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Solidarität mit den Taliban!

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144 IP Mai /Juni 2010 Schlusspunkt

Schon wieder sind vier Soldaten in Afghanistan getötet worden. Das ist schrecklich und es bedarf der Auf- klärung. Der Spiegel hat die zuständi- gen Experten ausgemacht: „deutsche Intellektuelle“.

Genauer: zwei Regisseure, drei Schriftsteller. „Damn, I miss the Cold War“ – seufzte einst die Geheim- dienstchefin M im James-Bond-Film Casino Royale. Theaterregisseur Claus Peymann pflichtet ihr aus vollem Her- zen bei: „In den Sechzigern war es viel einfacher, uns auf Seite der Schwachen und Unterdrückten zu positionieren.“

In der Tat, die Taliban machen es uns nicht leicht. Fast ist man versucht, ihnen vorzuwerfen (wäre das nicht schon ein Akt quasikolonialistischer, kultureller Repression und damit auch schon wieder irgendwie Gewalt), dass es ihnen erkennbar an Empathie für unser Bedürfnis fehlt, uns auf ihrer Seite zu positionieren. Peymann hat den „kafkaesken“ Grund identifiziert, warum „diesmal nicht Millionen Men- schen gegen diesen Krieg auf die Stra- ße“ gehen: Die Taliban sind „keine sichtbaren Gegner ... das macht die Solidarisierung mit diesen so genann- ten Feinden so schwer“.

Nun, da wären noch ein paar ande- re Gründe zu nennen, etwa, dass sie

„unsere Jungs“ (Peymann) umbrin- gen. Oder die Tatsache, dass die afgha- nischen Gotteskrieger mit ihrer Vorlie- be für Steinigungen ohne Vollnarkose und überhaupt einer ausgeprägten

Neigung zur Unterdrückung der ohne- hin schon Schwachen (z.B. Frauen) selbst das fromme Königreich Saudi- Arabien wie einen Pfuhl liberaler De- kadenz aussehen lassen. Aber das ist vielleicht schon zuviel des Fachwis- sens. Denn, wie sagt am selben Ort Hans Magnus Enzensberger? „Ich kenne mich nicht aus in Afghanistan, ich kenne auch keine Afghanen.“

Umso genauer wei� Enzensberger, wer die Misere zu verantworten hat:

„die Vereinigten Staaten, die nehmen uns in die Zange“. Ingo Schulze kann hierzu historische Tiefenschärfe lie- fern: Der Demokrat und Nobelpreis- träger Jimmy Carter, ausgerechnet!, war es, der die Sowjets 1979 mit perfi- der List in den Afghanistan-Einmarsch gelockt hat. (Das wird wiederum die nicht überraschen, die genickt hatten, als die Theologin Margot Käßmann im Dezember der Berliner Zeitung offen- barte, dass die Alliierten erhebliche Mitschuld am Zweiten Weltkrieg tra- gen: „Warum wurde die Opposition in Deutschland nicht gestärkt?“)

Robusteren Naturells sind Volker Schlöndorff (wer „den Einsatz für sinnvoll“ hält, muss „die Verluste lei- der in Kauf nehmen“) und Thomas Brussig, mit dem wir diese Wochen- schau schließen wollen: „Vier Tote, das hat man fast jedes Wochenende auch auf der Autobahn.“ Dem ist nun wirklich nichts hinzuzufügen.

Dr. CONSTANZE STELZENMÜLLER ist Senior Transatlantic Fellow beim German Marshall Fund in Berlin.

Solidarität mit den Taliban!

Deutsche Intellektuelle klären auf: wie Afghanistan, Amerika und die Autobahn zusammenhängen

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