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Jochen Hörisch über Jure Zovkos „Verstehen und Nichtverstehen bei Friedrich Schlegel”

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Jochen Hörisch über Jure Zovko 267

Friedrich Schlegel s Vorlieb e fü r di e Wörter au s de r Fremd e wa r be - kanntlich sehr ausgeprägt. Zu seinen frühen Lieblingswörter n zählte n auch die Begriffe Diaskeuasten bzw . diaskeuasieren. Si e waren durc h di e 1795 erschienene n Prolegomena ad Homerum de s Altphilologe n F . A.

Wolf i n gebildeten Kreise n bal d ge- läufig, un d si e bezeichne n di e Re - daktoren de r homerische n Epe n bzw. di e kritisch e Neubearbeitun g oder ga r Nachbesserun g de r Werk e (Homers). Wolf hatte gegen die Üb- lichkeiten seine r Zunf t dies e Dias - keuasten als die eigentlichen Vollen- der, j a Verfasse r de r homerische n Epen ausdrücklic h gewürdigt . Un d

er hat sic h selbst früh de m Geschäf t des Diaskeuasierens , de r kritische n Verbesserung, de r rettende n Kriti k von Werke n verschrieben .

Zovkos Freiburge r Dissertatio n zeichnet sorgfälti g Schlegel s Kuns t und Techni k nach , philologisch e Fachbegriffe philosophisc h z u uni - versalisieren. Diese r Tenden z zu ei- ner Fundamentalphilologi e is t Schlegels radikal e Historisierun g des Transzendentale n z u danken . Sie charakterisier t Zovk o eindring - lich als den genuinen un d wirkungs -

* Zu r Entstehung und Bedeutung seiner hermeneutischen Kritik . Stuttgar t (fromann-holzboog) 1991 , 199 Seiten.

Jochen Hörisc h übe r Jure Zovko s

Verstehen und Nichtverstehen bei Friedrich Schlegel*

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268 Buchbesprechungen mächtigen Beitra g Schlegel s zu r

nachkantischen Philosophi e bi s hi n zu Gadamer s Universalhermeneu - tik. Ständi g häl t sic h (zumindes t beim Schlege l vo r de r Konversion ) der Impuls durch, diaskeuastisch da s Unvollendete z u verbesser n - i m vollen Bewußtsei n de r dialektische n Struktur, da ß solch e Versuch e ebe n das Unvollendete al s Unvollendete s vollenden: da ß e s als o keine n Ab - schluß un d kein e erreichbar e Letzt - wahrheit geben kann. Unablässig ar- beitet de r früh e Schlege l daran , da s philosophische Geschäf t de r Such e nach letzte n Fundamente n i n philo - logische Fragmentierungsarbei t z u übersetzen, di e weiß , da ß da s Un - vollendete da s stet s vorletzt e Wor t behält.

Nun ist es eigenartig zu beobachten , wie Zovk o gleichsa m unte r de r schreibenden Han d vergißt , da ß di e Pointe de r Argumentation Schlegel s eben dari n liegt , da ß Philologi e di e Wahrheit de r Philosophi e ist : Phi - losophie besteht , wi e ander e Text e auch, au s Menge n vo n Buchstaben . Zovko abe r läßt , de n ältere n un d in jeder Weis e konservative n Tenden - zen der Schlegel-Forschun g entspre - chend, da s frühromantisch e Wer k der philologische n Diaskeuas e i n philosophisch theologische r „Er - leuchtung" sein e Vollendun g fin - den. Da s abe r heißt : Zovko , de r doch so nachhaltig und überzeugen d auf di e Produktivitä t de s Diaskeua - sierens hingewiese n hat , diaskeua - siert Schlegel s Text e gerad e nicht . Er restringier t vielmeh r di e beste n unter de n These n de s Frühromanti - kers.

Es ist (um nur zwei Beispiele zu nen- nen) scho n irritieren d z u verfolgen ,

wie Zovk o 1 . gleich mehrmal s di e Wendungen Schlegel s zitiert, di e ge - gen di e hermeneutisch e Üblichkei t den Buchstaben übe r den Geis t stel - len, u m dan n di e Überlegenhei t ei - nes geistige n Textverständnisse s z u behaupten, un d wie e r 2 . gleichfall s mehrmals Schlegel s dekonstruktiv e Formulierung aus der Kritik des Wil- helm Meister anführt , da ß „jede s vortreffliche Wer k . . . meh r weiß , als es sagt und mehr will, als es weiß"

(99,141), u m dan n doc h Behler s

„postmodern" genannt e Rekon - struktion de r Schlegelschen Theori e des Verstehens i n einer Fußnot e ab - zutun (165) .

Auseinandersetzung mi t alternati - ver Schlegel-Forschun g is t Zovko s Sache sowies o nicht . Sekundärlite - ratur schlich t z u ignoriere n un d i n einer germanistische n Dissertatio n gerade 1 4 (meist ältere) Arbeite n z u Schlegel z u zitieren , ha t angesicht s der neue n Forschungsunübersicht - lichkeit gewi ß eine n diskrete n Charme. Aber solche philologischen Nachlässigkeiten mache n sic h doc h auch i n eine r Argumentatio n be - merkbar, di e zunehmend schwäche r wird. Zovko s Abhandlun g verfäll t selbst (nac h gute n Anfängen ) de n Verfallslinien vo n Schlegel s Den - ken: „Schlege l entfern t sic h . . . zu - nehmend vo n de r de r Herkunf t sei - nes ursprüngliche n Denkansatze s aus dem Bereic h de r Philologie un d der Literaturkriti k un d wende t sic h stattdessen imme r mehr , wi e e s heißt, de m Bereic h de s ,wirkliche n Lebens' zu. " (170 ) I n diese m Be - reich aber geht es langweiliger zu al s in dem der frühromantisch diaskeua - sierenden Philologie .

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