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Die Religionsgemeinschaften als Körperschaften des öffentlichen Rechts im System des Grundgesetzes

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Schriften zum Öffentlichen Recht Band 32

Die Religionsgemeinschaften

als Körperschaften des öffentlichen Rechts im System des Grundgesetzes

Von

Hermann Weber

Duncker & Humblot · Berlin

(2)

H E R M A N N W E B E R

D i e Religionsgemeinschaften als Körperschaften des öffentlichen Rechts i m System des Grundgesetzes

(3)

S c h r i f t e n z u m ö f f e n t l i c h e n R e c h t

Band 32

(4)

Die Religionsgemeinschaften

als Körperschaften des öffentlichen Rechts i m System des Grundgesetzes

Von

Dr. H e r m a n n Weber

D U N C K E R & H U M B L O T / B E R L I N

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Alle Rechte vorbehalten

© 1966 Duncker & Humblot, Berlin 41 Gedruckt 1966 bei Alb. Sayffaerth, Berlin 61

Printed in Germany

(6)

V o r w o r t

Die hiermit vorgelegte Arbeit hat der Rechts- und Wirtschaftswissen- schaftlichen Fakultät der Universität Tübingen seit dem Winterse- mester 1964/65 als Dissertation vorgelegen; sie wurde in ihrer ursprüng- lichen Form im Oktober 1964 abgeschlossen. I n einigen Punkten habe ich nachträglich kleinere Änderungen vorgenommen; dabei konnte ich insbesondere die Literatur bis etwa November 1965 nachtragen. Nicht mehr rechtzeitig zugänglich wurden mir die wichtigen staatskirchen- rechtlichen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts vom 14.

Dezember 1965; einige wesentliche Abhandlungen, die nur teilweise oder gar nicht berücksichtigt werden konnten, habe ich wenigstens in einem Nachtrag zum Literaturverzeichnis aufgeführt.

Die Veröffentlichung fällt in einen Zeitpunkt, in dem auf breiter Basis eine Überprüfung der bisher eingenommenen, weit vorgescho- benen staatskirchenrechtlichen Positionen eingesetzt hat; zu nennen sind dabei neben der bereits erwähnten Rechtsprechung des Bundesver- fassungsgerichts die Prozesse um das Schulgebet in Hessen und den Religionsunterricht in Bremen, die Diskussion um das Niedersächsische Konkordat und nicht zuletzt die seit etwa 1960 einsetzende wissen- schaftliche K r i t i k an den Thesen der bis dahin nahezu unbestritten herrschenden Lehre und Rechtsprechung. Wenn die vorliegende Unter- suchung sich in diesen Prozeß der Neubesinnung einfügt und durch die monographische Erörterung einer Einzelfrage zu einer dem Grund- gesetz entsprechenden Lösung der Grundfragen des Verhältnisses von Staat und Kirche in unserer Verfassungsordnung beiträgt, hat sie ihren Zweck erfüllt.

Meinem Lehrer, Herrn Professor Dr. Otto Bachof, danke ich für sein Interesse an dem Thema und für die Betreuung der Arbeit, Herrn Professor Dr. Martin Hechel für zahlreiche wertvolle Hinweise. Dank sagen möchte ich auch Herrn Ministerialrat a. D. Dr. J. Broermann, dem Inhaber des Verlages Duncker & Humblot, der die Publikation der Arbeit in der vorliegenden Form ermöglicht hat.

Tübingen, den 30. Dezember 1965

Hermann Weber

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I n h a l t

I. Abschnitt Grundlegung Α. Einleitung

§ 1. Problemstellung, methodische und terminologische Vorbemer-

kungen 15 a) Grundsätzliche Beschränkung auf das Bundesverfassungsrecht 17

b) Staatliche Sicht und juristische Methode 18 c) K e i n terminologischer Unterschied Kirchen-Religionsgemein-

schaften-Religionsgesellschaften; die „Großkirchen" 21 B. Die Grundlagen des heutigen Staatskirchenrechts

§ 2. Die Weimarer Kirchenartikel i m System des Grundgesetzes 23

a) Die herrschende Lehre 23 b) Grundsätzliche Möglichkeit eines Inhaltswandels gleichblei-

bender Verfassungsnormen? 25 c) Bedeutungswandel der Weimarer Kirchenartikel? 28

§ 3. Grundprinzipien des Staatskirchenrechts des Grundgesetzes 31 a) Organisatorische Trennung von Staat u n d Kirche 32 b) Eigenständigkeit der kirchlichen Gewalt : 33

c) Unterordnung der Religionsgemeinschaften unter die allge-

meine Staatshoheit 35 d) Parität der öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaften 40

I I . Abschnitt

Die grundsätzliche Bedeutung des Status der Religionsgemeinschaften als Körperschaften des öffentlichen Rechts

A. Unanwendbarkeit des allgemeinen (verwaltungsrechtlichen) Begriffs der Körperschaft des öffentlichen Rechts

§ 4. Geschichte und heutige Bedeutung des Begriffs 46

a) Geschichtliche Entwicklung 46 b) Heutige Bedeutung des Begriffs 49

(9)

8 Inhalt

§ 5. Die Geschichte der Anwendung des Begriffs auf die Kirchen 51

§ 6. Unbrauchbarkeit des verwaltungsrechtlichen Begriffs der öffent- lich-rechtlichen Körperschaft zur Erklärung der Stellung der Reli-

gionsgemeinschaften unter dem Grundgesetz 56 B. Die Korporationsqualität als öffentlicher Gesamtstatus?

§ 7. Definition des Problems, Ausgrenzungen, Möglichkeiten eines

Gesamtstatus 59 a) Ausgrenzungen 60 b) Möglichkeiten eines Gesamtstatus 62

§ 8. K e i n Status normativer Öffentlichkeit 63 a) Prinzipielles zum Begriff des „werthaft öffentlichen" 63

b) Nichtzugehörigkeit der Kirchen zu diesem Bereich 68

§ 9. Status soziologischer Öffentlichkeit 73 a) Prinzipielles zum Begriff des „soziologisch öffentlichen" 73

b) Kirchen als Glieder dieser politisch-gesellschaftlichen Sphäre 77

§ 10. Korporationsqualität als Anerkennung des Öffentlichkeitsan-

spruchs der Kirchen? 79 a) Der Öffentlichkeitsanspruch i n theologischer Sicht 79

b) Der Öffentlichkeitsanspruch i n der staatlichen Rechtsordnung 81

§ 11. Korporationsqualität kein öffentlich-rechtlicher Gesamtstatus 85

a) Kirchen nicht strukturdefiniert öffentlich-rechtlich 85 b) Kirchen und Kirchenrecht nicht generell öffentlich-rechtlich

kraft staatlicher Entscheidung 87 C. Die grundsätzliche Bedeutung der Korporationsqualität im übrigen

§ 12. Die Korporationsqualität als verfassungswirksames Angebot

öffentlich-rechtlicher Gestaltungsmöglichkeiten 91 a) Die Korporationsqualität als materielle Garantie 92

b) Die Korporationsqualität als Angebot 95 c) Die Korporationsqualität als vom Staat eingeräumte, wider-

rufliche Stellung 97

III. Abschnitt

Die Bedeutung der Garantie der Körperschaftsrechte I m einzelnen A. Subjektive Reichweite der Garantie

§ 13. Allgemeines und Rechtslage bei den einzelnen Religionsgemein-

schaften 99

(10)

Inhalt

a) Allgemeines v..' 99 b) Die Religionsgemeinschaften i m einzelnen 104

1. Römisch-katholische Kirche 105 2. Evangelische Kirche 106 3. Die kleinen Religionsgesellschaften des öffentlichen Rechts 107

B. Objektive Reichweite der Garantie

§ 14. M i t der Korporationsqualität garantierte Rechte 108 a) Uberblick über die Befugnisse und Vorrechte der Kirchen auf

dem Gebiet des öffentlichen Rechts 109

1. Besteuerungsrecht 109 2. Parochialrecht und „Zwangsmitgliedschaft" 110

3. Dienstherrenfähigkeit 112 4. Disziplinargewalt 118 5. Vereidigungsrecht 120 6. Autonomie zur Regelung dieser Bereiche m i t öffentlich-

rechtlicher W i r k u n g 120

7. Res sacrae 124 8. Strafrechtsschutz 125 9. Das „Privilegienbündel" 125 10. Fähigkeit, Staatsauf gaben wahrzunehmen 128

b) Der verfassungsrechtlich abgesicherte Bereich 130

§15. I n der Korporationsqualität nicht enthaltene Rechte 131 a) Keine Parteifähigkeit i m Organstreitverfahren vor dem B u n -

desverfassungsgericht 131 b) Keine „Meistbegünstigungsklausel" gegenüber den Körper-

schaften der mittelbaren Staatsverwaltung; kein genereller

Amtshilfeanspruch 134 c) Keine echte Gerichtsbarkeit der Kirchen 135

C. In der Korporationsqualität enthaltene Bindungen und Belastungen

§ 16. Allgemeines 138 a) Bindungen nur i m öffentlich-rechtlichen Bereich 138

b) Wegfall der besonderen Kirchenhoheit des Staates 139 c) Keine Verpflichtung zu bundestreueähnlichem Verhalten 142

§17. Die einzelnen Bindungen der Kirchen i m öffentlich-rechtlichen

Bereich 143 a) Anwendbarkeit der Rechtsschutzgarantie des Art. 19 Abs. I V GG 143

b) Grundrechtsbindung 149 c) Einschränkung der Grundrechtsgeltung 151

d) Keine Einzelaufsichtsrechte des Staates 153

(11)

10 Inhalt IV. Abschnitt

Schluß

§ 18. Zusammenfassung und Schluß 156 a) Zusammenfassung der Ergebnisse 156

b) Schlußbetrachtung 159

Literaturverzeichnis 161 Personenregister 177

Sachregister 178

Paragraphenregister 186

(12)

Verzeichnis der A b k ü r z u n g e n *

a. a. O. am angegebenen Ort Abs. Absatz

AcP Archiv für die zivilistische Praxis A L E Preußisches Allgemeines Landrecht Anm. Anmerkung

AöH Archiv des öffentlichen Rechts A r b G Arbeitsgericht

ArchEvKR Archiv für evangelisches Kirchenrecht ArchKathKR Archiv für katholisches Kirchenrecht ArchRSozPhil Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie Art. A r t i k e l

Aufl. Auflage Az. Aktenzeichen

BayBS Bereinigte Sammlung des Bayerischen Landesrechts BayObLG Bayerisches Oberstes Landesgericht

BayVBl. Bayerische Verwaltungsblätter B a y V G H Bayerischer Verwaltungsgerichtshof BBauGes Bundesbaugesetz

B B G Bundesbeamtengesetz Bd. Band

Beschl. Beschluß

Β F H Bundesfinanzhof B G B Bürgerliches Gesetzbuch BGBl. Bundesgesetzblatt B G H Bundesgerichtshof

BGHSt Amtliche Sammlung der Entscheidungen des Bundes- gerichtshofs i n Strafsachen

B G H Z Amtliche Sammlung der Entscheidungen des Bundes- gerichtshofs i n Zivilsachen

B K Bonner Kommentar

BLeistG Bundesleistungsgesetz BRRG Beamtenrechtsrahmengesetz BSozG Bundessozialgericht

BSozHG Bundessozialhilfegesetz BVerfG Bundesverfassungsgericht

* Hier nur Abkürzungen; alle bibliographischen Angaben finden sich i m Literaturverzeichnis.

(13)

12 Verzeichnis der Abkürzungen

BVerfGE Amtliche Sammlung der Entscheidungen des Bundes- verfassungsgerichts

BVerfGG Gesetz über das Bundesverfassungsgericht B V e r w G Bundesverwaltungsgericht

BVerwGE Amtliche Sammlung der Entscheidungen des Bundes- verwaltungsgerichts

CJC Codex Juris Canonici Diss. Dissertation DÖV Die öffentliche Verwaltung DRZ Deutsche Rechtszeitschrift dt. deutsch DVBl. Deutsches Verwaltungsblatt

E amtliche Entscheidungssammlung (des jeweils ange- sprochenen Gerichts)

E v K L Evangelisches Kirchenlexikon EvSozL Evangelisches Soziallexikon

FamRZ Zeitschrift für das gesamte Familienrecht, früher Ehe und Familie

FG Finanzgericht

FGG Gesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit GBl. Gesetzblatt

GBO Grundbuchordnung Ges. Gesetz

G K G Gerichtskostengesetz GVBL Gesetz- und Verordnungsblatt

H d W R W Handwörterbuch der Rechtswissenschaft HdWSozW Handwörterbuch der Sozialwissenschaften H T h G Handbuch theologischer Grundbegriffe insbes. insbesondere

i.V. in Verbindung

JBL Juristische Blätter (Österreich)

JöffR Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart J W G Jugendwohlfahrtsgesetz

JZ Juristenzeitung K G Kammergericht

K G J Jahrbücher der Rechtsprechung des Kammergerichts KirchE Entscheidungen in Kirchensachen

K O Konkursordnung Komm. Kommentar

L G Landgericht

L.S. Lammers-Simons, Die Rechtsprechung des Staatsgerichts- hofs für das Deutsche Reich

L T h K Lexikon für Theologie und Kirche M D R Monatsschrift für Deutsches Recht MRVO Militärregierungsverordnung

(14)

Verzeichnis der Abkürzungen MSchG Mieterschutzgesetz

mschr. Maschinenschrift (bei Dissertationen) M T h Z Münchener Theologische Zeitschrift m.(w.)Nachw. m i t (weiteren) Nachweisen

NatVersProt Verhandlungen der Verfassungsgebenden Nationalver- sammlung

N.F. Neue Folge

NJW Neue Juristische Wochenschrift NRW Nordrhein-Westfalen ÖJZ österreichische Juristenzeitung

ö s t A r c h K R österreichisches Archiv für Kirchenrecht O V G Oberverwaltungsgericht PolSt Politische Studien

PreußOVG Preußisches Oberverwaltungsgericht Rd.-Nr. Randnummer

RG Reichsgericht

RGG Religion i n Geschichte und Gegenwart

RGSt Amtliche Sammlung der Entscheidungen des Reichsge- richts i n Strafsachen

RGZ Amtliche Sammlung der Entscheidungen des Reichsge- richts i n Zivilsachen

R i A Recht i m A m t S. Seite seil. scilicet (ergänze) Sp. Spalte StL Staatslexikon U. Urteil v. vom, von

Verf. Verfassung VerwArch Verwaltungsarchiv V G Verwaltungsgericht V G G Verwaltungsgerichtsgesetz vgl. vergleiche

V G H Verwaltungsgerichtshof

V V D t S t R L Veröffentlichungen der Vereinigung Deutscher Staats- rechtslehrer

VwGO, VerwGO Verwaltungsgerichtsordnung W R V Weimarer Reichsverfassung ZBR Zeitschrift für Beamtenrecht ZevEth Zeitschrift für evangelische Ethik

ZevKR Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht

Z K R Zeitschrift für Kirchenrecht von Dove und Friedberg ZPO Zivilprozeßordnung

ZSavStRG Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte

(15)
(16)

I. A b s c h n i t t

G r u n d l e g u n g

A» E i n l e i t u n g

§ 1. P r o b l e m s t e l l u n g , methodische u n d t e r m i n o l o g i s c h e V o r b e m e r k u n g e n

D i e richtige O r d n u n g des Verhältnisses v o n Staat u n d K i r c h e1 ist seit j e h e r eines der zentralen — u n d neuralgischen — P r o b l e m e des m o d e r - n e n Verfassungsstaates. D e m Staat als Gebietsherrschaftsverband zur O r g a n i s a t i o n u n d A k t i v i e r u n g des gebietsgesellschaftlichen Z u s a m m e n - w i r k e n s2 stehen die auf d e m Staatsgebiet t ä t i g w e r d e n d e n , historisch gewachsenen u n d v o n i h r e r religiösen A u f g a b e h e r b e s t i m m t e n R e l i - gionsgemeinschaften gegenüber. Nebeneinander bestehen die staatliche u n d — z u m i n d e s t auf katholischer Seite — eine v o l l ausgebildete k i r c h l i c h e Rechtsordnung. Beide überschneiden sich u n d decken sich an

1 Zur Terminologie unten unter c). Z u m allgemeinen Problem des Ver- hältnisses zwischen Staat und Kiròhe und zur historischen Entwicklung vgl. die folgenden A r t i k e l i n Nachschlagewerken und die dort nahezu vollständig nachgewiesene Literatur: Reiche, E v K L , Bd. I I I , Sp. 1113 ff.

(Literaturverzeichnis Sp. 1121 f.); Hugo Rahner und viele andere, S t - L Bd. IV, Sp. 991 ff. (Literaturverzeichnis Sp. 1046 f.); Werner Weber, HdWSozW, Bd. I X , S. 753 ff. (Literaturverzeichnis S. 757); Raab/Mörsdorf, L T h K , Bd. VI, Sp. 288 ff. (Literaturverzeichnis Sp. 294 f., 300). Die ausländische Literatur ist nachgewiesen bei Bates, Glaubensfreiheit, S. 864 ff. Außer dem bereits i m Literaturverzeichnis dieser Arbeit enthaltenen neueren Schrifttum sind folgende wichtige Arbeiten nachzutragen: aus der älteren Literatur: Paul Simon und Hans Gerber, „Staat und Kirche", Vorträge, Deutsches Volkstum 1931, S. 576 ff. bzw. 596 ff.; Josef Lohr u n d Paul Althaus, „Staat und Kirche", Vorträge, in: Der Staat, eine Schulungswoche der Deutschen Studenten- schaft, o. J. (ca. 1930); aus der neueren Literatur: K . O. Frhr. v. Aretin, Katholische Kirche und demokratischer Staat, Merkur 1963, Heft 190, S. 1185 ff.; Hans Müller, Katholische Kirche und Nationalsozialismus, 1963;

Günther van Norden, Kirche i n der Krise, 1963; Sidney Z.Ehler, Twenty Centuries of Church and State, Westminster 1957 (deutsch unter dem Titel

„Zwanzig Jahrhunderte Kirche und Staat", Essen 1962); vgl. schließlich neu- estens K. O. Frhr. v. Aretin, Katholische Kirche und Nationalsozialismus — Eine Bilanz der Diskussionen, M e r k u r 1965, Heft 213, S. 1188 ff. m. Nachw.

2 Heller, Allgemeine Staatslehre, S. 203.

(17)

16 Α. Einleitung

den Schnittpunkten keineswegs; sie definieren von verschiedenen Stand- punkten aus Wesen und Rechtsgestalt der Kirchen und wenden sich mit ihren i m Grenzbereich oft widersprechenden Normen an den gleichen Adressaten — den Staatsbürger, der auch Kirchenglied ist. Sowohl für den Staat wie für die Religionsgemeinschaften w i r d beansprucht, daß sie „öffentlich", „hoheitlich", „souverän" tätig werden, wobei über die Definition der Begriffe keineswegs Einigkeit besteht. Beider An- sprüche sind zueinander ins Verhältnis zu setzen, die Zuständigkeit von Staat und Religionsgemeinschaften und die Geltungsbereiche weltlichen und kirchlichen Rechts sind abzugrenzen; der Status der Kirchen in der weltlichen Ordnung ist festzulegen. Diese Abgrenzung und Fest- legung hat seit der Entstehung des modernen Einheitsstaates der staatliche Gesetzgeber für sich i n Anspruch genommen; der konstitu- tionelle Staat trifft zumindest die grundsätzliche Regelung traditionel- lerweise i n der Verfassungsurkunde3«

Der Parlamentarische Rat und das von ihm geschaffene Grundgesetz haben diese Aufgabe nicht neu gelöst, sondern die Weimarer Kirchen-

artikel als integralen Bestandteil i n die neue Verfassung rezipiert (Art. 140 GG). Aufrechterhalten bleibt damit als einer der Kernpunkte des Weimarer staatskirchenrechtlichen Systems der Status der Reli- gionsgemeinschaften als Körperschaften des öffentlichen Rechts (Art.

137 Abs. V WRV) — und mit ihm die Unklarheit über seine Bedeutung.

Trotz des erheblichen Umfangs des neueren Schrifttums zum Staats- kirchenrecht ist keine Darstellung ersichtlich, die speziell die Bedeu- tung dieser Garantie i m System des Grundgesetzes zu umreißen ver- sucht und es unternimmt, von hierher zur Klärung der staatskirchen- rechtlichen Lage beizutragen4. Dies soll Aufgabe der folgenden Unter- suchung sein, eine Aufgabe, die es notwendig macht, einige Vorbemer- kungen sowohl zur Eingrenzung des Themas als auch zur Methode und Terminologie vorauszuschicken.

3 Vgl. Scheuner, RGG, Bd. I I I , Sp. 1330; zur historischen Entwicklung i n der Neuzeit ferner H. Conrad, StL, Bd. I V , Sp. 1001 ff. — Ein Beispiel für eine vorkonstitutionelle Normierung i m gesetzten Recht bietet das A L R (11. Titel, I I . Teil); i n den späteren Verfassungen finden sich fast stets staatskirchenrechtliche Regelungen (vgl. ζ. B. Bayerisches Religionsedikt von 1808 als Beilage zur Konstitution von 1807 und wieder zur Verfassungs- urkunde von 1818, abgedruckt bei Josef Pözl, Sammlung der Bayerischen Verfassungsgesetze, 2. Aufl. 1869, S. 123 ff.; ferner Württembergische Ver- fassung von 1819, Titel V I ; Preußische Verfassung von 1850, Art. 12—18;

Paulskirchenverfassung v. 28. 3. 1849, A r t . V, insbes. § 147 — die zuletzt zitierten Verfassungen finden sich alle bei E. R. Huber, Quellen zum Staats- recht der Neuzeit, Bd. I, 1949.

4 Neuerdings hat Mikat das Teilproblem der staatlichen Verwaltungs- gerichtsbarkeit i n Kirchensachen v o m öffentlich-rechtlichen Status der Kirchen her zu lösen versucht (Streitsachen, passim, insbes. S. 325 ff.).

Darauf w i r d unten einzugehen sein.

(18)

§ 1. Problemstellung und Vorbemerkungen 17 a) Grundsätzliche Beschränkung auf do.s Bundesverfassungsrecht Soweit die Stellung der Kirchen über rein soziologisch-tatsächliche Gegebenheiten hinaus Rechtsstatus ist, beruht sie auf Recht verschie- dener Ebenen: Bundes- und Landesrecht zum einen, Verfassungs-, einfaches Gesetzes- und Vertragsrecht zum anderen. Die bundesver- fassungsrechtliche Regelung des Staatskirchenrechts — und mit ihr die Garantie des Status der Religionsgemeinschaften als Körperschaften des öffentlichen Rechts — enthält nur einen Rahmen, dessen Auffül- lung wegen des Fehlens einer entsprechenden Gesetzgebungskompe- tenz des Bundes unter dem Grundgesetz Sache der Länder ist. Dabei ist der Landesgesetzgeber freilich an den bundesrechtlichen Rahmen gebunden, soweit dieser Regelungen enthält5. Ein Grundbestand an Rechten mag überdies unabänderlich sein — entweder auf Grund positiver Verfassungsbestimmung (Art. 79 Abs. I I I GG) während des Bestehens der Kodifikation des Grundgesetzes oder kraft überposi- tiven Rechts überhaupt6. So kann die Frage nach dem Inhalt der Rechtsstellung der Kirchen als öffentliche Körperschaften i n zweierlei

Sinn gestellt werden: entweder als Frage nach dem System von Berechtigungen und Beschränkungen, die sich — auch den Landes- gesetzgeber bindend — aus der Korporationsqualität ergeben, und nach dem darin möglicherweise enthaltenen unabänderlichen Grundbestand oder aber umfassend als Frage nach dem gesamten öffentlichen Rechts- status der Kirchen, also auch nach der Auffüllung, die die Länder dem Verfassungsrahmen des Bundes gegeben haben. Hier geht es um die Interpretation der Bundesverfassung, die allerdings mitunter nur in ihrer landesrechtlichen Konkretisierung anschaulich wird. Nur i m ersten Sinne zwar, als Frage nach dem bundesrechtlichen Rahmen, ist die Frage also zu stellen; zur Verdeutlichung w i r d es jedoch notwendig werden, die positiven Regelungen des Landesrechts bei scharfer begriff- licher Trennung gelegentlich heranzuziehen.

s So richtig Hesse, Rechtsschutz, S. 24. Die staatskirchenrechtlichen Be- stimmungen des Grundgesetzes sind zwar eine „Minimalordnung" (Mikat, Kirchen und Religionsgemeinschaften, S. 119) des Verhältnisses von Staat u n d Kirche, nicht aber i m Sinne einer „Mindestprivilegierung" der Religions- gemeinschaften, die von den Ländern ohne Rücksicht auf Art. 31 GG beliebig erweitert werden kann (so Süsterhenn-Schäfer, Komm., Vorb. 7 zu A r t . 41), sondern eines „Grundbestandes berechtigender und beschrän- kender Normierungen", die den Landesgesetzgeber binden (Hesse, a. a. O., S. 26).

β Z u m begrifflichen Unterschied vgl. die Kontroverse zwischen Joseph Piller, L'aménagement de la société politique dans le cadre national, Poli- tela 2 (1950), S. 146 ff., und Nawiasky, Das Eigenrecht der kleineren Gemein- schaften, Politela 3 (1951), S. 115 ff. Z u r Begrenztheit der W i r k u n g des Art. 79 Abs. I I I GG auf die Zeit während der Gültigkeit der Kodifikation des Grundgesetzes vgl. Herbert Krüger, DÖV 1961, 721.

2 Weber

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