• Keine Ergebnisse gefunden

Bekannte Themen bestimmen die Gesundheitspolitik 2005 in Bayern

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Bekannte Themen bestimmen die Gesundheitspolitik 2005 in Bayern"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Bayerisches Ärzteblatt 2/2005 111

KVB informiert

Großes Medieninteresse herrschte auf der Jah- respressekonferenz des Bayerischen Staatsmi- nisteriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen Mitte Januar in München. Bayerns Sozialministerin Christa Stewens hatte eingela- den, um die wichtigsten Themen und Entwicklun- gen des letzten Jahres zu kommentieren und um einen Ausblick auf ihre politischen Schwerpunkte der nächsten Monate zu geben.

Bevor die eigentliche Pressekonferenz be- gann, brachte Stewens ihre Betroffenheit über die Flutkatastrophe in Asien mit ihren schlimmen Folgen zum Ausdruck. Sie be- dankte sich bei den vielen Helfern und lobte das hohe Spendeaufkommen der Bayern.

Zum Kernthema „Gesundheit“ sagte Ste- wens, dass das 2004 in Kraft getretene „Ge- sundheitsmodernisierungsgesetz“ das Ge- sundheitswesen in Deutschland deutlich verändert hat. An drei Beispielen – den Fi- nanzen der Krankenkassen, der Lage bei den bayerischen Krankenhäusern und dem Wi- derstand der bayerischen Zahnärzte gegen die Gesundheitsreform – beschrieb Stewens die Situation in Bayern.

Erst Schulden abbauen

Beim Thema „Finanzen der gesetzlichen Krankenkassen“ sieht Stewens keinen Grund für Euphorie, trotz erwirtschafteter Über- schüsse in 2004, sei es ratsamer, erst den mas- siven Schuldenberg abzubauen, als aus Wett- bewerbsgründen voreilig Beitragssatzsenkun- gen ins Auge zu fassen. Auf Nachfrage eines Journalisten, wie eine gesetzliche Kranken- kasse überhaupt Schulden in solchem Aus- maß anhäufen kann, erläuterten Stewens und der zuständige Abteilungsleiter im bayeri- schen Sozialministerium, Dr. Maximilian Gaßner, dass den Aufsichtsbehörden nicht immer die „korrekten“ Zahlen vorgelegt wur- den. Oftmals würden die Kassen für ihre Bi- lanzen zu optimistisch kalkulieren, insbeson- dere bei den Geldflüssen des Risikostruktur- ausgleichs. Kritisiert wurde aber auch der Ge- setzgeber, der in der Vergangenheit den Kas- sen immer mehr „kostenintensive“ Aufgaben aufgebürdet hat. Auch hätten es die Kassen vielfach versäumt, deutlich auf die Missstände hinzuweisen und beim Gesetzgeber zu pro- testieren. Stattdessen wären sie den illegalen Weg gegangen, hätten bei Banken Kredite aufgenommen, um ihre Beiträge nicht noch

weiter anheben zu müssen. Als das bayerische Sozialministerium davon erfahren hat, habe man – so Stewens – schnell reagiert, die Ban- ken auf die Gesetzwidrigkeit hingewiesen und das Bundesversicherungsamt informiert.

In diesem Zusammenhang teilte Gaßner mit, dass eine der extrem verschuldeten bayeri- schen Krankenkassen, die IKK Bayern, im letzten Jahr keine neuen Schulden gemacht, sondern sogar einen Überschuss von rund zehn Millionen Euro erwirtschaftet hat.

Trotz solcher „Hoffnungsschimmer“ rechnet Sozialministerin Stewens für 2005 mit keinen größeren Beitragssatzsenkungen der Kassen.

Große Umstrukturierungen

Das beherrschende Thema für die Kranken- häuser war im letzten Jahr die Abrechnung nach Fallpauschalen. Die so genannten Dia-

gnosis Related Groups (DRG) führten laut Stewens tendenziell zu einem Einnahmever- lust bei größeren Häusern, während kleinere eher mehr Einnahmen dadurch hätten. In je- dem Fall seien die Kliniken so „zu möglichst effizientem Handeln und reibungslosen Ab- läufen“ gezwungen. Stewens wies darauf hin, dass die bayerische Krankenhauslandschaft schon seit Jahren einem beschleunigten Bet- tenabbau ausgesetzt sei. Nach einem Abbau von rund 1400 Betten 2003 reduzierten sich die Betten im letzten Jahr um weitere 2660.

Aktueller Stand zum 1. Januar: 77 255. Um auch in Zukunft im Freistaat eine bürgernahe und leistungsfähige Krankenhausversorgung sicherzustellen, plant die Staatsregierung vor- aussichtlich im Sommer eine Novellierung des Bayerischen Krankenhausgesetzes. Ziel sei es, den Krankenhausträgern mehr Spiel- raum zum eigenverantwortlichen Wirtschaf-

Bekannte Themen bestimmen die Gesundheitspolitik 2005 in Bayern

Christa Stewens zusammen mit Friedrich Seitz, dem Amtschef des bayerischen Sozialministeriums: „Bay- erns Krankenhäuser befin- den sich in einem großen Strukturwandel, den wir be- gleiten wollen.“

Christa Stewens über die Probleme bei der Einfüh- rung der elektronischen Gesundheitskarte: „Die Bundesebene muss endlich sagen, welchen Pilotprojek- ten der Zuschlag erteilt wird.“

(2)

Glosse

ten zu geben. Das neue Gesetz ermögliche, dass Krankenhäuser untereinander – auch über kommunale Grenzen hinweg – zu- sammenarbeiten. Stewens kündigte außerdem an, dass nicht mehr der Bettenanteil, sondern die medizinische Leistung des Krankenhauses die Höhe der jährlich pauschalen staatlichen Förderung bestimmen wird.

Konflikt mit Zahnärzten

Relativ kurz waren Stewens Ausführungen über den letztjährigen Konflikt mit der Kas- senzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB). Ihr Fazit: Durch die Einsetzung des Staatskommissars konnte „die Beachtung gel- tenden Rechts sichergestellt werden“. Inzwi- schen sei auch der neue KZVB-Vorstand im Amt und es bestünde Hoffnung auf kon- struktive Zusammenarbeit. Besonderes Au- genmerk läge derzeit auf der kieferorthopädi- schen Versorgung in Bayern, weil in einigen Landkreisen Kieferorthopäden ihre Zulas- sung zurückgegeben haben. Jedoch hätte sich die Situation mittlerweile entspannt. Es gäbe keine weiteren Rückgaben und demnächst würde auch wieder konkret über Neuzulas- sungen entschieden.

Gesundheitskarte im Fokus

Schließlich ging Stewens auch noch auf die elektronische Gesundheitskarte ein. Als eines der „anspruchsvollsten medizintechnischen Projekte“ würde nicht nur das Gesundheits- wesen, sondern auch der Arbeitsmarkt in Deutschland davon profitieren. Jedoch rech- net Bayerns Sozialministerin nicht mit einer termingerechten Einführung der neuen Karte im nächsten Jahr, hofft aber, dass 2005 wich- tige Zwischenziele erreicht werden. So for- dert sie von der Bundesebene eine zügige Entscheidung über die Testregionen. Laut Stewens stehe mit dem Ärztenetz GOIN in der Region Ingolstadt ein geeigneter Bewer- ber für einen flächendeckenden Test zur Ver- fügung. In diesem Zusammenhang wies Ste- wens auch auf den internationalen eHealth- Kongress vom 19. bis 21. April in München hin, auf dem die Einführung der elektroni- schen Gesundheitskarte thematisiert wird.

Außerdem gab die bayerische Sozialministe- rin auch schon den Termin der diesjährigen 78. Gesundheitsministerkonferenz der Bun- desländer, die am 30. Juni und 1. Juli unter dem Vorsitz Bayerns in Erlangen stattfinden wird, bekannt. Als Kernthema der Konferenz steht – einmal mehr – die Zukunft der Kran- kenversicherung auf der Tagesordnung.

Michael Anschütz (KVB)

Wer ist der Papa?

Geht es nach dem Willen von Justizministe- rin Brigitte Zypries (SPD) sollen künftig die heimlichen Vaterschaftstests gesetzlich verbo- ten werden. Wer ist der Papa? Die Frage kann mit einem Vaterschaftstest aus der Apo- theke oder bei einem einschlägigen Gen- Labor diskret beantwortet werden. Ab 2006 sollen die heimlichen Tests allerdings nun ge- setzlich verboten werden. Das sorgt für Streit zwischen Datenschützern und Väter- Aktivisten. Dabei pochen die einen auf das informationelle Selbstbestimmungsrecht der Mütter und Kinder und die anderen wollen Vätern die Möglichkeit geben, Sicherheit über ihre Vaterschaft zu erlangen.

So weit so gut – oder so schlecht. Ist es die Aufgabe des Staates, sich in private Bezie- hungen einzumischen? Handelt es sich beim Streitfall Vaterschaft um eine „private Bezie- hungskiste“? Ist ein heimlicher Gentest ärzt- lich akzeptabel? Ist Zypries’ Gesetzentwurf die Rache der Frauen, der Mütter? Ist Zy- pries’ Gesetzentwurf nun feministisch, weil er den Frauen eine Schutzzone einräumt?

Oder ist er chauvinistisch, weil er ein tradi- tionelles Ehe- und Familienverständnis vor- aussetzt? Wollen sich Männer hier die Heimlichkeit von den Frauen zurückholen, die diesen auch in patriarchalischeren Zeiten als kleines Refugium der Unklarheit zu Ge- bote stand? Nichts als lästige Fragen. Die al- le in der Frage: „Wer ist der Papa?“ gipfeln.

Heimliche Seitensprünge und untergeschobe- ne Kinder. Jedenfalls haben heutzutage Männer mit den heimlichen Vaterschaftstests ihr „Undercover-Instrument“. Wie wär’s da- gegen mit einer Schwangerschaft ohne Ma- mi? Das würde vielleicht die leidige Diskus- sion um die heimlichen Vaterschaftstests fürs erste lösen. Wer ist Mami?

frägt Ihr MediKuss

Zeichnung: Dr. Markus Oberhauser, St. Gallen

112 Bayerisches Ärzteblatt 2/2005

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Viele Assistenzberufe hätten sich inzwi- schen zu einer gewissen auch rechtlichen Eigenständigkeit ent- wickelt, so daß, wie Beske in der sechsten These forderte, Aufgaben aus

Es gibt 5 weitere kreisfreie Städte: Landshut, Passau, Straubing, Amberg und Weiden. Die Donau mit ihren Nebenlüssen Regen, Naab, Ilz, Inn und Isar durchließt

In der Diskussion über die Gesundheitsreform 2000 haben wir deshalb immer wieder deutlich ge- macht, dass der Patient und nicht der gesunde Beitragszahler im Mittel- punkt einer

Bayerischen Ärztetag der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) stand 2007 unter dem etwas sperrigen The- ma Europa, lautete doch der Titel der Veranstaltung mit

Ihre Verbreitung nach Norden und Westen über das Bairische hinaus in die angrenzenden Dialektgebiete, insbesondere das Ostfränkische, macht das (Mittel‐)Bairische als

7000 produzierenden Betrieben von Unternehmen des Bergbaus und der Gewinnung von Steinen und Erden sowie des Verarbeitenden Gewerbes mit im allgemeinen 20 oder mehr tätigen

14 Tabelle 3a Steuerpflichtige sowie Lieferungen und Leistungen bis unter 2 Millionen Euro in Bayern 2012.. nach Umsatzgrößenklassen und Gliederung nach

Der Besuch von Seminaren, Fortbildungen, Kongressen und Gremien wird in der Regel bis zu 4 Mal im Jahr für jeweils maximal 4 Teilnehmende der Gruppe bezuschusst. Insgesamt sind