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Versorgung mit Medikamenten sicherstellen | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Die Volkswirtschaft  6 / 2020 37 FOKUS

Bei Krisen muss man zwischen lokal bedingten und globalen Schocks unterscheiden. Solange lokale Schocks global abgefedert werden können, ist die Pharmaindustrie stabil aufgestellt. Bei räumlich begrenzten Ereignissen wie zum Bei- spiel einem starken Erdbeben zählt, dass die Pro- duktion breit abgestützt ist. Damit können lokal verursachte Produktionsausfälle aufgefangen werden. In der Realität ist dies leider immer weni- ger der Fall. Seit einigen Jahren verlagern sich im- mer grössere Teile der weltweiten Arzneimittel- produktion nach Fernost, wo sie sich auf wenige Produktionsstandorte verteilen. Die Abhängig- keit von solchen «Apotheken der Welt in der Arz- neimittelgrundversorgung» muss verhindert und darf nicht mit nationalen Zulassungs- und Preis- regulierungen noch gefördert werden. Preissen- kungen bei Medikamenten – wie sie sich unter anderem aus der dreijährlichen Überprüfung der Arzneimittel und dem derzeit diskutierten Referenzpreissystem ergeben – dürfen nicht so weit gehen, dass die Produkte in der Schweiz aus Rentabilitätsgründen nicht mehr verfügbar sind.

Weiterentwicklungen von bewährten Produkten werden durch ein solches Tiefpreisdiktat faktisch verunmöglicht, und es kommt zu einer Ausdün- nung des Angebotes. Nur mit einer geschickten Regulierung lässt sich die lückenlose Versorgung sicherstellen – hier ist die Politik gefordert.

Nebst Risiken ergeben sich aus gesundheit- lichen Krisen Chancen, sind solche Ausnahme- situationen doch immer auch Antrieb für die Forschung. Pharmaindustrie und Universitä- ten arbeiten in Krisensituationen unter Hoch- druck zusammen, um rasch und unbürokratisch Medikamente und Impfstoffe zu entwickeln.

Der Industrie kommt als Hoffnungsträgerin eine wichtige gesellschaftliche Rolle zu. Dabei ist in- teressant, zu sehen, wie die Kostenfrage in den Hintergrund rückt, wenn es darum geht, den ex- plosionsartigen medizinischen Bedarf an drin- gend benötigten Therapien zu decken. In stabilen Zeiten wird die Pharmaindustrie als Kostenverur- sacherin angeprangert, in Krisensituationen geht es ums nackte Überleben. Epidemien wie Aids, Ebola oder Hepatitis haben die Pharmaindustrie immer wieder vor grosse Herausforderungen ge- stellt. Dank unermüdlicher Forschung und me- dizinischem Fortschritt sind wir heute im Kampf gegen schwerwiegende Erkrankungen besser aufgestellt. Nebst der hoch innovativen Spitzen- medizin geht es aber genauso um die vielen etab- lierten Therapien der Grundversorgung mit gros- sem Nutzen für die breite Bevölkerung.

Medikamente leisten auch einen Beitrag zu tragbaren Gesundheitskosten. Im Vergleich zu anderen, teuren Behandlungsoptionen wie etwa langen Kuraufenthalten oder Operationen sind sie häufig die günstigste Behandlungsmethode und damit per se die Lösung zur Kostenerspar- nis. Der rasche Zugang zu teilweise lebensnot- wendigen Medikamenten hat seinen Preis, führt aber letztendlich dazu, dass die Patienten besser und schneller genesen. Dies reduziert nicht nur die individuelle Krankheitslast, sondern auch die gesellschaftlichen Kosten, die auf lange Sicht verursacht werden. Was die volkswirtschaftli- chen Auswirkungen sein können, wenn kein ge- eignetes Medikament zur Verfügung steht, erle- ben wir aktuell bei Covid-19 schmerzlich.

Marcel Plattner ist Präsident der Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz (Vips), Zug.

STANDPUNKT VON MARCEL PLATTNER

Medikamente spielen in Gesundheitskrisen eine Schlüsselrolle. Produktion und Forschung in der Schweiz müssen gestärkt werden.

Medikamentenversorgung sichern

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