• Keine Ergebnisse gefunden

Heißer Juli 1914 - Geschichte an Stationen

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Heißer Juli 1914 - Geschichte an Stationen"

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

eschichte an Stationen Spezial: Imperialismus und Erster Weltkrieg Heißer Juli 19

Pulverfass Balkan

Osmanisches Reich

finanzpolitische Abhängigkeit von den zentraleuropäschen Mächten, diese versuchen die Balkan- staaten des Reiches für ihre Interessen einzuspannen, Verlust großer europäischer Gebiete während der beiden Balkankriege

Österreich-Ungarn

betrachtet Südosteuropa als seinen wirtschaftlichen und politischen Hinterhof;

annektiert 1908 die osmanischen Provinzen Bosnien und die Herzegowina Erzherzog Franz Ferdinand

ab 1896 österreichisch-ungarischer Thronfolger; tritt für den Zusammenschluss von Kroatien, Bosnien und Dalmatien als eigener Reichsteil (Südslawien) ein; verfolgt Aufrüstung der Streitkräfte

Kriegsgräuel während der beiden Kriege

aggressiver Nationalismus führt zu ethnisch motivierten Massakern und Umsiedlungen; dies sind keine Disziplinlosigkeiten der Truppe, sondern ist Teil der Kriegsstrategie

Vereinigung oder Tod

nationalistischer serbischer Geheimbund; Zielsetzung auch mithilfe von Terrorismus Serbien, Bosni- en und die Herzegowina zu vereinen (Großserbien)

Russland

strebt nach einem direkten Zugang zum Mittelmeer; sieht sich als Schutzmacht der orthodoxen, slawischen Bevölkerung (Panslawismus)

Erster Balkankrieg 1912

südosteuropäische Staaten wie Bulgarien, Griechenland und Serbien vertreten immer aggressiver die Interessen „ihrer“ Bevöl- kerung gegenüber der osmanischen Herr- schaft; beginnt als Guerillakrieg und entwi- ckelt sich zum offenen Krieg

Zweiter Balkankrieg 1913

Bulgarien – unzufrieden mit zu geringen Landgewinnen – beginnt einen Krieg gegen die ehemaligen Verbündeten des ersten Bal- kankriegs; verliert fast alle Landgewinne aus dem ersten Balkankrieg

Londoner Vertrag 1913

VORSC

HAU

(2)

rhardt: Geschichte an Stationen Spezial: Imperialismus und Erster Weltkrieg Heißer Juli 1

„Blankoscheck“ für Österreich-Ungarn

Das gegen meinen armen Neffen verübte Attentat ist die direkte Folge der von den russischen und serbischen Panslawisten betriebenen Agitation, deren einziges Ziel die Schwächung des Dreibundes und die Zertrümmerung meines Reiches ist. Nach allen bisherigen Erhebungen hat es sich in Sarajewo nicht um die Bluttat eines einzelnen, sondern um ein wohl organisiertes Komplott gehandelt, dessen Fäden nach Belgrad reichen, und wenn es auch vermutlich unmöglich sein wird, die Komplizität der serbischen Regierung nachzuweisen, so kann man wohl nicht im Zweifel darüber sein, dass ihre auf die Vereinigung aller Südslawen unter serbi- scher Flagge gerichtete Politik solche Verbrechen fördert und dass die Andauer dieses Zustan- des eine dauernde Gefahr für mein Haus und für meine Länder bildet. […]

Das Bestreben meiner Regierung muss in Hinkunft auf die Isolierung und Verkleinerung Serbi- ens gerichtet sein. […] [Es könnte sich] unter der Schirmherrschaft des Dreibundes ein neuer Balkanbund bilden, dessen Ziel darin bestehen würde, dem Vordringen der panslawistischen Hochflut ein Ziel zu setzen und unseren Ländern den Frieden zu sichern. Dies wird aber nur dann möglich sein, wenn Serbien, welches gegenwärtig den Angelpunkt der panslawischen Politik bildet, als politischer Machtfaktor am Balkan ausgeschaltet wird.

Handschreiben Kaiser Franz Josephs an Kaiser Wilhelm II. vom 2. Juli 1914 5

10

15

In meiner Gegenwart las Kaiser [Wilhelm II.] mit größter Aufmerksamkeit beide Schriftstücke.

Zuerst versicherte mir Höchstderselbe, dass er eine ernste Aktion unsererseits gegenüber Serbien erwartet habe, doch müsse er gestehen, dass er infolge der Auseinandersetzungen unseres Allergnädigsten Herrn eine ernste europäische Komplikation im Auge behalten müsse und daher vor einer Beratung mit Reichskanzler [Bethmann Hollweg] keine definitive Antwort erteilen wolle. Nach dem Essen, als ich nochmals [den] Ernst der Situation mit großem Nach- drucke betonte, ermächtigte mich Seine Majestät, unserem Allergnädigsten Herrn zu melden, dass wir auch in diesem Falle auf die volle Unterstützung Deutschlands rechnen können. Wie gesagt, müsse er vorerst Meinung des Reichskanzlers anhören, doch zweifle er nicht im Ge- ringsten daran, dass Herr von Bethmann Hollweg vollkommen seiner Meinung zustimmen werde. Insbesondere gelte dies betreffend eine Aktion unserseits gegenüber Serbien. Nach seiner [Kaiser Wilhelms] Meinung muss aber mit dieser Aktion nicht zugewartet werden.

Russlands Haltung werde jedenfalls feindselig sein, doch sei er hierauf schon seit Jahren vorbe- reitet, und sollte es sogar zu einem Krieg zwischen Österreich-Ungarn und Russland kommen, so könnten wir davon überzeugt sein, dass Deutschland in gewohnter Bundestreue an unserer Seite stehen werde. Russland sei übrigens, wie die Dinge heute stünden, noch keineswegs kriegsbereit und werde es sich gewiss noch sehr überlegen, an die Waffen zu appellieren. […]

Er begreife sehr gut, dass es Seiner k. und k. Apostolischen Majestät bei seiner bekannten Friedensliebe schwer fallen würde, in Serbien einzumarschieren; wenn wir aber wirklich die Notwendigkeit einer kriegerischen Aktion gegen Serbien erkannt hätten, so würde er [Kaiser Wilhelm] es bedauern, wenn wir den jetzigen, für uns so günstigen Moment unbenützt ließen.

Kommuniqué des österreichisch-ungarischen Botschafters in Berlin, Ladislaus Graf von Szögyény-Marich, an den österreichisch-ungarischen Außenminister Leopold Graf von Berchtold 5

10

15

20

VORSC

HAU

(3)

eschichte an Stationen Spezial: Imperialismus und Erster Weltkrieg Heißer Juli 19

Aufgabe

Prüfe mithilfe des Internets die folgenden Aussagen und kreuze die zutreffenden an.

Französisch-russisches Treffen vom 20.–23. Juli 1914 mit dem Ergebnis:

a) Schwelender Konflikt ist alleinige Angelegenheit Serbiens b) Gegenseitige Zusicherung der Bündnistreue

c) Beschluss eines Defensivabkommens mit dem Osmanischen Reich Der britische Vorschlag, die 48-Stunden-Frist zu verlängern, scheiterte.

a) Vorschlag trifft erst nach Ablauf des Ultimatums in Wien ein b) Wird von allen nicht unmittelbar beteiligten Staaten abgelehnt

c) Österreich-Ungarn bewertet Vorschlag als Erpressung und droht mit sofortigem Kriegsbeginn Die Verweigerung Serbiens auf Mitwirkung österreichisch-ungarischer Ermittlungsorgane hatte ver- schiedene Vermittlungsvorschläge zur Folge.

a) Großbritannien schlägt eine Dreimächte-Konferenz vor

b) Russland möchte den Konflikt vor das Haager Schiedsgericht bringen

c) Österreich-Ungarn beschränkt seine Ermittlungen auf die festgenommenen Täter Kaiser Wilhelms „Halt in Belgrad“ bedeutete folgende Vorgehensweise:

a) Österreichisch-ungarische Truppen sollen – als Pfand für die Erfüllung der zugestandenen Be- dingungen – die serbische Hauptstadt besetzen

Österreich-Ungarns Ultimatum an Serbien

Historischer Überblick

24 Tage nach dem Attentat in Sarajewo überreichte Österreich-Ungarn am 23. Juli 1914 ein auf 48 Stunden befristetes Ultimatum an Serbien. Die darin gestellten Forderungen waren nach Mei- nung der Verfasser für Serbien unannehmbar. Darin wurde in zehn Punkten die Beseitigung aller Bestrebungen gefordert, die zum Ziel haben, Gebiete von der Österreich-Ungarischen Monarchie abzutrennen. Die Maßnahmen reichten von Berufsverbot, Zensur der Presse und Lehrmittel bis hin zum Verbot politischer Vereine. Serbien akzeptierte jedoch fristgerecht sämtliche Forderungen bis auf eine, der Zustimmung auf Mitwirkung österreichisch-ungarischer Ermittlungsorgane auf serbischem Territorium.

Das ist mehr als man erwarten konnte! Ein großer moralischer Erfolg für Wien; aber damit fällt jeder Kriegsgrund fort, […] Daraufhin hätte ich niemals Mobilmachung befohlen!

Kaiser Wilhelm II., Randnotiz auf der serbischen Antwortnote, 28. Juli 1914

VORSC

HAU

(4)

erhardt: Geschichte an Stationen Spezial: Imperialismus und Erster Weltkrieg Heißer Juli 1

Mobilmachung und Augusterlebnis

Geehrte Herren!

In schicksalsschwerer Stunde habe Ich die gewählten Vertreter des deutschen Volkes um Mich versammelt. Fast ein halbes Jahrhundert lang konnten wir auf dem Weg des Friedens verhar- ren. Versuche, Deutschland kriegerische Neigungen anzudichten und seine Stellung in der Welt einzuengen, haben unseres Volkes Geduld oft auf harte Proben gestellt. In unbeirrbarer Redlichkeit hat Meine Regierung auch unter herausfordernden Umständen die Entwicklung aller sittlichen, geistigen und wirtschaftlichen Kräfte als höchstes Ziel verfolgt. Die Welt ist Zeuge gewesen, wie unermüdlich wir in dem Drang und den Wirren der letzten Jahre in erster Reihe standen, um den Völkern Europas einen Krieg zwischen Großmächten zu erspa- ren. Die schwersten Gefahren, die durch die Ereignisse am Balkan heraufbeschworen waren, schienen überwunden. Da tat sich mit der Ermordung Meines Freundes, des Erzherzogs Franz Ferdinand, ein Abgrund auf. Mein hoher Verbündeter, der Kaiser und König Franz Joseph, war gezwungen, zu den Waffen zu greifen, um die Sicherheit seines Reichs gegen gefährli- che Umtriebe aus einem Nachbarstaat zu verteidigen. Bei der Verfolgung ihrer berechtigten Interessen ist der verbündeten Monarchie das Russische Reich in den Weg getreten. An die Seite Österreich-Ungarns ruft uns nicht nur unsere Bündnispflicht. Uns fällt zugleich die gewal- tige Aufgabe zu, mit der alten Kulturgemeinschaft der beiden Reiche unsere eigene Stellung gegen den Ansturm feindlicher Kräfte zu schirmen. Mit schwerem Herzen habe Ich Meine Armee gegen einen Nachbarn mobilisieren müssen, mit dem sie auf so vielen Schlachtfeldern gemeinsam gefochten hat. Mit aufrichtigem Leid sah Ich eine von Deutschland treu bewahr- te Freundschaft zerbrechen. Die Kaiserlich russische Regierung hat sich, dem Drängen eines unersättlichen Nationalismus nachgebend, für einen Staat eingesetzt, der durch Begünstigung verbrecherischer Anschläge das Unheil dieses Krieges veranlasste. Dass auch Frankreich sich auf die Seite unserer Gegner gestellt hat, konnte uns nicht überraschen. Zu oft sind unsere Bemü- hungen, mit der Französischen Republik zu freundlicheren Beziehungen zu gelangen, auf alte Hoffnungen und alten Groll gestoßen.

Geehrte Herren! Was menschliche Einsicht und Kraft vermag, um ein Volk für die letzten Ent- scheidungen zu wappnen, das ist mit Ihrer patriotischen Hilfe geschehen. Die Feindseligkeit, die im Osten und im Westen seit langer Zeit um sich gegriffen hat, ist nun zu hellen Flammen aufgelodert. Die gegenwärtige Lage ging nicht aus vorübergehenden Interessenkonflikten oder diplomatischen Konstellationen hervor, sie ist das Ergebnis eines seit langen Jahren täti- gen Übelwollens gegen Macht und Gedeihen des Deutschen Reichs. Uns treibt nicht Erobe- rungslust, uns beseelt der unbeugsame Wille, den Platz zu bewahren, auf den Gott uns gestellt hat, für uns und alle kommenden Geschlechter. Aus den Schriftstücken, die Ihnen zugegangen sind, werden Sie ersehen, wie Meine Regierung und vor allem Mein Kanzler bis zum letzten Augenblick bemüht waren, dass Äußerste abzuwenden. In aufgedrungener Notwehr mit reinem Gewissen und reiner Hand ergreifen wir das Schwert. An die Völker und Stämme des Deutschen Reichs ergeht Mein Ruf, mit gesamter Kraft, in brüderlichem Zusammenstehen mit unseren Bundesgenossen, zu verteidigen, was wir in friedlicher Arbeit geschaffen haben. […]

Thronrede Wilhelm II. am 4. August 1914 5

10

15

20

25

30

35

VORSC

HAU

(5)

eschichte an Stationen Spezial: Imperialismus und Erster Weltkrieg Heißer Juli 19

Aufgabe 3

Lies die Thronrede Wilhelms II. aufmerksam durch und bearbeite folgende Fragen und Aufgabenstel- lungen.

a) Aus welcher Textpassage der Rede geht hervor, wer alles Kenntnis über Existenz und Inhalt des

„Blankoschecks“ an Österreich-Ungarn hatte?

b) Beschreibe die Art und Weise, in der Wilhelm II. die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien darstellt.

c) Stelle die Rolle Russlands in der Rede dar.

d) Deutschland bekam in der Rede eine ganz besondere Aufgabe für die Mittelmächte zugewiesen.

Nenne die Textstelle.

Aufgabe 4

Im Kriegsfall sind Regierungen bemüht, das Volk auf die Notwendigkeit des Krieges einzustimmen.

Dafür ist es notwendig, den Krieg als einen gerechtfertigten Krieg darzustellen. Nachfolgend sind die wichtigsten Kriterien eines gerechtfertigten Kriegs aufgeführt:

• legitime Autorität des Kriegführenden

• Vorliegen eines zulässigen Kriegsgrundes

• gerechte Absicht des Kriegführenden

• letztes Mittel zur Wiederherstellung des Rechts

• Aussicht auf Frieden mit dem Kriegsgegner

Nenne die Textpassagen der Thronrede Wilhelms II., in denen du die oben genannten Kriterien wie- derfindest.

Aufgabe 5

Bearbeite mit deinen aus Aufgabe 4 und 5 gewonnen Eindrücken die folgenden Fragen und Aufga- benstellungen.

a) „Zum Frühstück nach Paris!“ schrieben die aufbrechenden Soldaten auf die Zugwaggons in der Annahme, der Krieg sei schnell beendet. Ist für dich die Begeisterung des Augusterlebnisses nach- vollziehbar? Begründe deine Meinung.

b) Beurteile die Situation der Bevölkerung des Deutschen Reiches von 1914, die ohne Hintergrund- informationen von der Regierung auf Krieg eingestimmt wurde.

c) Beziehe schriftlich Stellung zur folgenden Aussage: „Zur Wahrung der nationalen Sicherheit, ist es zwingend notwendig, so wenige Informationen wie möglich öffentlich zu machen.“

Mobilmachung und Augusterlebnis

VORSC

HAU

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Universitaets- und Landesbibliothek Muenster, Sondersammelgebiet NL c/o Zentrum fuer Niederlande-Studien, Alter Steinweg 6/7, D-48143

not photographs, but films on the german Kaiserzeit are actually examined at the department of Medienwissenschaft at the University of Trier.. The main persons are : Uli

The filmmaker Peter Schamonis recently obtained access to Wilhelm II's archives in Holland which supplied the wealth of photographic material heused for the film "Majestät

Die Verwaltung bittet Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer um vorsichtige Fahrweise im Baustellenbereich und um Verständnis für die

Eine Diskussion über die Frage, ob Verschwörungstheorien ausschließlich aus Fake News bestehen oder ob es auch Fakten gibt, die im Rahmen der Verschwörungstheorien umgedeutet

Die Verwaltung bittet Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer um eine vorsichtige Fahrweise in dem Baustellenbereich und um Verständnis für die

Sollte es Anlass zu Beanstandungen geben, steht bei der Stadtverwaltung, Bereich Stadtentwässerung und Straßenunterhalt, Bernd Hoffmann, Telefon 504-6827 als Ansprechpartner

Wegen Bauarbeiten wird die nördliche Fahrbahnhälfte der Kaiser-Wilhelm-Straße zwischen der Heinigstraße und der Berliner Straße von Montag, 4.. Der Rad- und Gehweg