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Grundwasserüberwachungsprogramm. Ergebnisse der Beprobung 2007 - Kurzbericht

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Grundwasser-Überwachungsprogramm

Landesanstalt für Umwelt, Messungen und

Naturschutz Baden-Württemberg

Ergebnisse der Beprobung 2007 – Kurzbericht

(2)

Zusammenfassung

Im Mittel bewegten sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen im Jahr 2007 auf etwas höherem Niveau als im Vorjahr und entsprechen langjährig mittleren Ver-hältnissen. Die starken Niederschläge im Mai und zum Jah-resende konnten die Auswirkungen der extrem trockenen Monate April und Oktober ausgleichen.

Nitrat stellt die Hauptbelastung des Grundwassers in der Fläche dar. An jeder achten Messstelle wird eine Über-schreitung des Grenzwerts der Trinkwasserverordnung bzw. der Qualitätsnorm der Grundwasserrichtlinie festgestellt. Das von 2004 auf 2005 aufgrund des extremen Trockenjah-res 2003 beachtlich angestiegene Belastungsniveau hat sich 2006 und 2007 nicht nochmal in gleichem Ausmaß erhöht, sondern sich mit einer jeweils nur sehr leichten Erhöhung über dem 2005 erreichten Niveau konsolidiert. Jedoch ist der Anstieg unter landwirtschaftlich genutzten Flächen hö-her ausgefallen. Dieses Niveau entspricht dem des Jahres 2002 - also dem Jahr vor der Trockenperiode 2003/2004. Die Werte liegen weiterhin unterhalb der Belastungssitua-tion der 1990er Jahre.

Erfreulich ist, dass der landesweit festgestellte Nitratbelas-tungsanstieg von 2004 auf 2005/2006 innerhalb der Wasser-schutzgebiete deutlich geringer ausgefallen ist als außerhalb

und sich 2006 und 2007 nur leicht fortgesetzt hat. In den Nitratsanierungs- und Problemgebieten hat sich die Nitrat-belastung 2007 entsprechend dem landesweiten Trend nur sehr geringfügig erhöht bzw. ist gleichgeblieben, so dass die Situation gegenüber 2006 nahezu unverändert ist.

Das Monitoring der Pflanzenschutzmittelwirkstoffe und deren Abbauprodukte ist im Landesmessnetz seit rund 20 Jahren etabliert. Dadurch konnten diejenigen Stoffe identi-fiziert werden, die für das Grundwasser und die Trinkwas-serversorgung ein Problem darstellen. Insgesamt gesehen hat sich die Belastungssituation in Baden-Württemberg in den letzten Jahren merklich verbessert. Derzeit stehen die in den letzten beiden Jahre aufgetretenen Metaboliten von bereits länger auf dem Markt befindlichen Wirkstoffen im Blickpunkt des Interesses. Diese Untersuchungen werden fortgesetzt und ausgeweitet.

Die insbesondere industriell und landwirtschaftlich verur-sachten Belastungen des Grundwassers geben trotz deutli-cher Verbesserungen der Situation mit Nitrat, organischen Spurenstoffen und Pflanzenschutzmitteln weiterhin Anlass zur Besorgnis. Daher sind die bereits eingeleiteten Schutz-maßnahmen, die Sanierung der Abwasseranlagen bzw. die Einführung von nicht umweltgefährdenden Ersatzstoffen in der Industrie weiter zu verfolgen.

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Das Grundwassermessnetz

Die Situation bei der Grundwassermenge wurde anhand der Daten von 220 Trendmessstellen ermittelt.

Die Grundwasserbeschaffenheit hat die LUBW im Herbst 2007 an insgesamt 1.866 Messstellen des Lan-desmessnetzes untersucht. Diese Messstellen sind auf verschiedene Teilmessnetze aufgeteilt. An diesen Mess-stellen hat die LUBW im Jahr 2007 schwerpunktmäßig die landwirtschaftstypischen Parameter wie Nitrat und ausgewählte Pflanzenschutzmittel untersucht.

Abb. 2: Monatliche Niederschläge, Sickermengen und Grundwasser-stände am Lysimeter Unterzeil (Illertal) 2006 - 2007.

Die Wasserversorgungswirtschaft Baden-Württembergs stellte 3.361 Nitrat-Daten von 1.872 Messstellen in Wasserschutzgebieten als Kooperationsbeitrag zur Ver-fügung. Zu 373 Messstellen wurden die vereinbarten Analysen für Pflanzenschutzmittelwirkstoffe (PSM) und deren Abbauprodukte übermittelt. Diese Kooperations-Messstellen liegen alle in Wasserschutzgebieten.

Die Grundwassermenge

Der im Jahr 2006 eingeleitete Rückgang der Grundwasser-vorräte hat sich im 1. Quartal 2007 auf leicht unterdurch-schnittlichem Niveau stabilisiert. Nach den Rückgängen im niederschlagsarmen April bewirkten starke Niederschläge in den Folgemonaten eine rasche Erholung der Grund-wasservorräte auf langjährig mittlere Verhältnisse. Zum Jahresende 2007 bewegten sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen in vielen Bereichen auf überdurch-schnittlichem Niveau.

Die kontrastreichen Niederschlagsverteilungen innerhalb des Jahres 2007 weichen von dem mittleren Gang stark ab. Besonders auffällig waren die nahezu niederschlagsfreien Monate April und Oktober sowie der nasse Mai (Abb. 1 und 2).

2007 waren die Jahressummen der Niederschläge mit 104 % leicht überdurchschnittlich (Abb. 1). Die Lysimeterbeob-achtungen verdeutlichen eine intensive Grundwasser-neubildung aus Niederschlägen im 1. Quartal 2007 (Abb. 2). Die niedrigen Niederschläge im Monat April haben kurzfristige Abnahmen der Sickerrate bewirkt. Hohe Som-merniederschläge haben hingegen für einen vergleichswei-sen frühen Wiederbeginn der Grundwasserneubildung im Spätsommer und dadurch für eine Stabilisierung der Grundwasserstände gesorgt (Abb. 2).

Abb. 1: Monatliche Flächenmittel des Niederschlags (Balken) für Baden - Württemberg 2006 bis 2007. Die grau hinterlegte Kurve stellt die von 1961 bis 1990 langjährig berechneten mittleren Monatsniederschlags-summen dar.

Niederschlag

[mm

]

Jan 06 Mrz 06 Mai 06 Jul 06 Sep 06 Nov 06 Jan 07 Mrz 07 Mai 07 Jul 07 Sep 07 Nov 07

180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 Niederschlag / Sickerung [mm ] Jan 2006 Feb 200 6 Mrz 200 6 Apr 200 6 Mai 200 6 Jun 200 6 Jul 200 6 Aug 200 6 Se p 200 6 Okt 200 6 Nov 200 6 Dez 200 6 Jan 200 7 Feb 200 7 Mrz 200 7 Apr 200 7 Mai 200 7 Jun 200 7 Jul 200 7 Aug 200 7 Sep 200 7 Ok t 200 7 Nov 200 7 Dez 200 7 Grundwasserstand [m +NN ] -300 -200 -100 0 100 200 638 636 634 637 635 633

Langjähriges monatliches Flächenmittel (1961-1990) Monatliches Flächenmittel

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Im Mittel bewegen sich die Grundwasserstände und Quell-schüttungen im Jahr 2007 auf insgesamt höherem Niveau als im Vorjahr und entsprechen langjährig mittleren Ver-hältnissen. Der Jahresgang der Grundwasserneubildung entspricht 2007 allerdings weitgehend nicht der erwar-tungsgemäßen Dynamik.

In Abb. 3 kennzeichnen rot und gelb markierte Messstel-len Bereiche, in denen der für 2007 berechnete mittlere Grundwasserstand unterhalb des Mittels aus den letzten 20 Jahren liegt.

Trendberechnungen zeigen, dass die kurzfristige Entwick-lung (10 Jahre) - insbesondere im Rheineinzugsgebiet - insgesamt rückläufig ist. Die mittelfristige Entwicklung (20 Jahre) und die langfristige Entwicklung (50 Jahre) sind ausgeglichen.

Abb. 3: Mittlere Grundwasserverhältnisse 2007.

hoch

überdurchschnittlich mittel

unterdurchschnittlich niedrig

Abb .4: Nitratgehalte 2007 im oberflächennahen Grundwasser.

Die Grundwasserbeschaffenheit

NITRAT

GESAMTSITUATION

Die Maßnahmen zur Reduzierung der Nitratbelastung - hierzu zählen in Baden-Württemberg neben der Düngever-ordnung insbesondere die Schutzgebiets- und Ausgleichs-verordnung (SchALVO) und das Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleichsprogramm (MEKA) - haben in den letzten vierzehn Jahren erfreulicherweise zu einer Abnahme der Nitratbelastung geführt, jedoch ist die Belas-tung in Teilen des Landes nach wie vor hoch.

Der Nitrat-Warnwert des Grundwasserüberwachungspro-gramms von 40 mg/l wird an jeder fünften Landesmessstelle überschritten, der Grenzwert der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) bzw. die Qualitätsnorm der Grundwasserricht-linie von 50 mg/l an jeder achten Landesmessstelle. Die regionalen Belastungsschwerpunkte liegen in den Räu-men Markgräfler Land, Bruchsal-Mannheim-Heidelberg, Kraichgau, Stuttgart-Heilbronn, Main-Tauber-Kreis und Oberschwaben (Abb. 4). 40 - 88 37 - 40 34 - 37 30 - 34 26 - 30 20 - 26 15 - 20 9 - 15 7 - 9 5 - 7 3 - 5

Nitrat

Beprobung 2007

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Bei der kurzfristigen Nitrat-Entwicklung über ein Jahr ist das landesweite Mittel um 0,2 mg/l gestiegen. An 48 % der Landesmessstellen sind Zunahmen, an 46 % Abnahmen festzustellen.

Dieser nach 2005 und 2006 erneute - wenn auch diesmal sehr geringe - Belastungsanstieg ist wie schon der be-achtliche Anstieg von 2004 auf 2005 auf das Trockenjahr 2003 zurückzuführen. Im damaligen Extremsommer lagen die landwirtschaftlichen Erträge weit unter dem Durch-schnitt und damit auch die von den Pflanzen aufgenom-menen Nährstoffmengen. Die Landwirte konnten bei der Düngung im Frühjahr 2003 den trockenheitsbedingten Minderbedarf noch nicht abschätzen. Die Beprobung der landwirtschaftlich genutzten Böden im Herbst 2003 zeigte daher auch einen Anstieg der Bodenstickstoffwerte gegen-über dem Jahr 2002. Dieser Anstieg der Nitratwerte im Bo-den, der sich in den Folgejahren nicht fortsetzte, wurde im Zeitraum 2005/2007 in das Grundwasser ausgetragen und führt jetzt dort zum Anstieg der Nitratgehalte.

Während 2005 die Belastung an nahezu allen Messstellen mit Konzentrationen von über 10 mg/l zugenommen hatte, sind 2006 und 2007 nur noch die Konzentrationsklassen größer 25 mg/l betroffen. An Messstellen mit Nitratgehal-ten unter 25 mg/l sind meist Abnahmen zu beobachNitratgehal-ten. Die mittelfristige Nitrat-Entwicklung seit 1994 an regelmä-ßig in jedem Jahr im Herbst beprobten Landesmessstellen zeigt, dass sich der seit 1994 festgestellte fallende Trend 2005, 2006 und 2007 nicht fortsetzt (Abb. 5).

Jedoch kommt es 2006 und 2007 zu einer Konsolidierung des 2005 angestiegenen Belastungsniveaus, da die Konzen-trationen nur noch geringfügig ansteigen. Dies gilt sowohl für Bereiche innerhalb als auch außerhalb von Wasser-schutzgebieten (Abb. 6). Ausnahme sind die landwirtschaft-lich genutzten Bereiche, in denen 2007 die mittlere Nitrat-belastung mit 0,5 mg/l wesentlich mehr gestiegen ist als im Landesmittel (Abb. 5). Jedoch entspricht auch diese Belastung wie das Landesmittel dem Belastungsniveau vor der Trockenheit - also des Jahres 2002 - und liegt weiterhin unterhalb der Belastung der 1990er Jahre.

Schon in den Jahren 1997, 1999 und 2001 gab es kurzfristig zunehmende Konzentrationsanstiege (Abb. 5).

Abb. 6: Mittelfristige Trends der mittleren Nitratkonzentrationen für jährlich im Herbst beobachtete Messstellengruppen - getrennt nach der Lage der Messstellen innerhalb und außerhalb von Wasserschutzgebie-ten (WSG); DaWasserschutzgebie-tenquelle: nur Landesmessstellen.

Es bleibt abzuwarten, ob die erst im Jahr 2005 einsetzende Nitratauswaschung des in den Trockenjahren 2003/2004 in den oberen Bodenschichten angereicherten Stickstoffs in das Grundwasser bereits abgeschlossen ist oder ob es zu einem weiteren Konzentrationsanstieg kommen wird. Auch die Jahre 2004 und 2005 waren unterdurchschnittlich regenreich. Die nach 2003 gemessenen weitaus niedrigeren Bodenstickstoffwerte in landwirtschaftlich genutzten Bö-den und die 2006 und 2007 weiter nur gering gestiegene Belastung im Grundwasser lassen eher wieder eine Fortset-zung des fallenden Trends erwarten.

Insgesamt hat die mittlere Nitratkonzentration im gesam-ten Landesmessnetz von 1994 bis 2007 um etwa 12,0 % ab-genommen.

Abb. 5: Mittelfristige Trends der mittleren Nitratkonzentrationen für jähr-lich im Herbst beobachtete Messstellengruppen; Gesamtsituation inner-halb und außerinner-halb von Wasserschutzgebieten, nur Landesmessstellen.

mg/l 94 50 40 30 20 10 0 35,1 33,8 34,3 33,132,3 31,6 32,8 32,8 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 33,3 25,1 24,9 25,1 24,5 23,9 23,2 24,2 24,3 24,5 8,7 8,3 8,2 8,3 8,1 7,9 8,1 8,2 8,1 7,8 8,0 8,1 8,3 8,3 37,6 36,4 34,6 34,8 34,0 27,8 27,2 25,7 25,9 25,9 740 Messstellen außerhalb

von Wasserschutzgebieten 821 Messstellen in Wasserschutzgebieten

Landwirtschaftsmess-netz 528 Mst. Gesamtmessnetz1.561 Mst. UnbeeinflussteMessstellen 93 Mst.

28,5 27,1 28,2 26,2 26,5 25,7 26,2 25,1 26,2 25,1 24,3 23,7 25,0 25,0 25,2 26,4 25,3 25,3 24,6 25,3 24,2 24,1 23,9 23,5 22,8 23,5 23,7 23,9 mg/l 30 28 26 24 22 20 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08

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Sanierungsgebiete

101 Mst. in 76 WSG Problemgebiete177 Mst. in 126 WSG

Normalgebiete 462 Mst. in 413 WSG

NITRATBELASTUNG IN WASSERSCHUTZGEBIETEN

Erfreulich ist, dass der trockenheitsbedingte beachtliche Anstieg von 2004 auf 2005 innerhalb der Wasserschutzge-biete deutlich geringer ausgefallen war als außerhalb von Wasserschutzgebieten (Abb. 6). Dies unterstreicht die Richtigkeit der ergriffenen umweltpolitischen Lenkungs-maßnahmen durch die SchALVO, besonders in den hoch belasteten Problem- und Sanierungsgebieten.

Nachdem in den hoch belasteten Sanierungsgebieten ent-gegen der landesweiten Trendumkehr 2005 und 2006 der Nitratgehalt in den letzten Jahren erfreulicherweise wei-ter abgenommen hatte, ist mit der nun 2007 gegenüber dem Vorjahr feststellbaren Erhöhung von 0,1 mg/l eine sehr leichte Veränderung eingetreten (Abb. 7). Aufgrund der sehr geringen Erhöhung kann die Situation jedoch als nahezu unverändert bezeichnet werden.

In den Problem- und Normalgebieten beharren die Nitrat-werte 2007 auf dem Niveau von 2006.

Die mittelfristigen Trendbeobachtungen zur Nitratent-wicklung von 2001 auf 2007 in den nach der Nitratbelas-tungssituation von 2001 klassifizierten Wasserschutzgebie-ten zeigen im Vergleich von 2007 zu 2001 bei den stärker belasteten Problem- und Sanierungsgebieten Abnahmen. Die Belastungsreduzierungen betragen im Mittel 1,7 mg/l in den Problemgebieten und 3,6 mg/l in den Sanierungsge-bieten (Abb. 7). In den gering belasteten NormalgeSanierungsge-bieten gibt es im Mittel keine wesentlichen Veränderungen.

Abb. 8: Veränderung der konsistenten Wasserschutzgebietsflächen von 2001 auf 2008 in ha, Einstufung gemäß SchALVO, Gesamtfläche jeweils 752.713 ha.

Abb. 7: Mittelfristige Trends der mittleren Nitratkonzentrationen für jähr-lich beobachtete Messstellen (Mst.) in Wasserschutzgebieten (WSG); Datenquelle: Landesmessstellen und Kooperationsmessstellen der Was-serversorgungsunternehmen (nur für die WSG-Einstufung maßgebliche Messstellen). mg/l 60 2000 50 40 30 20 10 0 52,8 52,0 51,6 50,5 50,1 49,1 33,9 33,5 32,9 32,3 31,8 32,2 14,4 14,5 14,3 14,1 14,4 14,5 49,2 32,2 14,5 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Der Rückgang der Belastung zeigt sich auch bei Betrach-tung identischer Flächen, die sowohl 2001 als auch 2008 als Wasserschutzgebiete ausgewiesen waren (konsistente WSG-Flächen). So ging durch Herabstufungen die Fläche der Sanierungsgebiete um 51,5 % und die Fläche der Pro-blemgebiete um 25 % zurück (Abb.8).

PFLANZENSCHUTZMITTEL (PSM) UND DEREN METABOLITE (ABBAUPRODUKTE)

Das Messprogramm Pflanzenschutzmittel wurde ab 2007 auf einen Vierjahresturnus umgestellt, so dass künftig pro Jahr nur noch 25 % des Messnetzes beprobt wird. Zum Ausgleich werden mehr Wirkstoffe und Metaboliten als früher untersucht. Bei der Herbstbeprobung 2007 wurden an etwa 520 Messstellen hauptsächlich die persistenten Tri-azine und deren Metaboliten sowie die Phenoxyalkancar-bonsäuren untersucht.

Von den 21 untersuchten Wirkstoffen und Metaboliten waren 10 ohne Befund. An rund 87 % der Messstellen lagen die Konzentrationen unter 0,05 µg/l. Die restlichen 13 % der Messstellen waren mit einem bis maximal drei Wirk-stoffen bzw. Metaboliten in Konzentrationen von jeweils über 0,05 µg/l belastet, davon war an knapp der Hälfte, d.h. an 29 Messstellen, die Qualitätsnorm der Grundwasser-richtlinie bzw. der Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 0,1 µg/l überschritten. Die meisten Überschreitungen betrafen die Metaboliten Desethylatrazin und 2,6-Dichlor-benzamid.

Die Auswertung der PSM-Daten von 83 häufig gemessenen Wirkstoffen und 6 Metaboliten im Zeitraum 1998 – 2007 zur Beschreibung der Gesamtsituation PSM zeigt:

48.133 155.677 548.903 612.616 116.762 23.336 2001 2008

(7)

36 Substanzen wurden an keiner einzigen Messstelle gefunden, darunter 1 Metabolit, 28 nicht mehr zugelas-sene und 7 zugelaszugelas-sene Wirkstoffe.

Positive Befunde in Konzentrationen unter dem Wert 0,1 µg/l lagen von 27 Stoffen vor (1 Metabolit, 17 nicht mehr zugelassene und 9 zugelassene Wirkstoffe). Überschreitungen des Werts 0,1 µg/l an bis zu 1 % der

Messstellen werden durch 24 Stoffe verursacht (2 Meta-boliten, 10 nicht mehr zugelassene und 12 zugelassene Wirkstoffe).

Überschreitungen des Werts 0,1 µg/l an 1-3 % der Mess-stellen werden durch die Metaboliten Desethylatrazin und 2,6-Dichlorbenzamid hervorgerufen.

Demgegenüber waren im Jahr 2000 noch vier Substanzen über 0,1 µg/l an 1–3 % der Messstellen vertreten und Atra-zin sowie sein Metabolit DesethylatraAtra-zin wurden noch an mehr als 3 % der Messstellen über 0,1 µg/l gefunden. Bereits zum Jahresende 2006 wurden Pilotuntersuchun-gen zur Belastung der damals auffälliPilotuntersuchun-gen Metaboliten von Chloridazon und Tolylfluanid durchgeführt.

Im Mai 2007 gab das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit weitere Metaboliten von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen bekannt, die im Rahmen

des Zulassungsverfahrens beim Lysimeterversuch in ho-hen Konzentrationen aufgetreten waren. Im Sommer 2007 wurden daraufhin im Rahmen einer worst-case-Betrach-tung 110 Verdachtsmessstellen im Grundwassermessnetz auf die vier Pflanzenschutzmittelwirkstoffe Chlorthalonil, Dimethachlor, Metazachlor und Metolachlor sowie auf de-ren insgesamt sieben Metaboliten untersucht.

Abb. 9: PSM-Hauptbelastung: 2 Metaboliten und 4 PSM-Wirkstoffe an 260 Messstellen mit Befunden über dem Grenzwert von TrinkwV / der Qualitätsnorm der Grundwasserrichtlinie von 0,1 µg/l. Datengrundlage: Landesmessstellen und Kooperationsmessstellen der Wasserversor-gungsunternehmen: pro Messstelle jeweils der aktuellste Messwert aus dem Zeitraum 2003 bis 2007.

PSM -Hauptbelastungen 2003 - 2007 im Grundwasser-beschaffenheitsmessnetz Befunde > 0,10 µg/l Desethylatrazin Atrazin 2,6 -Dichlorbenzamid Bentazon Bromacil Hexazinon

Abb. 10: Konzentrationsverteilung der im Dezember 2006 / Januar 2007 sowie im August 2007 untersuchten Metaboliten von Chloridazon, Tolylflu-anid, Chlorthalonil, Dimethachlor, Metazachlor und Metolachlor.

Desphenylchloridazon - Metabolit B (41 Mst.) N,N-Dimethylsulfamid - DMS (101 Mst.) Methyldesphenylchoridazon - Metabolit B1 (41 Mst.) S-Metolachlor-Sulfonsäure - CGA 380168 (50 Mst.) Metazachlor-Sulfonsäure - BH 479-8 (50 Mst.) Metazachlorsäure - BH 479-4 (50 Mst.) S-Metolachlorsäure - CGA 351916 (50 Mst.) Dimethachlor-Sulfonsäure - CGA 354742 (50 Mst.) Chlorthalonil-Sulfonsäure - R417888 (47 Mst.) Dimethachlorsäure CGA 50266 (50 Mst.) 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% < 0,05 0,051 - 0,1 0,11 - 1,0 > 1,0 µg/l

(8)

Die Wirkstoffe selbst wurden nur in Ausnahmefällen nachge-wiesen. Bei den Metaboliten von Chlorthalonil und Dimetha-chlor traten nur wenige Positivbefunde auf (Abb. 10), dabei jeweils nur die Sulfonsäuren und immer unterhalb von 0,1 µg/l. Bei der Metazachlorsäure und der Metazachlorsulfonsäu-re, den beiden Metaboliten des Raps-Herbizids Metazachlor, lagen die Konzentrationen an 14 bzw. 28 % der untersuchten Messstellen über dem Wert von 0,1 µg/l. Die meisten Über-schreitungen waren im Bereich bis rund 0,7 µg/l. Der Spit-zenwert Metazachlorsulfonsäure betrug 7,3 µg/l. Bei der Me-tolachlorsäure und der Metolachlorsulfonsäure, den beiden Metaboliten des Mais-Herbizids Metolachlor, wurde der Wert von 0,1 µg/l an 12 % bzw. 33 % der Messstellen überschritten. Die Maximalwerte waren 0,51 bzw. 5,1 µg/. Vier Messwerte lagen über 1 µg/l. Das Belastungsniveau der Metaboliten von Tolylfluanid und Chloridazon wurde bei den sieben erstmals untersuchten Metaboliten nicht erreicht.

ORGANISCHE SPURENSTOFFE

Im November 2006 wurde an 46 Verdachtsmessstellen auf Perfluorierte Tenside (PFT) untersucht. An acht Messstellen,

die bei der Sonderuntersuchung November 2006 mehr als 100 ng/l PFT (als Summenwert) aufwiesen, wurde im Herbst 2007 eine Nachbeprobung durchgeführt. Vier PFT, darun-ter die Leitsubstanzen PFOA (Perfluoroktanoat) und PFOS (Perfluoroktansulfonat) wurden an allen acht Messstellen ge-funden. Drei weitere PFT traten an zwei bis fünf Messstellen in Konzentrationen unter 20 ng/l auf, PFNA (Perfluornon-anoat) und PFOSA (Perfluoroctansulfonsäureamid) wurden im Bereich der Bestimmungsgrenze detektiert, neun weitere PFT waren in keiner Probe nachweisbar. Nur an einer Mess-stelle hat sich das Belastungsniveau kaum geändert, bei den anderen sieben Messstellen haben die Konzentrationen zum Teil erheblich abgenommen. Bei einem Teil der Messstellen war die Belastung 2006 auf eine Schadstoffwelle mit PFBS (Perfluorbutansulfonat) im Rheinwasser zurückzuführen, die inzwischen im Grundwasser nicht mehr festzustellen ist. HINWEIS:

Diese Kurzfassung basiert auf dem ausführlichen Fachbe-richt Grundwasserüberwachungsprogramm Ergebnisse der Beprobung 2007, Reihe Grundwasserschutz Bd. 36, 2008.

HERAUSGEBER LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg

Postfach 10 01 63, 76231 Karlsruhe, www.lubw.baden-wuerttemberg.de

BEARBEITUNG & REDAKTION LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg

Referat 42 - Grundwasser, Baggerseen

BEZUG Diese Kurzfassung (Bd. 37, kostenlos) und der ausführliche Fachbericht

(Bd. 36, Preis 15 Euro) sind erhältlich bei der Verlagsauslieferung der LUBW JVA Mannheim - Druckerei, Herzogenriedstr. 111, 68169 Mannheim

bibliothek@lubw.bwl.de sowie als Download unter: www.lubw.baden-wuerttemberg.de

ISSN 1437-0131 (Reihe Grundwasserschutz, Bd. 37, 2008)

STAND Juli 2008, 1. Auflage

DRUCK Druckerei SchwaGeDruck, 76287 Rheinstetten

Gedruckt auf Recyclingpapier

Nachdruck - auch auszugsweise - ist nur mit Zustimmung des Herausgebers unter Quellenangabe und Überlassung von Belegexemplaren gestattet.

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