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Über nutritive Verbindungen der Eizellen mit Nährzellen im Insektenovarium und amito-
tische Kernprozesse
(vorläufige Mitteilung) von
Dr. Heinr. Ritter v.
Wielowieyski.
(Mit2 Tafeln.)
(Vorgelegt in der Sitzung
am
15. Dezember 1904.)In
den
Jahren 1885und
1886habe
ich einigeAbhandlungen
veröffentlicht/
welche
denBau
des Insektenovariums, ins- besondere'die intimenVerbindungen zwischen
den Eizellenund
anderenElementen
der Eiröhre sowie dieUmwandlungen
des Kerninhaltes beijungen
Ovarialeiern behandelten.Als Hauptergebnis diesbezüglicher
Untersuchungen habe
ich hiebei angegeben, daß die großkernigen Zellen,
welche
inder
Endkammer
der Eiröhren derHemipteren
enthalten sindund
dievon
einigenAutoren
(insbesondere Will) als Ooblastenangesehen werden —
reine Dotterbildungselemente darstellen, die mit der Eibildung nichtsgemein
haben.Diese Dotterzellen
wurden von
mir weiter als mit den Ausläufern der Eizellen— den schon von Lubbock
bekanntgemachten Yelk-ducts — verbunden
erklärt,wobei
ich die1) V.
Wi
e1ow
ieyski: Zur Kenntnis der Eibildungbei PyrhocorisAptertts.Zool. Anz. 1885.
—
Zur Morphologie des Insektenovariums. Zool. Anz. 1886.—
budowie jajnika u owadöw (Über den Bau des Insektenovariums).Sitzber. der Nat. Mat. Abteilung der k. k. Akad. d. Wiss. Krakau 1886.
—
Das Keimbläschenstadium des Geschlechtskernes; ein Beitrag zur Ent- wicklungsgeschichte der Geschlechtsprodukte. Zool. Anz. 1886.
letzteren als pinselförmig verzweigt
und
mit ihren feinstenVerzweigungen
bis an die ersteren herantretend darstellte.Der
Längsschnitt derEndkammer wurde
somit derweiseinterpretiert, daß seine äußere zellige Schichte als Dotterzellen
parenchym,
die innere hyaline, längsstreifige Markschicht als ein Geflecht jener feinsten Dottergängeund
deren Ver-zweigungen
gekennzeichnet wurde.Inwiefern diesbezügliche Polemik die Verhältnisse jener
Elemente
zueinander definitiv aufzuklären vermochte, erhelltaus
dem Umstände,
daß,obwohl
meiner Darstellung teilweiseschon
damals,und
durch keinen geringeren Forscher als es ProfessorKorscheit
ist—
Rechtgegeben
wurde,dennoch
ingewissen
Punkten
bis auf die jüngste Zeit gewichtigeBedenken
entgegengebrachtwurden,
so daßmanches
einer erneuertenUntersuchung zu
unterziehen war,um
den Sachverhalt wenigstensvon
morphologischer Seite endgültig festzustellen.Insbesondere ist die Frage strittig geblieben, wie eigentlich die Markschicht der
Endkammer beim Hemipterenovarium
beschaffen ist— nachdem
dieselbevon
mir als ein kompliziertes Fasergeflecht,von
anderen Forscherndagegen
als ein flüßiger Brei aufgefaßt wurde, welcher aus derAuflösung
der Zellen der Rindenschicht entstanden— von
derEndkammer
aus durchdie Dottergänge
den
Eizellen zufließenund
denselbensowohl
Zellplasma, alsauch
sogar fertigesKern-Chromatin
zuführensollte.
Durch
diese Kontroverse veranlaßt, benützte ich die sich mir letztenSommer
darbietende Gelegenheit,meine
dies-bezüglichen
Untersuchungen
fortzusetzenund zu
einer Reihevon
Ergebnissenzu
gelangen, diemeine
früheren Resultate einerseitsvollkommen
bestätigen, andererseits aber dieselben durchneue Daten
vervollständigen.Als Untersuchungsobjekt dienten mir dieselben
Hemipteren
wie früher, also: Pyrhocoris Notonecta, Cimex,außerdem
aberauch Syromastes
Nepa, Hydrometra, sowie verschiedene Cica- diden— dann
aberauch Aphiden und
verschiedene Käferarten, die ich zur Vergleichungherangezogen
hatte.Inwiefern mir diesmal die Schnittmethode eigentlich nichts besonders neues geliefert hat,
was
ich sonst nicht schonNutritive Verbindune:'ö der Eizellen bei Insekten.
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in meiner polnischen Arbeit abgebildet hätte, so hat mir eine altehrwürdige
Methode
Ergebnisse gezeitigt, die einigevon den
hierhergehörenden Fragen endgültig zu lösen
inder
Lage
sind.Es
ist diegewöhnliche
Macerationsmethode.In
schwacher
Essigsäureund
Alkoholmehrere Stunden
lang eingetaucht,können
dieEndkammern
derHemipteren
in ihre einzelnenElemente
derart zerlegt werden, daß in dies- bezüglichen, in Glyzerin untersuchtenStücken
jede Zelleund
jede Faser für sich untersucht
und
behandeltwerden
kann.Ein Blick auf ein solches Macerationspräparat zeigt auf
den
ersten Blick dievollkommene
Richtigkeit meiner ursprüng-lich aufschnitten dargelegten
Anschauung:
die einzelnenjungen
Eizellen
werden
mit ihren, oft ihreLängsdurchmesser
beinaheums
20fache übertreffenden Dottergänge herauspräpariert,wobei
diese Yelk-ducts biszu
ihren feinstenVerzweigungen
in der
Endkammer zu
verfolgen sind.Das
Bild, welchesman
hiebeibekommt
(Fig. 1), erinnert an einen Blumenstrauß, dessen Stengel ungefähr im ersten Dritteil durch eineZusammenschnürung
fester aneinander gepreßt, in beiden entgegengesetzten Richtungen auseinander- gehend, hier mit Eizellen, dort mit Dotterzellenverbunden
sind,
wobei
striktnach dem
Vergleichsobjektegegen
die ersterenzu
eine Verdickung,gegen
die letzteren eineVerdünnung und Verzweigung
der Stengelzu
beobachten ist.Den
letztenVerzweigungen
dieser Dottergänge, die sehr zart sindund
leicht inBrüche
gehen, haften diebekannten
Nähr- oder Dotterzellen an,wobei zu
konstatieren ist,daß
dieVerbindung
durch das verjüngteEnde
derim
allgemeinen birn- förmig gestalteten Dotterzellen stattfindetund
eine so intimeist, daß
man
dieGrenze zwischen
der Zelleund dem
aus ihrhervorsprossenden
Faden
nicht entdeckenkann und
denselben deshalb als einen integrierenden Ausläufer der Zelleansehen muß.
Wie nunmehr
dieErnährung
der Eizelle derHemipteren
stattfindet, scheint
von
morphologischer Seitevollkommen
auf-geklärt
zu
sein.Die Eizelle schöpft
nun
nicht—
wie es so viele Autoren behauptethaben —
ihr Nährmaterial aus einer desorganisiertenPlasmamasse, welche etwa
als Detritus derEndkammerzellen zu
gelten hätte, sondern sie wird durch einSystem
lebender Zellorgane geflattert, diezum
Teil alsPseudopodien
(Dotter-gang und
dessenVerzweigungen) zum
Teil alsDrüsenzellen
(Dotterzellen der
Endkammer)
fungieren.Alle Zerfallserscheinungen, die
man
in derEndkammer
als Quelle derNährsubstanz
der Eizelle betrachtete (Korscheit, Stuhlmann, J. Groß,Lehrbuch von
Korschelt-Heider u. a.),erweisen sich
entweder —
wie ich esschon
1. c. behauptete—
als Kunstprodukte, die bei der Präparierung dieser äußerst zarten
Organe
leicht entstehenund
unseren Einblick in diese interessantenErnährungswege
vereiteln, oder dürften erstnach
erfolgter Obliterierung diesbezüglicher Dottergänge statt- finden. DieEndkammerzellen
erscheinen somit bei all den untersuchtenWanzenarten
als drüsige Elemente, die zur Zeit ihrer Funktionsperiode ihre Individualität beibehaltenund
nurmittelst der pseudopodienartigen Ausläufer mit
jungen
Eizellen inVerbindung
stehen, einen nutritiven Apparat derselben bildend.Diesem Typus
schließen sicham
nächsten dieAphiden
bei der Bildung der Wintereier an, wie es
schon
seinerzeitvon Claus
inHauptumrissen bekannt gemacht
wurde.An den
Fortsätzen der Eizellen, dienach
seiner Beschreibung in dieaus
wenigen
Dotterzellenzusammengesetzte Endkammer
heran- treten, ist ebenfalls eine pinselförmigeVerzweigung zu
kon-statieren,
wobei
dieVerschmelzung
je einervon
diesenEnd- verzweigungen
mit entsprechender Dotterzelle beobachtetwerden kann
(mir ist dies insbesondere bei Aphis platanoides gelungen).Der
Unterschiedvon
dervorhergehenden Gruppe
besteht nur darin, daß,indem
bei denWanzen
eine sehr großeAnzahl
Eizellen ihrePseudopodien
in dieEndkammer
ent-senden und
derMarkraum
der letzteren ein sehr kompliziertes Geflechtvon
feinen Fäserchen darstellt, hier nur je eine oder höchstens zwei Eizellen zu Wintereiernwerden und
dasganze
Ernährungssystem
somit ein viel einfacheres ist.Nutritive Verbindung'o der Eizellen bei Insekten. 681
Als einen
gewissen Übergang
zu dieser Einrichtungkönnten
wir denVorgang
bei einigensogenannten
meroYstischen Ovarien derHymenopteren und
Lepidopteren anführen,wo
hieund da mehr
oder weniger stumpfe Fortsätze diesbezüglicher Eizellen in die darüberliegendeDotterkammer
entsendetwerden,ohne
aber mittelsthesondererVerzweigungen
mit den einzelnen Dotterzellenzusammenzuwachsen.
Anschließend an die Verhältnisse bei
den Hemipteren müssen
wir diejenigen bei denColeopteren
(mitAusnahme
der Carabiden
und
Dytisciden, die rechtabweichende
Ver- hältnisse zurSchau
tragen)im Kurzen
besprechen, da dieselben äußerlich denjenigen bei denHemipteren
ziemlich ähnlich, rücksichtlich ihrer feineren Strukturund
Funktion mit denselbendoch
allzuweitgehend
identifiziert wurden.Bei Geotrtipes,MeloIontha, Telephorus, Cantharis,Coccinella
und
anderen, die ich untersuchte,habe
ichschon
1. c. eineEnd- kammer
beschrieben, die mit derjenigen derHemipteren auch
darin übereinstimmt, daß sie oberhalb des Keimlagers eine parenchyrnatische
Ansammlung
gleicher, ziemlich großkerniger Zellen enthält.Auf
Längsschnitten, die ichschon damals
anfertigteund
die ich jetzt wiederholt aus frischem Material herzustellen die
Gelegenheit hatte, ist mir
auch
jetzt vergönnt gewesen, michzu
überzeugen,daß
dieseEndkammern
keine zellenloseMark-
schichte respektive »freie
Plasmamasse«
enthalten, aus welcherein breiiger Zellendetritus
den
Eizellen entgegenfließen würde,um
soweniger auch
protoplasmatische Fortsätze der Eizellen enthalten, sondern in ihremganzen
Innernvon
gleichartigen, dicht aneinanderliegenden, verhältnismäßig kleineren Zellen vollgestopft sind.Die Zellen sind vieleckig abgeplattet, fest aneinander- gepreßt, aber deutlich begrenzt
und
durch Macerationvon
ein-ander trennbar.
Im
unteren Teile derEndkammer
grenzen siean das Keimlager, das heißt an die
Anhäufung
embryonaler Ei- zellen, die sichvon
ihnen an dieser Grenzlinie durch ihre ver- hältnismäßig kleinen, im weiteren Verlaufegegen
den unteren Teil der Eiröhre zu,immer wachsenden Dimensionen
als reifende Eizellen unterscheiden.Den Mangel
der Dottergängehabe
ich 1. c. als ein Hindernis aufgefaßt, dieEndkammer
desImagostadiums
für ein dotter- bildendesOrgan
aufzufassen,nachdem
die Eizellenvon den
Dotterzellen durch das
Keimlager
gesondert erscheinen.Wenn man
aber die jüngeren Stadien insAuge
faßt,wo
die Eizellen (als Keimzellen)noch
alleim
Keimlager befindlich sindund
somit beinahe unvermittelt an die Dotterzellen grenzen—
kann man annehmen,
daß die nutritive Tätigkeit letztererauch ohne Anwesenheit
der Dottergänge in diesen Stadien vor sichgehen
kann.Die in diesem Falle
von den Endkammerzellen
produzierten Nährsäftewürden
hier somit,wie
bei denjenigen Insekten,welche
sogenannte meroistische Ovarien (das heißt oberhalb einer jedenEikammer
je eineDotterkammer)
besitzen, durchdie Intercellularräume zirkulierend, bis an die
jungen
Eizellen herandiffundieren.Daß
in diesemStadium
(welches dermut-
maßlichen Funktionszeit diesesOrganes
entspricht), die nutritive Tätigkeit dieser Zellendem
Eigegenüber
auf cytolytischemWege
erfolgen sollte,habe
ich vollenGrund zu
bestreiten,worin
ich mitRobes
(Eibildung bei Rhizotrogus solstitialis, Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 67) übereinstimme.Andeutungen
etwaiger amöbo'idalen
Form Veränderungen
derjüngstenEizellen,wie man
sie ingewissen
Fällenwahrnimmt, können
hier alsbegünstigende
Momente
(Flächenvergrößerung etc.) gelten.Wenn
wir nach der prinzipiellenBedeutung
der hierbehandelten
Vorgänge
fragen, somüssen
wir zugeben, daß solcherlei Zellverbindungen, wie dieselben in angeführten Ovarien derHemipteren vorkommen, zwar
in sonstigen tierischen (vergl.Schubergs
Zellverbindungen etc., Zeitschr.f. wiss. Zool. 1904)
und
sogar pflanzlichenGeweben bekannt
sind
— im
Gebiete der Keimzellen einen selteneren Fall dar- stellen. Die typische Isoliertheit der reifen Eizelle wird hier ja durch innigeVerschmelzung
derselben mit Gewebszellenersetzt
— wohl
mit Gewebszellen, derenUrsprung
demjenigen der Eizelle selbstam
nächsten liegt,indem
beiderlei ausdem-
selben
Keimparenchym
entstehen.Um auch noch
entferntere Analogienim
Tierreiche anzu- führen,wo
die Eizelle mittelst protoplasmatischer Fortsätze mitNutritive Verbindung der Eizellen bei Insekten.
683
Nährzellen oder ähnlichen Gebilden
im Zusammenhange
steht, sohaben
wir bei wirbellosen Tieren vielleicht nur auf die mit einer Rhachis versehenen Ovarien derNematoden
(Ascaris),oder aber auf solche bei den
Lamellibranchiaten zu
ver- weisen (Cyclas, Scrobicularia). Dieses letztere Beispielwäre um
so treffender, als hier charakteristisch gestielte, durch einen langen Fortsatz mit
dem
Eierstocksepithelverbundene
Eizellenvorliegen,
welche während
der Stoffaufnahme mit einzelnen Epithelzellen ineinem
so regenVerkehr
stehen, daß die Zellgrenzen dieser letzteren (nachStauffacher) gegen
denEistiel gänzlich verwischt werden.
Weiterhin ist hier aber
auch
an das Verhalten der Eizellenim Eierstock der Säugetiere gegenüber
ihren FoUikel- (Granulosa)-Zellenzu
erinnern,welches zuerstvonFlemming,^
dann von G.Retzius
(Vortrag in der anatomischen Gesellschaftin Berlin 10.
Oktober
1889)bekannt gegeben
wurde.Nach
diesenUntersuchungen
soll das Protoplasma des Säugetiereies mit den dasselbeumgebenden
Granulosazellen vermittels feinerFädchen verbunden
sein, die durch die poröseZona
pellucida hindurchdringen. Diese Protoplasmafädchen,die hier den
Ernährungsweg
der Eizelle demonstrierenund
aufdenErnährungsvorgang
der Eizelle ein Licht werfen, stellennun
ein unzweifelhaftesAnalogon zu
denvon uns oben
behan- delten pseudopodienartigen Dottergängen derHemipteren
dar.In allen solchen Fällen finden wir eine
Ernährungsweise
derEizellevor uns,wo zwischen
derernährenden Blutflüssigkeitund dem zu
ernährenden Gebilde ein lebender ZellorganismusalsVermittler auftritt, dessen
Plasma
mit demjenigen der Eizelle innigst verwachsen, ein einheitlichesGanzes
darzustellen scheint.^Zum
Schlüsse dieser vorläufigen Mitteilung erlaube ich mir auf gewissebemerkenswerten Phänomene
hinzuweisen,die an
den
Zellkernenoben
geschilderter Dotterzellen derEnd- kammer
bei denHemipteren zu
beobachten sind, aberweder
1 Flemming: Zellsubstanz, Kern- und Zellteilung. Leipzig 1882.
2 Vgl. auch die frischerschienene Arbeitvon
MoUison:
»Die ernährende Tätigkeit des Follikelepithels bei Melolontha.< Zeitschr. f. wiss. Zool. 1904.bei den Aphiden,
noch
bei den Käfern,noch
bei den Dotter- zellen der meroistischen Ovarienvorzukommen
scheinen.Diese Prozesse bestehen in amitotischer Kernteilung, die in diesen Zellen
vorkommt,
irrtümlich aber als eine mit cyto- litischenVorgängen
innig verknüpfte Erscheinung betrachtet wurde,nachdem
es feststeht, daß dieEiernährung
nicht durchAuflösung
der Dotterzellen stattfindet.Inwiefern ich diesen letzteren
Vorgang ganz abweichend
deutenmuß und
eine Cytolyse nur eventuellnach
voll-kommenem Abschlüsse
der Tätigkeit jener Zellen für zulässig halte—
glaube ich aufGrund
diesbezüglicherBeob- achtungen
dasVorkommen
derAmitose
an jenen Zellkernen nicht bestreitenzu
dürfen.Wiewohl
ich nämlich die in der neuesten Arbeitvon Groß^
gezeichneten Kernbilder alszum
großen Teile durch die Präparation verändert
ansehen muß
(was auch
darinzum Ausdruck kommt,
daß der Verfasser aufGrund
derselben Präparate die Markschicht derEnd- kammer ganz
irrtümlich alshomogene Plasmamasse
beschreibt)— habe
ichdennoch
so prägnante Achterfigurenund
ein-geschnürte Nucleolen zur Ansicht
bekommen
(Fig. 5, 7, 8),daß ich
nunmehr
keinen Zweifelmehr
hege, daß es sich hierum
amitotische Kernteilung oder Kernzerteilung handelt.Einen
mittelbarenBeweis
für dieseBehauptung
sehe ichaußerdem
in der Beobachtung^ daß in denEndkammern
der
Larven
dieser Tiere meist nur einkernige Dotterzellen vor-kommen, wogegen
die Zahl der zwei-und mehrkernigen
mit der Reifung der Tiere bedeutend anwächst,
ohne
daß indiesem
Stadium auch
nur eine einzige karyokinetische Teilung an diesen großenund
deutlichen Zellkernen vorzufinden wäre.Inwiefern ich den amitotischen
Vorgang
anwenigen
un- zweifelhaften Fällen zu beobachten in derLage
war,kann
ich denselben dahin formulieren, daß er bei Notonecta mit einer ziemlich gleichen Halbierung des entsprechend ver- längerten Kernkörperchens beginnt,
sodann
eineEinschnürung
des ovalgewordenen
Kernumrisses erfolgt (Fig. 5, 6, 7, 8),wonach
bei gleichzeitigerEinschnürung
derSeitenwände
1 Jul. Groß,Untersuchungen über dasOvarium der Hemipteren, zugleich ein Beitrag zur Amitosenfrage. Zeitschr. für wiss. Zool. 1900.
Nutritive Verbindung der Eizellen bei Insekten.
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eine
Scheidewand zwischen
beiden Kernpartien sichtbar wird.(Fig. 9, 10.)
Was
dasChromatin
des Zellkernes anbelangt, so trittdasselbe bei Notonecta
und Nepa
teilweise als ein aus rund- lichenMikrosomen
bestehenderFaden
auf, der dicht unter derKernmembran
verläuft,wodurch auch
dervon Conklin^
beobachtete freie
Raum um den
Nucleolus erklärlich wird(Fig. 4, 6), teilweise aber
auch
inForm
von vieleckigen Körnern,welche im
Verlaufe eines hyalinen Fadennetzeszu
liegen scheinen. (Fig. 7, 8.)Daß
der Eintritt der amitotischen Kernteilung eine Alters- erscheinungund
einen Vorläufer des Absterbens desselbendarstellt, ist
wohl
nichtzu
bestreiten,nachdem
es ziemlich allgemein bestätigt wurde, daß solcherlei Zellkerne nichtmehr
karyokinetische Teilung
durchmachen
können.Nachdem
wir aber unwiderleglich dargetan haben, daß die Dotterbildungs- zellenim
Laufe ihrer eiernährenden Funktion keinerAuflösung
(Cytolyse) unterliegen, vielmehr aber als scharf individualisierteElemente
mitden
Eifortsätzenkommunizieren — müssen
wirannehmen,
daß hier die amitotische Kernteilung eine Begleit- erscheinung der Dotterausscheidung ist.Daß
dieselbe nicht als conditio sinequa non
solcher Prozesseanzusehen
ist, erhellt ausdem Umstände,
daß die- selbe in anderen Dotterbildungszellen (z. B. in den Dotter-kammern
sämtlicher meroistischen Ovarien) nicht vorgefunden wurde, vielmehr diese letzterennach Ende
ihres Lebenslaufes selbständig, unter charakteristischemZusammenfließen
desChromatins
der Zellkerne in Stücke zerfallen, eventuellauch
(wie esschon
beobachtet w^urde)von
derEizelle phagocytiert werden. (DeBruyne
Archives de Biol. T. 15. 1898.)Um
dieBedeutung
der aufsolchem Wege
eintretendenVielkernigkeit
der Dotterzellen einigermaßenzu
erklären, dürfte es vielleicht zulässig erscheinen, die amitotische Kern- teilung der Nährzellen derHemipteren
alsim
Dienste der Flächenvergrößerung der Kernsubstanz stehendzu
betrachten1 Conklin, Amitosis in the egg follicle cells of the Cricket. American Naturalist 1903.
und
mit demjenigenVorgang
zusammenzustellen,wo
der anfangs rundlicheKern
derDotterzellen gewisser meroistischen Ovarien (z. B. beiForßcula nach Korschelr)
in späterer Ent-wicklung
vielfach ausgebuchtetund
quasi mitPseudopodien
ausgestattet erscheint,
welche
als Flächenvergrößerung des Nährzellkerneszu
erklären sind.Olejowa bei Hovodenka (Galizien),
im November 1904.
Tafelerklärung.
Fig. 1. Macerationspräparat aus der Endkammer des Ovariums von Notonecta glauca. Die Nährzellen deutlichgesondert, hängen mit ihrenAusläufern an den Endverzweigungen der Dottergänge, welche von den zum Teil in der unteren Partie des Präparates befindlichen, zum Teil tiefer unten in der Eiröhre liegenden, jedoch abgerissenen Eizellen herrühren. Nach
Zeiß. D. 2. mit der Kammer gezeichnet und nachher verkleinert. Vergr.
zirka 200.
Fig. \a. Endverzweigung eines Dotterganges mit daran haftenden Nährzellen, stärker vergrößert.
Fig. \b. Teil des Fasergeflechtes aus dem Markraume der Endkammer. Zeiß.
F. 2. Vergr. 550.
Fig. 2. Zwei frisch herausgerissene und in der Blutflüssigkeit untersuchte Nährzellen desselben Organes. (a) einkernig, (b) zweikernig. Kerne wasserhell mit deutlich hervortretenden Nucleolen. Zeiß. F. 2.
Vergr. 550.
Fig. 3. Zwei ähnliche Zellen nach Behandlung mit Essigsäure-Alkohol und Methylgrünfärbung. Chromatin durch Gerinnung sichtbar geworden und tief grün gefärbt. Nucleolen ungefärbt. Protoplasma fein granuliert. Vergr. F. 2. 550.
Fig. 4. Nährzellen aus der Endkammer des Ovariums von Nepa cinerea.
Essigsäurealkohol. Doppelfärbung Eosinmethylgrün, wobei das Chro- matin dunkelviolett, die Nucleolen rot werden, alle Figuren bei F. 2. n. d. Kammer gezeichnet. Vergr. 550. Chromatinfaden aus deutlichen Mikrosomen zusammengesetzt, spirahg im Zellinhalt
gewunden. Protoplasma außer dem großen Ausläufer noch mit zwei feinen versehen.
Fig. 5. Mikrosomen. Weniger regelmäßig angeordnet. Nucleolus stark ver- längert, wahrscheinlich zur Teilung anschickend.
lM[elöwieysld,H.v.iSutritiveA'erbindimgdfa*EizeUeal)eiInsekten. Taf.I.
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Sitzunffsberichte d.kais..\kad. d.Wiss., mathr-naüinv.Klasse, Bd.CXm.Abt.I.WO*.