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Jahrgang 24 / Folge 17 2 Hamburg 13 / Parkallee 84 / 28. April 1973

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Meute auf Seite 20 unsere IZeportage: „Vie Stadt, die vom der &iu{(muu( lebtl

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U N A B H Ä N G I G E W O C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U T S C H L A N D

Jahrgang 24 / Folge 17 2 Hamburg 13 / Parkallee 84 / 28. April 1973

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Warnung vor Geschichtsfälschung

Echte Versöhnung kann sich nur auf der Grundlage der historischen Wahrheit entwickeln

Nach dem alten — nicht nur verqueren, son- dern schlechthin t ö r i c h t e n — Satz, d a ß einfadi das nicht sein dürfe, was man nicht wahrhaben m ö c h t e , v e r f ä h r t nicht nur Prag, das fortgesetzt fordert, Bonn m ü s s e anerkennen, d a ß es niemals so etwas wie das M ü n c h e n e r Abkommen von 1938 gegeben habe bzw. d a ß es „ v o n Anfang an nichtig" gewesen sei: Auch Warschau ver- hält sich nun ebenso wie sein sozialistisches Bruderland. Es will erreichen, d a ß die „Nulli- tät" der Massenvertreibung der ostdeutschen B e v ö l k e r u n g aus ihrer Heimat anerkannt wird.

Die Forderung wurde erhoben auf der letzten westdeutsch-polnischen „ S c h u l b u c h k o n f e r e n z " in Braunschweig, die sich b e m ü h t , eine Umgestal- tung der Geographie- und G e s c h i c h t s b ü c h e r zu erreichen, die in den westdeutschen Schulen, h ö h e r e n Lehranstalten und U n i v e r s i t ä t e n be- nutzt werden. — Es soll daraus eliminiert wer- den, was die polnische Seite irgendwie irritie- ren k ö n n t e , und da sich herausgestellt hat, d a ß der Schuljugend in der Bundesrepublik immer- hin etwas davon bekannt ist, d a ß Polen acht Millionen Menschen deutscher Zunge — Ost- p r e u ß e n , Pommern und Schlesier — sowie aus Polen selbst — vertrieben hat, soll diese unbe- streitbare historische Tatsache einfach „ b e s e i - tigt" werden. Der Antrag der polnischen Dele- gation lautete — einem dpa-Bericht aus Braun- schweig zufolge —, das Wort „ V e r t r e i b u n g "

m ü s s e aus den westdeutschen Geographie- und G e s c h i c h t s b ü c h e r n verschwinden, da es sich da- bei um ein „ R e i z w o r t " handele. Was damit ge- meint war, wurde nicht vermeldet. Es scheint sich so zu verhalten, d a ß sich die polnischen P ä d a g o g e n als „gereizt" empfinden, wenn man ihnen e n t g e g e n h ä l t , d a ß die deutsch-polnische

„Rechnung", von der die Warschauer Massen- medien jetzt im Zusammenhange mit schier un- e r m e ß l i c h e n E n t s c h ä d i g u n g s a n s p r ü c h e n an Bonn so h ä u f i g schreiben und reden, einige Positionen aufweist, die auf dem Debet-Konto Warschaus eingetragen sind. In diesem Buche sollen sie g e l ö s c h t werden.

Dieses vom polnischen Standpunkt durchaus begreifliche B e m ü h e n — s c h l i e ß l i c h handelte es sich um die g r ö ß t e Massenaustreibung von Men- schen in der Geschichte — setzte schon frühzei- tig ein. Z u n ä c h s t wurde vorgebracht, es habe

Immer verrückter

Abstimmung

über Befehl und Gehorsam ?

Wenn der „Darmstädter Kreis" aus Jusos und studierenden Offizieren der Fachhochschule des

Heeres seine Vorstellungen durchsetzt, wird die Mitbestimmung nach Rätemuster demnächst die Verhältnisse in der Bundeswehr bestimmen.

Diese Vorstellungen sehen auf Kompanieebene einen „Kompanierat" vor, gebildet aus dem Kompanieführer und gewählten Vertretern der Zugführer, der Gruppenführer und der Solda- ten, entsprechend auch einen Bataillonsrat und ein nach Mehrheitsentscheidungen arbeitendes Rätesystem auch auf den höheren Ebenen.

Derartige Pläne könnten durchaus die Funk- tionsfähigkeit der Armee in Frage stellen. Sollte es im Zuge einer radikalen „Demokratisierung"

von Befehl und Gehorsam etwa einmal zu aus- gedehnten Diskussionen zwischen Geschützfüh- rern und Soldaten über Sinn, Zweck und Ziel eines Kommandos kommen können, dann wäre ein Zustand erreicht, den man sich als Demokrat nur für eine ausschließlich auf den Angriff ge- drillte Armee wünschen möchte; der Angriif wäre ebenso unmöglich wie ein Funktionieren einer solchen Armee überhaupt. Das wäre also kein Anlaß zur Sorge. Im Falle Bundeswehr ist das anders. Sie ist eine Verteidigungsarmee, die ihren Auftrag erfüllt, wenn sie für einen Zustand gesorgt hat, in dem sie nicht gebraucht wird. Ein durch radikale Demokratisierung ent- schärfter Papiertiger Bundeswehr hätte keinen Sinn mehr. Unsere Gesellschaft wäre — ein- schließlich ihrer Gegner — noch mehr gefährdet

als jetzt schon. dst

Endlose Straße

sich nur um ganz wenige — h ö c h s t e n s 3,5 — Millionen Deutsche gehandelt, die man „trans- feriert" habe, wobei verschwiegen wurde, d a ß die Vertreibung nicht etwa nur im „ A b t r a n s p o r t auf Schiene und ü b e r Straße" bestand, sondern auch darin, d a ß man die Hunderttausende und Millionen, die vor der Kriegsfurie ausgewichen waren, gewaltsam an der R ü c k k e h r in die Hei- mat hinderte bzw. ihnen ü b e r h a u p t die Heim- kehr verwehrte. Dann ging man dazu über, den ganzen Vorgang in der Weise darzustellen, d a ß man behauptete, hier sei eine „ W a n d e r u n g " , eine „ M i g r a t i o n " erfolgt, mit der sich die ein- stige Ubersiedlung von A r b e i t s k r ä f t e n aus Ost- deutschland in die hochindustrialisierten Ge- biete West- und Mitteldeutschlands doch nur fortgesetzt h ä t t e . Das erschien als eine d e r m a ß e n eindrucksvolle — also zur B e s c h ö n i g u n g des Vorgangs der Vertreibung geeignete — These, d a ß man sich daraufhin e n t s c h l o ß , nur noch von „ U m s i e d l u n g " zu sprechen, woraufhin bei- spielsweise das f r ü h e r e Bundesministerium für Vertriebene in polnischer Ü b e r s e t z u n g als „ U m -

Nach einem Gemälde von Richard Zenke

siedlerministerium" bezeichnet wurde, wie denn auch heute noch die V e r t r i e b e n e n v e r b ä n d e im Warschauer Sprachgebrauch als „ U m s i e d l e r - organisationen" erscheinen, sofern man nicht einfach von den „Landsmannschaften" redet, welche Bezeichnung in der Regel mit schmük- kenden B e i w ö r t e r n wie „revanchistisch", „ n e o - nazistisch", „ r e v i s i o n i s t i s c h " sowie „ e n t s p a n - nungsfeindlich" versehen zu werden pflegt.

Schließlich ging man davon aus, d a ß doch die Heimatgebiete der „ U m s i e d l e r " „historisch pol- nische Gebiete" darstellten, welche Polen „ w i e - dererrungen" habe und in die „das polnische

V o l k z u r ü c k g e k e h r t " sei, und so kam man denn in Warschau auf den Gedanken, die Mas- senaustredbung der vielen Millionen einfach als

„ R e p a t r i i e r u n g nach Deutschland" zu bezeich- nen. Damit wurde zum Leid der Vertreibung auch noch der Hohn h i n z u g e f ü g t , genau so wie Prag in jenen Jahren zu v e r k ü n d e n pflegte, die Sudetendeutschen h ä t t e n doch von jeher „ H e i m ins Reich" gewollt, und dorthin habe man sie eben „ a b g e s c h o b e n " .

Schulbücher dürfen nicht einseitig verändert werden

Es ist also genau zu erkennen, was Warschau in deutschen G e s c h i c h t s b ü c h e r n an Ersatzbe- zeichnungen für die Vertreibung unterbringen m ö c h t e : „Repatriierung", „ M i g r a t i o n " bzw. „Ab- wanderung" oder eben „ U m s i e d l u n g " . W ü r d e dies gelingen — und es wird manchen west- deutschen Helfer dabei geben — , so w ä r e wirk- lich sehr viel zur „Entlastung" Polens erreicht.

Denn es w ü r d e eben dadurch der entscheidende Umstand aus dem allgemeinen B e w u ß t s e i n ver- d r ä n g t , der die ethische Bewertung dieser rie- sigen Deportationen bedingt: Die Tatsache n ä m - lich, d a ß der g r o ß e sogenannte „ B e v ö l k e r u n g s - transfer" eine G e w a l t m a ß n a h m e sondergleichen war, da er gegen den Willen der Betroffenen erfolgte, die a u ß e r d e m v o l l s t ä n d i g enteignet wurden: D a ß also derselbe fundamentale Unter- schied gegeben war wie vergleichsweise der zwischen A r b e i t s e r l ö s und räuberischer Erpres- sung.

Hinsichtlich der Massenaustreibungen w ü r d e ein Austausch der Bezeichnung dieses Verbre-

chens gegen die Menschlichkeit — so charakte- risiert vom N ü r n b e r g e r Internationalen Militär- gerichtshof im Verfahren gegen diejenigen deut- schen Angeklagten, die sich besonders der Ver- treibung von Polen aus ihrer Heimat schuldig gemacht hatten — eine unverantwortliche Ge- schichtsfälschung darstellen, gegen die sich die polnische Seite mit Recht wenden w ü r d e , wenn irgendwer den Versuch machte, die Leiden des polnischen Volkes in der Zeit der nazistischen Okkupation durch begriffliche Manipulationen zu b e s c h ö n i g e n oder aus dem ö f f e n t l i c h e n Be- w u ß t s e i n gerade auch der Polen selbst ver- schwinden zu lassen. Es geht um die historische Wahrheit auch deshalb, weil nur auf dieser Grundlage eine echte V e r s ö h n u n g zwischen den beiden N a c h b a r v ö l k e r n erreicht werden kann:

Durch gegenseitige Vergebung, wie sie der pol- nische Episkopat gefordert hat und zu der die deutschen Heimatvertriebenen von jeher bereu gewesen sind.

Peter Rutkowski

Völkermord

Von Dr. Otto von Habsburg

Das Wort V ö l k e r m o r d ist seit den Tagen der Ausrottung der Juden und Zigeuner durch Adolf Hitler in den allgemeinen Sprachgebrauch über- gegangen. Es wurde durch die U N O als ein international rechtlicher Begriff anerkannt.

Schon vor f ü n f u n d z w a n z i g Jahren hatten Zyni- ker nach den N ü r n b e r g e r Urteilen gesagt, für V ö l k e r m o r d w ü r d e n immer nur Besiegte zur Rechenschaft gezogen werden. So wie die Dinge seither gehandhabt wurden, m u ß man leider zugeben, d a ß die Pessimisten nicht unrecht hat- ten.

Mit dem Rückzug der zivilisatorischen Kräfte hat gerade in unserer Zeit die gegenseitige Aus- rottung gewaltige Dimensionen angenommen Wir erlebten das Hinschlachten der Ibos in N i - geria, der s ü d l i c h e n Neger im Sudan und s c h l i e ß - lich der Hutus in Burundi. In all diesen F ä l l e n wurden wahllos Zehntausende umgebracht. Be- zeichnenderweise hat aber nur das Gemetzel in Nigeria ein gewisses internationales Auf- sehen erregt, weil die Ibos in einer Anzahl anderer schwarzafrikanischer Staaten Stammes- verwandte hatten. Dort wo das nicht der Fall war, hat man praktisch von den Ereignissen kaum Kenntnis genommen.

Das ä r g s t e Ereignis aber, in dieser blutigen Serie, spielt sich unter unseren Augen ab. Hier schweigt die Welt — b e w u ß t und gänzlich. Die U N O wendet sich ab, da es sich um ein Gebilde handelt, das ein besonderer Schatz internatio- naler Organisationen ist: Bangladesh. — Diese eigenartige Vorliebe kommt daher, weil Dehli der Geburtshelfer des neuen Staates war. Und Indien, wie man w e i ß , kann keinen Fehler ma- chen. Schon in der Zeit Nehrus wurde jeder Uberfall auf Nachbarn, wie Goa oder Haider- abad, und jede Korruption mit mildem Lächeln verziehen.

Das erlaubte Indien, sich als weltweiten Sit- t e n w ä c h t e r aufzuspielen, jedermann zu kriti- sieren und zu verurteilen und G r u n d s ä t z e zu v e r k ü n d e n , die man dann selbst, bei gegebenem A n l a ß , nicht achtet.

In Bangladesh nun wird seit der U n a b h ä n g i g - keit des Staates, also seit Ende 1971, eine Volks- tumsgruppe systematisch ausgerottet. Es han- delt sich um die sogenannten Bihari, Moham- medaner, die seinerzeit in Indien gelebt haben und anläßlich der r e l i g i ö s e n Unruhen zu Ende der englischen Herrschaft, zum Auswandern ge- zwungen wurden. Die Biharis sind bekannt we- gen ihrer Glaubenstreue und ihrer T ü c h t i g k e i t .

Als Ostpakistan von Indien angegriffen wur- de, standen die Bihari zu der pakistanischen Regierung. Sie waren eine S t ü t z e , wenn auch g e w i ß nicht die einzige, des damals legalen Regimes. A l s dann Bangladesh entstand, erging ein Strafgericht sondergleichen über sie. Die 1 500 000 Bihari wurden aus ihren Stellungen entlassen und ihres gesamten V e r m ö g e n s be- raubt. Sie wurden total rechtlos. Insbesondere ihre Frauen und M ä d c h e n waren ü b e r a l l Frei- wild und sind es weitgehend bis zum heutigen Tag geblieben.

Massenweise verhungern die Bihari. Die un- g l ü c k l i c h e n Menschen wohnen in alten Zelten, unter hygienischen Bedingungen, die jeder Be- schreibung spotten. In dem Monsoon-Regen sind die Lager in einen Sumpf verwandelt. Die s p ä r l i c h e n Lebensmittel, die geliefert werden, sollen g r o ß t e i l s durch die Wachmannschaft am schwarzen Markt v e r ä u ß e r t werden. Eine ärzt- liche Betreuung besteht fast nicht.

Das praktische Ergebnis dieser Entwicklung ist, d a ß seit der U n a b h ä n g i g k e i t s e r k l ä r u n g von Bangladesh am 17. Dezember 1971 die Zahl der Bihari nach bester S c h ä t z u n g auf etwas weniger als 750 000 z u r ü c k g e g a n g e n ist. Also die Hälfte ist bereits ausgerottet. Ein Beamter der Bangla- desh-Regierung hat einem w e s t e u r o p ä i s c h e n Be- obachter eiskalt erklärt, das Problem der Bihari w ü r d e s p ä t e s t e n s Beginn 1976 g e l ö s t sein: es w ü r d e dann eben keine mehr geben. Adolf Eich- mann und die S S - E n d l ö s u n g hat offensichtlich gelehrige Schüler bei den Indern, deren Trei- ben besonders widerlich ist, weil sie auch noch mit gespielter Harmlosigkeit ihre P h a r i s ä e r - haftigkeit zu b e m ä n t e l n versuchen. Die U N O und viele Feiglinge in der Politik aller west- lichen Länder lassen dies alles geschehen ohne sich zu erregen.

Man hat den Deutschen vorgehalten, sie hät- ten die Greuel der Konzentrationslager Hitlers nicht zur Kenntnis genommen. Wie hohl und lächerlich klingt dieser Vorwurf heute, da wir alle einer ä h n l i c h e n Verbrechensserie beiwoh- nen, ohne auch nur den kleinen Finger zu rüh- ren. Im Lichte dieser Tatsache kann man nicht erstaunt sein, wenn so manche bei den Worten V ö l k e r - und Menschenrecht nur lachen.

Wir erleben, d a ß politische Abenteurer und Anarchisten in unseren G r o ß s t ä d t e n für den

„ V i e t k o n g " demonstrieren, w ä h r e n d die glei- chen Weltverbesserer an dem Massenmord von

hunderttausenden Biharis offenbar Gefallen finden.

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Politik

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28. A p r i l 1973 / Folge 17 / Seite 2

Verteidigung:

Zweifel an Bonns Zuverlässigkeit

Zur bevorstehenden Reise Brandts zu Nixon

AUS ALLER WELT

In seiner Haushaitsrede vor dem Bayerischen Landtag sprach Sozialminister Dr. Fritz Pirkl ein deutliches Wort zu der Existenzberechtigung der V e r t r i e b e n e n v e r b ä n d e . Er e r k l ä r t e , es sei unverkennbar, d a ß diese V e r b ä n d e wegen ihres konsequenten Eintretens in Fragen von Selbst- bestimmungsrecht und Einheit der deutschen Na- tion zunehmend Angriffen ausgesetzt seien. Die Organisationen der Heimatvertriebenen h ä t t e n Leistungen vollbracht, ohne die der wirtschaft- lich und gesellschaftlich stabile Aufbau unseres Landes nach dem Kriege kaum vorstellbar sei.

Die Vertriebenenorganisationen und ihre Ein- richtungen, so stellte Dr. Plrkl mit Nachdruck fest, haben sich b e w ä h r t ; ihnen sei deshalb auch in Zukunft volle U n t e r s t ü t z u n g sicher.

Präsident Richard Nixon hat an seine Lands- leute appelliert, vom 23. bis zum 28. April des .500. Geburtstages von Nicolaus Copernicus zu gedenken. In seiner Proklamation der „Coperni- cus-Woche" w ü r d i g t e Nixon allerdings bedauer- licherweise den Astronomen als „brillianten Sohn Polens". A n g e h ö r i g e polnisch-amerikani- scher und deutsch-amerikanischer Gruppen in den Vereinigten Staaten hatten sich in den letzten Wochen zahlreiche Gefechte über die Herkunft von Copernicus geliefert. Die einen feierten ihn als g r o ß e n Polen, die anderen als

„Preußen". Nixon schrieb in seiner Proklama- tion vorsichtshalber nicht nur „ N i c o l a u s Coper- nicus", sondern auch — in Klammern — „Miko- laj Kopernik".

Die Gemeinsamkeit in der Ostpolitik, die in der Zeit aller früheren Bundesregierungen be- standen habe, ist nach den Worten von Bundes- t a g s v i z e p r ä s i d e n t Kai-Uwe von Hassel zerbro- chen. In einem Vortrag vor der dänisch-deut- schen Gesellschaft in Kopenhagen wandte sich von Hassel gegen die Auffassung, als lehne die C D U / C S U jede Ostpolitik ab. Allerdings k ö n n e er namens seiner Partei der heutigen Ostpolitik nicht zustimmen, da schwerwiegende g e g e n s ä t z - liche Interpretationsunterschiede zwischen Mos- kau, Warschau und Bonn weiter schwelen. V o r allem kritisierte er, d a ß es keine zweifelsfreien Verhandlungsergebnisse in den entscheidenden Bereichen g ä b e .

Der visafreie Reiseverkehr der „DDR" mit Polen und der Tschechoslowakei ist seit der Ein- führung erschwerender Reisebestimmungen A n - fang dieses Jahres stark z u r ü c k g e g a n g e n . Die Erschwerungen waren wegen u n g ü n s t i g e r Devi- senbilanzen Ost-Berlins e i n g e f ü h r t worden.

Mit einem umfangreichen G e s p r ä c h s p r o g r a m m hat sich der CDU-Vorsitzende Rainer Barzel in Washington aufgehalten. Der O p p o s i t i o n s f ü h r e r , dessen US-Besuch von der C D U als die „übliche jährliche Informationsreise" bezeichnet wurde, konnte mit A u ß e n m i n i s t e r William Rogers, Ver- teidigungsminister Elliot Richardson und Finanz- minister George Shultz sprechen und seine Kon- takte mit Konferenzen im U S - K o n g r e ß fortset- zen. Unvorhergesehen wurde er auch von Prä- sident Nixon zu einem Gespräch empfangen.

Bei der Fahndung nach den R ä d e l s f ü h r e r n der E r s t ü r m u n g des Bonner Rathauses hat die Poli- zei das Bonner Büro des „ N a t i o n a l e n Vietnam- Komitees" und in K ö l n das Büro der „Liga ge- gen den Imperialismus" durchsucht. Dabei wur- den in K ö l n - N i p p e s aufschlußreiche Unterlagen über die Arbeit der Gruppe gefunden.

Bundeskanzler W i l l y Brandt sieht eine neue Aufgabe für Professor Carlo Schmid, der auf dem Parteitag in Hannover kein Amt mehr er- hielt. Brandt e r k l ä r t e in einem Interview, es k ö n n t e sich unter F e d e r f ü h r u n g von Schmid ein Seniorenkreis bilden, der die SPD und den Re- gierungschef in Fragen berät, die alte Menschen betreffen.

Amerikanische Langstreckenbomber des Typs B 52 haben ihre Angriffe auf kommunistische Stellungen in Laos wiederaufgenommen. Zum erstenmal seit dem 23. Februar flogen die M a - schienen im Verband mit amerikanischen Kampf- bombern wieder E i n s ä t z e zur U n t e r s t ü t z u n g

schwer b e d r ä n g t e r laotischer Regierungstrup- pen. Die Regierung in Vientiane hatte Unter- s t ü t z u n g angefordert, nachdem kommunistische Truppen die strategisch wichtige Stadt Thai- vieng südlich der Ebene der T o n k r ü g e überrannt hatten.

Wie ANDERE es sehen:

Bevor Leonid Breschnew die Bundeshauptstadt besucht, m u ß sich Willy Brandt b e m ü h e n , bei Richard Nixon darzutun, d a ß die Bundesrepu- blik nicht anstrebt, in den Neutralismus zu ent- weichen. Denn die Ostpolitik unserer Regie- rung bringt auf erschreckende Weise die Verläßlichkeit unserer Westpolitik in Zweifel.

Jenseits des Atlantiks — und auch anderswo in der N A T O — wächst die Sorge, d a ß es dem Kabinett der sozial-liberalen Koalition auf weite Sicht darum geht, dem amerikanischen Partner sozusagen den e u r o p ä i s c h e n Boden zu entziehen, um sodann das deutsche Land, das seit einem Vierteljahrhundert unter dessen Schulz und Frieden g e n i e ß t , in sowjetische Ob- hut zu verschieben. Denn so und nicht anders m u ß t e das Programm verstanden werden, das Egon Bahr am 9. November 1969 seinem Be- sucher Walter Hahn verriet.

Was der damalige S t a a t s s e k r e t ä r dem Direk- tor des Forschungsinstitutes für a u s w ä r t i g e Politik unter vier Augen anvertraute, mochte zwar zunächst, obwohl es sich von vornherein als ernsthafter Plan p r ä s e n t i e r t e , wie ein phantastisches Gedankenspiel anmuten, scheint sich aber mittlerweile l ä n g s t auf dem Wege zur Verwirklichung zu befinden. Sonst eigent- lich schweigsam, wie es sich für einen konspi- rativen Charakter g e h ö r t , gelegentlich jedoch ungemein g e s c h w ä t z i g , wenn die Eitelkeit triumphiert, hatte die „graue Eminenz" unseres Staates dem v e r b l ü f f t e n Professor erzählt, d a ß es die Absicht der Sozialdemokraten war, die Bundesrepublik in vier Z ü g e n aus der Allianz mit den Vereinigten Staaten zu l ö s e n :

• Der erste Zug sollte ein Arrangement des westlichen mit dem östlichen Deutschland sein, das die Aufnahme staatsrechtlicher, nicht allerdings v ö l k e r r e c h t l i c h e r Beziehun- gen, also den Austausch von B e v o l l m ä c h t i g - ten und nicht Botschaftern zwischen den beiden Teilen des einstigen Reiches bewir- ken w ü r d e .

• Der zweite Zug sollte mit der Aufnahme diplomatischer Verbindungen zu den Satel- liten der Sowjets einen Nichtangriffsvertrag mit der Sowjetunion selbst v e r k n ü p f e n , eine Vereinbarung, die natürlich die Anerkennung der bestehenden Grenzen, auch der Oder- N e i ß e - L i n i e , in verbindlicher Form und auf ewige Dauer zu enthalten habe.

• Der dritte Zug sollte auf Verhandlungen über die Reduktion der a u s l ä n d i s c h e n Truppen auf dem Kontinent abzielen, wobei es vor- stellbar sei, die amerikanischen Streitkräfte in der Bundesrepublik und die sowjetischen

• . Streitkräfte in der „DDR" jeweils um 50 Pro- zent zu kürzen, nicht freU;ch so, d a ß der Westen vor dem Osten beginne.

Polen:

Daß Warschau diese Einladung ausgespro- chen hat, soll wesentlich darauf zurückzufüh- ren sein, d a ß man auf der polnischen Seite die Besorgnis hege, Willy Brandt werde Bresch- new in Bonn die Frage vorlegen, ob sich die Sowjetregierung um eine „ V e r m i t t l u n g " in dem Sinne b e m ü h e n k ö n n e , d a ß Warschau die „Ent- s c h ä d i g u n g s f o r d e r u n g e n " z u r ü c k s t e l l e , die es seit einiger Zeit g e g e n ü b e r der Bundesregierung geltend macht, und a u ß e r d e m ein g r ö ß e r e s Ent- gegenkommen in der Frage der Familienzusam- m e n f ü h r u n g zeige. Abgesehen von diesen

„Spezialfragen" ist Warschau ohnehin bei allen sowjetisch-westdeutschen Kontakten besorgt, es k ö n n e sich eine Entwicklung ergeben, in der

• Der vierte Zug sollte den Aufbau des euro- p ä i s c h e n Sicherheitssystems und mithin den Abbau der Pakte bezwecken, da die Atom- mächte h ü b e n und drüben d r a u ß e n zu bleiben h ä t t e n und b l o ß als Garanten der geschil- derten Ordnung auf unserem Erdteil fürder- hin mittelbar daran beteiligt w ä r e n .

Dieses Dispositiv, von dem sich sein Urheber vermutlich die M ö g l i c h k e i t einer Wiedervereini- gung unserer Nation in einem äußerlich neu- tralistischen und innerlich sozialistischen Ge- meinwesen verspricht, strebt geradewegs zum Urquell all unseren U n g l ü c k s zurück — zur U b e r s c h ä t z u n g unserer Kräfte und F ä h i g k e i t e n . G e s t ü t z t auf die Alliierten und g e f ö r d e r t von ihnen, hat die Bundesregierung den ersten und den zweiten Zug ihres Programms mit taktischer Schlauheit mehr oder minder realisiert — wenn auch in umgekehrter Reihenfolge. Die Deckung des Westens ist ihr dabei allein deshalb ge- boten worden, weil das Resultat als Stabilisie- rung des Status quo gedeutet werden darf. Da sie sich nun anschicken mag, den zweiten und den dritten Zug gen Osten einzuleiten, kann sie für diese strategische Torheit keine Hilfe er- warten, sondern m u ß mit wachsendem Wider- stand rechnen. Denn Washignton, London und Paris merken, d a ß Bonn in den Sog Moskaus gerät.

Warum weigert sich Paris, das ansomsten leider keinen Beitrag für den Zusammenhalt des B ü n d n i s e s leistet, mit drakonischer Energie, an dem Palaver ü b e r die V e r d ü n n u n g der M i l i - t ä r p o t e n t i a l e teilzuhaben?

Warum läßt London durch das „Internatio- nale Institut für Strategische Studien", das es schon oft als Sprachrohr benutzte, auf Absurdi- t ä t e n und Paradoxien im Bonner Hoffen und Handeln hinweisen?

Warum nimmt Washington, das sich an der- lei Stimmungen früher kaum störte, die anti- amerikanischen und pro-sowjetischen A u s b r ü c h e der Jusos und Judos auf eine fast allergische Weise ernst?

Zu dieser psychologischen Lage, die mit be- flissenen Beteuerungen der Treue politisch nicht mehr lange zu meistern sein dürfte, paßt Leonid Breschnews Empfang im M a i wahrlich wie die Faust aufs Auge. Sie macht den Eindruck der Reise eines Imperators, der das Gebiet seines k ü n f t i g e n Vasallen besichtigt — noch ehe die- ser seinem bisherigen Protektor expressis ver- bis den Laufpaß gab. Die Reise zu Richard Nixon ist daher dringlicher denn je. Hat Willy Brandt die Gabe, das M{ß t r a u ^ n des amerikani- schen Partners zu zerstreuen?

die polnischen Interessen nicht hinreichend be- rücksichtigt w ü r d e n . Dies war auch der wesent- liche Grund dafür gewesen, d a ß Moskau seiner- zeit den A b s c h l u ß eines westdeutsch-polnischen Vertrages ü b e r die Anerkennung der „Unan- tastbarkeit der O d e r - N e i ß e - G r e n z e " zusätzlich zu einer sonst in dieser Frage inhaltsgleichen Ü b e r e i n k u n f t zwischen der UdSSR und der BRD verlangt hat.

Des weiteren ist davon auszugehen, d a ß Warschau von Breschnew erwartet, auch er werde in seinen G e s p r ä c h e n mit Bundeskanzler Brandt das sowjetische Interesse an einer baldi- gen Begegnung zwischen dem polnischen Partei- chef Gierek und dem westdeutschen Kanzler unterstreichen. Bekanntlich haben sich die west-

deutsch-polnischen Beziehungen nicht gerade g ü n s t i g entwickelt, weil Warschau seinen Kata- log der A n s p r ü c h e an die Bonner Adresse

immer mehr erweitert hat, indem nun jene finanziellen W ü n s c h e im Vordergrund stehen, die in Wirklichkeit „ R e p a r a t i o n s f o r d e r u n g e n "

darstellen, obwohl dieses Wort vermieden wird.

Die Bundesregierung hat sich bisher geweigert, diesen Fragenkomplex auch nur zu erörtern, was dazu geführt hat, d a ß Gierek auf eine Be- gegnung mit dem Bundeskanzler drängt.

Allem Anschein nach will die polnische Füh- rungsspitze hinsichtlich der umfassenden „Ent- s c h ä d i g u n g s z a h l u n g e n " für die — so Gierek in seiner Posener Rede — vom polnischen Volk im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden „ e t w a s zurückstecken", indem sich Warschau darauf b e s c h r ä n k e n will, vorerst umfassende Investi- tions- und Warenkredite zu g ü n s t i g e n Bedin- gungen zu erhalten; doch wird es als „unwahr- scheinlich" betrachtet, d a ß so etwas wie ein Verzicht auf „ W i e d e r g u t m a c h u n g s l e i s t u n g e n "

Bonns ausgesprochen wird.

Gehört • gelesen • notiert

W o f ü r wir Kommunisten seit vielen Jahren k ä m p f e n , wird nun Wirklichkeit.

Das DKP-Organ „UZ' zum Grundvertrag Mein frivoler Ruf a m ü s i e r t midi. A u ß e r d e m ist er mir nützlich, denn er hilft, die Leute zu be- ruhigen, d a ß man kein M u s e u m s s t ü c k ist.

Henry Kissinger Das Problem mit der heutigen Jugend liegt darin, d a ß sie sich nicht als Baufirma versteht, sondern als Abbruchunternehmen.

Marcello Mastroianni Wenn ich mit Tschu En-Lai ein Interview mache, kann ich ihn doch nicht daran hindern, seine Meinung zu sagen.

Der ägyptische Journalist Hassanin Heikai Regierungsprecher sind wie die Wasserspeier an alten Kathedralen: Man bestaunt den kunst- vollen Strahl und v e r g i ß t dabei, d a ß es ganz g e w ö h n l i c h e s Wasser ist.

Der italienische Journalist Giorgio Pavese Manche E h e m ä n n e r halten es für einen unglück- lichen Zufall, d a ß sie und ihre Frau am selben Tag geheiratet haben. Peter Seilers Sie glauben gar nicht, wie schön das ist, wiedei eine Zeitung in der Hand zu haben. Die Zeiten, wo man alles glauben m u ß t e , was im Fernsehen so gesagt und gezeigt wurde, sind zum Glück vorbei.

Ekkehard Fritsch,

Kabarettist, in der ZDF-Sendung „Dalli Dalli' Eine Demokratie funktioniert am besten, wenn die Zeitungen nicht die Claque der Regierun- gen sind.

David Frost, englischer TV-Kabarettist Nach ausgedehnten und s o r g f ä l t i g e n Untersu- chungen ist es Wissenschaftlern gelungen, die beliebteste Fernsehzeit zu ermitteln. Sie liegt zwischen dem ersten und dem letzten Lebens- jahr. Werner Finck

C S S R :

„Ein Biafra des Geistes"

E m i g r a n t e n w a r n e n v o r H e l s i n k i K ö l n — D i e politischen E m i g r a n t e n der C S S R haben sich a n l ä ß l i c h des 25. Jahres- tages des kommunistischen Putsches i n der Tschechoslowakei mit e i n e m A p p e l l a n die Ö f f e n t l i c h k e i t g e w a n d t . D a r i n h e i ß t es u . a.:

„ D a s Schicksal der einst freien, demokrati- schen u n d s o z i a l fortschrittlichen CSSR sollte a l l e n noch freien V ö l k e r n u n d Län- dern a l s W a r n u n g d i e n e n . " D i e Z e r r ü t t u n g des wirtschaftlichen u n d politischen Lebens der C S S R , die z u m „Biafra des Geistes" ge- w o r d e n s e i , solle b e i d e n V e r h a n d l u n g e n in H e s i n k i w a r n e n , „ d i e e i n e n weiterge- spannten C o u p e r m ö g l i c h e n " .

Ostpreußenblatt gratuliert Vizepräsident v. Hassel

Hamburg — Die Chefredaktion des Ost- p r e u ß e n b l a t t e s hat dem l a n g j ä h r i g e n Präsiden- ten und heutigen V i z e p r ä s i d e n t e n des Deutschen Bundestages, Kai-Uwe v. Hassel, zum 60. Ge- burtstag aufrichtige G l ü c k w ü n s c h e übersandt und dabei den Dank für die Verbundenheit über- mittelt, die Kai-Uwe v. Hassel in den letzten Jahren immer wieder bewiesen hat. Die Inter- views, die v. Hassel dem O s t p r e u ß e n b l a t t gab, haben ebenso wie seine redaktionellen Beiträge das besondere Interesse unserer Leser gefunden.

£ n s D i i p n u l ' u n b l u i i UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG

FÜR DEUTSCHLAND

Chefredakteur:

H u g o W e l l e m s

Verantwortlich für d e n oolitischen Teil Stellvertr. C h e f r e d a k t e u r :

Ruth M a r i a Wagner Kultur Unterhaltung. Frauenseite G e s c h i c h t e , L a n d e s k u n d e u n d Aktuelles

H a n s - U l r i c h S t a m m

S o z i a l e s , J u g e n d . H e i m a t k r e i s e , G r u p p e n Horst Zander

A n z e i g e n : Heinz P a s s a r g e B o n n e r R e d a k t i o n : C l e m e n s J N e u m a n n

Das Ostpreußenbiart <si das Organ der Lands mannschart Ostpreußen und erscheint «öchentlicr- zur Information der Mitglieder des Förderkrelses

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Breschnew erst nach Warschau?

Gierek wünscht „sowjetische Unterstützung" gegenüber Bonn

W a r s c h a u (hvp) — W i e aus gut unterrichteter polnischer Q u e l l e verlautete, hat W a r s c h a u d i e Tatsache, d a ß B u n d e s k a n z l e r W i l l y Brandt noch v o r d e m Besuch des sowjetischen Parteichefs L e o n i d Breschnew nach W a s h i n g t o n reisen w i r d , u m dort mit P r ä s i d e n t N i x o n G e s p r ä c h e z u f ü h r e n , d a z u benutzt, u m i n M o s k a u mit dem W u n s c h e v o r s t e l l i g z u w e r d e n , Breschnew m ö g e doch v o r oder auf seiner Reise nach W e s t - deutschland W a r s c h a u besuchen, u m mit d e r polnischen Partei- u n d Renierungsspitze zu konferieren. W i e z u h ö r e n w a r , s o l l dies i m K r e m l „ e i n positives Echo" gefunden haben.

(3)

SB. A p r i l 1973 / Folge 17 / Seite 3

$05 £>fipmißfnölai! Politik

Andere

M e i n u n g e n

L' Humanite

Wichtiges Ereignis

Paris — „Das wichtigste Ereignis diese Partei- tages scheint die Wahl des neuen Parteivorstan- des zu sein, in den die Unke Tendenz oder viel- mehr die linken Tendenzen ihren Einzug hal- ten . . . Elf Kandidaten, die von der Linken aufgestellt oder unterstützt wurden, darunter der als mehr oder wenig marxistisch geltende Wolfgang Roth, sind in den Parteivorstand ein- gezogen. Die Vertreter des linken Flügels stell- ten etwas weniger als ein Drittel der Kongreß- teilnehmer, was nicht wenig ist. Außerdem ist zu bemerken, daß ihr Einfluß bei manchen Fra- gen wie zum Beispiel bei dem Problem bedeu- tender Militärkredite beinahe bis an die Grenze der absoluten Mehrheit heranreichte."

$ f t t B a i f o tEtlecivavb

Jetzt klare Köpfe nötig

London — „Es ist wahr, die rebellische neue junge sozialistische Linke erlitt eine Niederlage in allen Abstimmungen über die NATO und Verteidigung. Aber das Klima zeigte einen be- unruhigenden Wandel. . . . Darin liegen Ge- fahren für Westdeutschland und seine Alliier- ten. Die neue Linke, die nicht nur neutralistisch und anti-NATO, sondern in ihrer Grundhaltung in dieser oder jener Form prokommunistisch ist, errang ein Drittel der Sitze im Parteivor- stand, wo sie vorher nur einen Anhänger hatte . . . Der politische Kampf um die Durchführung der Resolutionen des linken Flügels wird bald beginnen. Für die neue Linke, intelligent und gut organisiert, heißt der Ruf .proletarische So- lidarität' mit heimlicher oder ausdrücklicher Be- tonung der Verwandtschaft mit den kommuni- stischen Ländern und Abneigung gegen Ame- rika. Die Westdeutschen brauchen jetzt mehr als zu irgendeiner Zeit seit 1933 klare Köpfe, um Gefühlsduselei und Irrlichtern zu entgehen."

DIEttZEFT

Blödsinnige Medienpolitik

Hamburg — „Da die SPD nun nie mehr eine eigene Zeitung von Gewicht machen wird — keine Partei kann es —, möchte sie die vor- handene Presse von innen erobern; und die Mitbestimmungstendenz unserer Zeit kommt ihrem linken Flügel da entgegen . . . M a n muß

Chefredakteure und Ressortchefs ausschalten, den unteren Rängen Macht geben, sie durch Volontäre (die kraft Alters die Welt verändern nifrssen) verstärken und*• möglichst oft abstim- men lassen. Abstimmung worüber? Möglichst über alles: voran über jede Personalfrage (Ein- stellung, Versetzung und Entlassung aller Re- dakteure); dann aber auch — wennschon — dennschon — über jeden Artikel, der ins Blatt soll oder den ein Redakteur ins Blatt haben möchte. Eine böswillige Übertreibung? Das ist der Gesetzentwurf des (hessischen) Landtags- abgeordneten Dr. Strelitz (SPD) — er war früher Justiz- und Innenminister. Presserecht ist Lan- dessache. Hessen ist besonders interessant: da ist die Frankfurter Allgemeine zu erobern. Die ist durch ihre unbestechliche Sachlichkeit der hessischen SPD besonders lästig. Die Medien- kommission der Hamburger SPD hat ein genauso blödsinniges Papier produziert.'

Deutlicher Links-Drall

Z ü r i c h — „An den Resultaten der beiden Wahlgänge für die Besitzer des Parteivorstan- des läßt sich eine deutliche Verschiebung nach links ablesen . . . Auf der anderen Seite des Spektrums sind altverdiente Leute wie Egon Franke und Annemarie Renger, der Minister für innerdeutsche Beziehungen und die Präsi- dentin des Bundestages, die an der Seite Kurt Schumachers bei der Wiedergründung der SPD nach dem Krieg dabeigewesen waren, nicht mehr gewählt worden. Franke erhielt die Quittung für eine langjährige Blockierungstaktik gegen die Linken innerhalb der Bundestagsfraktion und der Gesamtpartei, die sich nun offensicht- lich nicht länger mehr aufrechterhalten läßt.

Annemarie Renger hatte Mißfallen erregt, weil sie in Diskussionsbeiträgen vor dem Parteitag und in der Generaldebatte die Notwendigkeit neuer Theoriediskussionen bezweiielt und eine geschlossene Abwehr gegen Bestrebungen ver- langt hatte, die das System der parlamentari- schen Demokratie in Frage stellen."

T H E O B S E R V E R

Brandts geheimer Wunsch?

London — „Die ganze politische Atmosphäre in Westdeutschland ist im Wandel begriffen.

Eine Partei, die einst ängstlich nato-treu war, privates Eigentum respektierte und davor zu- rückschreckte, ihre Meinung über andere Regie- rungen zu sagen, debattiert jetzt kühn einseitige Abrüstung, bringt eine Resolution für die Ab- schaffung privater Grundstücksmakler ein, attak- kiert die Monopole des Gemeinsamen Marktes und äußert Grobheiten über die amerikanische Politik in lndochina. Man konnte auf dem Po- dium in Hannover verdrießliche Gesichter sehen^

Aber Brandt schien heiter . . Als Kanzler und als Vorsitzender kann er es zwar nicht sagen, aber es kann durchaus sein, daß die Art Partei, zu der sich die SPD entwickelt, die Art ist, die er insgeheim vorzieht."

S t a a t s s e k r e t ä r Frank (rechts) b e g r ü ß t den stellvertretenden A u ß e n m i n i s t e r der CSSR, Jiri G ö t z

Foto dpa

W o r a u f e s P r a g a n k o m m t

Wohin zielt die Kampagne der Ostblockpresse gegen die deutschen Vertriebenen verbände?

Die Bundesregierung hat dem D r ä n g e n Prags nachgegeben. A m 12. und 13. A p r i l fanden nach einer „ D e n k p a u s e " von einem Dreivierteljahr neuerliche G e s p r ä c h e zwischen der Bundesrepu- blik Deutschland und der Tschechoslowakei statt, die zu Verhandlungen ü b e r die Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten f ü h r e n sollen. Die deutsche Delegation wird er- neut von S t a a t s s e k r e t ä r Dr. Paul Frank vom A u s w ä r t i g e n Amt a n g e f ü h r t , w ä h r e n d ihm auf tschechoslowakischer Seite der stellvertretende A u ß e n m i n i s t e r Dr. Jiri G ö t z g e g e n ü b e r s i t z e n wird, der bereits dreimal die tschechoslowaki- sche Delegation a n g e f ü h r t hat. Die beiden ersten Verhandlungen führte sein Kollege Dr. Milan K l u s ä k .

Fünf K o n t a k t g e s p r ä c h e verliefen bisher ohne Ergebnis. Diesmal — beim sechsten G e s p r ä c h — ist es zumindest zu dem B e s c h l u ß gekommen, endlich offizielle Verhandlungen aufzunehmen.

Ein solcher scheiterte bisher an der für Bonn unannehmbaren Forderung Prags, das M ü n c h e - ner Abkommen vom September 1938 als un- g ü l t i g von Anfang an zu e r k l ä r e n . In den beiden ersten G e s p r ä c h s r u n d e n wurde sogar, wie aus Berichten der tschechoslowakischen Presse her- vorging, die U n g ü l t i g k e i t von Anfang an „mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen", wie dies im sowjetisch-tschechoslowakischen Vertrag vom 6. Mai 1970 festgelegt worden war, gefordert.

In den neun Monaten, die seit dem letzten G e s p r ä c h von S t a a t s s e k r e t ä r Frank in Prag ver- gangen sind, konnte aus — zum Teil wider- s p r ü c h l i c h e n — E r k l ä r u n g e n von Politikern aus dem Ostblock entnommen werden, d a ß sich die tschechoslowakische Haltung zur Frage der Un-

g ü l t i g k e i t des M ü n c h e n e r Abkommens g e ä n d e r t hat. Diesen Reigen von E r k l ä r u n g e n e r ö f f n e t e Ende November des Vorjahres das Kommuni- que, das anläßlich des Besuches einer bulgari- schen Delegation in Moskau a b g e f a ß t worden war. Darin war lediglich davon die Rede, d a ß das M ü n c h e n e r Abkommen nicht mehr g ü l t i g sein solle. Ein ä h n l i c h e r Passus fand sich wenige Tage s p ä t e r im A b s c h l u ß k o m m u n i q u e zum Be- such des sowjetischen Parteichefs Leonid Bresch- new in Budapest. Breschnew hatte sich in einer Rede vor einem kommunistischen Aktiv in der ungarischen Stadt Osepel gleichfalls mit dem Problem des M ü n c h e n e r Abkommens b e f a ß t und dessen U n g ü l t i g k e i t s e r k l ä r u n g gefordert.

Erst dann folgten tschechoslowakische Politi- ker dem sowjetischen Beispiel. Aber nicht alle.

Denn der Chef der slowakischen KP, Vasil Bilak, vertrat vor dem Z K vor seiner Partei am Jah- resende 1972 die Auffassung, das M ü n c h e n e r Abkommen d ü r f e „ k e i n e Sekunde" g ü l t i g ge- wesen sein. Ä h n l i c h e T ö n e h ö r t e man auch aus Ost-Berlin, wo SED-Chef Erich Honecker die gleiche Auffassung wie Bilak vertrat. Der tsche- choslowakische A u ß e n m i n i s t e r Bohuslav Chnou- pek konnte auf einer Reise in den Vorderen Orient einige arabische Staaten dazu bewegen, im Kommunique die „ v ö l l i g e N u l l i t ä t " des M ü n - chener Abkommens zu fordern. Aber die jugo- slawische Regierung weigerte sich anläßlich des Besuches Chnoupeks, eine Stellungnahme zum M ü n c h e n e r Abkommen abzugeben, das gleiche widerfuhr der tschechoslowakischen Regierung beim Besuch des r u m ä n i s c h e n Partei- und Staats- chefs Nicolae Ceausescu in Prag. Hingegen er- k l ä r t e Breschnew, der anläßlich der 25-Jahr- Feier der kommunistischen Machtergreifung in der Tschechoslowakei nach Prag gekommen war,

100 km D E U T S C H E S

R E I C H

Die nach dem Münchner Abkommen von der

Tschechoslowakei an das Deutsche Reich abgetrennten Gebiete.

aus „FAZ"

das M ü n c h n e r Abkommen m ü s s e ung^t^g^gj^,"

klärt werden, da es rechtswidrig zustande ''ge- kommen sei. Diese Formel von der „Rechts- widrigkeit", die zum Teil in „ G e s e t z w i d r i g k e i t "

variiert wird, gebraucht seitdem die tschecho- slowakische Presse in ihren Stellungnahmen zu den Verhandlungen mit Bonn.

Es ist mit Sicherheit anzunehmen, d a ß Staats- s e k r e t ä r Frank von tschechoslowakischer Seite diese Formulierung p r ä s e n t i e r t wird. Hier ist allerdings Vorsicht am Platze, denn sollte die Formel von der „ R e c h t s w i d r i g k e i t " oder „Ge- setzwidrigkeit" des M ü n c h e n e r Abkommens in einem Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der CSSR erscheinen, m u ß man befürchten, d a ß Prag dies so auslegt, d a ß ein rechtswidrig oder gesetzwidrig zustande gekom- menes Abkommen niemals G ü l t i g k e i t gehabt haben kann. Die kommunistischen Staaten sind bei der Interpretierung von V e r t r ä g e n sehr g r o ß - z ü g i g , wenn sie ihren eigenen Vorteil wahren wollen, jedoch sehr kleinlich, wenn die andere Seite auf eine Erfüllung nach den Buchstaben des Abkommens pocht.

Aber noch etwas ist zu erwarten: d a ß n ä m - lich Prag als „ A u s g l e i c h " für das Weglassen der ex tunc-Formel M a ß n a h m e n gegen die V e r - t r i e b e n e n v e r b ä n d e in der Bundesrepublik, vor- nehmlich gegen die Sudetendeutsche Lands- mannschaft, fordern wird. Die zunehmende Kam- pagne der tschechoslowakischen, aber auch der ü b r i g e n Ostblockpresse gegen die Vertriebenen- organisationen läßt erwarten, d a ß man gegen diese etwas im Schilde führt.

Die G e s p r ä c h e zwischen der Tschechoslowakei und der Bundesrepublik laufen nun fast genau zwei Jahre. Es w ä r e bedauerlich, wenn sich die Bundesregierung jetzt unter Zeitdruck setzen l i e ß e , rasch ein Abkommen unter Dach und Fach zu bringen, das sich einseitig zum Vorteil Prags auswirken w ü r d e . Der zur Diskussion stehende Besuch des sowjetischen Parteichefs Breschnews in Bonn ist kein Grund, überstürzt zu handeln und sich zu einem Abkommen ver- leiten zu lassen, das den B u n d e s b ü r g e r n sude- tendeutscher Herkunft rechtliche und politische Nachteile bringt.

Die Bundesregierung hat anläßlich der Unter- zeichnung der O s t v e r t r ä g e wiederholt erklärt, sie handle nur für die Bundesrepublik Deutsch- land, nicht aber für den gesamtdeutschen Sou- v e r ä n , der allein für den A b s c h l u ß eines Frie- densvertrages z u s t ä n d i g ist. Die Sowjetunion hat in ihrem 1959 der Ö f f e n t l i c h k e i t ü b e r g e b e - nen Entwurf eines Friedensvertrages für Deutschland das M ü n c h n e r Abkommen als einen der Punkte a n g e f ü h r t , die es friedensvertrag- lich zu regeln gibt. Prag aber will diesem Ent- wurf vorgreifen, indem es von einem Teil Deutschlands eine U n g ü l t i g k e i t s e r k l ä r u n g die- ses Abkommens fordert, und versucht a u ß e r d e m noch, die ü b r i g e n drei Partner des Abkommens zu ü b e r g e h e n . Das sind Methoden, die man mit Recht als rechts- und gesetzwidrig bezeichnen kann.

Referenzen

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