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Beweissicherung und Monitoring „Brutvögel

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Beweissicherung und Monitoring „Brutvögel

Pagenwerder“ im Rahmen des Projektes „Ausbau der Zufahrt zum Seehafen Rostock“

- Untersuchungsjahr 2000 –

Bearbeitet von:

Dr. Hans Wolfgang Nehls

Im Auftrag von:

Wasser- und Schiffahrtsamt Stralsund

Rostock, September 2000

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Beweissicherung und Monitoring „Brutvögel Pagenwerder“ im Rahmen des Projektes „Ausbau der Zufahrt zum Seehafen Rostock“

- Untersuchungsjahr 2000 -

Inhalt:

1.0. Einleitung ...2

2.0. Material und Methoden ...3

3.0. Ergebnisse ...3

3.1. Brutvögel ...3

3.2. Gastvögel ...6

4.0. Vorläufige Wertung der Ausgleichsmaßnahme ...8

5.0. Literatur ...9 6.0. Anhang (Karten und Fotos)

1.0. Einleitung

Zwischen der Wismar-Bucht im Westen und dem Barther Bodden im Osten sind bzw. waren an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern der Pagenwerder und die ehemalige Mittelmole (= alte Ostmole) die einzigen Inseln mit Seevogelkolonien.

Der Pagenwerder wurde Anfang der 1970er Jahre als Brutplatz für verschiedene Enten- und Möwenvogelarten bekannt (GRAUMANN & MÜLLER 1982; PLATH 1975, 1976). Wegen der Zunahme der Silbermöwe und wohl auch wegen Landverlustes (Wiesenteil) verschwanden einige Arten hier später wieder. Die Mittelmole wurde nach dem Durchstich des neuen Seekanals zum neu entstandenen Überseehafen zu einer schmalen, langen, künstlichen Felsinsel, auf der sich wahrscheinlich um 1980 (z.B. 1983 mindestens 3 BP Silbermöwen, NEHLS unpubl.) die ersten Seevögel ansiedelten, deren Bestände und Artenzahl – nicht zuletzt begünstigt durch den zunehmenden Verfall der Mole sowie Betretungsverbot – in den Folgejahren immer weiter anwuchsen. In den letzten Jahren ihrer Existenz brüteten dort bis einschließlich 1996 alljährlich 8-9 Küstenvogelarten in insgesamt maximal bis zu 170 Paaren (NEHLS unpubl.).

Wegen des inzwischen notwendig gewordenen Ausbaues des Seekanals musste die alte Ostmole abgetragen werden und stand den Vögeln ab 1997 nicht mehr als Brutplatz zur Verfügung. Dadurch wurde ein etwa 1,5 ha umfassendes Bruthabitat für Küstenvögel (u.a.

Austernfischer, Flussseeschwalbe, Mittelsäger) mit sehr geringem Vegetationsbestand zerstört. Auszugleichen war deshalb eine Fläche mit dem Qualitätsanspruch „Brutvogelhabitat für Seeschwalben“, das damit auch den Erfordernissen der übrigen Arten gerecht wird. Da mit der Mittelmole ein faunistisch bedeutsames Habitat betroffen war, wurde ein Flächenansatz von 1:2 (Eingriffsfläche zu Ausgleichsfläche) gewählt (= 3 ha). Als Ausgleichsfläche bot sich ein Gebiet im Breitling südlich des Pagenwerder an. Diese 3 ha große Fläche findet sich in der Aufspülung der Insel – im Folgenden als „Neuer Pagenwerder“ bezeichnet – wieder. Die Vergrößerung der neuen Insel über diese Fläche hinaus auf 10 ha erfolgte als Ausgleichsmaßnahme für andere Eingriffe im Zusammenhang mit dem Ausbau des Seekanals (aquatische Bereiche in Ostsee, Seekanal und Breitling, Beräumung des Radelgrabens und anderer Spülfeld-Abflussgräben, sowie Beeinträchtigungen an verschiedenen Orten während der Bauphase. Die Aufspülung des Neuen Pagenwerder mit Baggersanden aus dem Seekanal erfolgte im Zeitraum Dezember 1998 bis Juli 1999. Die Insel hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 500 m und eine Ost-West-Ausdehnung von 200 m bei einer maximalen Höhe von 2,0 m

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über Mittelwasser. Das Ostufer wurde als flach zur Wasserlinie auslaufender Strand gestaltet und die restlichen Uferbereiche durch einen Damm aus Felsblöcken zur Verhinderung von Abspülungen gesichert. Ein Damm aus Felsblöcken verbindet Pagenwerder und Neuen Pagenwerder. Dadurch ist hier zusätzlich eine geschützte Bucht entstanden.

2.0. Material und Methoden

Während der Brutzeit und der Wegzugzeit (nur bis September) wurden auf beiden Inseln alle Brut- und Gastvögel kartiert. Die Arbeiten wurden zusammen mit Herrn S. MÜLLER (Rostock) durchgeführt, die Überfahrt erfolgte mit einem Schlauchboot des Tonnenhofes. Die Bestandsaufnahme der Brutvögel erfolgte durch Nestersuche (jeweils morgens bis mittags) und erforderte 6 über die Brutperiode verteilte Tage, da das Auffinden aller Gelege sich in dem dichten Schilfbewuchs des Pagenwerder und auf den weiten Sandflächen der neuen Insel als zeitaufwendig erwies und andererseits einige Arten auch erst sehr spät mit der Brut begannen (z.B. Mittelsäger). Einschließlich den Erfassungen der rastenden Zuggäste wurden die Inseln an folgenden Tagen kontrolliert:

10.5., 16.5., 23.5., 1.6., 9.6., 19.6., 11.7., 25.7. und 16.8.. Darüber hinaus wurden die größeren Rastvögel (außer kleine Limikolen) an 4 Tagen mit einem 60-fachen Spektiv vom Festlandufer aus erfasst: 16.7., 23.7., 29.7. und 7.9..

Zur Vermeidung von Doppelzählungen der Gelege wurden alle aufgefundenen mit einem nummerierten Holzpflock markiert und ihre Verteilung auf der neuen Insel notiert. Außerdem wurden bei jedem Besuch alle Gastvögel erfasst.

3.0. Ergebnisse

Es zeigte sich, dass einige wenige Vögel offenbar von der verschwundenen Mole auf den Pagenwerder ausgewichen waren, die Masse jedoch die neue Insel bereits im ersten Jahr angenommen hatte, die darüber hinaus für einige neue Brutvogelarten attraktiv war. Auch Sommer- und Zuggäste nutzten den Neuen Pagenwerder, vor allem dessen flach auslaufende Ostbucht.

3.1. Brutvögel

Die neue Insel wurde ab April als Brutplatz angenommen. Da sich auf dem Neuen Pagenwerder (noch) keine Deckungsmöglichkeiten befinden, brüteten erwartungsgemäß nur solche Arten, die auch freie Sandflächen annehmen bzw. solche benötigen. Allerdings machte sich bereits Mitte Mai in bestimmten Zonen ein beginnender spärlicher Bewuchs bemerkbar (u.a. Atriplex, Polygonum, Rumex). Insgesamt brüteten im Jahr 2000 111-113 Paare in 5 Arten auf dem Neuen Pagenwerder (siehe Tabelle 1).

Tabelle 1: Brutvögel (in Brutpaaren = BP) auf dem Pagenwerder und Neuen Pagenwerder im Jahr 2000. Zum Vergleich Brutbestand der Mittelmole Mitte der 1990er Jahre (NEHLS unpubl.) und Gefährdungsgrad der Arten laut Roten Listen für Mecklenburg-Vorpommern

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(M-V) und Rostock (HRO) (1= vom Aussterben bedroht, 2= stark gefährdet, 3= gefährdet, 4=

potentiell gefährdet, I= Vermehrungsgast)

Art Pagenwerder Neuer

Pagenwerder

Summe Mittelmole Rote Listen M-V HRO

Höckerschwan 10 1 11 1

Schnatterente 1 - 1 -

Stockente 15 - 15 1

Gänsesäger - - - 1 1 1

Mittelsäger 10 - 10 mind. 3 3 3

Bleßralle 2 - 2 -

Mantelmöwe - - - 2 I I

Silbermöwe 150 102 252 ca.170

Sturmmöwe - - - 3

Flußseeschwalbe - 5 – 6 5 – 6 2 3 1

Austernfischer - 1 – 2 1 – 2 1 3 1

Sandregenpfeifer - 2 2 - 4 2

SUMME 188 111 - 113 299 - 301 ca. 184

Höckerschwan (Cygnus olor):

Auf dem Neuen Pagenwerder (Karte 3) brütete 1 Paar am Beginn des Steindammes (1 BP wies auch die Mittelmole von 1994-96 auf, 1993 waren es 2; NEHLS unpubl.). Der Bestand auf dem Pagenwerder hat sich offensichtlich leicht erhöht.

Schnatterente (Anas strepera):

Auf dem Pagenwerder 1 BP. Es handelt sich dabei um den ersten Nachweis für das Brüten dieser Art im Gebiet.

Stockente (Anas platyrhynchos):

Auf der Mole brütete mindestens seit 1993 1 Paar (NEHLS unpubl.), Ersatz hat hier wahrscheinlich der Pagenwerder mit ca. 15 BP gegeben. Der Neue Pagenwerder ist für das Brüten von Enten wegen fehlender dichterer Vegetation (noch) nicht geeignet.

Gänsesäger (Mergus merganser):

Diese in M-V als Brutvogel seltene Art wurde 1996 mit einem BP (Junge führend) an der Mittelmole festgestellt (NEHLS unpubl.). Obwohl beim Pagenwerder ein Weibchen beobachtet wurde, konnte keine Brut festgestellt werden.

Mittelsäger (Mergus serrator):

Dem Brutvorkommen des Mittelsägers im Breitling muß besondere Bedeutung beigemessen werden, da die nächsten Brutplätze erst in der Wismar-Bucht und in der Darßer Boddenkette liegen. Es wird vermutet, dass die ehemaligen Brutvögel der Mittelmole (1996 z.B.

mindestens 3 BP; NEHLS unpubl.) auf den Pagenwerder umgesiedelt sind. Auf der neuen Insel gibt es für diese Art noch keine Brutmöglichkeiten (Höhlen bzw. dichter Bewuchs erforderlich).

Bleßralle (Fulica atra):

Die Art findet nur im Schilf auf dem Pagenwerder geeignete Brutmöglichkeiten, hier nisten seit Jahren 2 Paare.

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Mantelmöwe (Larus marinus):

Die Mantelmöwe ist erst 1984 als Brutvogel in Mecklenburg-Vorpommern eingewandert und noch äußerst selten (wenige BP). Als Besonderheit für unseren Raum (nächster Brutplatz auf West-Rügen) brüteten 1993 1 und von 1994-96 2 Paare auf der Mittelmole (NEHLS unpubl.).

Nach deren Abriß blieben sie verschwunden, eine Ansiedlung auf dem Neuen Pagenwerder hat noch nicht stattgefunden, erscheint aber möglich.

Silbermöwe (Larus argentatus):

Der Silbermöwenbestand war früher auf den Pagenwerder und die Mole verteilt, letztere beherbergte zunehmend den größeren Teil: Gesamtbestand 250-300 BP (seinerzeit geschätzt nach Anzahl der beringten Jungen und anwesenden Altvögel), davon 1994-96 150-170 auf der Mole (NEHLS unpubl.).

Im Jahr 2000 wurden insgesamt 252 BP (Gelege) registriert, davon 102 (= 40 %) auf dem Neuen Pagenwerder. Die Silbermöwe hatte am gesamten Brutvogelbestand des Neuen Pagenwerder einen Anteil von 91 % und war damit die dominierende Art.

Die Silbermöwen besiedelten den Neuen Pagenwerder bereits im April (erste Eiablagen nach Rückrechnung der Schlupfdaten schon um den 20. April) zunächst in „Nachbarschaft“ zur Kolonie auf dem Pagenwerder am Nordrand der neuen Insel mit der höchsten Dichte. Von hier rückten sie lockerer verteilt auf das nördliche Inseldrittel vor. Die restlichen zwei Drittel der Insel waren nur von wenigen in großem Abstand nistenden Paaren besiedelt. Allerdings hielten sich hier, vorwiegend im südlichen Inseldrittel, auch in großer Zahl nichtbrütende immature Silbermöwen während ihrer Ruhephasen auf, ebenso wie anfangs die nach der Brutzeit über die gesamte Insel verstreuten Kormorane. Auch auf dem Verbindungs- Steindamm brüteten 5 Paare (Karte 2).

Die normalerweise recht umfangreichen Nester der Silbermöwen waren auf der neuen Insel in Ermangelung von geeignetem pflanzlichem Material nur sehr dürftig und „liederlich“

angelegt, als Nistmaterial dienten – sofern überhaupt – meistens alle verfügbaren künstlichen und natürlichen Materialien. Der Schlupferfolg war, sofern bei den wenigen Inselkontrollen feststellbar, gut.

Sturmmöwe (Larus canus):

Die Sturmmöwe, vorher in 2-3 Paaren mindestens seit 1993 Brutvogel auf der Mole, hatte den Neuen Pagenwerder im ersten Jahr noch nicht besiedelt. Dagegen brüteten 2 Paare (möglicherweise die ehemaligen Molenbrüter) auf einer Tonne und einem Dalben im gegenüberliegenden Tonnenhof.

Flußseeschwalbe (Sterna hirundo):

Die Ansiedlung von Flussseeschwalben auf dem Neuen Pagenwerder darf als guter Erfolg gewertet werden, zumal die Art im Gebiet der Hansestadt Rostock auf der alten Mole mindestens seit 1993 mit 2 Paaren ihren einzigen Brutplatz hatte (NEHLS unpubl.). 5 Paare gründeten im Mai eine kleine Kolonie im Bereich des Nordost-Ufers, von denen wir 7 Jungvögel beringen konnten. Ein 6. Gelege wurde im Juli an der Ostseite nahe der großen Bucht gefunden. Es ist jedoch nicht sicher, ob es sich hier um ein weiteres Paar oder nur um ein Nachgelege gehandelt hat (Karte 3).

Austernfischer (Haematopus ostralegus):

Auf der Mole brütete mindestens seit 1993 regelmäßig ein Paar, ein weiteres wahrscheinlich unregelmäßig auf dem Pagenwerder (NEHLS unpubl.). Auf dem Neuen Pagenwerder wurden im Jahr 2000 zur Brutzeit 2 Paare beobachtet, von denen jedoch nur eines als Brutvogel am

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Nordufer nachgewiesen werden konnte (mit Küken). Mit der Brut hatten die Austernfischer hier bereits im April begonnen (Karte 3).

Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula):

Diese Art hat früher weder auf dem Pagenwerder noch auf der Mole gebrütet (ungeeignete Habitate) und somit das Gebiet neu besiedelt (nächste Brutplätze auf festlandseitigen Spülfeldern am Breitling). Ein Brutpaar wurde im Mai im Nordosten des Neuen Pagenwerder nahe der Flußseeschwalbenkolonie gefunden und ein zweites Gelege im Juli im Südosten nahe der Bucht. Nahrungsgebiet der Sandregenpfeifer ist vor allem der Strand und Spülsaum der großen, nicht durch einen Steindamm gesicherten flachauslaufenden Bucht (Karte 3) .

3.2. Gastvögel

Der Neue Pagenwerder und die angrenzenden Flachgewässer bieten einer größeren Zahl von Wasser- und Watvögeln günstige Ruheplätze und Nahrungsgebiete. Das gesamte Artenspektrum der möglichen Gastvögel, insbesondere das der nur kurzzeitig anwesenden Zugrast-Gäste, ist während weniger Kontrollen jedoch nicht erfassbar. Mit weiteren Arten ist im Winterhalbjahr zu rechnen.

Unter den Gastvögeln sind zwei Hauptgruppen zu unterscheiden: Vögel, die im weiteren Umfeld übersommern oder brüten und die neue Insel als Ruheplatz zwischen ihren andernorts erfolgenden Perioden der Nahrungssuche benutzen und solchen Arten, die während des Zuges eine Rast einlegen, um hier vorwiegend im Spülsaum Nahrung aufzunehmen.

Bisher konnten folgende Arten von Gastvögeln festgestellt werden:

1. Kormoran (Phalacrocorax carbo) 2. Graureiher (Ardea cinerea) 3. Höckerschwan (Cygnus olor) 4. Brandgans (Tadorna tadorna) 5. Schnatterente (Anas strepera) 6. Stockente (Anas platyrhynchos) 7. Pfeifente (Anas penelope) 8. Reiherente (Aythya fuligula) 9. Schellente (Bucephala clangula) 10. Gänsesäger (Mergus merganser) 11. Mittelsäger (Mergus serrator) 12. Bleßralle (Fulica atra)

13. Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula) 14. Flußregenpfeifer (Charadrius dubius) 15. Großbrachvogel (Numenius arquata) 16. Pfuhlschnepfe (Limosa lapponica) 17. Rotschenkel (Tringa totanus) 18. Grünschenkel (Tringa nebularia) 19. Fußuferläufer (Actitis hypoleucos) 20. Sichelstrandläufer (Calidris ferruginea) 21. Alpenstrandläufer (Calidris alpina) 22. Zwergstrandläufer (Calidris minuta) 23. Sanderling (Calidris alba)

24. Sumpfläufer (Limicola falcinellus) 25. Mantelmöwe (Larus marinus)

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26. Silbermöwe (Larus argentatus) 27. Sturmmöwe (Larus canus) 28. Lachmöwe (Larus ridibundus) 29. Zwergmöwe (Larus minutus)

30. Raubseeschwalbe (Hydroprogne caspia) 31. Flußseeschwalbe (Sterna hirundo)

Das Vorkommen der einzelnen Arten wird nachfolgend kurz kommentiert:

Kormorane (Phalacrocoracidae):

Die sich im Raum Unterwarnow – Breitling aufhaltenden Kormorane nutzen den Neuen Pagenwerder als Ruheplatz, während der Brutperiode der Möwen fast nur den Südteil und danach die gesamte Insel. Im Mai waren ca. 75 anwesend, danach stieg die Zahl durch Zuzug auf 200-300 im Juli und 450 im September kontinuierlich an.

Reiher (Ardeidae):

Lediglich einmal konnte ein Graureiher auf der Insel beobachtet werden.

Entenvögel (Anatidae):

Ein Teil der auf dem Breitling übersommernden nichtbrütenden Höckerschwäne nutzt zeitweilig die Flachgewässer um beide Inseln zur Nahrungsaufnahme (im August bis zu 263 im weiteren Umfeld).

Brandgänse wurden in bis zu 13 Exemplaren auf der neuen Insel ruhend angetroffen.

Stockenten nutzen ebenfalls die Flachgewässer und den Strand zum Ruhen (bis zu 100 Vögel im August).

Schnatterenten finden sich gelegentlich in wenigen Exemplaren ein (bis zu 8 Vögel beobachtet).

Zur Zugzeit ab August erscheinen auch Pfeifenten (bis zu 400) als Nahrungsgäste in den Flachgewässern.

Reiher- und Schellenten sind in geringer Zahl ebenfalls Nahrungsgäste in den Flachgewässern und ruhen gelegentlich am Strand (in größerer Zahl weiter entfernt im Breitling).

Neben den Brutpaaren halten sich an den Inseln auch nichtbrütende Mittelsäger auf, es wurden maximal 30 Vögel registriert. Der Gänsesäger wurde nur einmal (1 Weibchen) beobachtet.

Rallen (Rallidae):

Sehr intensiv nutzen nichtbrütende und später durchziehende Bleßrallen die Gewässer an den Inseln zur Nahrungssuche und die neue Insel auch zum Ruhen. Ihre Zahl wuchs von etwa 100 im Mai / Juni auf maximal 260 im Juli und etwa 600 im August.

Möwenvögel (Laridae):

Neben einzelnen Sturm- und Lachmöwen haben hunderte (z.T. mehr als 500) meistens immature Silbermöwen die weiten Sandflächen des Neuen Pagenwerder als Ruheplatz in Besitz genommen, zur Brutzeit jedoch fast ausschließlich das dünn mit Brutpaaren besetzte Südende. Unter ihnen sind in geringer Zahl (bis zu 15) auch ständig Mantelmöwen anzutreffen. Die Zwergmöwe erscheint nur als gelegentlicher Zuggast (am 1. Juni 2 immature Vögel beobachtet).

Neben vereinzelten Flußseeschwalben konnte am 25. Juli als Zuggast auf der neuen Insel auch eine Raubseeschwalbe nachgewiesen werden.

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Watvögel (Charadrii):

Die Watvögel oder Limikolen rasten in der Regel in der flach auslaufenden Ostbucht des Neuen Pagenwerder und suchen dort Nahrung. Ab Mitte Juli (Wegzug) kommt es hier zu Ansammlungen kleiner Trupps der verschiedensten Arten. Die in der Liste aufgeführten Arten entsprechen nicht dem tatsächlichen Spektrum, da bei wenigen Kontrollen nicht alle potentiellen Gäste angetroffen werden können. Es muß also davon ausgegangen werden, dass im Berichtszeitraum und danach weitere dort gerastet haben.

Sandregenpfeifer wurden als Gäste bereits im Juni angetroffen (bis zu 7), im Juli bis zu 23 und im August bis zu 70.

Flussregenpfeifer wurden nur einmal am 19. Juni (2) gesehen.

Großbrachvögel nur einmal am 19. Juni (2).

Pfuhlschnepfen ebenfalls nur einmal am 11. Juli (2).

Grünschenkel jeweils 1-2 Vögel im Juli und August.

Rotschenkel 2-3 Vögel im Juni und Juli.

Flussuferläufer rasten regelmäßig auf dem Heimzug und Wegzug im Mai bzw. Juli und August in 1-10 Exemplaren an den Einfassungs-Steindämmen der neuen Insel.

Alpenstrandläufer ab zweiter Hälfte Juli während des Wegzuges regelmäßig in kleinen Rasttrupps von 20 bis 30 Vögeln.

Sichelstrandläufer auf dem Wegzug ab Ende Juli regelmäßig 4-10 Vögel mit voriger Art vergesellschaftet.

Zwergstrandläufer ab Ende Juli regelmäßig 1-7 Vögel.

Sanderling in 3 Exemplaren am 16. August rastend.

Sumpfläufer nur 1 Vogel am 16. August rastend (die Art ist an unserer Küste relativ selten).

4.0. Vorläufige Wertung der Ausgleichsmaßnahme

Die gute Besiedlung des Neuen Pagenwerder mit Brutvögeln und dessen Nutzung durch Gastvögel im Sommer und zur Zugzeit bereits im ersten Jahr nach Beendigung der Spülarbeiten zeigen, daß es sich um eine erfolgreiche Ausgleichs- bzw. Ersatzmaßnahme handelt. Die meisten Brutvögel der ehemaligen Mittelmole haben auf dem Neuen Pagenwerder einen vollwertigen Ersatzbrutplatz gefunden: Silbermöwe, Höckerschwan, Austernfischer und Flussseeschwalbe (Zunahme). Es fehlen noch: Mittelsäger (wahrscheinlich zum Pagenwerder umgesiedelt), Gänsesäger, Stockente, Mantel- und Sturmmöwe. Dafür ist der Sandregenpfeifer neu eingewandert.

Die unter Punkt 1.0. dargelegte Zielstellung der Ausgleichsmaßnahme wurde also weitgehend erreicht, da 5 Arten in insgesamt 111-113 Paaren in fast gleicher bis größerer Anzahl auf der Ausgleichsfläche brüteten, darunter die besonders schutzwürdigen Arten mit Ausnahme der Säger (Tab. 1). Darüber hinaus bietet der Neue Pagenwerder einer Reihe von Gastvogelarten (meistens Durchzügler) Ruheplatz und Nahrungsgebiet. Bisher konnten 31 Arten nachgewiesen werden.

Die Besonderheiten des Neuen Pagenwerder, die hinsichtlich der Besiedlung eine Rolle spielen, sind einerseits die weiten noch fast unbewachsenen und deshalb für einige Arten keine Brutmöglichkeiten bietenden Sandflächen, und andererseits die in einem neuen Gebiet noch fehlende Tradition insbesondere der stark brutortstreuen Arten.

Die zu erwartende natürliche Sukzession auf den Sandflächen wird in Zukunft weiteren Arten Brutmöglichkeiten bieten, aber bei fehlendem Management seitens des Naturschutzes, d.h.

künstliche Freihaltung bestimmter Flächen von Vegetation, langfristig Brutvögel der freien Sandflächen auch wieder zur Aufgabe zwingen. Die Entwicklung der Brutvogelbestände auf der großen Spülfläche am Walfisch (Wismar-Bucht) in den 1950er Jahren bietet dazu gute

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Vergleichsmöglichkeiten. Es ist deshalb wichtig, die Bestandsentwicklung auf dem Neuen Pagenwerder auch in Zukunft zu verfolgen und zu dokumentieren.

5.0. Literatur

GRAUMANN, G. & S. MÜLLER (1982): Der Pagenwerder – eine schutzwürdige Insel im Rostocker Breitling. Natur und Umwelt Rostock, H.3, 44-51.

HANSEASTADT ROSTOCK (Hrsg.) (1999): Rote Liste der Brutvögel der Hansestadt Rostock. Presseamt Hansestadt Rostock.

PLATH, L. (1975): Die Breitlingsinsel Pagenwerder – ein weiterer Seevogelbrutplatz an der mecklenburgischen Ostseeküste. Naturschutzarb. Meckl. 18, H.2-3, 30-31.

PLATH, L. (1976): Die Vögel der Stadt Rostock (Nonpasseres). Rostock.

UMWELTMINISTERIN DES LANDES MECKLENBURG-VORPOMMERN (Hrsg.) (1992): Rote Liste der gefährdeten Brutvogelarten Mecklenburg-Vorpommerns. Umwelt- ministerium Schwerin.

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Referenzen

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