleihen, habe ich hoffentlich erfüllt.
Landtagsbesuche empfand ich hier stets als gelungenes Mittel. Ob
Schulklassen, das Schwetzinger Frauencafé oder interessierte Bürger*innen:
Mein Ziel war es immer, das manchmal so ferne Stuttgart hautnah in den Wahlkreis zu bringen – oder eben anders herum.
Die Historie, Architektur und Kunst, die im Haus der Abgeordneten und im Stuttgarter Landtag zu finden ist, überwältigt mich immer wieder aufs Neue.
Dennoch hat mir der Austausch am Ende des Rundgangs bei jedem Mal am besten gefallen. Die Meinungen, Ideen und Vorschläge, die ich hier hören durfte, haben mir dabei geholfen, in meiner Mandatstätigkeit das Wichtigste nie aus den Augen zu verlieren: die Bürgerinnen und Bürger in meinem Wahlkreis.
Grüne Zukunft
Veränderung liegt in der Luft. Nicht nur in meiner Zukunft, sondern auch in der unseres Landes, der Grünen Partei und innerhalb unserer Nation. Spaltung und Hetze waren nie so präsent, wie jetzt. Das ist furchtbar. Doch diese Spaltung birgt auch Chancen.
Es ist jetzt an der Zeit, die wichtigen Themen der folgenden Generationen auf die politische und gesellschaftliche Tagesordnung zu bringen: Klimaschutz, soziale Gleichheit, nachhaltiges Wirtschaften, Zukunftssicherheit.
Wir dürfen diese wichtigen Anliegen nicht dem Populismus überlassen.
Dennoch dürfen wir uns und unsere Werte bei der ganzen Zielstrebigkeit nicht verlieren. Wir Grüne sind eine basisdemokratische Partei, bei der jede Stimme zählt, auch die kritische.
Deshalb dürfen wir dem manchmal mühsamen, kontroversen Diskurs nicht meiden, sondern müssen ihn wollen: Denn er hat uns dorthin gebracht, wo wir heute stehen: Eine starke Grüne Partei auf Landes- und Bundesebene, die einen Führungsanspruch klar äußert und diesen von den Wählerinnen und Wählern schon oft zugesprochen bekommen hat und diesen in Zukunft auch weiterhin erhält.
Auf Schienen durch die Region
Eins meiner Highlights, auf dessen Realisierung ich im Rückblick auf meine Mandatstätigkeit sehr stolz bin, ist der Direktzug von Hockenheim über Oftersheim, Schwetzingen und Neu-Edingen/Friedrichsfeld nach Heidelberg.
Das war ein wirklich wichtiger Schritt in Richtung klimafreundliche Mobilität.
Außerdem konnten wir so auch die Verbindung an die Bergstraße nach Frankfurt um einiges verbessern. Das erleichtert vielen Pendler*innen in der Region den Alltag.
Schon 2009 habe ich mich für diese Verbindung eingesetzt und kurzerhand einen Schienenbus für die sonst nur noch für Güterverkehr genutzte Strecke gemietet. Mit dem Winterfahrplan 2019 wurde es endlich Realität. Zunächst nur morgens. Nach weiteren Gesprächen folgte Ende letzten Jahres dann die großartige Nachricht, dass die Main-Neckar Bahn stündlich als S6 von
Schwetzingen nach Frankfurt und zurück fährt. Ab dem Halt in
Edingen/Friedrichsfeld haben Fahrgäste dann direkten Anschluss von und nach Heidelberg. Es hat mich so gefreut zu hören, dass sich meine Bemühungen ausgezahlt haben und ich zum Abschluss meiner Tätigkeit als
Landtagsabgeordneter noch etwas so Wichtiges für den Wahlkreis Schwetzingen erzielen konnte.
Ich möchte mich vor allem bei der Grünen Kreisrätin Sabine Walter für die tolle Zusammenarbeit und ihren Einsatz bedanken. Gerne werde ich sie weiterhin unterstützen, mein Herzensprojekt zu fördern.
Wenn Kulturen aufeinandertreffen
Seit 2013 hat das Interkulturelle Fest in Schwetzingen alle zwei stattgefunden und jedes Mal war es für mich wie ein kleiner Traum, der in Erfüllung geht.
Deshalb hätte es mich umso mehr gefreut, in meinem letzten Jahr als Abgeordneter das Fest nochmal organisieren und durchführen zu können.
Leider hat uns Corona davon abgehalten.
Das wird mich allerdings nicht davon abhalten, das Fest weiterhin zu planen und zu organisieren. Bei jedem Fest war es für mich so schön zu sehen, wie die Visionen der Vereine auf verschiedenste Kunstform umgesetzt wurden. Wie Bürger*innen die verschiedenen Kulturen mit allen Sinnen erleben und genießen konnten.
Ein ganz besonderer Dank gilt hier dem Schlossgarten Schwetzingen und den Staatlichen Schlössern und Gärten als starker Partner und Veranstaltungsort sowie den vielen tollen Vereinen in der Region, zusammengeschlossen als AKSU. Ich hätte mir keinen schöneren Rahmen für derartige Begegnungen wünschen können und hoffe inständig, dass wir in Zukunft gemeinsam wieder etwas Tolles auf die Beine stellen können.