3. Umweltkompartimente
Verschiedene Sphären der Erde
Atmosphäre
Biosphäre Pedosphäre
Hydrosphäre Lithosphäre
Äußere Gesteinshülle der Erde (Erdkruste, oberer Bereich
Erdmantel) Verschiedene Formen von Wasser
auf der Erde
(Ozeane, Seen, Flüsse,…),
Schnee, Eis, Wasser in Erdkruste
Boden
(durch Verwitterung
von Gesteinen usw. entstanden) Gesamtheit des von Leben
besiedelten Teils der Erde
(0.5·109 km2; 71 % Weltmeere)
Umgebende Lufthülle
Funktionen der Atmosphäre
• Schutz vor Strahlung aus dem Weltall
Absorption von energiereicher Partikelstrahlung (Kernreaktionen), Röntgen- und UV-Strahlung (Strahlung im Bereich von 400 - 40 nm Wellenlänge)
UV-A λ = 400 - 320 nm UV-B λ = 320 - 280 nm UV-C λ = 280 - 40 nm
• Wärmepuffer (Durchlässigkeit für Sonnenlicht, Rückhaltung von Wärmestrahlung)
- Ausgleich zwischen Tag und Nacht
- “hebt” durchschnittliche Temperatur von -18°C auf +15°C
• Wärmetransport (aus Äquatorgegenden in gemäßigtere Breiten)
• Wassertransport
• “Stickstoff-, CO2 - und Sauerstoffspeicher“
• Schutz vor kleinen bis mittleren Meteoriten
• “Atmosphärenchemie" (Photolyse, Radikalreaktionen, Oxidation)
• Verteilung und Abbau von Schadstoffe
Mittlere Zusammensetzung von trockener Luft in der Troposphäre
Bestandteil Volumenanteil / %
Stickstoff 78,08
Sauerstoff 20,95
Argon 0,934
Neon 0,001 8
Helium 0,000 5
Krypton 0,000 1
Xenon 0,000 009
Kohlenstoffdioxid 0,035
Methan 0,000 17
Distickstoffmonooxid 0,000 03
Kohlenstoffmonooxid 0,000 02
Wasserstoff 0,000 05
Ozon * 0,000 001
* zeigen starke zeitliche Fluktuationen
Bleigehalt in der Atmosphäre
Bereich Gehalt (mg/m
3)
Reinluftgebiete < 0,01 Ländliche Gebiete < 0,2
Ballungsgebiete 0,2... 2,0 Nähe Verhüttungsbetrieb 1...20
Blutbleikonzentration (Erwachsener derzeit):
10µg/100 mL
Schwebstoffe
Seesalzkerne Wasser
Sand (in Nebel, Wolken)
Ruß (in Rauch)
feste flüssige
Klima
Als Klima wird der mittlere Zustand der Atmosphäre an einem Ort bezeichnet.
Das Klima ist charakterisiert durch Lufttemperatur, Windrichtung und -stärke, Niederschlag usw.
Ursachen für Klimaschwankungen:
- veränderte Strahlungsverhältnisse der Sonne - Änderung der Erdoberfläche
- Änderung der Erdlaufbahn - Änderung der Erdachse
- Zusammensetzung der Atmosphäre
Folge:
- Warm- und Kaltzeiten
bodennahe Temperaturen zwischen 9oC und 16oC - Auswirkungen auf Ökosysteme
z.B. Meeresspiegel während der letzten Eiszeit vor
ca. 15.000 Jahren etwa 170 m unter dem heutigen Niveau
Klimatrends
Probleme bei der Vorhersage:
- Messfehler bei Temperaturmessungen
- kaum Standardisierung für Messungen in verschiedenen Regionen - kaum klimarelevante Daten aus der Vergangenheit
(kein Bezug zu Bewölkung, Bodenbesetzung)
- fehlende Messpunkte in Meeresgebieten (auch Strömungen) - fehlende Kenntnisse zu Wechselwirkungen zwischen Chemie
und Biologie
- Rückkopplungsmechanismen nicht vollständig erfassbar
- Effekt des Ozons:
* „positives“ Ozon
* „negatives“ Ozon
- Treibhauseffekt:
* natürlicher Treibhauseffekt:
* anthropogener Treibhauseffekt:
Einfluss des Treibhauseffektes und Ozons
Treibhauseffekt:
durch den Eintrag von CO2 , Methan, Ozon, Stickoxiden, Wasserdampf wird die Abstrahlung langwelliger Strahlung verhindert.
natürlicher Treibhauseffekt:
Bedingung für irdisches Leben (Erwärmung um 32,4o )
anthropogener Treibhauseffekt:
vermehrter Eintrag der Treibhausgase durch Verbrennung,
Rodung der Wälder, mineralische Dünger, industrielle Produktion (Erwärmung um 0,6o )
- Effekt des Ozons:
Störung der Atmosphärenchemie, Ozonbildung und –zersetzung führt zu Absorption der UV-C-Strahlung, Störung dieses
Gleichgewichtes durch anthropogene Emissionen (FCKW, N2 O),
Eigenschaften des Ozons (O
3)
- farbloses Gas
- Siedepunkt - 1120C
- Ozonmolekül: 3 Sauerstoffatome im Winkel von 116,70,
Bindungslänge 0.1278 nm, stark delokalisierte Π - Bindung - starkes Oxidationsmittel
- stark endotherme Verbindung
- absorbiert Strahlung im UV und IR-Bereich
(in großen Höhen Absorption der harten UV-Strahlung der Sonne 242 – 310 nm)
-kann photolytisch gebildet und auch zersetzt werden (O + O2 Î O3 , <242 nm , M / O3 + OÎ 2 O2 , < 360 nm)
- Effekt des Ozons:
Störung der Atmosphärenchemie, Ozonbildung und –zersetzung führt zu Absorption der UV-C-Strahlung, Störung dieses
Gleichgewichtes durch anthropogene Emissionen (FCKW, N2 O),
Eigenschaften des Ozons (O
3)
- farbloses Gas
- Siedepunkt - 1120C
- Ozonmolekül: 3 Sauerstoffatome im Winkel von 116,70,
Bindungslänge 0.1278 nm, stark delokalisierte Π - Bindung - starkes Oxidationsmittel
- stark endotherme Verbindung
- absorbiert Strahlung im UV und IR-Bereich
(in großen Höhen Absorption der harten UV-Strahlung der Sonne 242 – 310 nm)
-kann photolytisch gebildet und auch zersetzt werden (O + O2 Î O3 , λ<242 nm , M / O3 + OÎ 2 O2 , λ< 360 nm)
Ozon in der Atmosphäre
ca. 10 km Stratosphäre um 25 km
Troposphäre Ozonschicht
Ozonverunreinigung
(„Gutes Ozon“)
(„Schlechtes Ozon“)
Ozonbildung
- 90% des atmosphärischen Ozons befinden sich in der Stratosphäre - maximale O3 -Konzentration bei etwa 25 km Höhe
- maximale Konzentration: 1013 Moleküle/cm3
≡ 770 μg/m3
≡ 359 ppb
- Dobson-Einheit (Dobson-Unit, D.U.): bezeichnet die fiktive Dicke der Ozonschicht unter Normalbedingungen (100 D.U. = 1 mm)
- zwischen Bildung und Zersetzung besteht ein sensibles Gleichgewicht, das durch anthropogene Emissionen (z.B. FCKW, NO2 , u.a.) gestört wird
Charakteristik der Ozonschicht
Dobson-Einheit (DE) 1 DE = 0,01 atm mm
= 0,01 . 1,013 bar mm
100 DE entsprechen einer Ozonsäule von 1 mm Dicke.
Die Gesamt-Ozonsäule, also die Ozonschicht, die entstünde, wenn das Ozon von ca. 300 DE auf Normalbedingungen (1013 mbar und 00C) gebracht würde, hat im Jahresmittel eine Dicke
von nur ca. 3 mm
Stratosphärenchemie - Ozonschicht
= Bereich oberhalb der Tropopause (8 - 17 km Höhe) - charakteristisch: energiereiche UV-C-Strahlung
- wesentliche Reaktionen:
- Ozonbildung und Ozonzersetzung
- Bildung des sehr reaktionsfähigen „Singulettsauerstoffs“, O(1D) - UV-Adsorption führt zur Erwärmung der Stratosphäre
Stratosphäre: Ozonbildung
Startreaktion: O2 2 •O•
Bildung: •O• + O2 O3
Zersetzung: O3 •O•(1D) + O2 Nettoreaktion: •O• + O3 O2 + O2
M = Stoßpartner
h • ν
M
h • ν
Stratosphäre: Ozonabbau
Radikalerzeugungsreaktion: R-Cl •Cl + •R Kettenreaktion: •Cl + O3 ClO• + O2
ClO• + •O• O2 + •Cl
Nettoreaktion: O3 + •O• 2 O2
Radikal-Übertragung: •Cl + RH HCl + •R Speicherform: •ClO + •NO2 ClONO2
M = Stoßpartner
h • ν
M
Ozonabbau
- natürlicher Ozonabbau infolge UV-Strahlung - katalytische Zersetzung
- große Rolle spielen organische Halogenverbindungen - HCl lagert sich an Eiskristalle (Stratosphärenwolken!!) an
und wird langsam in die Troposphäre transportiert - radikalischer Rest •R reagiert zu unterschiedlichen
Verbindungen weiter
Ozonloch
- extreme Kälte der Südpolarregionen, sehr geringer Luftaustausch, keine Sonneneinstrahlung im Polarwinter ⇒ Herausbildung
„polarer stratosphärischer Wolken“ (HNO3 /H2 O-Aerosole)
- Anlagerung der wenig aktiven Verbindungen HCl und ClONO2 und Umwandlung in Cl2 und HOCl (hypochlorige Säure)
- im Polarfrühling Spaltung in Chloratome
Ozonloch
Im Dunklen: Im Licht der Frühjahrssonne:
- Bildung von polaren - Aktivierung ozonabbauender
stratosphärischen Teilchen wie Cl, ClO, NO, NOx
Wolken aus HNO3 und H2 O
- Bildung von - Katalytischer Ozonabbau
Reserviorgasen wie Cl2 , HOCl, HCl oder ClONO2
Stratosphäre 9 km
--- Troposphäre
Kalter Isolierter Polarwirbel
Antarktis
Troposphärenchemie (Photochemie)
„Ozonsmog“
• In die Troposphäre wird fast nur Licht mit Wellenlängen > 300 nm eingestrahlt
• fast alle Gase sind in dynamische Kreisläufe einbezogen - geringe Energie des Lichts kann nur noch bestimmte
Bindungen spalten (z.B. •NO2 )
- O3 -Bildung aus •NO2 läuft sehr schnell ab (mittlere Lebens- dauer von NO2 an einem wolkenlosen Tag: 2 min)
• Produkte: O3 , •O• (1D), •OH-Radikal (reaktive Verbindungen, die zu vielfältigen Produkten weiterreagieren)
z.B. Abbau organischer Substanzen - Abspaltung von H-Atomen
- Anlagerung an Doppelbindung - Anlagerung an aromatische Ringe
Photosmog, Ozonsmog, Sommersmog
Bildung:
• Bildung von Photooxidantien durch starke Sonneneinstrahlung bei unbewegter Luft (Inversionswetterlage)
Ozon, •OH, HO2 •, RO2 •, NO2 •, •NO3 , N2 O5 , organische Nitrate, Methylperoxid, Peroxyacetylnitrat (PAN!)
Photosmog „Los Angeles Smog“
NO2 • + •O-O• •NO + O3
•NO + O3 NO2 • + •O-O•
RH + •OH + •O-O• RO2 • + H2 O
RO2 • + •NO RO• + NO2 •
RO• + •O-O• HO2 • + RCHO
HO2 • + •NO •OH + NO2 •
NO2 • + •OH HNO3
HO2 • + HO2 • H2 O2 + •O-O•
RO2 • + NO2 • RO2 NO2
z.B.:
CH3 COO2 • + NO2 • CH3 COO2 NO2
Peroxyacetylnitrat (PAN) M = Stoßpartner
h • ν, M
M
M
M
Chemische Lebensdauer organischer
Verbindungen in der Atmosphäre
F| Cl–C–Cl
| Cl
F| Cl–C–F
| Cl
H| Cl–C–F
| F F F
| | Cl–C–C–F
| | Cl Cl
F F
| | Cl–C–C–Cl
| | F F H H
| | F–C–C–Cl
| | F H CF3 –CF2 Cl
R 11 R 12 R 22
R 113 R 114
R 115 R 142b
FCKW - Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe
Chemisch inerte Gase (Verwendung als Treibgas, Kühlmittel, Kunst- stoffschäumung, Lösungsmittel)
Nomenklatur
• R: „refrigerant“
• 100er Stelle: Zahl der C-Atome -1 z.B.
• 10er Stelle: Zahl der H-Atome +1 R 1 3 4 a = CH2 F-CF3
• 1er Stelle: Zahl der F-Atome asymmetrisch
• restliche Atome: Cl 4 F-Atome
• a, b, c: Asymmetrie -1 = 2 H-Atome
+1 = 2 C-Atome R115a: CClF2 -CF3 !!
R114: CClF2 -CClF2 !!
- Vermarktungsmengen FCKW 1988: 1,1 Mio t, 1992: 0,5 Mio t (fast vollständig in Atmosphäre),
Problem: lange chemische Halbwertszeit (mehrere 10 Jahre)
Nomenklatur FCKW
FCKW: R 113 C
2F
3Cl
3Anzahl der F-Atome im Molekül Anzahl der H-Atome im Molekül + 1 Anzahl der C-Atome im Molekül - 1,
restliche Atome sind Cl
F| Cl–C–Cl
| Cl
F| Cl–C–F
| Cl
H| Cl–C–F
| F F F
| | Cl–C–C–F
| | Cl Cl
F F
| | Cl–C–C–Cl
| | F F H H
| | F–C–C–Cl
| | F H CF3 –CF2 Cl
R 11 R 12 R 22
R 113 R 114
R 115 R 142b
Zusammenhang zwischen den verschiedenen Quell-, Senken- und Reservoirsubstanzen
ClONO2 HNO4 , HOCl
u.a.
Ozon- zerstörende
Zyklen
H2 O2 HNO3
HCl HOx
NOx ClOx CH3 Cl
H2 O, CH4 , H2 N2 O, FCKW
CH3 CCl3
CH3 Cl H2 O, CH4 , H2
N2 O, FCKW CH3 CCl3
Sonnenstrahlen
Quellsubstanzen Senkensubstanzen
Reservoir- substanzen
Stratosphäre Troposphäre
Rückkopplungsmechanismen
(positive und negative Rückkopplung)
• durch Wechselwirkung von Temperatur und Wasserdampfgehalt in der Atmosphäre
Erhöhung H2 O-Gehalt ⇒ Erwärmung
• durch Wechselwirkung von Temperatur und Wasserdampfgehalt in der Atmosphäre
Wolkenbildung ⇒ Abkühlung
• durch Wechselwirkung von Temperatur und Länge der Schnee- bedeckung in gemäßigten Breiten
Erwärmung
• durch Abschmelzen von Eis wird Wasservolumen größer
⇒ Lösung von CO2 (Abkühlung)
• verstärkte Verdunstung
⇒ starke Niederschläge ⇒ Einfluss auf Biogeochemie
Emissionen / Transmission / Immisionen
Emission: Übergang luftverunreinigender Stoffe in die Atmosphäre („Spuckwert“)
Transmission: Vorgänge, die zur Verteilung der luftverunreinigenden Stoffe in der Atmosphäre oder zu ihrer chemischen oder physikalischen Änderung führen
Immission: tatsächliche Schadstoffkonzentration am Ort der Einwirkung in der Atmosphäre, im Boden oder im Wasser (mg/m3) („Schluckwert“)
Natürliche Emissionen
• Stoffaustausch
ständiger Stoffaustausch zwischen der Atmosphäre mit der Erdoberfläche
Wasser-, Stickstoff-, Phosphor-, Schwefelkreislauf
• Emissionen von Vulkanen: CO2 , SO2 , HCl, HF (CH4 , Aldehyde, Ketone, Alkohole, Benzol, Toluol), Asche, Staub (enthält Schwer- metalle und radioaktive Stoffe)
• Emissionen von Lebewesen: CO2 , Kohlenwasserstoffe, chlorierte Kohlenwasserstoffe (auch Methylchlorid), Schwefelverbindungen, Stickoxide
⇒ aber: normalerweise keine Störung des Stoffgleichgewichts
Emissionen
natürlichen und anthropogenen Ursprungs
Emission Natürlich (Mio t/a) Anthropogen (Mio t/a)
Kohlendioxid (CO2 ) 700000 22000
Kohlenmonoxid (CO) 4000 550
Kohlenwasserstoffe (C) 1400 90
Methan (CH4 ) 1000 110
Ammoniak (NH3 ) 1200 7
Stickoxide (NO2 ) 770 53
Schwefeldioxid (SO2 ) 20 150
Lachgas (N2 O) 145 4
Vergleich Zusammensetzung Uratmosphäre / Atmosphäre heute
Uratmosphäre heutige Atmosphäre
ca. 80% Wasserdampf 5% Wasserdampf ca. 10% Kohlendioxid 0,033% Kohlendioxid
0,026% vorindustriell
ca. 5-7% Schwefelwasserstoff - Schwefelwasserstoff ca. 0,5-1% Stickstoff 78,1% Stickstoff*
ca. 0,5-1% Kohlenmonoxid 2⋅10-5% Kohlenmonoxid - Sauerstoff 20,9% Sauerstoff
* trockene Luft
Vergleich:
Gasfreisetzung und Änderung der Atmosphäre natürlich:
Zunahme O
2ca. 2,0 Mill. Jahre ca. 21%:
200.000-300.000 Jahre 0.1% pro Jahr
anthropogen:
Zunahme CO
2ca. 21%: 200-300 Jahre 0,1 % pro Jahr
rein quantitativ N>A, bei erdgeschichtlicher Betrachtung;
bei menschheitsgeschichtlicher N<A
Wasserarten und Verteilung
- Oberflächenwasser (Wasser in Bächen, Flüssen, Seen, Meeren, Ozeanen) - Wasserverteilung auf der Erde:
97,4% Salzwasser
2,6% Süßwasser, davon 77,2% Eis
22,2% Grundwasser (bis 800 m Tiefe 9,9%, bis 4000 m Tiefe 12,3%) 0,35% Seenwasser
0,003% Flusswasser
- nur noch selten hat das in der Natur vorkommende Wasser Trinkwasserqualität - Qualität von Höhe des Schadstoffeintrags abhängig
Wasserressourcen I
• Wasserverbrauch in der Neuzeit stark gestiegen Industrie, Hygiene
(pro Kopf-Verbrauch/Tag: vorindustriell: 10...30 L 1950: 85 L 2000: 325 L
• Gesamtwasservorräte der Erde sind konstant - 1,38 Mrd km3, davon 97,4 % Meerwasser - nur 2,6 % Süßwasser
- nur 0,3 % zur Trinkwassergewinnung geeignet
• ca 1/7 der Gesamtwassermenge befindet sich im Wasserkreislauf aus Verdunstung und Niederschlag
- Wasserkreislauf wird durch Sonneneinstrahlung in Gang gehalten - Verdunstung auf Landgebieten wird durch Pflanzen bestimmt
durchschnittlicher Niederschlag (D): 800 L/m3 /a Regen, Schnee
Wasserressourcen II
• Wasserbilanz des Festlandes wird durch Klimazonen bestimmt humid ⇒ Niederschlagsmengen sind größer als die
Verdunstung (z.B. Tropen)
arid ⇒ es verdunstet mehr Wasser als durch Niederschläge abgeregnet wird (Wüsten)
niveal ⇒ Dauerfrostregion
• Niederschlagsmenge wird durch Luftströmungen und Temperatur gesteuert
Bundesrepublik: jährlich ca. 300 Mrd. m3 Niederschlag
Funktionen des Wassers
• wichtige Rolle bei der Entstehung des Lebens
• Funktionen im Ökosystem
Stofftransport, Wärmepuffer, Wärmetransport, „Gaswäsche“ etc.
• Bedeutung für Lebewesen: Transportmittel, Energieerzeugung (Photosynthese !!)
pH – Werte verschiedener Flüssigkeiten
Flüssigkeit pH – Wert
---
Magensaft 0.9 ... 2,3
Darmsaft 8,3
Harn 4,8 ...7,4
Blut 7,4
Oberflächenwasser 7,5 ...8,2 Regenwasser (Durchschnitt) 4,1
Zitronensaft 2,0
Tomatensaft 4,0
Seifenlauge 8,2 ... 8,7
Wasser
Molekül Bindung
Dipolmoment Wasserstoffbrückenbindungen
Anomalien des Wassers
starke Unterschiede in den chemisch-physikalischen Eigenschaften analog aufgebauter Verbindungen in gleicher PSE-Gruppe
H2 O / H2 S / H2 Se / H2 Te
* Wasser flüssig
* aus Extrapolation Fp. – 100 0C, Sdp: - 80 0C
Siede/Schmelzpunkte Dichteanomalie
Dichteeigenschaften und thermische Eigenschaften werden auf Bildung von Wasserstoffbrückenbindungen zurückgeführt
Gewässereinteilung nach Mineralsalzgehalt
Gewässer Mineralsalzgehalt
Süßwasser bis 1 g/kg
Salzhaltiges Wasser 1 - 25 g/kg
Meerwasser 25 - 50 g/kg
Salzwasser > 50 g/kg
Physikalische Eigenschaften von Wasser und deren Bedeutung für die Umwelt
Eigenschaft Erläuterung Umweltrelevanz
--- Dichte größte Dichte 4oC, Seen frieren von der Oberfläche zu,
Volumenausdehnung bei Gefrieren Sprengung von Gesteinen (Verwitterung) Schmelz- und relativ hoch Existenz von flüssigem Wasser auf Erde Siedepunkt
Wärmekapazität größte WK aller Flüssigkeiten Pufferung extremer Temperaturschwankungen, Speicherung großer Wärmemengen
Wärmeleitfähigkeit gering vergl. mit Metallen erschwert vollständiges Zufrieren von Gewässern Verdampfungsenthalpie größte VE aller Flüssigkeiten kühlender Effekt der Transpiration bei Pflanzen,
Tieren, Menschen
Schmelzenthalpie 6,01 kJ/mol geringe Gefrierpunktserniedrigung bei salzhaltigem Wasser
Oberflächenspannung größte OS aller Flüssigkeiten Tropfenbildung in Wolken und Regen ,außer Hg
Dipolmoment/ hohes Dipolmoment, Lösungsmittel, Adsorption, Transport Dielektrizitätskonstante hohe Dielektrizitätskonstante
Lichtabsorption hoch in Bereichen des IR, Photosynthese, natürlicher Treibhauseffekt gering im Sichtbaren 180-780 nm
Wasser:
- Vorkommen in Hydrosphäre, Atmosphäre, Lithosphäre - fest, flüssig, gasförmig
- Wasserkreislauf (Treibhauseffekt) - Transportmittel, Lösungsmittel - Spezifische Stoffeigenschaften:
z.B. * hohe Oberflächenspannung
* Dielektrizitätskonstante
* Verdampfungs- Schmelzwärme
* Dichteverhalten
* Stoff der bei Normaltemperatur flüssig ist mit
niedrigster Molmasse
Gesamtwasserbedarf (D):
- 66% Elektrizitäts- und Wärmekraftwerke - 22% Industrie
- 3% Landwirtschaft
- 9% Kleingewerbe, Haushalt
Abhängigkeit der Wasseraufbereitungstechnologie
- wozu soll Wasser genutzt werden (Trink-oder Brauchwasser) - Anteil organischer und anorganischer Schadstoffe
- Salzkonzentration des Wassers
- Anteil an Schwebstoffen und Kolloiden - bei Grund- und Quellwässern:
* Abhängigkeit von durchströmten Formationen (Zusammensetzung der Gesteine und Minerale)
* von der Verweilzeit im Boden, Bodenarten, Korngröße, Acidität, Gehalt an organischem Material (Huminstoffe, DOC)
Methoden der Trinkwasseraufbereitung
Aufbereitung ist notwendig wegen
- Stoffen, die gesundheitsschädigend sind
- Stoffen, die geruchs- oder geschmacksverändernd sind - Stoffen, die zu technischen Störungen führen
Arbeitsschritte der Aufbereitung von Grundwässern:
- Entfernung von Schweb- und Trübstoffen - Belüftung zum Sauerstoffeintrag
- Enteisenung, Entmanganung - Einstellung des pH-Wertes - Entzug von Calciumionen
- Entfernung gelöster organischer Stoffe
- Desinfektion (Zugabe von Chlor, Chlordioxid u.a.)
Technologische Trinkwasseraufbreitung
Grenzwerte für chemische Stoffe
Wasserbelastung
• 3/4 des Abwassers ist Kühlwasser ⇒ „thermische Verschmutzung“
• Salzfrachten in Gewässern
⇒ Sulfate, Chloride, Nitrate, Phosphate
⇒ Quellen: Salzbergbau
Weser: 27 g Salz pro Liter Flußwasser ⇒ salziger als die Ostsee, entspricht 5,5 Mio. t Salz im Jahr ⇒ Kalibergbau
⇒ Phosphat-, Nitrateintrag ⇒ Nährstoffüberangebot
⇒ „Algenblüte“ - „Eutropierung der Gewässer“
• Schwermetallbelastungen
⇒ Quecksilber, Cadmium, Blei
⇒ Rückgang in den letzten Jahren durch strenge Gesetzgebung
⇒ relativ schnelle Anreicherung in Klärschlämmen
Belastung des Wassers durch Chemikalien in Waschmitteln
- Phosphate, Phosphatersatzstoffe (Bindung der Kalziumionen) - Natriumperborat (Bleichmittel)
- Magnesiumsilicat, EDTA (Bleichmittelstabilisatoren) - Tenside: anionische, kationische, (Reinigungsmittel) - Silikone, Trialkylmelamin-Derivate (Schaumregulatoren) - Carboxymethylcellulose (Vergrauungsinhibitoren)
- Cumarin, Furan-, Stilben- oder Triazofarbstoffe (Optische Aufheller) - Enzyme (Beseitigung z.B. von Blutflecken)
Zusammenwirken einiger für die
Bodenentwicklung bedeutsamer Faktoren
Bodenbestandteile
Boden
Oberste, belebte Schicht der Erdoberfläche, die durch Gesteins- verwitterung entsteht.
feste Bestandteile: SiO2 (gemittelter Anteil: 58 %), Al2 O3 (16 %), Eisenoxide (7 %), CaO (5,2 %), MgO (3,8 %), Na2 O (3,9 %), K2 O (3,1 %),
Spurenelemente (3,0 %), Organika
Eigenschaften von Böden werden bestimmt durch:
- das Ausgangsgestein,
- die Art der Verwitterungsvorgänge,
- ablaufende biologische Prozesse (Mikrobiologie, Pflanzenanbau),
- Klima (Temperatur, Niederschlag)
- eingetragene Kontaminationen
Verwitterungsprozesse
Verwitterung:
Umwandlung von Gesteinen in der Erdkruste durch
Wechselwirkung mit Atmosphäre, Hydrosphäre und Biosystemen
- Physikalische Verwitterung
Rasche, große Temperaturunterschiede- unterschiedliche thermische Ausdehnungskoeffizienten, Druckzunahme durch Kristallisation von Eis
- Biologische Verwitterung
Ausscheidungs- und Zersetzungsprodukte biologischer Systeme (Mensch, Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen)
- Chemische Verwitterung
Hydrolyse, Carbonisierung, Reduktion, Oxidation, Auflösung, Kristallisation
Verwitterungsreaktionen (Beispiele)
Kalk:
CaCO3 + H2 O + CO2 Ca2+ + 2HCO3-
CaCO3 + H2 O Ca2+ + HCO3- + OH- Quarz:
SiO2 + 2H2 O H4 SiO4 Anhydrit:
CaSO4 Ca2++SO4- Feldspat:
NaAlSi3 08 + 11/2 H2 O + CO2 Na+ + HCO3- + 2H4 SiO4 + 1/2 Al2 O5 (OH)4 Dolomit:
CaMg(CO3 )2 + 2H2 O Ca2+ + Mg2+ + 2HCO3- + 2OH-
Boden als Puffer
Carbonatpuffer:
CO32- + H+ → HCO3-
HCO3- + H+ → CO2 + H2 O Austauscherpuffer:
Tonmineral - O- Me+ + H+ → Tonmineral- O- H+ + Me+ [Al6 (OH)15 ]3+ + 15 H+ + 21 H2 O → 6 [Al(H2 O)6 ]3+
Eisenpuffer:
FeOOH + 3 H+ + 4 H2 O → [Fe(H2 O)6 ]3+
Tongestein I
Bezeichnung für Sedimente (oft auch für Bodenarten),
die sowohl plastisch verformbare Tone, als auch harte Tonsteine enthalten, in einem Korngrößenbereich von Ø < 2 μm
Summenformel für Tonminerale
Al
1,55Fe
0,20Mg
0,25(OH)
2Si
3,5Al
0,5O
10x K
0,8x Me
0,17(H
2O)
nProzesse der Tonbildung:
- Zerkleinerung der primären Gesteine und Minerale - Transport und Sedimentation
- Selektions- und Differenzierungsprozesse
- Neu- und Umbildungen im wässrigen Verwitterungs- und Sedimentationsmilieu
Humus (lat. Boden) -
ein wesentlicher Bestandteil des Bodens
- Gesamtheit der im Boden befindlichen abgestorbenen pflanzlichen und tierischen (demnach organischen) Substanzen
- besteht aus hochmolekularen Huminstoffen (z.B. Huminsäuren) uneinheitliche makromolekulare Struktur, Biopolymere
- „Ionenaustauschfunktion der Huminsäuren“
- Anteil an Huminstoffen
• Ackerböden 1...2%
• Schwarzerde 2...7%
• Wiesen ca. 10%
• moorige Böden 10...20%
Huminstoffe
Humine
MM: > 50.000
Löslichkeit: unlöslich
Fulvinsäuren Huminsäuren
(Fulvosäuren)
MM: MM:
800 – 9.000 9.000 – 50.000
Löslichkeit Löslichkeit:
im sauren und basischen Bereich im basischen Bereich
- finger- print:
* Ladung/Masse Verhältnis
* Gehalt an Aromaten/Aliphaten
* Art und Gehalt an Anorganika, insbesondere Eisen
* Art und Gehalt an funktionellen Gruppen
* Einbau und Gehalt an Heteroatomen N, S
* Protonenaustauschkapazität
* Strukturänderung bei pH-Änderung
Huminsäuren
• Postmortale Substanzen (Humine; Fulvin- und Huminsäuren)
• ubiquitäres Auftreten (Aquifer, Oberflächenwässer, Böden)
• unterschiedliche Strukturen und Funktionalitäten
• Polyelektrolyte
• Komplexierung von Schwermetallen
Strukturvorschlag nach H.R. Schulten, M. Schnitzer, Naturwissenschaften 80 (1993), 29.
Umwelteinfluss von Huminsäuren
- unterschiedliche Genese
- Bindung, Rückhaltung organischer und anorganischer Stoffe - Nahrung für Mikroorganismen
- gelöster und kolloidaler Transport von Organika und Schwermetallen - Nährstoffpuffer für Pflanzen
Die beim Menschen endende Nahrungskette
Belastungspfade/Transferfaktoren
(nach Haunold, 1987)
Einträge in den Boden
- industriellen und landwirtschaftlichen Prozessen - Verkehrsträger
- Lebensprozesse der Organismen
- Rohstoffgewinnung (z.B. Erz-und Kohleabbau)
Landwirtschaft:
- Düngemittel
- Pflanzenbehandlungsmittel und
Schädlingsbekämpfungsmittel
Biozide
Stoffe, die Pflanzen während ihres Wachstums vor Krankheiten und tierischem Schädlingsbefall schützen, die Konkurrenz anderer Pflanzen um Licht und Nährstoffe unterbinden und die eingebrachten Erntemengen vor Verlusten schützen sollen.
- oft wird verallgemeinernd die Bezeichnung Pestizide verwendet
Biozide / Pestizide
- Herbizide - Insektizide - Sterilantien - Fungizide - Akarizide
- Molluskizide - Rodentizide - Ovizide
- Repellents
Ablagerung von Anorganika und Organika in Böden und Sedimenten
- Böden und Sedimente sind temporäre Senken für Schwermetalle und Organika, aber keine Endlager
- Löslichkeit bestimmt wesentlich den Transport oder die Abscheidung - Kolloidbildung beachten
Prozesse der Ausscheidung aus Wasser
- Fällung - Mitfällung
- Sorption (Absorption, Adsorption, Chemisorption) - Ionenaustausch (siehe Tonminerale z.B.)
- Komplexbildung durch am Sediment sorbierte Organika
- Abbau von Organika nach Sorption durch anaerobe Mikroorganismen
Kreislauf der Schwermetalle
Beziehung zwischen dem Mobilitätsstatus von Schwer- metallen und gebräuchlichen Extraktionslösungen
Gesamtgehalte langfristig verfügbar
Totalaufschluss mittelfristig verfügbar Königswasser
HCl kurzfristig verfügbar HNO3
(hochmolar) EDTA
DTPA NH4 OAc
NH4 NO3 MgCl2 CaCl2 Bodensättigungsextrakt