Ist Tagebuch
schreiben gesund?
Nachtrag aus der letzten Vorlesung….
Lewin (1931): Aristotelischer und galileischer Modus des wissenschaftlichen Denkens
Fazit
• Aristotelisch
• Verhaltenserklärung durch kategoriale Zuordnung
• „er ist gesund, weil er ein Optimist ist“
• Galileisch
• Verhalten = Produkt
vielfältiger psychologischer Kräfte, z.B. in der aktuellen Situation oder in der
Vergangenheit (Lernerfahrung)
Forschungsheuristik zum Zusammenhang Optimismus und Gesundheit
Abwägen
Planen
Handeln Kompetenz-
erwartung
Handlungs- erwartung
Untersuchung der kurz- und langfristigen, körperlichen und
psychischen Gesundheits- wirkungen
O p t i m i s m u s
Ergebnis- erwartung
Fazit
Disp. Optimismus und körperliche Erkrankungen
Gesundheitsverhalten Körperliche Erkrankungen
Soziale Mechanismen
+/–
Kognitive Mechanismen
+/–
Verhaltens- mechanismen
+/–
Biologische Mechanismen
+/–
Disp. Optimismus
Fazit
Fragen
• Mit welchem Instrument lässt sich Optimismus sensu Scheier und Carver messen? Nennen Sie einige Beispielitems!
• Wie wirkt sich Depression auf das Immunsystem aus?
• Was ist der Unterschied zwischen funktionalem und defensivem Optimismus? Welche Beziehungen gibt es zu Schwarzers HAPA- Modell?
• Nennen Sie Stichworte zu den Optimismuskonzepten von Seligman und Taylor! Bei wem spielen Lernerfahrungen eine größere Rolle?
Vorlesung VII
Selbstaufmerksamkeit und
Gesundheit oder: Ist Tagebuch schreiben gesund?
Prof. Dr. Jürgen Hoyer
Selbstaufmerksamkeit und Gesundheit
1. Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit
4. Kollektiver Ausdruck von Emotionen
Vorüberlegungen
• Goethe,
• Lavater,
• Bertrand Russell,
• Norbert Blüm...
‚Erkenne Dich selbst‘: Zwei unterschiedliche Positionen
„...die große und so bedeutend
klingende Aufgabe: erkenne dich selbst [kam mir] immer verdächtig [vor], als eine List [...], die den Menschen [...]
verwirren und von der Tätigkeit gegen die Außenwelt zu einer innern falschen Beschaulichkeit verleiten“ will.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
‚Erkenne Dich selbst‘: Zweite Position
„... In dieser Minute [...] will ich alles andere auf die Seite legen und nur allein an mich selbst [...]
denken [...] diese Untersuchung [...] bleibt einmal die
vernünftigste und wichtigste Untersuchung, die ich anstellen kann“.
Johann Kaspar Lavater (1741 – 1801)
Herr Blüm, Sie sind seit 15 Jahren Minister, wie haben Sie nur so lange durchgehalten?
„Ich habe darüber nie
nachgedacht. Ich frage mich nicht dauernd, wie es mir geht. Ein
Vorteil ist sicher, dass ich auch nach einem 16 Stunden Tag in der Lage bin, mich abzulenken...“
Selbst-Erfahrung eines Philosophen
Bertrand Russell
Selbst-Erfahrung eines Philosophen
„Gleich vielen anderen, die wie ich auf eine puritanische Erziehung zurückblicken, war es mir Gewohnheit, über meine Sünden, Torheiten und Mängel
nachzudenken. Ich erschien mir selbst – gewiss mit völligem Recht – als ein jammervolles Wesen. Allmählich lernte ich dann, mir und meinen
Unzulänglichkeiten gegenüber gleichgültig zu bleiben; ich gelangte dahin, meine Aufmerksamkeit in wachsendem Maße äußeren Dingen zuzuwenden...
Auch äußere Dinge tragen zwar ihre Leidensmöglichkeiten in sich... Doch
Schmerzen dieser Art zerstören nicht wie jene, die dem Ekel am eigenen Ich entspringen, den wesentlichen Gehalt des Daseins. Und jedes äußere Interesse belebt irgendeine Tätigkeit...
(Bertrand Russell, The Conquest of Happiness, 1930)
Selbst-Erfahrung eines Philosophen
„Gleich vielen anderen, die wie ich auf eine puritanische Erziehung zurückblicken, war es mir Gewohnheit, über meine Sünden, Torheiten und Mängel
nachzudenken. Ich erschien mir selbst – gewiss mit völligem Recht – als ein jammervolles Wesen. Allmählich lernte ich dann, mir und meinen
Unzulänglichkeiten gegenüber gleichgültig zu bleiben; ich gelangte dahin, meine Aufmerksamkeit in wachsendem Maße äußeren Dingen zuzuwenden...
Auch äußere Dinge tragen zwar ihre Leidensmöglichkeiten in sich... Doch
Schmerzen dieser Art zerstören nicht wie jene, die dem Ekel am eigenen Ich entspringen, den wesentlichen Gehalt des Daseins. Und jedes äußere Interesse belebt irgendeine Tätigkeit...
Ein Aufgehen in sich selbst dagegen verhilft zu keinerlei ersprießlicher Tätigkeit.
Es vermag zur Abfassung eines Tagebuches, zu einer psychoanalytischen Kur, vielleicht auch ins Kloster zu führen.“
(Bertrand Russell, The Conquest of Happiness, 1930)
Theorie der Objektiven Selbstaufmerksamkeit
(Wicklund & Duval, 1972)
„Objektive Selbstaufmerksamkeit“ =
Aufmerksamkeit ist auf das Selbst als Objekt gerichtet
1. Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit
Theorie der Objektiven Selbstaufmerksamkeit
(Wicklund & Duval, 1972)
Auslöser
Konfrontation mit der eigenen Person durch:
• Spiegel
• Kameras
• Tonband
Wissen,
• von anderen beobachtet zu werden
• im Fokus der
Aufmerksamkeit zu stehen
SAM
Folgen
• Aktualisierung und
Intensivierung von Selbst- Diskrepanzen,
• negativer Affekt
• Motivation zur Reduzierung von Selbst-Diskrepanzen
a) Verhaltensänderung b) Defensivreaktion
• Vermeidung von SAM- erzeugenden Stimuli
1. Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit
Diskrepanzreduktion
• Vermeidung der Situation, entweder durch reales Weggehen oder durch Ablenkung innerhalb der
Situation (Rauchen, Nägelkauen etc.)
• Diskrepanzreduktion durch Anpassung, das Verhalten wird an das Ideal-Selbst angeglichen
• Diskrepanzreduktion durch systematische
Wahrnehmungsverzerrung, wobei Ereignisse und Situationen so uminterpretiert werden, dass ihr
Bedrohungspotential für das Selbst abnimmt
1. Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit
Fenigstein, Scheier & Buss (1975)
„The consistent tendency of persons to direct attention inward or outward is the trait of self-consciousness.“
Preocupation with past, present and future behaviour a) Sensitivity to inner feelings
b) Recognition of one‘s positive and negative attributes c) Introspective behaviour
d) A tendency to picture or imagine oneself
e) Awareness of one‘s physical appearance and presentation f) Concern over the appraisal of others
1. Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit
Factors
1. private self-consciousness – attending to one‘s inner thoughts and feelings
2. public self-consciousness – general awareness of the self as a social object
3. social anxiety – discomfort in the presence of others
Synonym:
Self-focused attention „can be defined as an
attentional focus on self-referent internally generated information“ (Ingram, 1990)
1. Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit
Forschung
• Selbstaufmerksamkeit intensiviert die Wahrnehmung von Emotionen und Affekten.
• Selbstaussagen von Selbstaufmerksamen sind valider (Sie kennen sich selbst besser), aber:
• Es gibt Hinweise auf Defensivreaktionen/Vermeidung von Selbstaufmerksamkeit.
1. Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit
Selbstaufmerksamkeit und klinische Störungen
Zusammenhänge zwischen habituell erhöhter
Selbstaufmerksamkeit und der Ausprägung von klinischen Störungen wurden vielfach untersucht.
Beispiele:
• Alkoholmissbrauch
• chronischer Schmerz
• Schizophrenie
• Eheprobleme
• verschiedene Angststörungen, einschließlich sozialer
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Selbstaufmerksamkeit und klinische Störungen
besonders häufig untersucht:
• Depressivität
Ingram (1990):
• Selbstaufmerksamkeit = durchgängiger Risikofaktor für psychische Störungen
Ist Selbstaufmerksamkeit ein Risikofaktor?
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Meta-Analyse (Hoyer, 2000)
1. Zusammenhänge zwischen Selbstaufmerksamkeit und Depressivität
– 17 Studien, N = 4691, r = .23
2. (Subskala) Selbstreflexion und Depressivität – 4 Studien, N = 1314, r = .21
3. (Subskala) Internale Aufmerksamkeit und Depressivität – 4 Studien, N = 1558, r = -.17
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Ist Selbstaufmerksamkeit in Kombination mit geringer Selbstwirksamkeitserwartung
ein Risikofaktor ?
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Interaktionsmodell: Differentielle Wirkungen der Selbstaufmerksamkeit in Abhängigkeit von der Kompetenzerwartung
Wohlbefinden
SAM bei niedriger Kompetenz-
erwartung SAM bei
hoher Kompetenz-
erwartung
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
SAM und Kompetenzerwartung: Moderatoreffekt
A: Selbstaufmerksamkeit B: Kompetenzerwartung O: Wohlbefinden
B als Moderator des Effekts von A auf O
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Tagebuchstudie I
Manipulation des Selbst- vs. Außenfokus im Alltag:
Tagebuchschreiben über fünf Tage über a) persönliche Probleme (EG1)
b) den Bosnienkrieg (EG2) c) Kontrollgruppe
UV1: Gruppe
UV2: Generalisierte Kompetenzerwartung AV: Positive und negative aktuelle Stimmung
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Tagebuchstudie II
Treatmentcheck: 77% der Teilnehmer in der EG1 haben mehr über sich nachgedacht
Ergebnisse:
• Haupteffekte: n.s.; Interaktion: n.s.
• aber: vorübergehende Effekte des Außen-/vs.
Selbstfokus auf die negative Stimmung
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Tagebuchstudie III: weniger negative
Stimmung bei (negativem) Außenfokus
2 2,5 3 3,5 4 4,5
1 2 3 4 5
Days of treatment Neg.
mood
EG 1 EG 2
Fig.1: Negative mood directly after filling in the diaries
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Ist Selbstaufmerksamkeit nur in extremen Ausprägungen ein Risikofaktor?
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Selbstaufmerksamkeit als gesundheitsrelevante Variable
Risikofaktor
Schutzfaktor
• Resilienzfaktor
• Ressource
–
gesundheitsrelevante Variable+
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Selbstaufmerksamkeit als gesundheitsrelevante Variable II
Risikofaktor Risikofaktor
–
Selbstaufmerksamkeit+
Schutzfaktor
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
vgl. Vorlesung 5
Self-reflection as a quadratic predictor of subjective wellbeing
healthy subjects (pooled sample, N = 313)
• R2ch = .008, p = .29
psychotherapy patients (pooled sample, N = 336)
• R2ch = .006, p = .39
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Self-reflection and well-being II
(Hoyer & Klein, 2000)Table: LMS Estimation results for quadratic structural equation model in pooled sample and in subgroups (fully standardized solution)
Sample (N) standardized estimate p
Women (280) γ1
γ2 ψ
Men (367) γ1
γ2 ψ
-.162 -.030 .972
-.158 -.033 .973
.020 n.s.
n.s.
.007 n.s.
n.s.
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Selbstaufmerksamkeit: Adaptive und maladaptive Komponenten
Trapnell & Campbell (1999):
„Selbst-Absorptions-Paradox“
Rumination vs. Reflection
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Krankheitsparameter (bei Krebserkrankung) und psychische Anpassung: Moderatorfunktion der Selbstaufmerksamkeit (SAM)
(Filipp & Klauer, 1992)SAM Multi-
morbidität
Lymph-
knotenbefall Anpassung
Anpassung
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Selbstaufmerksamkeit: Bestandteil der Selbstregulation und Voraussetzung für Verhaltensänderungen
Stimulus,
z.B. Mißerfolg Selbstaufmerk-
samkeit Aktualisierung und Intensivierung von Aspekten des Selbst; Versuch, Verhaltensstandards zu erreichen
Unterbrechung Verhaltensstandard erreicht nein
Einschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit ungünstig
Einstellung der Versuche
Rückzug möglich?
ja physischer Rückzug nein
ja
günstig
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Selbstaufmerksamkeit: Bestandteil der Selbstregulation und Voraussetzung für Verhaltensänderungen
Stimulus,
z.B. Mißerfolg Selbstaufmerk-
samkeit Aktualisierung und Intensivierung von Aspekten des Selbst; Versuch, Verhaltensstandards zu erreichen
Unterbrechung Verhaltensstandard erreicht nein
Einschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit ungünstig
Einstellung der Versuche
Rückzug möglich?
ja physischer Rückzug
ja
günstig
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit
• Inflexibilität; Nicht-Beenden-Können des Zustands selbstfokussierter Aufmerksamkeit
• Beispielitems:
– „Wenn ich anfange über ein persönliches Problem nachzudenken, kann ich so leicht nicht wieder
aufhören.“
– „Zukünftige oder vergangene Ereignisse, die mir wichtig sind, bereiten mir anhaltendes
Kopfzerbrechen.“
3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit
Selbstaufmerksamkeit: Bestandteil der Selbstregulation und Voraussetzung für Verhaltensänderungen
Stimulus,
z.B. Mißerfolg Selbstaufmerk-
samkeit Aktualisierung und Intensivierung von Aspekten des Selbst; Versuch, Verhaltensstandards zu erreichen
Unterbrechung Verhaltensstandard erreicht nein
Einschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit ungünstig
Einstellung der Versuche
Rückzug möglich?
ja physischer Rückzug
ja
günstig
2. Verschiedene Konzeptionen von Selbstaufmerksamkeit als Risikofaktor seelischer Gesundheit
Funktionale Selbstaufmerksamkeit
• Erkennen von Problemdeterminanten und von
Handlungsgrenzen; Wieder-Verlassen-Können des selbstfokussierten Zustands
• Beispielitems:
– „Wenn ich mich mit mir selbst auseinandersetze, bin ich sicher, dass mich das weiterbringt.“
– „Keines meiner Probleme ist so verwickelt, dass sich nicht irgendwann ein guter Lösungsweg
findet.“
3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit
Habituelle Stimmung
• Gesunde (N = 313): r = -.45**
• Psychotherapiepatienten (N = 336): r = -.55**
Lebenszufriedenheit
• Gesunde (N = 313): r = -.43**
• Psychotherapiepatienten (N = 336): r = -.52**
Dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit und Wohlbefinden
3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit
Habituelle Stimmung
• Gesunde (N = 313): r = .41**
• Psychotherapiepatienten (N = 336): r = .32**
Lebenszufriedenheit
• Gesunde (N = 313): r = .44**
• Psychotherapiepatienten (N = 336): r = .42**
Funktionale Selbstaufmerksamkeit und Wohlbefinden
3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit
gleiche Stichproben:
• keine Korrelation mit dem Wohlbefinden (r zwischen -.02 und -.07)
• geringe Korrelation mit der Symptombelastung
(Gesunde: r = .26; Psychotherapiepatienten: r = .20)
Private Selbstaufmerksamkeit
3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit
Anwendung des neuen Konzepts
Entwöhnungstherapie von Alkoholpatienten:
• Steigerung von Selbstbeobachtung und Selbstkontrolle
• Steigerung von Problemlösekompetenzen und Selbstaufmerksamkeit
Fördert man mit der Selbstaufmerksamkeit nicht einen Risikofaktor für Alkoholabusus?
3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit
Wirkungen des Alkohol
• Reduktion der
Aufmerksamkeitsspanne
(vgl. crying in one‘s beer effect)
• Reduktion der
Selbstaufmerksamkeit
3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit
Salus Kliniken
3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit
Entwöhnungstherapie bei Alkoholpatienten:
Veränderung der Selbstaufmerksamkeit
2 2,5 3 3,5 4 4,5
Therapieanfang Therapieende
SAM-P (rev.) DFS-F
DFS-D
3. Gesundheitsrelevante Komponenten: Funktionale und dysfunktionale Selbstaufmerksamkeit
Überlappungen
ruminatives Coping
gedankliche
Weiterbeschäftigung Lage-
orientierung
Worrying
Dysfunktionale Selbstaufmerk-
samkeit
Sind Randbedingungen zu finden, die angeben, a) wann (d.h. unter welchen Bedingungen), b) bei welchen Personen,
c) in Interaktion mit welchen Variablen,
d) welche Form von Selbstaufmerksamkeit sich e) kurz- oder langfristig positiv oder negativ auf das
psychische Wohlbefinden (oder andere Variablen)
"When does introspection bear fruit?“
(Hixon & Swann, 1993)
Fazit
Fazit
• Selbstaufmerksamkeit (= Tagebuch schreiben) per se ist weder ein Risiko- noch ein Schutzfaktor.
• In diesem Zustand können gleichermaßen adaptive und maladaptive Prozesse ablaufen.
Dies gilt vermutlich für eine ganze Reihe anderer gesundheitsrelevanter Variablen wie:
– Ärgerausdruck
– Ausdruckshemmung – Optimismus u.a.
Fazit
Fazit
• Selbstaufmerksamkeit (= Tagebuch schreiben*) per se ist weder ein Risiko- noch ein Schutzfaktor.
• In diesem Zustand können gleichermaßen adaptive und maladaptive Prozesse ablaufen.
Dies gilt vermutlich für eine ganze Reihe anderer gesundheitsrelevanter Variablen wie:
– Ärgerausdruck
– Ausdruckshemmung – Optimismus u.a.
Fazit
*Vertiefend: Horn, A. B., & Mehl, M. R. (2004). Expressives Schreiben als Copingtechnik: Ein Überblick
Erdbeben in der Bucht von San Francisco 1989:
Kollektiver Ausdruck von Emotionen
(Pennebaker & Harber, 1993)• besondere Bedeutung des kollektiven Copings bei (Natur-)Katastrophen
• Doppelrolle für Betroffene: sowohl Opfer als auch selbst soziale Unterstützer
• unmittelbare Folge (bis 2 Wochen nach dem Erdbeben):
– intensiver Austausch: Gespräche über Erdebeben, dessen Folgen und Erfahrungen
– gegenseitige Hilfe, „Zusammenrücken“
– Zusammengehörigkeitsgefühl
4. Kollektiver Ausdruck von Emotionen
Erdbeben in der Bucht von San Francisco 1989:
Hemmungsphase
(Pennebaker & Harber, 1993)nach 2 Wochen plötzliche Veränderung:
• Menschen wollten gern über ihre
Erlebnisse sprechen, aber gleichzeitig nichts mehr davon (von Anderen) hören.
• Erdbeben-bezogene Träume,
Streitigkeiten und Krankheitstage stiegen an.
• Körperliche Angriffe nahmen zum Vorjahr um 10% zu.
• Nach 6 Wochen: alle Auffälligkeiten wieder verschwunden
4. Kollektiver Ausdruck von Emotionen
Erdbeben in der Bucht von San Francisco 1989:
Hemmungsphase
(Pennebaker & Harber, 1993)nach 2 Wochen plötzliche Veränderung:
• Menschen wollten gern über ihre
Erlebnisse sprechen, aber gleichzeitig nichts mehr davon (von Anderen) hören.
• Erdbeben-bezogene Träume,
Streitigkeiten und Krankheitstage stiegen an.
• Körperliche Angriffe nahmen zum Vorjahr um 10% zu.
• Nach 6 Wochen: alle Auffälligkeiten wieder verschwunden
4. Kollektiver Ausdruck von Emotionen
Erdbeben in der Bucht von San Francisco 1989:
Phasen kollektiven Copings
(Pennebaker & Harber, 1993)Akutphase Hemmungsphase Anpassungsphase hoch
Rate Gedanken/
Gespräche
niedrig
Gespräche
Gedanken
4. Kollektiver Ausdruck von Emotionen
Erdbeben in der Bucht von San Francisco 1989:
Phasen kollektiven Copings
(Pennebaker & Harber, 1993)1. Akutphase: intensives Darüber-Sprechen;
Zusammengehörigkeitsgefühl (2 Wochen)
2. Hemmungsphase: Gedanken an Ereignis, aber Schweigen (4 Wochen)
3. Anpassungsphase: kaum noch Gedanken daran oder Gespräche darüber
4. Kollektiver Ausdruck von Emotionen
Effekte gesundheitsrelevanter Variablen
Gesundheitsverhalten
+/–
Körperliche Erkrankungen
Soziale Mechanismen
+/–
Kognitive Mechanismen
+/–
Verhaltens- mechanismen
+/–
Biologische Mechanismen
+/–
gesundheitsrelevante Variable
Fazit
Fazit II
Die Bezeichnung als
„Risiko-/Schutzfaktor“ stellt in der Regel eine starke Vereinfachung dar.
Fazit
• Wodurch wird Selbstaufmerksamkeit nach der Theorie von Wicklund & Duval gefördert, was sind ihre Folgen und wie reagieren Menschen auf Selbst-Diskrepanzen?
• Worin besteht das „Selbst-Absorptions-Paradox“?
• Worin besteht der Unterschied zwischen funktionaler und dysfunktionaler Selbstaufmerksamkeit? Warum ist diese Trennung sinnvoll?
• Was sind (umgekehrt) u-förmige Zusammenhänge, nennen Sie zwei Beispiele aus der Gesundheitspsychologie?
• Was haben sie in den bisherigen Vorlesungen über das