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Neuerungen durch GINA 2020 bei Kindern und die Auswirkungen von COVID-19 auf Kinder mit Asthma

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Originalien

Paediatr. Paedolog. 2021 · 56:152–159 https://doi.org/10.1007/s00608-021-00908-3 Angenommen: 18. Juni 2021

Online publiziert: 18. August 2021

© Springer-Verlag GmbH Austria, ein Teil von Springer Nature 2021

Josef Riedler

Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin, Kardinal Schwarzenberg Klinikum, Schwarzach/Pongau, Österreich

Neuerungen durch GINA 2020 bei Kindern und die Auswirkungen von COVID-19 auf Kinder mit Asthma

Das Ziel der vorliegenden Publikation ist die Darstellung derwichtigsten Neuerun- gen, die die Global Initiative for Asthma (GINA) im Management des Kindes mit Asthma empfiehlt. GINA gibt keine Leit- linien, sondern jährliche Expertenemp- fehlungen heraus (www.ginasthma.org).

Diese Empfehlungen sollen auf Populati- onsebene weltweite Wirkung haben und sind nicht immer kompatibel mit län- derspezifischen Leitlinien oder behörd- lichen Zulassungen von Therapien im Asthmamanagement. Im zweiten Teil der Arbeit wird auf die Auswirkungen von COVID-19 auf Kinder mit Asthma ein- gegangen.

Pathophysiologie

In der Phänotypisierung des kindlichen Asthmas geht GINA aktuell auf die 2 ver- schiedenen Endotypen Typ-2-Asthma und Non-Typ-2-Asthma (oder Typ-2- Asthma low) ein. Diese Differenzierung ist vor allem als klinisch behandelba- res Charakteristikum („treatable trait“) von Bedeutung. Beim Typ-2-Asthma sind sowohl im Blut als auch im indu- zierten Sputum die eosinophilen Zellen erhöht, während beim Non-Typ-2-Asth- ma neutrophile Zellen überwiegen oder eine paucigranulozytäre Zellverteilung vorliegt. Die dominanten Zellen des Typ-2-Asthmas sind Th2-Zellen, „innate lymphoid cells 2“ (ILC2), natürliche Kil- lerzellen und Mastzellen, während beim Non-Typ-2-Asthma Th1- und Th17-Zel- len überwiegen. Die entsprechenden Zytokine sind bei ersterem IL3, IL4, IL5,

IL9, IL13 und Periostin, bei letzterem IF-γ, IL17, IL22, IL23 und IL8.

Therapie des milden Asthmas

Die fundamentalste Änderung im Asth- mamanagement wurde von GINA be- reits 2019 vorgeschlagen [1,2]. Aus Si- cherheitsgründen empfiehlt GINA die al- leinige Verwendung von kurzwirksamen Betamimetika (SABA) nicht mehr. Diese Sicherheitsbedenken stammen in erster Linie aus Untersuchungen an Erwachse- nen mit Asthma, bei denen eine schlech- te Adhärenz mit der empfohlenen inha- lativen Steroidtherapie (ICS), ein unge- rechtfertigt hoher SABA-Verbrauch und ein damit einhergehendes erhöhtes Asth- maexazerbationsrisiko gefunden wurde [3]. Die Autoren folgern, dass vor al- lem bei Erwachsenen zu viele Patien- ten mit Asthma auf die Kurzzeitwirkung des SABA vertrauen und ihre Symptome zu lange ausschließlich damit behandeln, was aufgrund der fehlenden antiinflam- matorischen Wirkung zu vermehrten Ex- azerbationen führen kann. Eine Verwen- dung von 3 oder mehr SABA-Dosier- aerosolen pro Jahr (entspricht z. B. min- destens 600 Hüben Salbutamol) erhöht das Risiko, eine Asthmaexazerbation zu erleiden, um 26 % [3]. Eine so hohe An- zahl von jährlichen SABA-Inhalationen wird wohl bei Kindern und Jugendlichen kaum oder nie erreicht werden.

Unterstützt wurde diese Empfehlung von 2 großen Studien im Jahr 2018 bei Erwachsenen und einem Anteil von Ju- gendlichen von 9,9 und 12,5 % der unter-

suchten Population mit mildem persis- tierendem Asthma (GINA-Stufe 2), bei denen ein Vorteil der Bedarfstherapie mit ICS plus Formoterol gegenüber einer al- leinigen SABA-Therapie gezeigt wurde [4] und dass die Bedarfs-ICS plus Formo- terol-Therapie nicht schlechter abschnitt als eine tägliche Langzeittherapie mit ICS [5]. Dies traf jedoch nur auf die An- zahl der Exazerbationen, nicht jedoch auf andere Parameter wie Lungenfunktion, Symptomenkontrolle und Lebensqualität zu.

In der Folge gab es sehr viel Kritik an dieser Empfehlung, weil Daten zu GINA-Stufe 2 auf GINA-Stufe 1 ohne Evidenz übertragen wurden [6]. Darauf- hin definierte GINA das milde Asthma neu, empfiehlt jetzt keine Trennung mehr zwischen episodischem (GINA-Stufe 1) und mild persistierendem (GINA-Stu- fe 2) Asthma und zieht bei Erwachsenen und Jugendlichen Stufe 1 und 2 zusam- men. GINA hält fest, dass in den ver- schiedenen Stufen nicht unterschiedliche Phänotypen oder Schweregrade abgebil- det werden sollten, sondern notwendige Therapiemaßnahmen zur Symptomen- kontrolle und zur Reduktion von Exazer- bationen des Asthmas [7]. Daher wird als Track 1 in Therapiestufe 1 und 2 bei Er- wachsenen und Jugendlichen ab 12 Jah- ren eine Bedarfstherapie von niedrig do- siertem ICS plus Formoterol als bevor- zugter „controller“ empfohlen. Das Beta- mimetikum soll in allen Therapiestufen als „reliever“ nicht mehr allein, sondern auch als ICS plus Formoterol gegeben werden (.Abb.1). Dies wird empfoh-

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STARTING TREATMENT

in adults and adolescents with a diagnosis of asthma

STEPS 1–2 FIRST

ASSESS: START

HERE IF:

START HERE IF:

As-needed low dose ICS-formoterol

STEP 3 Low dose maintenance ICS-formoterol

STEP 4 Medium dose maintenance ICS-formoterol

STEP 5 Add-on LAMA Refer for phenotypic assessment ± anti-lgE, ant-IL5/5R, anti-IL4R Consider high dose ICS-formoterol

STEP 1 Take ICS whenever SABA taken

STEP 2 Low dose maintenance ICS

STEP 3 Low dose maintenance ICS-LABA

STEP 4 Medium/high dose maintenance ICS-LABA

STEP 5 Add-on LAMA Refer for phenotypic assessment ± anti-lgE, anti-IL5/5R, anti-IL4R Consider high dose ICS-LABA Symptoms less

than 4–5 days a week

RELIEVER:

GINA 2021, Box 3-4Bi © Global Initiative for Asthma, www.ginasthma.org

RELIEVER: As-needed short-acting β2-agonist Symptoms most

days, or waking with asthma once

a week or more

Daily symptoms, or waking with asthma once a week or more, and low lung function

Symptoms less than twice

a month

Symptoms twice a month or more, but less than 4–5 days a week

Symptoms most days, or waking with asthma once

a week or more

Daily symptoms, or waking with asthma once a week or more, and low lung function Track 1 is preferred if the patient is likely to be poorly adherent with daily controller

ICS-containing therapy is recommended even if symptoms are infrequent, as it

reduces the risk of severe exacerbations and need for OCS Short course OCS

may also be needed for patients presenting with severely uncontrollod asthma

Short course OCS may also be needed for patients presenting with severely uncontrollod asthma

• Confirm diagnosis

• Symptom control and modifiable risk factors, including lung function

• Comorbidities

• lnhaler technique and adherence

• Patient preferences and goals

(Track 1). Using ICS-formoterol as reliever reduces the risk of exacerbations compared with using a SABA reliever

(Track 2). Before considering a regimen with SABA reliever, check if the patient is likely to be adherent with daily controller therapy CONTROLLER and PREFERRED RELIEVER

CONTROLLER and ALTERNATIVE RELIEVER

Abb. 18GINA-Stufenplan der Asthmatherapie bei Jugendlichen. (GINA© 2021 Global Initiative for Asthma, reprinted with permission. Available fromwww.ginasthma.org)

STARTING TREATMENT

Children 6–11 years with a diagnosis of asthma

STEP 1 Low dose ICS Iaken whenever SABA Iaken

Consider daily low dose ICS

Daily leukotriene receptor antagonist (LTRA), or low dose ICS taken whenever SABA taken

Low dose ICS + LTRA

As-needed short-acting beta2-agonist (or ICS-formoterol reliever for MART as above) Add tJolropium oradd LTRA

Add-on anti-IL5, or add-on low dose OCS, but consider side-effects STEP 2

Daily low dose inhaled corticosteroid (ICS) (see table of ICS dose ranges for children)

STEP 3 Low dose ICS LABA, OR medium dose ICS, OR very low dose*

ICS-formoterol maintenance and reliever (MART)

STEP 4 Medium dose ICS-LABA, OR low dose ICS-formoterol maintenance and reliever therapy (MART).

Reler for expert advice

STEP 5 Refer for phenotypic assessment

± higher dose ICS-LABA or add-on therapy, e.g. anti-lgE Symptoms

less than twice a month Confirmation of diagnosis

Symptom control & modifiable risk factors (including lung funclion)

Comorbidities

lnhaler lechnique & adherence Child and parent preferences and goals

Symptoms twice a month or

more, but less than daily

Symptoms most days, or

waking with asthma once a

week or more

Symptoms most days, or waking with asthma once a week or

more, and Iew lung function

Short course OCS may also be needed for patients presenting with severely uncontrollod asthma

*Very low dose: BUD-FORM 100/6 mcg

†Low dose: BUD-FORM 200/6 mcg (metered doses).

ASSESS:

START HERE IF:

PREFERRED CONTROLLER

RELIEVER

to prevent exacerbations and control symptoms

Other controller options

GINA 2021, Box 3-4Di © Global Initiative for Asthma, www.ginasthma.org

Abb. 28GINA-Stufenplan der Asthmatherapie bei 6-bis 11-jährigen Kindern. (GINA© 2021 Global Initiative for Asthma, re- printed with permission. Available fromwww.ginasthma.org)

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len, wenn Asthmasymptome an weniger als 4–5 Tagen pro Woche auftreten (eine Häufigkeit von Symptomen, die bei Kin- dern und Jugendlichen eindeutig einem persistierenden Asthma entspricht und bei der in allen Leitlinien zum kindli- chen Asthma eine tägliche ICS-Therapie und keine alleinige SABA-Therapie emp- fohlen wird; [8]).

Der Alternativweg Track 2 trennt wei- terhin Therapiestufe 1 (Symptome selte- ner als zweimal pro Monat) und Stufe 2 (Symptome zweimal oder häufiger pro Monat aber seltener als an 4–5 Tagen der Woche) und empfiehlt in Stufe 1 als „pre- ferred controller“ bei Gabe eines SABA zusätzlich ein ICS (welches auch immer).

In Stufe 2 wird eine Erhaltungstherapie mit täglichem ICS und SABA bei Be- darf vorgeschlagen. Dieser Track 2 soll bei jenen Patienten angewandt werden, die wenig oder keine Exazerbationen ha- ben und wird auch bei Kindern zwischen 6 und 11 Jahren empfohlen (.Abb.2).

Für Kinder unter 5 Jahren wird in Stufe 1 kein „preferred controller“ und alleiniges SABA als „reliever“ empfohlen. Stufe 2 ist identisch für Kinder zwischen 6 und 11 Jahren (.Abb.3).

Da diese neuen Empfehlungen beson- ders für Kinder und Jugendliche unter Umständen nicht für alle Populationen gleich geeignet sind, haben sich meh- rere Fachgesellschaften in Österreich, Deutschland und der Schweiz zusam- mengeschlossen und Ende 2020 ein Addendum zur 2017 erstellten DACH- Leitlinie für die Diagnose und die The- rapie des Asthmas ausgearbeitet [8].

Ich zitiere aus diesem Addendum 2020: „Im Unterschied zu Erwachsenen werden bei Kindern und Jugendlichen deutlich weniger Symptome akzeptiert, um das Asthma als kontrolliert einzustu- fen. Eine bedarfsorientierte Inhalation eines kurzwirksamen inhalativen Beta- 2-Sympathomimetikums (SABA) reicht zur Symptomkontrolle aus. Treten häu- figere oder regelmäßige Beschwerden auf, ist eine Dauertherapie mit nied- rigdosierten ICS indiziert, da diese das Risiko schwerer Asthmaexazerbationen, des Abfalls der Lungenfunktion und des Kontrollverlustes reduzieren können [7]. Bei Jugendlichen (nicht jedoch bei Kindern) gibt es Hinweise, dass eine Be-

Zusammenfassung · Abstract

Paediatr. Paedolog. 2021 · 56:152–159 https://doi.org/10.1007/s00608-021-00908-3

© Springer-Verlag GmbH Austria, ein Teil von Springer Nature 2021

J. Riedler

Neuerungen durch GINA 2020 bei Kindern und die Auswirkungen von COVID-19 auf Kinder mit Asthma

Zusammenfassung

Die Global Initiative for Asthma (GINA) hat in den Jahren 2019–2021 einige substanzielle Änderungen für das Management von Patienten mit Asthma empfohlen, die auch Schulkinder und Jugendliche betreffen. Eine sehr wesentliche neue Empfehlung ist, dass kurzwirksame Betamimetika (SABA) aus Sicherheitsgründen nur mehr in Kombination mit inhalativen Steroiden (ICS) gegeben werden sollten. Bei Jugendlichen werden GINA-Stufe 1 und 2 zusammengezogen und bei Asthmaproblemen eine Bedarfsinhalation mit niedrig dosierter ICS-Formoterol- Kombination empfohlen. Als Alternative wird die Trennung in Stufe 1 mit Inhalation von SABA und einem ICS bei Bedarf und in Stufe 2 wie bisher die tägliche Inhalation eines ICS und SABA bei Bedarf empfohlen.

Dieser Weg wird auch als der bevorzugte bei Kindern von 6 bis 11 Jahren vorgeschlagen.

Diese neuen GINA-Empfehlungen wurden jedoch nicht von allen nationalen oder internationalen Leitlinien übernommen, da vor allem für Kinder die Evidenz dafür gering ist. Tiotropium, Mepolizumab und Dupilumab wurden in die Therapie des schweren Asthmas aufgenommen.

Kinder mit Asthma erkranken nicht häufiger oder schwerer an COVID-19 als Kinder ohne Asthma. Verschiedene Mechanismen wie ein möglich protektiver Effekt der Typ-2-Inflammation, die antivirale und immunmodulierende Wirkung von ICS und die Niederregulierung von ACE2-Rezeptoren durch die allergische Sensibilisierung könnten dafür verantwortlich sein.

Schlüsselwörter

SARS-CoV-2 · Leitlinien · Therapie · SABA · ICS

Innovations of the GINA 2020 for Children and the Effects of COVID-19 on Children with Asthma

Abstract

In the years 2019–2021, the Global Initiative for Asthma (GINA) recommended some fundamental changes in the management of patients with asthma, that also affect school children and adolescents. A very significant new recommendation is that for safety, short-acting β2-agonists (SABA) should now be given in combination with inhaled corticosteroids (ICS). In adolescents, GINA steps 1 and 2 are combined and a low-dose ICS formoterol combination as needed is recommended for asthma problems. Alternatively, separation into step 1, with inhalation of SABA and an ICS as needed, and step 2, with daily inhalation of an ICS and SABA as needed, as before, is recommended. This path is suggested as the preferred treatment in children aged 6–11 years. However, these recommendations

have not been adopted by all national and international guidelines, because the evidence is weak, especially in children.

Tiotropium, mepolizumab, and dupilumab were added to the therapy for severe asthma.

Children with asthma do not become ill with COVD-19 more often or more severely than children without asthma. Various mechanisms, such as a possible protective effect of type 2 inflammation, the antiviral and immunomodulatory effects of ICS, and the downregulation of ACE2 receptors by allergic sensitization could be responsible for this.

Keywords

SARS-CoV-2 · Guidelines · Treatment · SABA · ICS

darfstherapie mit einer Fixkombination aus einem ICS und Formoterol (ICS/

Formoterol-Fixkombination) die Wahr- scheinlichkeit reduziert, mittelschwere bis schwere Asthma-Exazerbationen zu erleiden [4,5].“

Diese sehr aktuelle mitteleuropäische Leitlinie für das Asthma bei Kindern und Jugendlichen unterscheidet sich daher in mehreren Punkten von den GINA-Emp- fehlungen, was ja durchaus verständlich ist, da GINA damit in erster Linie eine weltweit gültige „population-level risk re-

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duction strategy“ verfolgt, während län- derspezifische Leitlinien auf die lokalen Gegebenheiten mehr Rücksicht nehmen.

In Ergänzung zu diesen wissenschaft- lichen Fakten und Überlegungen müs- sen auch Aspekte der Anwendung der verschiedenen Inhalationsgeräte beson- ders bei Kindern berücksichtigt werden, worauf GINA nicht explizit eingeht. Der Turbohaler (für die empfohlene ICS-/

Formoterol-Fixkombination) war eines der ersten Geräte zur Inhalation von Trockenpulver und verfügt noch nicht über hilfreiche Feedbacksignale (op- tisch, olfaktorisch und akustisch) zur individuellen Überprüfung der Inha- lationstechnik wie dies in moderneren Inhalationsgeräten der Fall ist. Zudem ist der zu einer optimalen intrabronchialen Teilchengrößendeposition notwendige inspiratorische Spitzenfluss von 60 l/min sehr hoch und wird von vielen Kindern vor allem bei einer Atemwegsobstrukti- on nicht erreicht. Die Bedarfs-ICS-plus- Formoterol-Therapie (mittels Turboha- ler) ist bei Kindern unter 12 Jahren in Österreich nicht zugelassen.

GINA empfiehlt in Stufe 2 bei 6- bis 11-jährigen Kindern Leukotrienrezepto- rantagonisten (LTRA) als „controller op- tions“, während die österreichischen Kin- derpneumologen aufgrund des aktuellen

„blackbox warning“ der FDA bezüglich beunruhigender neurologischer und psy- chiatrischer Nebenwirkungen eine sehr restriktive Haltung zu LTRA einnehmen [9].

Therapie des schweren Asthmas

An einem schweren Asthma leiden 1–3 % der Kinder mit Asthma. Mehrere Studien zeigten, dass inhalatives Tiotropiumbro- mid, ein langwirksames Anticholinergi- kum, als Add-on-Therapie zu hochdo- sierten ICS (GINA Stufe 5) zu einer signi- fikanten Zunahme des FEV1führen kann [10]. In Österreich ist Tiotropium aktu- ell ausschließlich als Spiriva

®

Respimat

(Boehringer Ingelheim, Deutschland) ab 6 Jahren für schweres Asthma zugelassen.

Mepolizumab und Reslizumab, 2 An- ti-IL5-Antikörper, sowie Benralizumab, ein Anti-IL5-Rezeptor-Antikörper, sind intensiv in der Therapie des schweren un- kontrollierten Asthmas mit Eosinophilie

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Originalien

Children 5 years and younger

Personalized asthma management:

Assess, Adjust, Review response

Asthma medication options:

CONSIDER THIS STEP FOR CHILDREN WITH:

Adjust treatment up and down for individual child's needs

Other controller options

STEP 1

Daily low dose inhaled corticosteroid (ICS) (see labte of ICS dose ranges for pre-school children)

lnfrequent viral wheezing and no or few interval symptoms

Symptom pattern not consistent with asthma but wheezing episodes requiring SABA occur frequently, e.g. ≥3 per year.

Give diagnostic trial for 3 months. Consider specialist referral.

Symptom pattern consistent with asthma, and asthma symptoms not well-controlled or ≥3 exacerbations per year.

Asthma diagnosis, and asthma not well-controlled on low dose ICS

Before stepping up, check for alternative diagnosis, check Inhaler skills, review adherence and exposures

Asthma not well-controlled on double ICS Double 'low

dose' ICS

Daily leukotriene receptor antagonist (LTRA), or intermittent short courses of ICS at onset of respiratory illness

Low dose ICS + LTRA Consider specialist referral

Continue controller & refer for specialist assessment

Add LTRA, or increase ICS frequency, or add lntermittent/CS As-needed short-acting β2-agonist

STEP 2

STEP 2

STEP 2 Exclude alternative diagnoses

Symptom control & modifiable risk factors

Comorbidities

Inhaler technique & adherence Parent preferences and goals

Treat modifiable risk factors and comorbidities

Non-pharmacological strategies Asthma medications Education & skills training Symptoms

Exacerbations Side-effects Parent satisfaction

PREFERRED CONTROLLER CHOICE

RELIEVER

REVIEW

ADJUST ASSESS

GINA 2021. Box 5-6 Asthma management, children 5 years and younger © Global Initiative for Asthma, www.ginasthma.org

Abb. 38GINA-Stufenplan der Asthmatherapie bei Vorschulkindern. (GINA© 2021 Global Initiative for Asthma, reprinted with permission. Available fromwww.ginasthma.org)

als Add-on-Therapie untersucht worden und Mepolizumab ist für Kinder und Ju- gendliche ab 6 Jahren in dieser Indikation zugelassen. Der Anti-IL4-Rezeptor-An- tikörper (blockiert den Signalweg für IL4 und IL13) Dupilumab ist für schweres refraktäres Typ-2-Asthma des Erwach- senen und Jugendlichen ab 12 Jahre als Add-on-Therapie zugelassen. Bei Asth- mapatienten, die eine Langzeittherapie mit einem oralen Glukokortikoid hatten, wurde durch die Gabe von Dupilumab als Add-on-Therapie die Glukokortiko- iddosis um 70 % reduziert [11].

Sowohl in GINA 2019/2020 als auch in der länderübergreifenden aktuellen S2- k-DACH-Leitlinie [12] finden sich erst- mals – allerdings etwas unterschiedli- che – Empfehlungen für den Einsatz der spezifischen Immuntherapie beim Asth- ma des Kindes.

Therapie des Non-Typ-2- Asthmas

In der Therapie des Non-Typ-2-Asth- mas hat sich wenig geändert. Die Ver- abreichung eines Anti-IL17-Antikörpers (Brodalumab) zeigte keinen Effekt bei Erwachsenen mit unkontrolliertem mo- deraten oder schweren Asthma. Die Gabe von Makroliden als Add-on-Therapie zu ICS und LABA bewirkte bei einer Sub- gruppe von erwachsenen Patienten mit nichteosinophilem Asthma eine signifi- kante Reduktion der Asthmaexazerbatio- nen. Azithromycin wurde auch zur The- rapie des Asthmas im Vorschulalter un- tersucht. Dabei zeigte eine Studie eine Re- duktion der Tage mit Atemwegsobstruk- tion um 63 % [13] und eine zweite Stu- die fand eine signifikante Verringerung der Progression einer obstruktiven Bron- chitis zu einer schweren Infektion [14].

Aufgrund der Sorge möglicher Neben- wirkungen wie QT-Verlängerung, Oto- toxizität und vor allem der potenziellen

Zunahme der Makrolidresistenzen kann eine allgemein gültige Empfehlung für die Verwendung von Makroliden bei re- zidivierenden obstruktiven Bronchitiden oder dem Asthma bei Kindern nicht ge- geben werden [15].

Auswirkungen von COVID-19 auf Kinder mit Asthma

Als im März 2020 der erste Lockdown wegen der Zunahme von SARS-CoV-2- Infektionen in Österreich ausgesprochen wurde, war die Sorge von Patienten mit Asthma groß, schwerer oder häufiger an COVID-19 zu erkranken als atemwegs- gesunde Menschen. Eltern von Kindern mit Asthma waren besonders verunsi- chert. Bald hat sich jedoch herausgestellt, dass diese Sorgen unberechtigt sind. In Österreichs Kinder- und Jugendabtei- lungen kam es zu keinen vermehrten sta- tionären oder ambulanten Vorstellungen wegen Asthmaproblemen (regelmäßige Umfrage der AG Infektiologie der Ös-

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terreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde [ÖGKJ]). In einer europäischen Umfrage an 174 Asthma- betreuungszentren wurde kein erhöhtes Risiko für Kinder mit Asthma und SARS-CoV-2-Infektion gefunden (im Unterschied zu Kindern mit broncho- pulmonaler Dysplasie; [16]). Dies wurde auch in mehreren anderen Ländern der Welt bestätigt [17]. Kinder mit Asthma erkranken nicht häufiger oder schwerer an COVID-19 als Kinder ohne Asthma.

In der Folge zeigten Untersuchungen, dass die COVID-19-Pandemie mit den entsprechenden Lockdowns zu einer Re- duktion von stationären Aufnahmen und Notfallvorstellungen von Kindern und Jugendlichen mit Asthma führte [18].

Vielleicht konnten einige Asthmaatta- cken schon im Vorfeld durch die sich im Homeoffice befindlichen Betreuungsper- sonen ausreichend beherrscht werden.

Es gibt jedoch auch Vermutungen und Hinweise, dass folgende Mechanismen dafür verantwortlich sein könnten [19]:

4Das Tragen von Gesichtsmasken, das Abstandhalten und die Händedes- infektion reduzieren generell virale Infekte als Auslöser für Asthmaatta- cken

4Die Medikamentenadhärenz, vor allem für ICS, steigt in der Pandemie aus Furcht vor COVID-19

4Antivirale und immunmodulierende Rolle der ICS

4Allergisches Asthma führt zu we- niger IFN-α-Produktion und damit weniger Inflammation bei COVID- 19

4Protektive Rolle der eosinophilen Zellen

4Allergische Sensibilisierung führt zur Downregulation von ACE2- Rezeptoren und damit weniger SARS-CoV-2-Viruseintritt in die Lunge

Es ist daher unsere Aufgabe als Kin- derärztinnen und -ärzte, Eltern und Pa- tienten mit Asthma bezüglich COVID- 19 zu beruhigen, sie zur konsequenten Verwendung ihrer Medikamente zu mo- tivieren und zur Teilnahme an den an- gebotenen SARS-CoV-2-Impfungen auf- zufordern.

Fazit für die Praxis

4Die zwei Endotypen Typ-2-Asthma und Non-Typ-2-Asthma sind behan- delbare Charakteristika („treatable traits“).

4Kurz wirksame Betamimetika (SABA) sollten aus Sicherheitsgründen zur Verhinderung möglicher Asthmaexa- zerbationen nicht ohne inhalative Steroide gegeben werden.

4Bei Jugendlichen kann das ICS bei mildem Asthma auch als Bedarfsthe- rapie mittels niedrig dosiertem ICS- Formoterol verwendet werden.

4Bei Schul- und Vorschulkindern ist weiterhin die tägliche Inhalation von ICS und SABA bei Bedarf die Therapie der Wahl, wenn häufige Symptome bestehen.

4Tiotropiumbromid und Mepolizumab können ab 6 Jahren, Dupilumab ab 12 Jahren als Add-on-Therapie beim schweren Asthma eingesetzt werden.

4Makrolide können beim Non-Typ- 2-Asthma nicht generell empfohlen werden.

4Kinder mit Asthma erkranken nicht häufiger oder schwerer an COVID-19 als Kinder ohne Asthma.

Korrespondenzadresse

© KSK - Kardinal Schwarzenberg Klinik

Prim. Univ. Prof. Dr.

Josef Riedler, FERS Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin, Kardinal Schwarzenberg Klinikum Kardinal Schwarzenberg- platz 1, 5620 Schwarzach/

Pongau, Österreich josef.riedler@ks-klinikum.at

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt.J. Riedler gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt.

Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.

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Originalien

Literatur

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Hinweis des Verlags.Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeich- nungen in veröffentlichten Karten und Instituts- adressen neutral.

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