Klassische Algebra
Udo Hebisch
SS 2020
Dieses Skript enth¨ alt nur den “roten Faden”
des zweiten Teils der Vorlesung. Zur selben Vorlesung geh¨ ort noch ein Teil zur Gruppentheorie.
Wesentliche Inhalte werden ausschließlich in der Vorlesung vermittelt. Daher ist dieses Skript nicht zum Selbststudium gedacht, sondern
nur als “Erinnerungsst¨ utze”.
1
INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS
Inhaltsverzeichnis
1 Konstruierbarkeit mit Zirkel und Lineal 3
2 Algebraische und transzendente
K¨ orpererweiterungen 15
3 Elementare Ringtheorie 20
4 Einfache K¨ orpererweiterungen 31
5 Teilbarkeitslehre 34
6 Faktorielle Ringe 42
7 Endliche K¨ orper 51
8 L¨ osungen zu ausgew¨ ahlten Aufgaben 57
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1 KONSTRUIERBARKEIT MIT ZIRKEL UND LINEAL
1 Konstruierbarkeit mit Zirkel und Lineal
Es sei M ⊆
R2=
Cmit |M | ≥ 2 eine Menge von Punkten P bzw. z der Ebene.
G(M ) = Menge der Geraden g, die zwei verschiedene Punkte z
06= z
00aus M enthalten: g = {z = z
0+ tz
1| t ∈
R} mit z
1= z
00− z
06= 0.
K(M ) = Menge der Kreise k, deren Mittelpunkt a in M liegt und deren Radius r > 0 gleich dem Abstand zweier Punkte b 6= c aus M ist k = {z | |z − a| = r} mit r = |b − c|.
hM i = {P ∈
R2| P ist mit Zirkel und Lineal aus M konstruierbar}.
Dabei entstehen alle P ∈ hMi rekursiv aus M durch endlich viele elementare Konstruktionen f¨ ur “neue” Punkte aus hM i:
1. Schnittpunkt von g
16= g
2aus G(hM i): z ∈ g
1∩ g
2.
2. Schnittpunkt von g ∈ G(hM i) und k ∈ K(hM i): z ∈ g ∩ k.
3. Schnittpunkt von k
16= k
2aus K(hMi): z ∈ k
1∩ k
2. Vier Konstruktionsprobleme der Antike
a) Quadratur des Kreises
Zu einem gegebenen Kreis soll ein Quadrat gleichen Fl¨ acheninhalts konstruiert werden. Seien dazu P, Q, X Punkte auf einer Geraden mit P Q = r und P X = r √
π.
Gilt dann X ∈ h{P, Q}i?
b) Delisches Problem (W¨ urfelverdopplung)
Zu einem gegebenen W¨ urfel der Kantenl¨ ange a ist ein W¨ urfel mit doppeltem Volumen gesucht. Seien dazu P, Q, X Punkte auf einer Geraden mit P Q = a und P X = a √
32.
Gilt dann X ∈ h{P, Q}i?
c) Winkeldreiteilung
Zu einem (durch seinen Scheitelpunkt S und zwei Punkte P, Q auf seinen Schen- keln) gegebenen Winkel t soll der Winkel t/3 (durch einen Punkt X auf seinem zweiten Schenkel) konstruiert werden.
Gilt also X ∈ h{S, P, Q}i?
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1 KONSTRUIERBARKEIT MIT ZIRKEL UND LINEAL
d) Konstruktion des regelm¨ aßigen n-Ecks
Zu einem gegebenen Kreis mit Mittelpunkt P und einem Punkt Q auf dem Kreis sei X der Punkt auf dem Kreis mit
∠(X, P, Q) = 2π/n.
F¨ ur welche n ∈
Ngilt dann X ∈ h{P, Q}i?
Die Bedingung |M | ≥ 2 f¨ ur M ⊆
R2=
Cl¨ auft durch geeignete Wahl der reellen und imagin¨ aren Achse in
Cund die Wahl eines Maßstabes auf die Bedingung 0, 1 ∈ M ⊆
Chinaus.
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1 KONSTRUIERBARKEIT MIT ZIRKEL UND LINEAL
Lemma 1.1 F¨ ur M ⊆
Cmit 0, 1 ∈ M gelten:
i ∈ hM i, (1)
z ∈ hM i = ⇒ Re(z), Im(z) ∈ hM i, (2)
z ∈ hM i = ⇒ −z ∈ hM i, (3)
z
1, z
2∈ hM i = ⇒ z
1+ z
2∈ hM i, (4)
z ∈ hM i = ⇒ z ∈ hM i, (5)
z
1, z
2∈ hM i = ⇒ z
1· z
2∈ hM i, (6)
z ∈ hM i, z 6= 0 = ⇒ 1
z ∈ hMi.
(7)
Also ist hM i ein Unterk¨ orper von
C, der offensichtlich
Qenth¨ alt. Man nennt ihn den K¨ orper der aus M konstruierbaren Zahlen.
Beweis:
(1) Wegen 0, 1 ∈ M liegt die reelle Achse in G(M ) und der Einheitskreis in K(M ). Also liegt der Schnittpunkt -1 in hMi. Eine elementare Konstruktion liefert die imagin¨ are Achse als Mittelsenkrechte auf der Strecke [−1, 1]. Einer ihrer Schnittpunkte mit dem Einheitskreis ist dann i ∈ hMi.
(2) Die Lote von z auf die reelle bzw. imagin¨ are Achse lassen sich durch elementare Konstruktionen bestimmen. Ihre Schnittpunkte mit den beiden Achsen liefern Re(z), Im(z)i ∈ hM i. Der Kreis um 0 vom Radius |Im(z)i| schneidet die reelle Achse in Im(z).
(3) Der Schnittpunkt des Kreises um 0 vom Radius |z| mit der Geraden durch 0 und z ist −z.
(4) Der vierte Eckpunkt des durch 0, z
1und z
2bestimmten Parallelogramms ist z
1+ z
2.
(5) Wegen z = Re(z) − Im(z)i folgt dies aus (2), (3) und (4).
(6) Wegen z
1z
2= (a
1a
2− b
1b
2) + (a
1b
2+ a
2b
1)i und (1) - (5) gen¨ ugt es, die Behauptung f¨ ur alle positiven reellen Zahlen r
1und r
2zu zeigen. In der folgenden Konstruktion ist z der Schnittpunkt der Winkelhalbierenden (Gerade durch 0 und 1 + i aus hM i) mit dem Kreis um 0 vom Radius r
2. Zu der Geraden durch 1 und z wird die Parallele durch r
1konstruiert und mit der Winkelhalbierenden geschnitten. Der Kreis um 0 durch diesen Schnittpunkt habe den Radius x. Dann gilt nach dem Strahlensatz x : r
2= r
1: 1, also x = r
1r
2.
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1 KONSTRUIERBARKEIT MIT ZIRKEL UND LINEAL
(7) Wegen
1z= z/(zz) und (5), (6) gen¨ ugt es, die Behauptung f¨ ur positive reelle Zahlen r zu zeigen. In der folgenden Konstruktion gilt nach dem Strahlensatz 1 : r = x : 1, also x = 1/r ∈ hM i.
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1 KONSTRUIERBARKEIT MIT ZIRKEL UND LINEAL
Lemma 1.2 Der K¨ orper hM i ist quadratisch abgeschlossen, d. h. f¨ ur alle z ∈
Cgilt
z ∈ hM i = ⇒ √
z ∈ hMi.
(8)
Beweis:
Gelte w
2= z = re
it, also w = ± √
re
it/2. Da die Winkelhalbierende durch elemen- tare Konstruktionen gewonnen werden kann, bleibt (8) f¨ ur positive reelle Zahlen r zu zeigen. Hierzu konstruiert man ¨ uber der Strecke [−1, r] den Thaleskreis und auf ihm den Lotpunkt z uber 0. Dann gilt ¨ x = |z| ∈ hM i. In dem rechtwinkligen Dreieck −1, z, r liefert der H¨ ohensatz x
2= 1 · r, also x = √
r.
Definition 1.3 Eine K¨ orpererweiterung E : K besteht aus einem (Erweiterungs- )K¨ orper E und einem Unterk¨ orper K von E. Jeder K¨ orper F mit K ⊆ F ⊆ E heißt ein Zwischenk¨ orper von E : F . F¨ ur A ⊆ E sei
K (A) =
\{F | F Zwischenk¨ orper von E : K und A ⊆ F } (9)
der kleinste Unterk¨ orper von E, der K und A enth¨ alt. Dann heißt K(A) der von A ¨ uber K erzeugte Unterk¨ orper von E. Man sagt auch, K(A) entsteht aus K durch Adjunktion der Elemente von A zu K. F¨ ur A = {α
1, . . . , α
n} schreibt man auch K(A) = K(α
1, . . . , α
n).
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1 KONSTRUIERBARKEIT MIT ZIRKEL UND LINEAL
Beispiel 1.4 F¨ ur E =
C, K =
Qund A = {i} ist
Q(i) = {a + bi | a, b ∈
Q}.
Sei F = {a + bi | a, b ∈
Q}. Wegen
Q⊆
Q(i) und i ∈
Q(i) nach Definition der Adjunktion eines Elementes an einen K¨ orper, gilt a, b ∈
Q(i) f¨ ur alle a, b ∈
Q. Da
Q
(i) ein K¨ orper ist, hat man a + bi ∈
Q(i) und damit F ⊆
Q(i). Mit b = 0 ergibt sich
Q⊆ F und mit a = 0 und b = 1 auch i ∈ F . Wenn nun F ein K¨ orper ist, geht er in den Durchschnitt bei der Bildung von
Q(i) ein und es folgt auch die umgekehrte Inklusion
Q(i) ⊆ F , also die behauptete Gleichheit.
Sind a+bi und c+di aus F beliebig, so folgt (a+bi)−(c+di) = (a−c)+(b−d)i ∈ F und (a + bi)(c + di) = (ac − bd) + (ad + bc)i ∈ F . Also ist F ein Unterring von
C
. (Diese Rechnungen zeigen ebenfalls, daß R =
Z+
Zi = {a + bi | a, b ∈
Z} Unterring von F und damit von
Cist. R wird auch Ring der ganzen Gaußschen Zahlen genannt.) Ist a + bi 6= 0 aus F , so gilt (a + bi)
−1=
a2+ba 2+
a2−b+b2∈ F , und daher ist (F, +, ·) sogar ein K¨ orper. Dieses Beispiel ist nur ein Spezialfall von Aufgabe 1.18.
F¨ ur 0, 1 ∈ M ⊆
Csei M = {z | z ∈ M } und K =
Q(M ∪ M).
(10)
Dann gilt offensichtlich hM i = hKi, (11)
d. h. man darf M in den obigen Fragestellungen durch den K¨ orper (10) ersetzen.
F¨ ur diesen K¨ orper gilt außerdem K = K
(12)
Lemma 1.5 Es sei K ein Unterk¨ orper von
Cmit K = K .
a) Ist z Schnittpunkt zweier Geraden aus G(K), so gilt bereits z ∈ K.
b) Ist z Schnittpunkt einer Geraden aus G(K) mit einem Kreis aus K(K), so gilt (*) Es gibt ein w ∈
Cmit w
2∈ K und z ∈ K (w).
c) Ist z Schnittpunkt zweier Kreise aus K(K), so gilt ebenfalls (*).
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1 KONSTRUIERBARKEIT MIT ZIRKEL UND LINEAL
Beweis: a) Die beiden Geraden seien durch g = {z = z
0+ tz
1| t ∈
R} und h = {z = z
00+ sz
10| s ∈
R} mit z
0, z
00, z
1, z
10∈ K und z
16= 0 6= z
10gegeben und verschieden. Da sie einen Schnittpunkt z besitzen sollen, ist dieser eindeutig bestimmt und es existieren s, t ∈
Rmit z = z
0+ tz
1= z
00+ sz
10. In
Cgilt also die Gleichung tz
1− sz
10= z
00− z
0. Dies f¨ uhrt auf zwei Gleichungen, eine f¨ ur die Realteile und eine f¨ ur die Imagin¨ arteile:
Re(z
1)t − Re(z
10)s = Re(z
00− z
0) Im(z
1)it − Im(z
10)is = Im(z
00− z
0)i
F¨ ur z ∈ K = K liegt auch z in K und daher auch Re(z) =
12(z +z). Entsprechend folgt Im(z)i =
12(z − z) ∈ K. Daher liegen alle Koeffizienten in K. Es handelt sich also um ein lineares Gleichungssystem ¨ uber dem K¨ orper K, von dem bekannt ist, daß es eine L¨ osung (in
R) besitzt. Dann kann man aber mit dem Gauss- Algorithmus bereits in K eine L¨ osung berechnen. Also existieren s, t ∈ K , die dieses Gleichungssystem erf¨ ullen. Es folgt z = z
0+ tz
1∈ K.
b) Sei g = {z = z
0+ tz
1| t ∈
R} wie in a) und k = {z | |z − a| = r} mit r = |b − c|
f¨ ur a, b, c ∈ K, b 6= c und r = |b − c| ∈
R. Es folgt r
2= (b − c)(b − c) ∈ K und alle z ∈ k erf¨ ullen (z − a)(z − a) = r
2. F¨ ur jeden Schnittpunkt z ∈ g ∩ k gilt also z = z
0+ tz
1f¨ ur ein t ∈
Rund (z
0+ tz
1− a)(z
0+ tz
1− a) = r
2∈ K.
Weil alle auftretenden Konstanten in K = K liegen, f¨ uhrt dies f¨ ur t ∈
Rauf eine quadratische Gleichung t
2+ pt + q = 0 mit p, q ∈ K. F¨ ur w = t +
p2gilt w
2= t
2+pt +
p42+q −q =
p42−q ∈ K und nach Aufgabe 1.22 b) gilt K(t) = K (w).
Wegen z = z
0+ tz
1∈ K(t) = K(w) ist also (*) erf¨ ullt.
c) Sei k = {z | |z − a| = r} mit r = |b − c| und r
2∈ K wie in b) ein Kreis und h = {z | |z − a
0| = s} mit s = |b
0− c
0| und s
2∈ K ein weiterer Kreis h 6= k mit z ∈ h ∩ k 6= ∅. Dann k¨ onnen die beiden verschiedenen Kreise nicht konzentrisch sein, d. h. es gilt a 6= a
0. Aus (z − a)(z − a) = z
2− za − za + aa = r
2und (z − a
0)(z − a
0) = z
2− za
0− za
0+ a
0a
0= s
2folgt durch Subtraktion z(a
0− a) + z(a
0− a) = r
2− s
2− aa + a
0a
0= d ∈ K. L¨ ost man diese lineare Gleichung nach z auf, was wegen a 6= a
0m¨ oglich ist, und setzt dies in die Gleichung (z − a)(z − a) = r
2f¨ ur k ein, so erh¨ alt man eine quadratische Gleichung f¨ ur z mit Koeffizienten aus K. Nun folgt wie am Ende des Beweises von Teil b) die Existenz von w ∈
Cmit w
2∈ K und K(w) = K (z), also ebenfalls (*).
Definition 1.6 Sei E : K eine K¨ orpererweiterung.
a) E entsteht aus K durch Adjunktion einer Quadratwurzel, wenn es ein w ∈ E mit w
2∈ K und E = K (w) gibt. Dann heißt w eine Quadratwurzel von v = w
2aus K , in Zeichen w = √
v.
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1 KONSTRUIERBARKEIT MIT ZIRKEL UND LINEAL
b) E entsteht aus K durch sukzessive Adjunktion von Quadratwurzeln, falls es eine endliche Kette K = K
0⊆ K
1⊆ . . . ⊆ K
m= E von Unterk¨ orpern K
ivon E gibt, in der jeweils K
iaus K
i−1durch Adjunktion einer Quadratwurzel entsteht.
Satz 1.7 Sei 0, 1 ∈ M ⊆
Cund K =
Q(M ∪ M ). Dann sind f¨ ur alle z ∈
C¨ aquivalent:
(i) z ∈ hM i.
(ii) Es existiert ein Unterk¨ orper E von
C, der aus K durch sukzessive Adjunk- tion von Quadratwurzeln entsteht, mit z ∈ E.
Beweis: (ii) = ⇒ (i): Sei also K = K
0⊆ K
1⊆ K
m= E eine Kette von Un- terk¨ orpern K
ivon E mit K
i= K
i−1(w
i) und w
i2∈ K
i−1f¨ ur i = 1, . . . , m sowie z ∈ E = K
m. Wegen K
0= K =
Q(M ∪ M ) ⊆ hM i und w
21∈ K
0⊆ hM i folgt w
1∈ hM i mit Lemma 1.2. Also gilt auch K
1= K
0(w
1) ⊆ hM i. Mit densel- ben Schl¨ ussen folgt nun nacheinander K
2= K
1(w
2) ⊆ hM i und so weiter bis E = K
m= K
m−1(w
m) ⊆ hM i und daher (i).
(i) = ⇒ (ii): Wegen (11) darf man z ∈ hM i = hKi annehmen. Entsteht z ∈ hKi durch eine einzelne elementare Konstruktion gem¨ aß einem der Konstruktions- schritte 1. bis 3., so folgt im Fall des Schrittes 1. wegen Lemma 1.5 a) bereits z ∈ K = K
0= K
1= K
2= E. Im Fall eines Schrittes 2. oder 3. folgt mit Lem- ma 1.5 b) bzw. c) dann z ∈ K
1= K (w
1). Setzt man nun E = K
2= K
1(w
1) = K(w
1, w
1), so gilt z ∈ E. Wegen w
12= w
21∈ K = K ⊆ K
1entsteht E = K
2durch sukzessive Adjunktion von Quadratwurzeln aus K und gem¨ aß Aufgabe 1.22 gilt K
2= K
2.
F¨ ur einen zweiten elementaren Konstruktionsschritt kann man jetzt K
2anstelle von K
0= K benutzen, um wiederum mit Lemma 1.5 z ∈ E = K
4= K
2(w
2, w
2) zu erhalten, und K
4erf¨ ullt ebenfalls wieder K
4= K
4.
Da sich jedes z ∈ hM i = hKi durch endlich viele derartige elementare Schritte konstruieren l¨ aßt, liegt z in einem K¨ orper E, der aus K durch sukzessive Adjunk-
tion von Quadratwurzeln entsteht.
Algebraische Formulierung der Konstruktionsprobleme
a) Quadratur des Kreises: Ist π in einem Unterk¨ orper E von
Centhalten, der aus K =
Qdurch sukzessive Adjunktion von Quadratwurzeln entsteht?
b) Delisches Problem: Ist √
32 in einem Unterk¨ orper E von
Centhalten, der aus K =
Qdurch sukzessive Adjunktion von Quadratwurzeln entsteht?
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1 KONSTRUIERBARKEIT MIT ZIRKEL UND LINEAL
c) Winkeldreiteilung: Ist f¨ ur t ∈
Rstets e
it/3in einem Unterk¨ orper E von
Centhalten, der aus K =
Q(e
it) durch sukzessive Adjunktion von Quadratwurzeln entsteht?
d) Konstruktion des regelm¨ aßigen n-Ecks: F¨ ur welche n ∈
Nist e
2πi/nin einem Unterk¨ orper E von
Centhalten, der aus K =
Qdurch sukzessive Adjunktion von Quadratwurzeln entsteht?
Lemma 1.8 (Dedekind) F¨ ur jede K¨ orpererweiterung E : K ist E eine K- Algebra, also insbesondere ein K-Vektorraum.
Beweis: F¨ ur den K¨ orper (E, +, ·) ist (E, +) eine abelsche Gruppe und f¨ ur alle λ ∈ K ⊆ E und x ∈ E wird durch die Multiplikation λ · x in der kommutativen Halbgruppe (E, ·) eine skalare Multiplikation definiert, die (λ · µ) · x = λ · (µ · x) und λ · (x · y) = (λ · x) · y = x · (λ · y) f¨ ur alle λ, µ ∈ K und x, y ∈ E erf¨ ullt.
Wegen der Distributivgesetze in (E, +, ·) gelten auch (λ + µ) · x = λ · x + µ · x sowie λ · (x + y) = λ · x + λ · y. Schließlich liegt das Einselement 1 von E bereits im Unterk¨ orper K, wodurch auch 1 · x = x erf¨ ullt ist. Damit gelten alle Axiome,
die eine K-Algebra (E, +, ·) erf¨ ullen muß.
Lemma 1.9 Es sei (R, +, ·) ein Integrit¨ atsbereich, der einen K¨ orper K enth¨ alt.
Ist dann die Dimension von R als K-Vektorraum endlich, so ist R bereits ein K¨ orper.
Beweis: Wegen der Nullteilerfreiheit von (R, +, ·) ist jedes Element a 6= 0 aus R k¨ urzbar in der kommutativen Halbgruppe (R, ·), denn aus ax = ay folgt a(x−y) = ax − ay = 0 und damit x − y = 0, also x = y. Insbesondere gilt dies f¨ ur das Einselement 1 6= 0 des K¨ orpers K ⊆ R. Bezeichnet e ∈ R das Einselement des Integrit¨ atsbereiches (R, +, ·), so folgt aus e · 1 = 1 = 1 · 1 daher e = 1, d. h. beide Einselemente stimmen ¨ uberein.
Nun folgt wie im Beweis von Lemma 1.8, daß (R, +, ·) (anstelle von (E, +, ·) eine K-Algebra, also speziell ein K-Vektorraum ist.
F¨ ur jedes a 6= 0 aus R ist die (Links-)Translation t
a: R → R gem¨ aß t
a(x) = a · x f¨ ur alle x ∈ R eine K-lineare Abbildung, denn es gelten t
a(x + y) = a(x + y) = ax + ay = t
a(x) + t
a(y) und t(λx) = aλx = λ(ax) = λt
a(x). Aufgrund der K¨ urzbarkeit von a 6= 0 ist diese Translation injektiv. Da R nach Voraussetzung ein endlich-dimensionaler K-Vektorraum ist, ergibt sich sogar die Bijektivit¨ at.
Also gibt es ein y ∈ R mit 1 = t
a(y) = a · y = y · a. Damit ist (R \ {0}, ·) eine
Gruppe und folglich (R, +, ·) ein K¨ orper.
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1 KONSTRUIERBARKEIT MIT ZIRKEL UND LINEAL
Definition 1.10 F¨ ur eine K¨ orpererweiterung E : K nennt man die Dimension [E : K ] des K-Vektorraums E den Grad von E ¨ uber K.
Beispiel 1.11 1) [
C:
R] = 2 wegen
C= {a · 1 + b · i | a, b ∈
R} und i ∈
C\
R. 2) [
Q(i) :
Q] = 2 wegen Beispiel 1.4.
3) [
Q( √
32) :
Q] = 3 (Beweis sp¨ ater, vgl. zun¨ achst Aufgabe 1.19).
4) [
R:
Q] = ∞. W¨ are
Rendlichdimensionaler
Q-Vektorraum, so g¨ abe es endlich viele reelle Zahlen r
1, . . . , r
nmit
R=
Qr
1+ . . . +
Qr
n. Auf der rechten Seite gibt es aber nur abz¨ ahlbar unendlich viele Linearkombinationen. Da
Ruberabz¨ ¨ ahlbar ist, kann keine Gleichheit gelten, also keine endliche Basis existieren.
Lemma 1.12 Es sei E : K eine K¨ orpererweiterung mit char(K) 6= 2. Dann sind
¨ aquivalent:
(i) [E : K] = 2.
(ii) E entsteht aus K durch Adjunktion einer Quadratwurzel, die nicht schon in K liegt.
Beweis: (i) = ⇒ (ii): F¨ ur jedes α ∈ E \ K ist {1, α} wegen [E : K] = 2 bereits eine Basis von E uber ¨ K, insbesondere gilt E = K (α). Also l¨ aßt sich α
2∈ E als Linearkombination dieser Basis schreiben und es gibt p, q ∈ K mit α
2+pα+q = 0.
F¨ ur w = α + p · 2
−1(wegen char(K) 6= 2 existiert 2
−1∈ K!) ist dann w
2= (p · 2
−1)
2− q ∈ K und es gilt E = K(α) = K(w), was wegen α / ∈ K auch w / ∈ K nach sich zieht.
(ii) = ⇒ (i): Sei E = K(w) f¨ ur ein w 6∈ K mit w
2= d ∈ K . Dann ist E
0= {a + bw | a, b ∈ K} ein Unterring des K¨ orpers (E, +, ·) mit K ⊆ E
0, insbesondere ein Integrit¨ atsbereich und damit ein K-Vektorraum. Wegen w ∈ E
0\ K ist die Dimension von E
0gleich 2 und E
0nach Lemma 1.9 ein K¨ orper. Dies zeigt E
0= K(w) = E und daher [E : K] = [E
0: K ] = 2.
Satz 1.13 Mit den Bezeichnungen aus Satz 1.7 sind ¨ aquivalent (i) z ∈ hM i.
(ii) Es gibt eine endliche Kette K = K
0⊆ K
1⊆ . . . ⊆ K
mvon Unterk¨ orpern von
Cmit [K
i: K
i−1] = 2 f¨ ur i = 1, . . . , m und z ∈ K
m.
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1 KONSTRUIERBARKEIT MIT ZIRKEL UND LINEAL
Satz 1.14 Es sei F Zwischenk¨ orper einer K¨ orpererweiterung E : K. Dann gilt die Gradformel
[E : K] = [E : F ][F : K].
(13)
Beweis: Aufgabe 1.20.
Folgerung 1.15 Entsteht E durch sukzessive Adjunktion von Quadratwurzeln aus K , so gilt [E : K] = 2
mf¨ ur ein m ∈
N0.
Beweis: Dies ergibt sich unmittelbar aus der Implikation (ii) = ⇒ (i) in Lemma
1.12 und der Gradformel (13).
Folgerung 1.16 Sei K Unterk¨ orper von
Cmit K = K. Ist dann z ∈
Ckonstru- ierbar aus K, so gilt
[K (z) : K] = 2
mf¨ ur ein m ∈
N0. (14)
Beweis: F¨ ur z ∈ hKi existiert dann eine K¨ orpererweiterung E : K mit z ∈ E und E entsteht durch sukzessive Adjunktion von Quadratwurzeln. Dann gilt aber [E : K ] = 2
mf¨ ur ein m ∈
N0. Wegen K (z) ⊆ E und (13) ist daher [K(z) : K] ein Teiler von 2
mund damit ebenfalls eine Zweierpotenz.
Bemerkung 1.17 F¨ ur die Beantwortung der klassischen Konstruktionsproble- me sind daher folgende Zahlen zu bestimmen:
a) [
Q(π) :
Q] (= ∞) b) [
Q( √
32) :
Q] (= 3)
c) [
Q(e
it/3) :
Q(e
it)] (= 3 außer in speziellen F¨ allen!) d) [
Q(e
2πi/n) :
Q] (= 2
mnur f¨ ur n = . . .)
Aufgabe 1.18 Es sei k ∈
Z. Zeigen Sie
Q( √
k) = {a + b √
k | a, b ∈
Q} und folgern Sie hieraus [
Q( √
k) :
Q] = 2 f¨ ur alle k < 0. F¨ ur welche k > 0 gilt dasselbe?
(Hinweis: Verwenden Sie Lemma 1.9.) Aufgabe 1.19 Zeigen Sie
Q( √
32) = {a + b √
32 + c( √
32)
2| a, b, c ∈
Q}. (Hinweis:
Zeigen Sie mit Lemma 1.9, daß die Menge auf der rechten Seite ein K¨ orper ist.)
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1 KONSTRUIERBARKEIT MIT ZIRKEL UND LINEAL
Aufgabe 1.20 Beweisen Sie die Gradformel (13) f¨ ur jeden Zwischenk¨ orper F einer K¨ orpererweiterung E : K. (Hinweis: Kombinieren Sie eine Basis von F
¨ uber K mit einer Basis von E ¨ uber F , um eine Basis von E uber ¨ K zu erhalten.) Aufgabe 1.21 Jeder endliche Integrit¨ atsbereich ist ein K¨ orper.
Aufgabe 1.22 Es sei E : K eine K¨ orpererweiterung.
a) F¨ ur α
1, α
2∈ E gilt K(α
1, α
2) = (K (α
1))(α
2) und im Fall α
2− α
1∈ K sogar K(α
1) = K (α
2).
b) Ist ϕ : E → E ein Automorphismus mit ϕ
2= id
Eund ϕ(K) = K, so gilt f¨ ur jedes α ∈ E und F = K(α, ϕ(α)) auch ϕ(F ) = F .
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2 ALGEBRAISCHE UND TRANSZENDENTE K ¨ ORPERERWEITERUNGEN
2 Algebraische und transzendente K¨ orpererweiterungen
Definition 2.1 Es sei E : K eine K¨ orpererweiterung. Ein Element α ∈ E heißt algebraisch ¨ uber K, wenn α Nullstelle eines Polynoms f (x) 6= 0 aus K[x] ist, wenn also f (α) = o gilt. Ist α nicht algebraisch ¨ uber K, so nennt man α tran- szendent ¨ uber K. Die K¨ orpererweiterung E : K heißt algebraisch, wenn jedes α ∈ E algebraisch ¨ uber K ist, andernfalls spricht man von einer transzenden- ten K¨ orpererweiterung. Schließlich heißt E : K endlich, wenn der Grad [E : K]
endlich ist.
Bemerkung 2.2 a) Die ¨ uber K =
Qalgebraischen Elemente von E =
Cnennt man auch (absolut-)algebraische Zahlen, die ¨ uber K =
Qtranszendenten Elemente von E =
Cauch transzendente Zahlen.
b) Es ist α = √
32 eine algebraische Zahl, da α Nullstelle von f (x) = x
3− 2 aus
Q
[x] ist. Ebenso ist α = i als Nullstelle von x
2+ 1 ∈
Q[x] eine algebraische Zahl.
c) Die Menge der algebraischen Zahlen ist abz¨ ahlbar, da
Q[x] abz¨ ahlbar ist und jedes f (x) 6= 0 aus
Q[x] nach dem Fundamentalsatz der Algebra nur endlich viele Nullstellen in
Chat. Daher gibt es ¨ uberabz¨ ahlbar viele transzendente Zahlen.
Dies wurde erstmals 1873 von Georg Cantor (1845 - 1918) bewiesen.
d) Die ersten transzendenten Zahlen wurden 1844 von Joseph Liouville (1809 - 1882) entdeckt, 1873 bewies Charles Hermite (1822 - 1901) die Transzendenz von e.
Satz 2.3 (Ferdinand von Lindemann, 1852 - 1939, 1882) Die Zahl π ist transzendent.
Beweis: Hier ohne! Einen ausf¨ uhrlichen Beweis findet man z. B. in dem Buch G. I. Drinfel’d, Quadratur des Kreises und Transzendenz von π, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1980.
Satz 2.4 Es sei E : K eine K¨ orpererweiterung. Ist α ∈ E algebraisch ¨ uber E, so ist [K(α) : K] endlich.
Beweis; Es gibt also ein (normiertes!) Polynom f(x) = x
n+ a
n−1x
n−1+ . . . + a
1x + a
0∈ K[x] mit n ≥ 1 und f(α) = o. Sei ϕ : K[x] → E der Einsetzungs- homomorphismus gem¨ aß ϕ(x) = α und ϕ(k) = k f¨ ur alle k ∈ K. Dann ist
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2 ALGEBRAISCHE UND TRANSZENDENTE K ¨ ORPERERWEITERUNGEN
R = ϕ(K[x]) = K[α] Unterring von E, also ein Integrit¨ atsbereich, und es gilt K ⊆ R. Also ist R ein K-Vektorraum. Sei R
0= {c
0+ c
1α + . . . + c
n−1α
n−1| c
ν∈ K}. Aus f (α) = o folgt α
n= −(a
n−1α
n−1+ . . . + a
1α + a
0) ∈ R
0und damit α · R
0⊆ R
0. Hieraus ergibt sich α
m· R
0⊆ R
0f¨ ur alle m ∈
Nund daher R = R
0. Also ist R endlich-dimensionaler K-Vektorraum und damit ein K¨ orper. Es folgt K(α) ⊆ R = K[α] ⊆ K(α) und damit ist R = K(α) ein endlich-dimensionaler K-Vektorraum, d. h. [K (α) : K ] ist endlich.
Lemma 2.5 Es sei E : K eine K¨ orpererweiterung und α ∈ E algebraisch ¨ uber K. Dann gibt es ein eindeutig bestimmtes normiertes Polynom m
α(x) 6= 0 klein- sten Grades aus K[x] mit m
α(α) = o.
Beweis: Aufgabe 2.20.
Definition 2.6 Es sei E : K eine K¨ orpererweiterung und α ∈ E algebraisch ¨ uber K. Das eindeutig bestimmte normierte Polynom m
α(x) ∈ K[x] \ {0} kleinsten Grades mit m
α(α) = o heißt das Minimalpolynom von α ¨ uber K. Den Grad des Minimalpolynoms nennt man auch den Grad von α ¨ uber K, in Zeichen: [α : K].
Satz 2.7 Es sei E : K eine K¨ orpererweiterung und α ∈ E sei algebraisch ¨ uber K vom Grad n = [α : K]. Dann ist {1, α, α
2, . . . , α
n−1} eine Basis von K(α) ¨ uber K. Insbesondere gilt [K (α) : K ] = [α : K].
Beweis: Es sei also n = [α : K] = grad(m
α(x)). Dann gilt K (α) = {c
0+ c
1α + . . . + c
n−1α
n−1| c
ν∈ K}. Betrachte eine Linearkombination
Pn−1ν=0c
να
ν= o mit c
ν∈ K und das entsprechende Polynom g(x) =
Pn−1ν=0c
νx
ν. Aus g(x) 6= 0 w¨ urde aber g(α) = o und grad(g(x)) ≤ n − 1 < n = grad(m
α(x)) folgen, im Widerspruch zur Minimalit¨ at von m
α(x). Also gilt g(x) = 0 und daher c
ν= o f¨ ur alle ν. Daher ist {1, α, . . . , α
n−1} sogar eine Basis von K(α).
Bemerkung 2.8 Zur Kl¨ arung der Konstruierbarkeit algebraischer Elemente α ∈
C
sind also die Grade der jeweiligen Minimalpolynome m
α(x) ∈ K[x] f¨ ur K =
Q
(M ∪ M ) zu bestimmen. Ein erster Schritt dazu ist jeweils die Angabe eines normierten Polynoms f
α(x) ∈ K [x] mit f
α(α) = o, denn dann ist α algebraisch
¨ uber K und m
α(x) ist (kleinster normierter) Teiler von f
α(x). F¨ ur α = √
32 ist beispielsweise f
α(x) = x
3− 2 ∈
Q[x], f¨ ur α = e
it/3ist f
α(x) = x
3− e
it∈
Q(e
it)[x]
und f¨ ur α = e
i2π/nist f
α(x) = x
n− 1 = (x − 1)(x
n−1+ . . . + x + 1) ∈
Q[x].
Zur endg¨ ultigen L¨ osung der Konstruktionsprobleme ben¨ otigt man daher noch
Aussagen zur Teilbarkeit in Polynomringen.
2 ALGEBRAISCHE UND TRANSZENDENTE K ¨ ORPERERWEITERUNGEN
Beispiel 2.9 F¨ ur α = √
32 ∈ /
Qist m
α(x) = x
3− 2 nach Aufgabe 2.21. Hieraus erh¨ alt man [
Q( √
32) :
Q] = [ √
32 :
Q] = 3.
Satz 2.10 Das Delische Problem ist unl¨ osbar, da √
32 nicht in h{0, 1}i liegt.
Lemma 2.11 Jede endliche K¨ orpererweiterung E : K ist auch algebraisch. F¨ ur jedes α ∈ E ist dann [α : K] ein Teiler von [E : K].
Beweis: Es sei [E : K] = n < ∞ und α ∈ E. Dann ist {1, α, . . . , α
n} ⊆ E linear abh¨ angig ¨ uber K. Daher existieren a
0, . . . , a
n∈ K, nicht alle a
ν= o, mit
Pn
ν=0
a
να
ν= o. Dann ist aber α algebraisch ¨ uber K. Weiterhin gilt [α : K] = [K (α) : K ] und [K (α) : K] ist Teiler von [E : K], da K(α) Zwischenk¨ orper der
Erweiterung E : K ist.
Folgerung 2.12 Es sei E : K eine K¨ orpererweiterung und α ∈ E. Genau dann ist α algebraisch ¨ uber K , wenn K(α) : K endlich ist. In diesem Falle ist K(α) : K algebraisch.
Satz 2.13 Es sei M ⊆
Cmit 0, 1 ∈ M und K =
Q(M ∪ M ). Dann ist hM i : K algebraisch, also jedes z ∈ hM i algebraisch ¨ uber K.
Beweis: Es ist jedes z ∈ hM i algebraisch ¨ uber K, da die K¨ orpererweiterung K(z) : K als Zweierpotenz stets endlich ist.
Satz 2.14 Das Problem der Quadratur des Kreises ist unl¨ osbar, da π trans- zendent ist.
Bemerkung 2.15 Die Umkehrung von Lemma 2.11 ist nicht richtig, denn es gibt algebraische K¨ orpererweiterungen, die nicht endlich sind. So sind zum Beispiel f¨ ur den K¨ orper E = h{0, 1}i oder den K¨ orper
Qcaller algebraischen Zahlen (vgl.
Satz 2.17) die K¨ orpererweiterungen E :
Qund
Qc:
Qalgebraisch, aber nicht endlich.
Lemma 2.16 F¨ ur jede K¨ orpererweiterung E : K sind ¨ aquivalent:
a) E : K ist endlich.
b) Es gibt endlich viele ¨ uber K algebraische Elemente α
1, . . . , α
nvon E mit E =
K(α
1, . . . , α
n).
2 ALGEBRAISCHE UND TRANSZENDENTE K ¨ ORPERERWEITERUNGEN
Beweis: a) = ⇒ b): Ist E : K endlich, so existiert eine Basis {α
1, . . . , α
n} von E
¨ uber K. Da jedes dieser Elemente in der endlichen K¨ orpererweiterung liegt, ist es algebraisch ¨ uber K . Außerdem gilt E = Kα
1+ . . . Kα
n⊆ K(α
1, . . . , α
n) ⊆ E, also die Gleichheit.
b) = ⇒ a): Beweis durch Induktion nach n, wobei f¨ ur n = 0 bereits E = K gilt und nichts zu zeigen ist. F¨ ur n ≥ 1 setze K
0= K(α
1, . . . , α
n−1), also E = K
0(α
n) und α
nist algebraisch ¨ uber K
0⊇ K . Dann sind die Grade [E : K
0] und [K
0: K]
endlich nach Induktionsvoraussetzung und nach dem Gradsatz ist auch [E : K]
endlich.
Satz 2.17 Es sei E : K eine K¨ orpererweiterung. Dann ist die Teilmenge K
c= {α ∈ E | α ist algebraisch ¨ uber K }
(15)
ein Zwischenk¨ orper von E : K . Insbesondere ist
Qcein Unterk¨ orper von
C. Beweis: Zun¨ achst gilt K ⊆ K
c, denn jedes α ∈ K ⊆ E ist Nullstelle von f(x) = x − α ∈ K[x], also algebraisch ¨ uber K.
Seien nun α, β ∈ K
c⊆ E und K(α, β) ⊆ E. Dann ist K(α, β) : K endlich, also K(α, β) algebraisch ¨ uber K , da dieser K¨ orper von zwei algebraischen Elementen erzeugt wird. Daher gilt K (α, β) ⊆ K
c. Also liegen α + β, α − β, α · β und α
−1f¨ ur α 6= 0 nicht nur in K(α, β) sondern auch in K
c. Folglich ist K
cein K¨ orper.
Folgerung 2.18 Es sei E : K eine K¨ orpererweiterung und A ⊆ E. Besteht A nur aus ¨ uber K algebraischen Elementen, so ist K (A) : K algebraisch.
Beweis: Da jedes α ∈ A algebraisch ¨ uber K ist, gilt A ⊆ K
c. Dann gilt aber auch K(A) ⊆ K
cund daher ist jedes α ∈ K (A) algebraisch ¨ uber K.
Satz 2.19 Es sei K ⊆ L ⊆ E eine Kette von K¨ orpern. Genau dann ist E : K algebraisch, wenn E : L und L : K algebraisch sind.
Beweis: = ⇒: Ist E : K algebraisch, so ist jedes α ∈ E algebraisch ¨ uber K und daher erst recht ¨ uber L ⊇ K. Außerdem ist nat¨ urlich auch jedes α ∈ L ⊆ E algebraisch ¨ uber K .
⇐ =: Sei α ∈ E. Dann ist α algebraisch ¨ uber L, also existiert das Minimalpolynom
m
α(x) ∈ L[x]. Seien a
0, . . . , a
n−1, e seine Koeffizienten. Dann ist α algebraisch
2 ALGEBRAISCHE UND TRANSZENDENTE K ¨ ORPERERWEITERUNGEN
¨ uber F = K(a
0, . . . , a
n−1). Weil alle a
ν∈ L algebraisch ¨ uber K sind, ist die K¨ orpererweiterung F : K endlich. Außerdem ist die K¨ orpererweiterung F (α) : F endlich. Nach dem Gradsatz ist die K¨ orpererweiterung F (α) : K endlich und
daher α algebraisch ¨ uber K .
Aufgabe 2.20 Es sei E : K eine K¨ orpererweiterung und α ∈ E algebraisch ¨ uber K. Weiterhin sei f (x) 6= 0 aus K[x] ein beliebiges Polynom mit f (α) = o. Ist dann m(x) 6= 0 ein derartiges Polynom kleinsten Grades, so gilt f(x) = q(x) · m(x) mit einem Polynom q(x) ∈ K[x], d. h. m(x) teilt jedes solche f (x).
Unter allen diesen Polynomen m(x) gibt es genau ein normiertes Polynom m
α(x), d. h. dessen h¨ ochster Koeffizient gleich 1 ist.
Aufgabe 2.21 Zeigen Sie, daß α = √
32 nicht Nullstelle eines Polynoms f (x) ∈
Q