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Danzig von heute: Prankvoll wiederaufgebaute

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Danzig, im Juli 1955 Photographien

Bilder der verlornieii

Als erster Reporter der Bundesrepublik hat unser Mitarbeiter Joachim Steinmayr die verlorenen deut- schen Gebiete jenseits der Oder-Neiße bereist. In vielen Städten, die heute polnische Namen tragen, photographierte er. Sein erster Bericht stammt aus Gdansk - der unvergessenen deutschen Stadt Danzig.

IM JAHR 1945 A U F G E N O M M E N und bis heute unverändert geblieben: die Ruinenzeile der Langen Brücke (oben) entlang der Mottlau, an der Danzigs zerstörtes Wahrzeichen, das Krantor, liegt. Nur an wenigen Stellen der zu 95 Prozent vom Krieg ausradierten Altstadt wurde der Aufbau begonnen. Am kunstgeschichtlich berühmten Steffenshaus, jetzt Dom Steffensa genannt, sind Reste von Skulpturen für die geplante Rekonstruktion zusammengetragen worden (unten). Zwischen Krantor und Marienkirche klafft heute eine weite, wüste Fläche. Nur die Nikolaikirche blieb in diesem Altstadtviertel unzerstört. Friedhofsstille herrscht in den Ruinen.

Heimat

V O N DER BEUTLERGASSE ZUR MARIENKIRCHE. Bald ist der Wieder aufbau der monumentalen Backsteinkathedrale vollendet, aber noch ist sie für Besucher gesperrt. Die Restaurierungen im Innern des von Bomben verwüsteten Danziger Domes werden noch ein Jahr dauern.

Hans Memlings Gemälde „Jüngstes Gericht" in der Dorotheenkapelle blieb erhalten. Die schmale Beutlergasse (im Vordergrund) war bis auf die Grundmauern verschwunden. Als Verbindung zwischen Lang-Gasse und Marienkirche hat man sie — bisher im Rohbau — getreulich nach altem Vorbild wieder entstehen lassen. Schon heute durchstreifen Touristengruppen aus ganz Polen die Baustelle und werden auf Merkmale „polnischer Architektur" hingewiesen.

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Danzig von heute: Prankvoll wiederaufgebaute

Lang

R o c c p »Wer heute durch Danzigs bekannteste Straße geht", erzählt unser Bericht- - U d o o C e r s|af te r ( „erlebt eine kaum faßbare Überraschung: Zirkelgenau wurden die würdigen, schmalbrüstigen Patrizierhäuser den zu Schutt gewordenen alten Vorbildern nach- gebaut. Kaum ein ausländischer Besucher Polens, dem nicht die Besichtigung der neuen, alten Lang-Gasse empfohlen wird, die heute die Funktion eines Propagandaplakates erfüllt. Doch kann das Unwirkliche dieser Aufbaupropaganda nicht verborgen bleiben: eine Zeile histo- rischer Gebäude steht, aber ganze Wohnviertel, in denen sich das tägliche Leben abspielen sollte, sind verödet. Unwirklich ist auch der Eindruck der rekonstruierten Lang-Gasse: wenig Verkehr, wenige Menschen, Fassaden wie lackfrische Kinokulissen und primitive Holzmasten für die Oberleitung der Straßenbahn! Nur noch am Tor zur Lang-Gasse kann man Bruch- stücke deutscher W o r t e s e h e n : , . . . Friede sei in Deinen Mauern und Glück in Deinen Palästen.'"

I 6 Itltiiiftimi J l l u l t i l t i t t

I annpr Markt

W i e d\t Lang-Gasse ist auch ihre Fortsetzung, der

L a n g e l m a l m

Lange Markt, von den Arbeitskollektiven polnischer Kunsthistoriker, Kunsthandwerker und Maurer wiederhergestellt worden.

Stuck, Skulpturen und alte Inschriften, soweit sie lateinisch und nicht deutsch abgefaßt waren, schmücken wie einst die Reichtum verkörpernden Bau- denkmäler aus stolzer Hansezeit. Ungezählte Arbeitsstunden waren für die Rekonstruktion nötig, aber der polnische Staat läßt sich optische Wirkung etwas kosten, außerdem sind Arbeitskräfte leichter zu bekommen als Bau- material, das Voraussetzung wäre für einen großzügigen Aufbau von Zweckbauten und modernen Wohnhäusern. In den wiederhergestellten historischen Häusern leben polnische Aktivisten- und Funktionärsfamilien.

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Fassaden verbergen Ruinen

HAUPTBAHNHOF O H N E BEDEUTUNG: Danzig hat heute wieder 191 000 Einwohner (1938: 245000), aber das Leben hat sich aus der Trümmerstadt in die unzerstörten Vororte Lang- fuhr, Oliv a und Zoppot verlagert. „Reparations-Züge" der Berliner S-Bahn stellen die Verbindung zum Zentrum her.

EINE RUNDFAHRT AUF DER MOTTLAU und der Weichsel ist wieder möglich — auf alten Schiffen mit neuen Namen. Sonst aber haben es Danzig-Touristen von heute nicht leicht. Es gibt sehr wenige Hotels. Nur das neuerbaute Orbis-Hotel entspricht westlichen Vorstellungen. Taxifahrten sind unerschwinglich.

Artll<hhnf

We c'a s RQt ha u s mit seinem schlanken Turm hat der Artushof am Langen Markt M I L U o l l U l a r chJtektonisch geschlossene Bild der Danziger Innenstadt geprägt. Beide Gebäude haben geringeren Schaden gelitten als ihre Umgebung; hier brauchten die Erneuerer nur auszubessern. Stadtführer von heute bemerken angesichts des Artushofes, der seit 1742 als Börse des mächtigen Handelsplatzes diente, mit Betonung: „Hier wurden die polnischen Könige empfangen und von der Stadt mit fürstlichen Ehren bewirtet." So wird in den Augen naiver Beschauer die deutsche Stadtgeschichte bewußt „übertüncht". Danzig und Gdingen (die Häfen sind nun verwaltungsmäßig vereinigt) sind dazu ausersehen, das Scniffahrtszentrum des kom- munistischen Polen zu werden, sein Tor zur Welt, über dem mit möglichst vielen Beweisen

„historischer Berechtigung" die weiß-rote Fahne wehen soll. Aus der deutschen Vergangen- heit Danzigs hat man das Stadtwappen mit den zwei Kreuzen unverändert „annektiert".

WIR KUNDIGEN AN: Die „Münchner illu- strierte" bringt in den nächsten Heften aus- führliche Bildberichte über Stettin, Zoppot, Alienstein, Goldap, Breslau, Waldenburg und andere Städte aus den verlorenen deutschen Ostgebieten - Bilder, auf die Millionen warten

H l i i n ( h r i i i j l l . . l! i H i ( i 17

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Copyright by Diana-Verlag, Konstanz. Deutscher Buch- und Filmtitel: . . . . und nicht als ein Fremder."

Ein Roman aus der Welt der Arzte und Operationssäle

Von Norton Thompson

Mit ungeheurem Eiter hat Lucas Marsh, der schon als Kind davon träumte, Arzt zu werden, das Medizinstudium begonnen. Zusammen mit seinem reichen Freund Alired Boone bewohnt der in finanzieller Hinsicht vom Schicksal weniger begünstigte Lucas ein Zimmer im Studentenheim. Eines Tages trillt ihn ein furchtbarer Schlag: sein Vater ist spurlos verschwunden, ohne das fällige Studiengeld bezahlt zu haben. Die Operationsschwester Kristina bietet Lucas Geld an, er aber glaubt ihre Hilfe nur annehmen zu dürfen, wenn er sie heiratet. Schon wenige Tage nach der Hochzeit kommen ihm Zweifel, ob er richtig gehandelt hat. Er tyrannisiert seine duldsame Frau, und sein Ver- halten ändert sich auch nicht, als er schließlich sein Studium mit Erlolg be- endet. Während Alired Boone als Assistent an eine berühmte Klinik gehen will, bleibt Lucas, von seinem Lehrer Dr. Fletcher unterstützt, an der Uni- versitätsklinik. Sehr bald steigt er hier zum Oberarzt auf. Die jungen Assi- stenten fürchten ihn wegen seiner Strenge, und sie spötteln über ihn, weil ihn nichts außer der Medizin interessiert. Lucas will sich nach einiger Zeit selbständig machen. Er nimmt eine Stellung in dem Städtchen Greenville an, wo er bei Dr. Runkleman, einem sympathischen alten Arzt, lür 300 Dollar im Monat Assistent wird. Dr. Eunkleman ist Chelchirurg im Bezirkskrankenhaus und besitzt eine glänzende Praxis. Lucas fiebert der Arbeit entgegen.

1 8 lllunrhnnjlliiflind»

I

n der Nacht l ä u t e t e das T e l e p h o n , u n d Lucas stand schlaftrunken auf, zog sich an, stolperte hinunter und fand Dr. R u n k l e m a n , die H a n d auf dem T ü r k n a u f , i n der anderen H a n d die Tasche, sichtlich bereit, auszugehen.

Dr. R u n k l e m a n schien erstaunt u n d angenehm b e r ü h r t .

„Sie h ä t t e n doch nicht aufstehen m ü s s e n . "

Lucas griff nach seiner Tasche. „Ich hoffe, d a ß ich alles habe, was w i r brau- chen w e r d e n . Ich w u ß t e nicht, was ich einpacken sollte . . ."

„Hier habe ich alles. Ihre F r a u ist hoffentlich nicht geweckt worden?"

„ D a r a n ist sie g e w ö h n t . "

„ W e n n sie Lust hat, k ö n n e n w i r sie i m B e z i r k s k r a n k e n h a u s dann und w a n n als Operationsschwester v e r w e n d e n . G l a u b e n Sie, d a ß sie was dagegen h ä t t e ? "

„Sie w a r erste Operationsschwester, als sie mich heiratete — sie hat es nur aufgegeben, um h i e r h e r z u k o m m e n . . . "

„ G r o ß a r t i g ! M i t der w e r d e n w i r Staat machen!"

Sie fuhren einen langen W e g auf das d u n k l e L a n d hinaus. A l s sie hielten, s p ü r t e Lucas, mehr als er es sah, ein H a u s i n e i n i g e m A b s t a n d v o n der S t r a ß e . Bei dem G e r ä u s c h ihrer Schritte be- gannen H u n d e zu kläffen. Die beiden Ä r z t e fanden m ü h s a m den W e g zum Haus. Das D u n k e l wurde noch dichter.

Noch immer k e i n Licht. Endlich erreich- ten sie die H a u s t ü r . Dr. R u n k l e m a n klopfte. K e i n e A n t w o r t .

„Und das ist das Haus, v o n dem aus man einen A r z t mitten i n der Nacht aus dem Bett ruft!" sagte Lucas u n g l ä u b i g . Dr. R u n k l e m a n klopfte an die H i n t e r - t ü r . Die H u n d e bellten nur noch lauter.

Er klopfte w i e d e r und w i e d e r . Endlich n ä h e r t e sich ein Licht. Eine M i n u t e s p ä - ter w u r d e die T ü r geöffnet.

Das schlafgedunsene Gesicht eines p l u m p e n Bauern s p ä h t e sie m i ß g e l a u n t an; der M a n n sah ihre Taschen, w i e s w o r t l o s auf ein Schlafzimmer. Eine F r a u lag schlafend i m Bett. Sie weckten sie.

Das war die Patientin.

„Sie haben uns doch gerufen?" fragte Lucas den Bauern.

„ H a t vor einer W e i l e einen b ö s e n A n - fall gehabt", brummte er.

„ I r g e n d was ist mit meiner Brust los", sagte sie m ü r r i s c h .

Dr. R u n k l e m a n s c h ü t t e t e ein paar P i l - len aus einem G l a s r ö h r c h e n .

„ D a m i t w i r d es w i e d e r gut werden."

Die F r a u nickte. Der Bauer leuchtete i h n e n zur T ü r , sie stolperten zum W a g e n z u r ü c k . A l s sie auf halbem W e g waren, hatte der Bauer die Lichter i m H a u s be- reits w i e d e r a u s g e l ö s c h t . Sie erreichten den W a g e n in tiefstem D u n k e l .

„ F ü n f u n d s i e b z i g Cent?" fragte Lucas unterwegs.

„Das ist ein D o l l a r " , sagte Dr. R u n k l e - man, als m ü ß t e er sich entschuldigen.

„Ein Nachtbestich."

„Und man ruft Sie mitten i n der Nacht hier heraus — wegen einer k l e i n e n Er- k ä l t u n g ? "

„Die Leute wissen, d a ß sie Krebs hat, M i l z k r e b s . So ist jedes S y m p t o m . . ."

„Daß man aber nicht e i n m a l Licht für Sie a n z ü n d e t ! "

„Ja, so sind die Leute", sagte Dr.

R u n k l e m a n achselzuckend.

Lucas tat plötzlich das H e r z w e h um diesen schweren, scheuen M a n n , der un- beholfen, aber mit der F ö r m l i c h k e i t eines G r a n d e n versuchte, g ü t i g zu sein. Eine W e l l e v o n Sympathie stieg i n Lucas auf;

für den Doktor, für seine a b g e n ü t z t e Tasche, die K l e i d e r , die er nach dem K a t a l o g bestellt hatte.

Sie kehrten nach Hause zurück. Sie gingen zu Bett, sie schliefen w i e d e r ein.

Sie w u r d e n v o r dem M o r g e n noch z w e i - mal geweckt. B e i m z w e i t e n M a l e tau- melte Lucas' K ö r p e r noch w i d e r w i l l i g zu dem wartenden W a g e n . U n d beim n ä c h s t e n A n r u f stand er schon resigniert, aus G e w o h n h e i t auf, Bewegungen und G e d a n k e n w a r e n bereits v i e l rascher in G a n g .

Bevor er nach dem letzten A n r u f ein- schlief, sann er im D ö s e n noch ü b e r diese A r b e i t s s t ä t t e nach, die jetzt sein W i r - k u n g s k r e i s war. Er dachte an D a v i d Runiclemans Geschicklichkeit, sein K ö n - nen, sein W i s s e n . Er w ü r d e mit ihm zu- sammenarbeiten.

Er seufzte und schlief ein.

Im M o r g e n s o n n e n s c h e i n e r f ü l l t e n die niedrigen, strengen Umrisse des Bezirks- krankenhauses Lucas mit freudiger Er- w a r t u n g .

In der F o r m eines guadratischen U ge- baut, die F l ü g e l nach hinten, war das H a u s in der ganzen L ä n g e durch einen K o r r i d o r geteilt, zu dessen beiden Seiten die S ä l e lagen. In dem einen F l ü g e l waren das R ö n t g e n z i m m e r , der O p e r a - tionssaal, , der A m b u l a n z r a u m und ein A n k l e i d e r a u m für den C h i r u r g e n . In dem andern F l ü g e l lebten die A r m e n des Be- z i r k s und jene, die w o h l nicht mehr a r b e i t s f ä h i g , doch nicht schwach oder leidend genug für eine K r a n k e n h a u s - behandlung waren.

Dr. R u n k l e m a n zeigte Lucas das selten b e n ü t z t e Laboratorium, als die T ü r sich öffnete und eine kleine, magere, ältliche Gestalt mit zerzaustem H a a r ins Z i m m e r eilte.

„Kein Mensch hat mir gesagt, d a ß Sie hier sind", rief der M a n n w ü t e n d . „ N i e k a n n man die Leute dazu kriegen, d a ß sie einem was ausrichten."

„Dr. Snider", stellte Dr. R u n k l e m a n vor.

Lucas griff nach der schlaffen H a n d und beobachtete den M a n n , der durch das einzige W o r t ,Doktor' zu einem M i t - g l i e d der Brüderschaft erhoben wurde.

In den W i n k e l n der d ü n n e n L i p p e n w a r e n Flecken v o n Tabaksaft.

„Dr. M a r s h " , sagte Dr. R u n k l e m a n .

„ F r e u t mich, Ihre Bekanntschaft zu machen", sagte Dr. Snider. Er schluckte, und sein A d a m s a p f e l h ü p f t e hinter der Schleife.

Sie wanderten zu dritt durch den K o r - ridor auf den Operationssaal zu.

A l s sie durch die breiten S c h w i n g t ü r e n eintraten, schauten drei Schwestern rasch, neugierig, n e r v ö s auf.

„ G u t e n M o r g e n , M ä d e l s . Ich habe euch einen netten neuen Doktor mitgebracht.

E i n e n jungen", v e r k ü n d e t e Dr. Snider.

„ K o m m t geradewegs v o n der U n i v e r s i - t ä t . Jetzt, M ä d e l s , seht zu, d a ß ihr das B l e i aus dem H i n t e r n los werdet! Macht uns k e i n e Schande!" Er wandte sich zu Dr. R u n k l e m a n . „Gleich b i n ich w i e d e r da." U n d damit v e r z o g er sich.

Sie gingen i n das A n k l e i d e z i m m e r . Redensarten bedeuten nichts, sagte sich Lucas. W e d e r G e r e d e noch T a b a k k a u e n , noch kleine, verschlagene A u g e n , noch alle Kennzeichen eines T ö l p e l s . Hinter diesen Dingen, auf die es n i d i t ankommt, steckt ein A r z t . H a l t e dich an den A r z t , v e r g i ß das ü b r i g e !

„ W i e g e f ä l l t er Ihnen?" fragte Dr.

R u n k l e m a n undurchsichtig. In dem k l e i - nen A n k l e i d e z i m m e r hatte er H e m d und U n t e r w ä s c h e abgelegt, ließ eine breite, haarige Brust, einen behaarten Bauch sehen. Er faltete die K l e i d u n g s s t ü c k e s o r g f ä l t i g zusammen.

„ M u ß schon was d a z u g e h ö r e n , dieses ganze K r a n k e n h a u s zu leiten", sagte Lucas ruhig.

„Die Frauenzimmer leisten die ganze A r b e i t " , knurrte Dr. R u n k l e m a n . „Der gute A I ist sozusagen nur als V e r w a l t e r da. A l s o — die M ä d c h e n — ich w e i ß nicht, ob Sie es bemerkt haben — nur eine v o n ihnen ist d i p l o m i e r t e K r a n k e n - schwester, w i r m ü s s e n eben arbeiten, so gut w i r k ö n n e n . M i ß Otis, zum B e i - spiel, sie w i r d heute Operationsschwe- ster sein; sie kommt, w a n n sie kann, sie hat einen g e l ä h m t e n M a n n zu Hause, für den sie sorgen m u ß . . ."

„ K a n n man sich keine richtige O p e r a - tionsschwester leisten?"

„Ja, w i s s e n Sie, der gute A I h ä l t die A u s g a b e n so n i e d r i g wie nur möglich.

A u f die A r t steht er gut mit den B e h ö r - den. Ich glaube, d a ß w i r alles i n a l l e m noch keine drei d i p l o m i e r t e n Schwestern haben."

Sie zogen sich aus, wuschen sich, nah- men ihre P l ä t z e ein.

Die Patientin wurde hereingerollt.

„Legen Sie sie nur auf den Tisch", rief Dr. Snider, der hinter der Bahre kam.

Dr. R u n k l e m a n warf einen Blick auf die Patientin, ein schlankes M ä d c h e n v o n fünfzehn, die d u n k l e n A u g e n vor Angst weit aufgerissen.

„ B l i n d d a r m " , sagte er zu Lucas. „Es d ü r f t e auch noch was anderes dasein."

U n d dann sagte er laut: „ W i e geht es denn heute? W e n n Sie mich das n ä c h s t e - mal sehen, sind alle Sorgen v o r b e i . "

Das M ä d c h e n starrte die maskierten Gesichter an und versuchte zu lächeln.

Fortsetzung Seite 20

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Bilder der verlorenen Heimat (II)

Wiedersehe« mitämnoi

Als erster Reporter der Bundesrepublik hat unser Mitar- beiter Joachim Steinmayr die verlorenen deutschen Gebiete jenseits der Oder-Neiße bereist. Nach seiner Reportage über Danzig berichtet er heute über einen Kurort, der einst den- selben Ruf genoß wie Cannes oder Monte C a r l o : Sopot — wie es heute heißt, die unvergessene deutsche Stadt Zoppot

RUMMELPLATZ VOR DEM SEESTEG — so könnte man die auf Massenbetrieb umgestellte Kurpromenade Zoppots nennen. Jahrmarkts-Lotterien, hölzerne Verkaufskollonaden und Eisbuden beherrschen die einst so gepflegte Umgebung des Spielkasinos. Das Spiel machen heute die Kinder der Urlauber auf Staatskosten, für die Schaukeln und Miniaturflugzeuge aufgestellt sind. Den Glückstempel selbst hat eine Bombe zum Einsturz gebracht — fast der einzige Schaden, den Zoppot erlitten hat. An Stelle des Spielkasinos wurde eine Ausstellung mit Erzeugnissen polnischer Werften und Bildern von Marine-Aktivisten (unten) errichtet.

EIN REST V O M ALTEN GLANZ blieb im „ G r a n d Hotel Sopot" erhalten, dem ehemaligen Kasino-Hotel. Die Autos hoher Staatsfunktionäre und ausländischer Diplomaten zieren die Auffahrt zu einer Luxus-Enklave innerhalb des volkseigenen Kurortes. O b w o h l seine Preise für polnische Normalverdiener unerschwinglich sind, ist das Grandhotel immer aus- verkauft. Beim täglichen Fünfuhrtee ist ein Mindestverzehr von 20 Zloty (20 DM) vorgeschrieben. Auffallend gut gekleidete Frauen bevölkern das Tanzparkett. Die Kapelle spielt westliche Schlager, und die Sängerin im tiefdekolletierten Cocktailkleid eifert amerikanischen Vorbildern nach. Den Arbeiter-Urlaubern ist der Zutritt nicht verwehrt, jedoch setzt ihnen ihr Geldbeutel Schranken und das Gefühl, fehl am Platz zu sein.

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Fortsetzung

Wiedersehen mit Zoppot

Neben Zakopane ist Zoppot heute der beliebteste Kurort der Polen.

Tausende von Urlaubern werden von Gewerkschaft, Armee oder großen Staatsbetrieben durch die Erholungsheime geschleust. Nur das Grandhotel mit seinen dreihundert „Privatgästen" nimmt in der pfangelenkten Ferienfabrik des Staates eine Sonderstellung ein. Die Pauschalgebühr, die ein „ W e r k t ä t i g e r " für vierzehn Tage Zoppot Urlaub einschließlich Reise bezahlt, ist lächerlich gering. Sie beträgt kaum mehr als ein Tag Vollpension im Grandhotel. In jüngster Zeit wurden Versuche, Urlaub und politische Schulung zu verquicken, ein- gestellt. Im Zeichen des neuen Kurses bringt die früher berühmte W a l d o p e r jetzt Konzerte mit sogenanntem „fortschrittlichem Jazz".

DIE SEESTRASSE UM FÜNF UHR NACHMITTAGS. W e n n sich der Strand leert, gleicht Zoppots Haupt- straße einem Bienenhaus. Die Spazierwege in die Umgebung und entlang der Küste sind nicht gefragt; alles drängt und schiebt sich auf den Bürgersteigen. Alles freut sich der Gelegenheit, auch am W e r k t a g Sonntagskleider anlegen zu können. Dieser Hang zum Schauen und Beschautwerden ist bei den Staats-UrTaubern von Zoppot verständlich, wenn man bedenkt, daß einen Arbeiter die Paradeschuhe seiner Frau mehr kosten als die ganze vierzehntägige Erholung an der Danziger Bucht.

URLAUBSFREUDEN DER NEUEN „ARISTOKRATIE": Intimer Kaffeeplausch im Garten des Grandhotels. Hochbezahlte Künstler, Ärzte, Ingenieure und Funktionäre wissen Zurück- gezogenheit und Atmosphäre zu schätzen. Sie müssen teuer dafür bezahlen. Ein gewisser „Individualismus" wird geduldet, weil er „die Voraussetzung für schöpferische Arbeit" ist.

URLAUBSFREUDEN DES KLEINEN MANNES. Weiße Ausflugs, dampfer, die zwischen Zoppot und Gdingen verkehren, sind stets brechend voll. Lautsprechermusik verfolgt das Ferienvolk bis auf den Seesteg, eine beliebte Promenade. Maschinist mit Frau, Soldat mit Braut — so etwa sähe das Zoppoter Gästeverzeichnis heute aus, wenn es ein solches noch gäbe.

Im nächsten Heft bringen wir: Stettin - Hafen ohne Schiffe

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