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Ein elektronisches Innenohrmodell

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Academic year: 2022

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Nicht umsonst trägt das Innenohr auch die Bezeich- nung Labyrinth: Nebeneinander und ineinander grei- fend liegen hier in der Tiefe des Schädels auf engstem Raum zwei Organe mit unterschiedlicher Funktion:

Hör- und Gleichgewichtsorgan. Die anatomischen Verhältnisse sind dabei so kompliziert, daß es häufig Schwierigkeiten bereitet, sich die verschiedenen Struk- turen in ihrer Lage zueinander vorzustellen.

Exakte Kenntnisse der Anatomie des Ohres sind für den Hals-Nasen-Ohren-Arzt wichtig, erst recht aber für den in diesem Gebiet tätigen Chirurgen.

Zweidimensionale Darstellungen können nur ein un- vollkommenes Abbild der d r e i d i m e n s i - onalen Realität v e r m i t t e l n . Gute räumliche Modelle des In- nenohrs sind aber schwierig zu realisieren;

am besten wäre wohl ein glä- sernes Modell.

Moderne Com- putertechnik er- laubt heute, aus computertomographischen oder magnetresonanztomo- graphischen Abbildungen dreidimensionale Bilder der Anatomie des menschlichen Körpers zu errechnen. Dies ist für die Diagnostik pathologischer Veränderungen und die Planung chirurgischer Eingriffe z.B. am Schä- del vielerorts bereits Routine. Für die räumliche Dar- stellung der winzigen Innenohrstrukturen ist das von Computer- und Magnetresonanztomographen erreich- bare Auflösungsvermögen zur Zeit aber noch zu gering.

Wir sind deshalb einen anderen Weg gegangen: Wir haben ein vergrößertes Modell des menschlichen Innenohrs geschnitten und aus den digitalisierten Schnittkurven eine dreidimensionale Abbildung ge- wonnen. Die Schnittdicke betrug zurückgerechnet auf das Original 0,07 mm. Die Kurven auf den insgesamt 83 Schnittflächen wurden durch Polygonzüge an- genähert, die dann mit AutoCad über ein Digitalisier- brett erfaßt und in dxf-Dateien abgespeichert wurden.

Aus diesen Dateien wurden die Koordinaten der ca.

7000 Punkte ermittelt und zur Eingabe für AVS um- gruppiert. Die dargestellten Objekte bestehen aus 26 Einzeldateien. Die Modellierung und Animation erfolgte mit AVS.

Bei unserem Innenohrmodell haben wir uns vorerst auf ein in der Praxis bedeutsames Einzelproblem be- schränkt: Die Orientierung bei Operationen an dem

dem Innenohr am nächsten liegenden Gehörknöchel- chen. Dieses nach seiner Form Steigbügel genannte Knöchelchen wächst bei der Krankheit Otosklerose an der Grenze zum Innenohr fest und führt zu einer Schwerhörigkeit. Die Operation dieser Erkrankung ist wegen der sofort danach auftretenden Besserung des Gehörs zwar eine der erfolgreichsten und dankbarsten Eingriffe in der HNO-Heilkunde, bei unsachgemäßer Durchführung jedoch auch sehr gefährlich für das In- nenohr. Gute anatomische Kenntnisse dieser Region sind deshalb unerläßlich.

Von unserem durch Computeranimation beweglichen Modell haben wir ein Video hergestellt, das als Lehrfilm helfen soll, das räumliche Verhältnis für die anatomi- schen Besonderheiten in der Beziehung zwischen Steig- bügel und Innenohr zu verbessern. Die Computerani- mation kommt dem Wunsch nach einem von allen Sei- ten betrachtbaren gläsernen Modell sehr nahe.

Künftig werden computertechnisch erstellte und ab- rufbare 3D-Abbildungen (z.B. als CD-ROM) sicherlich wesentlicher Bestandteil von Lehrwerken der Anato- mie sein. In der weiteren Entwicklung wird man dabei sicherlich auf echte, mittels Computertomogramm oder Magnetresonanztomogramm vom Menschen abge- nommene Daten zurückgreifen. Solange die techni- schen Voraussetzungen für die Erfassung solch kleiner Strukturen wie das Innenohr aber noch nicht gegeben sind, halten wir wie in unserem Beispiel den Weg über die nachträgliche Digitalisierung eines vergrößerten Modells für berechtigt.

Klaus Bergmann *

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RZ-Mitteilungen Nr. 13, Januar 1997

Elektronisches Innenohrmodell

Ein elektronisches Innenohrmodell

Abb.1: Darstellung des Innenohrs

Abb.2: Computermodell

* Dr. Bergmann ist Privatdozent an der HNO-Klinik der Cha- rité. Ausgehend von den Schnittkurven des von ihm ange- fertigten Innenohrmodells erfolgten Datenerfassung, 3D- Modellierung, Animation und Aufzeichnung der Video- Bilder am Rechenzentrum. Das Fernsehstudio der Charité übernahm die Nachbearbeitung des Videos.

Gisela Schnabel, RZ E-Mail: schnabel@rz.hu-berlin.de

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