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P H Y S I K I M A L LTA G

64 Physik Journal 6 (2007) Nr. 3 © 2007 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Dr. Katja Bammel,

science & more redaktionsbüro, kb@science-and- more.de

D

ie klassischen Scheiben- wischer steuerungen erlauben in der Regel nur drei Geschwindig- keiten, eine davon mit festgelegtem Intervall. Darüber hinaus sind sol- che Wischsysteme nur so gut, wie derjenige, der sie bedient: Plötzlich einsetzender Regen, das Spritzwas- ser des Vordermanns oder die un- verhoffte Dusche beim Überholen eines LKWs sorgen dann kurzfristig für schlechte und oft gefährliche Sichtverhältnisse.

Zur Erhöhung des Fahrkomforts wurden deshalb bereits vor einigen Jahren Regensensoren entwickelt, die den Fahrer entlasten sollen, sodass er sich besser auf das Fahren konzentrieren kann. Peugeot bot 1994 erstmals serienmäßig in einem seiner Modelle einen Regensensor an. Seitdem wird diese Entwicklung von einigen Automobilherstellern in nahezu allen Luxusklassen einge- baut und meist mit einer Fahrlicht- steuerung kombiniert.1) Auch Sen- sor-Bausätze, mit denen man sein Fahrzeug selbst nachrüsten kann, sind im Handel erhältlich.

Totalreflexion für den Durchblick Regensensoren haben in etwa die Größe einer Streichholzschachtel haben und sind im Fuß des inter- nen Rückblickspiegels im oberen Bereich der Windschutzscheibe integriert. Ihr Funktionsprinzip be- ruht auf einer opto-elektronischen Messmethode, welche die Reflexi- onseigenschaften von Materialien mit unterschiedlicher Brechzahl ausnutzt.

Grundsätzlich besteht ein Regensensor aus Paaren von licht- emittierenden Dioden (LEDs) und detektierenden Fotodioden sowie diversen Optikkomponenten wie Linsen und Prismen und einer Elektronik, die das Scheibenwi- schersystem steuert. Die LEDs, die beispielsweise aus Legierungen wie AlxGa–xAs) gefertigt werden, sen- den infrarotes Licht (zwischen 880 und 940 nm) aus.

Der IR-Strahl einer LED wird über ein Linsensystem aufgeweitet und mit einem Prisma so von innen in die Windschutzscheibe einge- koppelt, dass er an deren äußeren Grenzfläche Glas-Luft total reflek- tiert wird. Das Licht verbleibt im optisch dichteren Medium, also in der Windschutzscheibe.

Für den Grenzwinkel Θ der Totalreflexion gilt folgende Be- dingung: Θ = arcsin (n/n). Hier sind n und n die Brechzahlen der beteiligten Materialien mit n > n. Setzt man in diese Gleichung die Werte für Glas mit 1,512 und Luft mit näherungs weise 1 ein, so be- rechnet sich der Grenzwinkel, bei dem der Lichtstrahl parallel zur Grenzschicht gebrochen wird, zu 41,4 Grad. Vollständig reflektiert wird das Licht dann, wenn der Winkel des einfallenden Lichtes

größer ist als der Grenzwinkel der Totalreflexion.

Der so innerhalb der Wind- schutzscheibe in der Regel einmal total reflektierte Lichtstrahl wird dann über ein weiteres Prisma aus- gekoppelt und mit einem Linsen sys- tem auf eine Fotodiode fokussiert (Abb. 1a). Bei dieser handelt es sich beispielsweise um eine IR-selektive Silizium-Fotodiode.

Neue Bedingungen bei Regen Benetzen nun Regentropfen die Windschutzscheibe, so ändern sich deren Grenzflächeneigenschaften und damit der Winkel der Total- reflexion. Mit der Brechzahl für Wasser von 1,33 erhöht sich der Grenzwinkel von 41,4 Grad auf mehr als 61 Grad. Das bedeutet, dass die Lichtstrahlen bei nasser Windschutzscheibe erst ab Einfalls-

Klare Sicht bei Sauwetter

Regensensoren übernehmen nicht nur das Einschalten der Scheibenwischanlage, sondern regulieren auch automatisch die Geschwindigkeit der Wischerblätter.

1) Die Fahrlichtsteue- rung reagiert auf unter- schiedliche Lichtverhält- nisse und schaltet dem- entsprechend – sei es bei einbrechender Dunkel- heit oder Einfahrt in ei- nen Tunnel – die Schein- werfer automatisch ein oder aus.

2) Die Variable x steht für die Konzentration.

Ihre Änderung variiert die Bandlücke und damit das Absorptionsverhal- ten.

Konzentrieren Sie sich nur auf den Verkehr – um die freie Sicht kümmert sich der Regensensor.

Abb. 1 (a) Der Winkel der Sendediode ist so eingestellt, dass das Licht bei trockener Scheibe vollständig reflektiert wird. (b) Sammeln sich Regentropfen auf der Scheibe, wird Licht nach außen gebrochen und das Signal an der Empfangsdiode nimmt ab.

Waeco

Prisma

Sendediode Empfangsdiode

Windschutz- scheibe

Prisma

Sendediode Empfangsdiode

Windschutz- scheibe Wassertropfen

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© 2007 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 6 (2007) Nr. 3 65 winkeln größer als 62 Grad total re-

flektiert werden. Folglich wird das von der LED emittierte Licht nicht mehr an der durch den Regen modi- fizierten Grenzfläche total reflek- tiert, sondern ein Teil davon nach außen gebrochen und somit das Signal an der IR-lichtempfindlichen Fotodiode deutlich geschwächt (Abb. 1b): Je mehr Wasser sich auf der Windschutzscheibe befindet, desto weniger Licht wird detektiert.

Dieses Signal dient einer Elek- tronik als Steuergröße für die Ge- schwindigkeit der Scheibenwischer:

Bei einem sehr kleinen Signal, also starkem Regen, schaltet das Sensor- system automatisch auf schnelles Dauerwischen. Fallen nur noch vereinzelt Regentropfen, so ver- ringert der Prozessor die Wischer- geschwindigkeit und verhindert u. a. auch das Reiben der Wischer- blätter auf trockener Scheibe und damit deren starke Abnutzung.

Um die statistische Wahr- scheinlichkeit für die Detektion eines Wassertropfens zu erhöhen, werden in einem Regensensor üblicher weise mehrere LED-Foto- dioden-Paare verwendet und so an- geordnet, dass eine Fläche von bis zu 200 Quadratmillimetern – dies entspricht in etwa der Größe eines 10 Cent-Stückes – abgetastet wird.

Damit Regensensoren aber auch zuverlässig bei Schneefall reagie- ren, wurde die Technologie für qualitativ hochwertigere Systeme weiterentwickelt: Während spezielle Filter äußere Lichteinflüsse oder Streulicht unterdrücken, werten aufwändig programmierte Mikro- prozessoren, welche die einfachere

Elektronik ersetzen, die reflektier- ten Signale aus und setzen – je nach Regen- oder Schneestärke die Wischeranlage in Gang.

Heim ins Trockene kommen Regensensoren werden aber nicht nur in der Automobilindustrie eingesetzt, sondern auch – zur Freude von Hausbesitzern – bei plötzlich einsetzendem Regen, um Dach lukenfenster zu schlie- ßen oder Markisen einzufahren.

Diese Sensoren bestehen aus einer Träger platte mit flachen Elektro- den, die mit einer hygroskopischen (Feuchtigkeit anziehenden) Poly- merschicht versiegelt sind. Dieser Aufbau mit seiner etwa Briefmar- ken großen Sensorfläche wird zu- sammen mit einer nachgeschalteten Elektronik wasserdicht in einem Gehäuse vergossen und kann ge- neigt an einer Hauswand oder auf dem Dach befestigt oder in Fenster- rahmen integriert werden (Abb. 2).

Solche Regensensoren basieren auf einem kapazitiven Messprin- zip. Die Elektroden bilden einen Kondensator, dessen Kapazität C vom Abstand der Elektroden, der Fläche, der Dielektrizitätskonstante εund der relativen Dielektrizität εr des Materials abhängt. Die Po- lymerschicht zwischen den zwei Leiterbahnen hat eine definierte Dielektrizitätskonstante mit εr > 1, die deutlich kleiner ist als die von Wasser mit 81.

Saugt sich bei Regen die hygros- kopische Polymerdeckschicht mit Wasser voll, so erhöht sich dadurch die Kapazität des Sensors deutlich.

Diese Änderung wird von der Elektronik in ein normiertes Schalt- signal umgewandelt, mit dessen Hilfe dann über ein Relais Fenster geschlossen oder Markisen einge- fahren werden können.

Um ein Vereisen der Sensor- oberfläche zu verhindern bzw. den auf diese Fläche fallenden Schnee zu schmelzen und Störsignale durch eine zu hohe Luftfeuchtigkeit zu unterbinden, kann die Sensor- fläche zusätzlich beheizt werden.

Katja Bammel Abb. 2 Der Regensensor für Gebäude:

Regen erhöht die Kapazität der Polymer- deckschicht und wirkt so als Schalter.

MPI für Biogeochemie, Jena

Abbildung

Abb. 1  (a) Der Winkel der Sendediode ist so eingestellt, dass das Licht bei trockener  Scheibe vollständig reflektiert wird

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