2.2.8
Achtsamkeit
Teil 2.2: Freiheit und Verantwortung
Ideenbörse Religion Sekundarstufe I, Ausgabe 55, 11/2016 1
2.2.8 Achtsamkeit – den Augenblick einfangen
Kompetenzen und Unterrichtsinhalte:
Die Schüler sollen
sich über die Bedeutung von Anspannung und Entspannung Gedanken machen,
die Erzählung von Marta und Maria im Rollenspiel erarbeiten,
das Gleichnis vom Sämann erarbeiten und deuten,
Übungen zur Achtsamkeit kennenlernen und reflektieren,
Achtsamkeit in Bezug auf sich selbst, auf andere Menschen und die Natur einüben,
Zitate und Geschichten zur Achtsamkeit lesen und diskutieren,
ein kleines Buch der Achtsamkeit führen.
Didaktisch-methodischer Ablauf Inhalte und Materialien (M) Die vorliegenden Materialien können auf
verschiedene Weise eingesetzt werden:
• als Unterrichtseinheit, z. B. in der Advents- oder Fastenzeit,
• als jahresbegleitende Impulse, z. B. mit dem Beginn eines neuen Kalender- oder Kirchenjahrs.
I. Hinführung
Anspannung und Entspannung
Im Laufe eines Schultages wird viel von den Schülern verlangt: Sie müssen still sitzen, zuhören, schreiben, lernen, arbeiten. Viele Schüler fühlen sich gestresst. In dieser Einheit lernen die Schüler, auf sich selbst zu achten.
Alternative:
Eine der Geschichten aus dem späteren Unterrichtsverlauf wird einführend behandelt.
Am Ende werden die Impulse, Übungen und Texte zu einem Büchlein gebunden.
Die Begriffe werden ausgeschnitten und sortiert. Mit dem Lernpartner diskutieren die Schüler die unterschiedliche Einordnung der Begriffe, bevor sie sie aufkleben.
Arbeitsblatt 2.2.8/M1*
Die Geschichte wird (vor-)gelesen und besprochen.
Arbeitsblätter 2.2.8/M5l bis o**
II. Erarbeitung
Achtsamkeit ist Übungssache!
Was bedeutet der Begriff „Achtsamkeit“?
Welche Bedeutung hat er für den Alltag?
Die Schüler erarbeiten den Text und bringen den Inhalt mit eigenen Erfahrungen in Verbindung.
Arbeitsblatt 2.2.8/M2a und b*
(c) Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG Seite 1
D3130255228
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2.2.8 Achtsamkeit
Teil 2.2: Freiheit und Verantwortung
„Maria hat das Bessere gewählt …“
Jesus besucht Maria und Marta. Marta ist die Geschäftige, die für Jesus sorgt. Maria setzt sich zu ihm und hört ihm zu.
Von der Bedeutung spiritueller Übungen Anhand des Gleichnisses vom Sämann erfah- ren die Schüler über die Bedeutung spiritueller Übungen.
Übungen, Zitate und Texte
Im Folgenden finden Sie Übungen, Zitate und Texte zum Thema „Achtsamkeit“. Diese können für die Schüler vervielfältigt werden.
Die Schmuckblätter werden ebenso vervielfäl- tigt und den Schülern zur Verfügung gestellt.
Für einige Übungen werden alltägliche Materialien oder einfache Nahrungsmittel (z. B. Rosinen, Nüsse – siehe M5g) benötigt.
Zwei Übungen (siehe M5d) finden im Freien statt.
Im Anschluss an jede Übung halten die Schüler auf einem Schmuckblatt fest, wie es ihnen ergangen ist, wie sie sich gefühlt haben und welche Erfahrungen sie machen konnten.
Die Materialien M5p und q bieten neben dem Deckblatt für das Achtsamkeits-Büchlein drei Schmuckblatt-Varianten zur Wahl: a) für Texte, b) für Texte mit Bild, c) für Bilder.
Mithilfe der Arbeitsaufträge versuchen die Schüler, ihre Persönlichkeit einzubringen:
Welcher Typ bin ich? Bin ich eher Marta oder eher Maria?
Der Bibeltext wird anschließend in einer Gruppenarbeit vertieft und weitergeführt.
Das Rollenspiel führen die Gruppen vor.
Arbeitsblatt 2.2.8/M3a*
Gruppenarbeit 2.2.8/M3b und c**
Die Schüler erarbeiten das Gleichnis vom Sämann und bringen es mit dem anschließen- den Text über spirituelle Übungen in
Verbindung. Danach lesen sie die Deutung Jesu und vergleichen sie mit ihrem eigenen Glauben.
Arbeitsblatt 2.2.8/M4a bis c**
Übungen: Aus den verschiedenen Angeboten kann für jede Stunde eines ausgewählt und durchgeführt werden. Viele eignen sich auch als Hausaufgabe. Die Schüler berichten dann im Unterricht von ihren Erfahrungen.
Übungen 2.2.8/M5a bis i*
Schmuckblätter 2.2.8/M5p und q
Zitate: Aus der Sammlung wählen sich die Schüler ein (oder auch mehrere) Zitat(e) aus und schreiben bzw. zeichnen dazu.
Zitate 2.2.8/M5j und k**
Schmuckblätter 2.2.8/M5p und q
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Achtsamkeit
Teil 2.2: Freiheit und Verantwortung
Ideenbörse Religion Sekundarstufe I, Ausgabe 55, 11/2016 3 Für eine langfristige Sammlung bietet es sich an, jedem Schüler einen Briefumschlag zu geben, in dem er alle Blätter sammeln kann –
bevor sie am Ende gebunden werden. Geschichten: Die Geschichten können über die Einheit verteilt eingesetzt werden.
Nach dem Lesen folgt jeweils eine Besprechung.
Geschichten 2.2.8/M5l bis o**
Schmuckblätter 2.2.8/M5p und q
III. Weiterführung und Transfer
Als ich mich selbst zu lieben begann … Am Ende kann ein Text betrachtet werden, der viele Erfahrungen, die die Schüler während der Einheit – hoffentlich – gemacht haben, noch einmal auf den Punkt bringt.
Der Text wird gelesen und diskutiert.
Die Tabelle ergänzen die Schüler selbstständig.
Arbeitsblatt 2.2.8/M6a und b**
Tipp:
• Marjorie Thompson: Achtsamkeit – vom Umgang mit der eigenen Seele, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 1995
• Ilios Kotsou: Das kleine Übungsheft Achtsamkeit, Trinity Verlag in der Scorpio Verlag GmbH &
Co. KG, Berlin 2013
Autorin: Dagmar Keck, geb. 1965, studierte unter anderem Theologie, Musik, Gemeinschafts- kunde und Wirtschaftslehre an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Sie unterrichtet an der Gemeinschaftsschule in Herrischried und ist dort Fachbereichsleiterin für Religion. Neben ihrem schulischen Engagement arbeitet sie aktiv in der heimatlichen Kirchengemeinde mit und gibt die Ideenbörse Religion Sekundarstufe I heraus.
(c) Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG
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Achtsamkeit Teil 2.2: Freiheit und Verantwortung 2.2.8/M1*
Anspannung und Entspannung
Arbeitsaufträge:
1. Schneide die Begriffskarten aus.
2. Lege auf die eine Seite die Begriffe, die für dich zur Anspannung führen, die dich eher belasten.
3. Lege auf die andere Seite die Begriffe, die für dich zur Entspannung führen.
4. Vergleiche deine Wertung mit der deines Lernpartners.
a) Welche Übereinstimmungen gibt es?
b) Welche Begriffe habt ihr unterschiedlich eingeordnet? Diskutiert darüber.
5. Klebe deine Begriffe mit der entsprechenden Überschrift auf.
Lärm
Krach Anforderungen
Reaktion Geschrei
Gelassenheit Nichtstun
Arbeit Stress
Aktion
Gespräch Anspannung
Stille Meditation
Ruhe Erwartungen
Achtsamkeit Entspannung
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Achtsamkeit
Teil 2.2: Freiheit und Verantwortung
Ideenbörse Religion Sekundarstufe I, Ausgabe 55, 11/2016 5
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Achtsamkeit ist Übungssache!
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Achtsamkeit ist eine Form, mit sich selbst und der Welt in Beziehung zu treten. Viele Men- schen haben verlernt, wie das geht. Aber es lässt sich wieder einüben und trainieren.
Es hat viele Vorteile, wenn man Übungen zur Achtsamkeit kennt – gerade in Situationen, in denen einem alles über den Kopf wächst, wenn man nicht weiß, was man zuerst tun soll.
Franz von Sales sagte dazu: „Eine halbe Stunde Meditation ist absolut notwendig – außer, wenn man sehr beschäftigt ist: Dann braucht man eine ganze Stunde.“
Die Besinnung auf das Wesentliche, das Zur-Ruhe-Kommen hilft, schwierige Zeiten zu meis- tern. Das gelingt, wenn wir geeignete Strategien eingeübt haben.
Achtsamkeit lenkt die Aufmerksamkeit auf die Gegenwart, auf den aktuellen Moment, auf das Jetzt – und auf die Erfahrung, die man dabei macht. Achtsamkeit heißt aber auch zu beobach- ten, offen zu sein, nicht vorschnell zu werten, sondern objektiv zu betrachten.
Achtsamkeit bedeutet, sich darüber bewusst zu sein, was gerade ist.
Im Begriff „Achtsamkeit“ steckt das Verb „achten“. Ich achte auf mich und darauf, was mit mir geschieht. Ich achte aber auch auf andere Menschen, z.B. auf ein Familienmitglied oder auf einen Freund; ich sehe seine Bedürfnisse und kümmere mich um ihn. Ich achte Menschen, die eine andere Herkunft, Hautfarbe oder Religion haben. Ich achte und respektiere andere Meinungen. Ich gehe achtsam mit der Natur um.
Arbeitsaufträge:
1. Erkläre den Begriff „Achtsamkeit“ mit eigenen Worten.
2. Warum ist es generell wichtig, Strategien zu kennen, die einen selbst zur Ruhe führen?
3. Inwiefern ist es für dich persönlich wichtig, solche Strategien zu kennen?
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Achtsamkeit Teil 2.2: Freiheit und Verantwortung 2.2.8/M2b*
4. Der letzte Textabschnitt handelt vom „Achten“. Suche zu jedem der folgenden Aspekte Beispiele aus deinem Umfeld.
a) auf sich selbst achten
b) auf Mitmenschen achten
c) auf die Natur achten
Im Laufe des Tages verrichten wir viele Dinge, ohne uns dessen bewusst zu sein:
– Wir frühstücken und denken schon an die anstehende Klassenarbeit.
– Wir gehen zur Schule und checken die Nachrichten auf unserem Smartphone.
– Wir sitzen im Unterricht und denken an die nächste Pause.
Überlege, was du gestern oder heute Morgen ganz bewusst gemacht hast – ohne dich mit etwas anderem zu beschäftigen, ohne an den nächsten Schritt zu denken. Wie viele Beispiele fallen dir ein?
Keines? Drei? Mehr? Warum?
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Achtsamkeit
Teil 2.2: Freiheit und Verantwortung
Ideenbörse Religion Sekundarstufe I, Ausgabe 55, 11/2016 13
2.2.8/M5a*
Achtsamkeitsübungen
Ich mache mir alltägliche Gegenstände bewusst
Nimm ein Blatt Papier in die Hand und befasse dich damit:
• Wie sieht es aus?
• Wie fühlt es sich an?
• Wie ist das Papier beschaffen?
• Wie dick ist es? Kann man es biegen?
• Wie riecht das Papier?
• Was kannst du hören? Welche Gedanken gehen dir gerade durch den Kopf?
• Wie fühlst du dich?
Ich tue etwas ganz bewusst
Wähle dir eine alltägliche Aktivität aus, z.B. Aufstehen, Zähne putzen, Frühstücken, die Schultasche packen, …
Führe diese Aktivität eine Woche lang ganz bewusst aus.
Beispiel „Aufstehen“:
Wie wachst du auf? Klingelt der Wecker, wirst du von Musik geweckt, weckt dich ein Familienmitglied? • Wie fühlst du dich in diesem Augenblick? • Wie lange bleibst du noch liegen, bis du aufstehst? • Mit welchem Bein steigst du als Erstes aus dem Bett? • Wie fühlt sich dein Körper dabei an? • Wie ist deine Laune, wenn du das Bett ver- lassen hast?
Für die folgende Woche suchst du dir eine andere Aktivität aus.
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Achtsamkeit
Teil 2.2: Freiheit und Verantwortung
2.2.8/M5e*
Ich höre achtsam zu
Wenn wir jemandem zuhören, fällt es uns oft nicht leicht, ruhig zu bleiben. Wir fallen ins Wort, möchten uns rechtfertigen, überlegen uns schon mögliche Antworten oder schweifen gedanklich ab.
• Versuche, deinem Gegenüber bewusst zuzuhören.
• Achte auf den Gesichtsausdruck und die Gesten.
• Achte auf den Klang der Stimme und auf die Stimmung deines Gesprächspartners.
• Achte darauf, wann du ins Gespräch eingreifen möchtest.
• Unterdrücke diesen Drang.
• Lass dich ganz auf deinen Gesprächspartner ein.
Ich bin achtsam vor einer Klassenarbeit
Achte auf deine Atmung.
Wie fühlt sich dein Körper an?
Spürst du die Erdung, die Verbindung mit dem Boden?
Versuche, dich zu entspannen.
Denke daran:
Ich habe alles verstanden.
Ich habe geübt und gelernt.
Ich kann das!
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Achtsamkeit Teil 2.2: Freiheit und Verantwortung
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Zitate-Sammlung
Arbeitsaufträge:
1. Suche ein Zitat aus, das dich anspricht, und schreibe es auf ein Schmuckblatt.
2. Schreibe auf, was dir an dem Zitat gefällt, und zeichne dazu ein Bild auf ein Schmuckblatt.
Achtsamkeit strebt nichts an. Sie sieht einfach, was bereits da ist.
Mahathera Gunarantana
Der gegenwärtige Augenblick, das Jetzt, ist der einzige Augenblick, in dem wir wirklich leben.
Jon Kabat-Zinn
Gott ist immer in uns, nur wir sind so selten zu Hause.
Meister Eckhart
Eine halbe Stunde Meditation ist absolut notwendig – außer, wenn man sehr beschäftigt ist:
Dann braucht man eine ganze Stunde.
Franz von Sales
Die wahre Lebensweisheit besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.
Pearl S. Buck
Jede Persönlichkeitsentwicklung beginnt mit der Entdeckung neuer und der Veränderung alter Sichtweisen.
Herkunft unbekannt
Man sieht oft etwas hundertmal, tausendmal, ehe man es zum allerersten Mal wirklich sieht.
Christian Morgenstern
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Achtsamkeit
Teil 2.2: Freiheit und Verantwortung
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Was ist Glück?
Der Meister wurde gefragt: Was ist Glück?
„Das Glück ist ein Schmetterling“, sagte der Meister. „Jag ihm nach und er entwischt dir. Setz dich hin und er lässt sich auf deiner Schulter nieder.“
„Was soll ich also tun, um das Glück zu erlangen?“, fragte der Schüler.
„Du könntest versuchen, dich ganz ruhig hinzusetzen – falls du es wagst!“
Anthony de Mello
Die Himalaja-Expedition
Ein europäischer Biologe hatte für eine Himalaja- Expedition eine Gruppe indischer Träger angeheuert.
Der Forscher wollte schnell an sein Ziel kommen. Nachdem die Gruppe den ersten großen Pass überschritten hatte, erlaubte er ih- nen eine kurze Rast. Nach einigen Minuten rief er wieder zum Auf- bruch.
Die indischen Träger blieben aber einfach auf dem Boden sitzen, als hätten sie ihn gar nicht gehört. Sie schwiegen und ihr Blick war zu Boden gerichtet. Als der Forscher die Inder schärfer aufforderte, weiterzugehen, schauten ihn einige von ihnen verwundert an.
Schließlich sagte einer: „Wir können nicht weitergehen. Wir müs- sen warten, bis unsere Seelen nachgekommen sind.“
Herkunft unbekannt
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Achtsamkeit
Teil 2.2: Freiheit und Verantwortung
Ideenbörse Religion Sekundarstufe I, Ausgabe 55, 11/2016 29
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b) Schmuckblatt für Texte mit Bild:
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c) Schmuckblatt für Bilder:
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