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(1)Des Feldbergs liebliche Tochter macht es möglich : im Wiesental Fabriken stehn

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(1)Des Feldbergs liebliche Tochter macht es möglich : im Wiesental Fabriken stehn. Autor(en):. Währen, Sabine. Objekttyp:. Article. Zeitschrift:. Akzent. Band (Jahr): - (2010) Heft 2:. aSchwerpunkt Johann Peter Hebel. PDF erstellt am:. 01.02.2022. Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-842831. Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind.. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch.

(2) las. ,a»ïl. Ukll. 1. SiiiMlii; libw?. HEVII. SRKKfgpslI IMMJ. a\wv«. un;!. |. j.

(3) akzent magazin. I. Schwerpunkt. Des Fe/c/jbergs //ejb//c/7e7öc/7fer mac/if es /r?ög//'c/7. im IViesento/ faön'ke/? s te/?/? /swj /V/rgenc/wo sonst in. Deutsch/and haften s/c/i auf der deutschen Seife des Hoc/ir/ie/ns. /hre/4nfänge //egen we/f zurück und sind untrennbar m/f dem 1/1/asserre/chfum der l/lf/ese verbunden. Schweizer L/nferne/imer richteten ab dem 78. Jahrhundert Webereien und Spinnereien ein und verede/fen ihre Stoffe vor a//em im Wiesenfa/. lim eine hohe Zo//schranke zu überwinden, hatten Schweizer 7exfi/unfernehmer in den ersten Jahrzehnten des 79. Jahrhunderts dort massiv investiert. Menschen wurden von weif her in die Grenzecke ge/ockf und auch nach dem 2. We/fkrieg verdiente immer noch mehr ais die Hä/ffe a/ier /ndusfriebeschäffigfen in 7exfi/befrieben ihr Ge/d. 7exf/7faefnefae derart geba//f wie. Auf dem höchsten Berg des Schwarzwaldes, mit einer Gipfelhöhe von fast fünfzehnhundert Metern, beginnt der Lauf jenes Flüsschens, das demTal den Namen gibt. Ein Stein auf 1232 m über Meer markiert die Quelle, wo ein paar LiterWasser pro Stunde aus der Erde sickern, um als Feldbergs lieblicheTochter, von den Flöhen des Feldbergs den Weg Richtung Basel und den Rhein zu beginnen. Entlang des Hebelweges wird deutlich, dass die Wiese bereits auf ihren ersten zwei Kilometern an Volumen zugenommen hat und die dort angespülten Steine im Bachbett lassen vermuten, dass sich zur Zeit der Schneeschmelze grosse Wassermassen ihren Weg insTal bahnen. Nach Brandenberg erreicht das Flüsschen das StädtchenTodtnau, wo sich im 14. Jahrhundert die ersten Bergleute niedergelassen hatten, weil man auf silberhaltiges Erz gestossen war - das gleiche Todtnau übrigens, das Jahrhunderte später den Erfinder der Dauerwelle, Karl Ludwig Nessler, hervorbringen sollte. Doch die Wiese fliesst weiter, durch Dörfer, die ursprünglich alles Bergwerksorte waren. Das Gebiet wird zusehends. waldiger, vorbei geht es an der alten Gerichtslinde in Schönau, vorbei an typischen Schwarzwaldhöfen. Die Wiese fliesst durch kleine und grössere Dörfer bis nach Zell, das um 1000 n. Chr. vom Säckinger Männerkloster gegründet wurde. Von Zell geht es weiter nach Hausen, dem Heimatort von Johann Peter Hebei. Auch im Hebeldorf wurde im 17. Jahrhundert ein Eisenwerk errichtet, nach dessen Schliessung siedelte sich dieTextilindustrie dort an. Weiter rheinwärts geht die Reise nach Schopfheim, Maulburg und Steinen, wo das Wasser zum ersten Mal zur Stromerzeugung genutzt wird. Die nächsten Stationen sind Brombach, Hauingen, Haagen und die Stadt Lörrach, die sich zwischen demTüllinger Berg, dem Südwestapril10. liehen Endpunkt des Wiesentals und der Chrischona mit dem Hornfelsen erstreckt. Von den Höhen aus ist nicht zu erkennen, wo zwischen Lörrachs Ortseil Stetten und Basels Vorort Riehen die Grenze verläuft. Ob Deutschland oder Schweiz, der Wiese ist es einerlei und sie nimmt ihren letzten Kilometer in Angriff, bis sie in Kleinhüningen mit dem Rhein ihre grosse Reise in den Norden und ans Meer antritt. Nicht nur geografisch lässt sich das Wiesental in ein oberes und unteresTeilstück aufteilen, dieseTrennung lässt sich auch herrschafts-politisch nachvollziehen: Das untere stand unter der Herrschaft des Markgrafen von Baden, das obere unter der Hoheit des Fürstabtes von St. Blasien, war also vorderösterreichisch und damit habsburgisch. Das hiess auch, dass während dieser Zeit das untere Wiesental protestantisch, das obere katholisch war. Dos Zusammensp/e/ von Stoüt und /.one/ In Mitteleuropa des 15. bis 18. Jahrhunderts. entwi-. ekelten sich die wirtschaftlichenTätigkeiten in der Regel aus dem Zusammenspiel der städtischen ZunftWirtschaft mit der ursprünglich agrarischen Wirtschaft des Hinterlandes. Aus diesem Spannungsfeld entstanden Auseinandersetzungen um Herrschaftsrechte, die meistens zu landwirtschaftlich-gewerblichen Gegenzentren führten. In Basel war das anders: hier fehlten solche Gegenzentren im wirtschaftlichen Sinn. Denn das Baselbiet wurde schon früh von den Bas1er Seidenbandherren so dicht mit einem Verlagswesen überzogen, dass gewerbliche oder frühindustrieile Gegenzentren nicht aufkommen konnten. Und als reines Bauernland zählte es, verglichen etwa mit dem Elsass oder Breisgau, nicht zu den ertragreichsten. Darum waren die Auseinandersetzungen zwisehen Stadt und Land viel stärker politisch als wirtschaftlich geprägt. Dabei sitzt man allerdings einem Perspektivfehler auf: man vergisst einfach das nach Basel hin orientierte Wiesental. Eine Reihe von Voraussetzungen bestimmte dort das Geschehen. Zum einen verfügten die Basler schon seit alters über akkumuliertes Kapital. Dieser Kapitalreichtum kam auch davon, dass die Basler Schatztruhen während des Dreissigjährigen Krieges verschont geblieben waren. Zum andern war das Wiesental. wichtiger Lieferant von Holzkohle sowie von Brennund Bauholz. Besonders im 15. und 16. Jahrhundert blühte in derTodtnauer Gegend das Bergwerkswesen, wo Silber und Eisen abgebaut und verhüttet wurde. 13.

(4) akzent magazin. I. Schwerpunkt. Aus dieser Naturalwirtschaft entstanden in der Folge erste gewerbliche Betriebe: Nagelschmiede und dem Bergbau, aus der Waldwirtschaft die so genannten Flolzschnefler, die landwirtschaftliche Geräte aus Holz und Schindeln herstellten. Eine Besonderheit waren die Bürsten aus dem Wiesental aus Schweinsborsten, Pferde- und Ziegenhaaren, die in familiären Kleinbetrieben hergestellt und durch Hausierer vor allem in Basel vertrieben wurden.. Kettenmacher aus. Bereits im Mittelalter wurden die imTal angebauten Rohstoffe Flachs, Hanf und Wolle in Heimarbeit und zu Stoffen gewoben. Zu einem ausgeprägten Handel mitTextiiprodukten kam es aber erst mit der Produktion über den eigenen Bedarf hinaus. So entstand vor allem im oberen Wiesental eine gewisse Hausindustrie, die zahlreichen Bauernfamilien ein zusätzliches Einkommen versprach. Die nahe gelegene Handelsstadt Basel wurde zum Umschlagplatz der WiesentälerTextilien. Seit dem 18. Jahrhundert wurden auch Rohstoffe, vor allem Baumwolle, aus Übersee importiert und über Zwischenhändler, den so genannten Ferger, zu den entlegenen Hausindustriebetrieben gebracht. Die fertigen Erzeugnisse nahmen die Ferger gegen Zahlung eines entsprechenden Entgelts zum Weiterverkauf nach Basel mit. So entstand im Laufe der Zeit zwischen der Handelsmetropole am Rheinknie und dem noch schwach strukturiertenTal ein reger Austausch von Waren und Rohmaterialien. Im unterenTalbereich wurden im Verlauf des 18. Jahrhunderts klassische Manufakturen gegründet, also Betriebe, in denen grosse Mengen an Textilien in ausschliesslicher Handarbeit hergestellt oder veredelt, das heisst bedruckt oder gefärbt, werden konnten. gesponnen. "iMam&Px. Mit Basler Geldgebern gross geworden In der Mitte des 18.. Jahrhunderts schaute der. Bild oben. Markgraf. Carl Friedrich von Baden mit Neid hinüber in die Schweiz und auf den «Erwerbssinn» ihrer Bewohner. Damit endlich auch im Badischen Fabriken gebaut. würden, lockte er Unternehmer mit Privilegien. Vor allem Lörrach sollte zum ernst zu nehmenden Konkurrenten von Mülhausen und Basel werden. Doch die gewünschte wirtschaftliche Entwicklung blieb zunächst mehr oder weniger aus. Erst als der Markgraf ein weiteres Patent verbunden mit zahlreichen Sonderrechten initiierte, biss mit Philipp Jacob Oberkampf ein Stoffdrucker aus dem Schwäbischen an. Sein Kapital reichte jedoch gerade einmal für ein Jahr. Weitere Interessenten Messen zum Glück nicht lange auf sich warten. Bereits im Folgejahr verbuchte Carl Friedrich mit der Gründung einer Cotton-Druckerey durch den Berner Kaufmann Johann Friedrich Küpfer einen weiteren Erfolg. An diesem Beispiel wird sehr deutlich, wie dringend der Markgraf eine Industrialisierung brauchte, denn Küpfer war als erklärter Gegner der Aristokratie und als Verfechter von liberalem Gedankengut in Bern des Hochverrats angeklagt und des Landes verwiesen worden. Dass er von einem 14. dschaft in der Nähe vonTodtnau im oberen Wiesental Blld oben rechts 'kareal in Brombach. Bild. unten hausen ir, ri. QSuden her. er ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von. Grafen mit offenen Armen empfangen wurde, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Zum Bau einer Fabrik braucht man aber bekanntlich Geld, Geld, welches Küpfer nicht besessen und was der Markgraf offenbar nicht gewusst hatte. Jetzt war das Basler Kapital gefordert. Parallel zu den markgräflichen Massnahmen veröffentlichte Lörrach eine Werbeschrift in deutscher und französischer Sprache und in einer Auflage von mehreren 100 Exemplaren, welche die Stadt als Wirtschaftsstandort jedermann bekannt machen sollte - Stadtmarketing vom Feinsten - wohlverstanden im Jahr 1756! Durch die aufgeführten Vorteile wurden in der HauptsacheTextilhändler und Gewerbetreibende angesprochen. Es wurde nicht nur auf die vorhandenen Rohstoffe Flachs und Hanf hingewiesen, sondern auch auf die vorteilhaften Möglichkeiten des Handels mit der Schweiz, dem Elsass und mit Oberitalien. Zudem wurde die Wasserkraft der Wiese als Energiequelle sowie das vorhandene Potential an Arbeitskräften genannt. Über die nächsten 120 Jahre ergoss sich ein regelrechter investitionshungriger Geldstrom aus der Stadt ins untere Wiesental und alle in derTextilwirtschaft liegenden Möglichkeiten wurden ausprobiert: das Spinnen, Weben, Färben, Bleichen, dabei kamen französische Seidenarbeiter aus dem in der Revolution kriegsversehrten Lyon wie gerufen.. jener Zeit entwickelte sich das Wiesental zu einer in Deutschland einmaligenTextillandschaft. Wirtschaftlich stand es zu Basel in einem ähnlichen Verhältnis wie die Gegend von Uster zu Zürich es spielten die gleichen Gesetzmässigkeiten. So gingen auch hier die Anfänge der Maschinenindustrie auf Reparaturwerkstätten für englischeTextilmaschinen zurück. 1836 eröffnete der Basler Louis Merian im wiesentälischen Höllstein sein «Atelier» und erklärte sich sogleich In. Bild oben Blick auf Lörrach um 1915 (Sammlung Museum am Burghof. Lörrach, Inv.-Nr.: Fo 124). akzent. mag^. 15.

(5) Durchgang. jfrei halten. Bild links Fabrikareal in Haagen. Bilder links und rechts oben Fabrikareal in Brombach. bereit, auch «grössere Bestellungen in angemessener Zeit» auszuführen. Er goss sogar Roheisen, das ihm die staatlichen Eisenwerke in Kandern und Hausen lieferten. Als Kapitalgeber für die Wiesentäler Industrie tauchen immer wieder Namen auf, die für Basler Ohren familiär vertraut klingen, unter ihnen GeiMerian, Sarasin, Heussler, Iselin, Schwarzenbach gy, und Schetty. Zum einen benötigten die Basler Fabrikstandorte innerhalb des Deutschen Zollvereins, zum anderen fanden sie im Wiesental günstige Arbeitskräfte. Bereits zu Lebzeit «seines Dichters», Johann Peter Hebel, war das Wiesental der am stärksten industrialisierteTeil des Grossherzogtums Baden, ja sogar ganz Deutschlands. Interessant ist die in der Literatur vertreteneThese, dass ähnlich der industriellen Entwicklung in Grossbritannien und der Schweiz auch im unteren Wiesental eine enge Verbindung zwischen Protestantismus und kapitalistischer Wirtschaftsweise bestanden habe. Dadurch sei imVergleich zum oberen Talbereich mit überwiegend katholischer Bevölkerung die schnellere Industrialisierung des unteren Wiesentals zu erklären. Hintergrund ist die von Max Weber vertretene Auffassung, dass Arbeit gottgewollt, 16. Bild oben. Arbeiterhäuser in Brombach Bild links Fabrikareal in Flaagen. Bilder Seite 18 und 19 Fabrikareal in Brombach (links) und Flaagen (rechts). ja sogar der von Gott vorgeschriebene Selbstzweck des Lebens überhaupt sei. Darin bestünde unzweifelhaft eine wesentlicheTriebfeder für unternehmerisches Handeln.. Mit der schrittweisen Steigerung der Einfuhrzölle durch das Grossherzogtum wurde der badischschweizerische Güteraustausch empfindlich erschwert. Höhepunkt dieser Entwicklung war der Beitritt Badens zum Zollverein, der ja ausdrücklich die Politik der hohen Zölle postulierte. Überraschenderweise hatte dies aber nicht den Abbruch der Wirtschaftsbeziehung zwischen der Schweiz und dem für sie günstig gelegenen Wiesental zu Folge, sondern, so paradox es klingen mag, eine wirtschaftliche Verflechtung, wie sie enger nicht hätte sein können. Bereits 1835 erhielt der Basler Unternehmer Felix Sarasin-Heussler die Genehmigung zur Errichtung einer Baumwollspinnerei und -weberei, nachdem er von den Basler Fabrikanten Debarry und Bischoff ein entsprechendes Gelände samt Wassernutzungsrecht erworben hatte. Etwa zur gleichen Zeit liess sich der Basler Wilhelm Geigy-Lichtenhahn mit seiner Manufaktur bei Steinen nieder. Merian folgte mit einerTextilmaschinenfabrik, die durch eine Spinnerei und Weberei erweitert wurde und vom Hove, zwar ein Preusse, aber mit einer reichen Baslerin verheiratet, erhielt die Genehmigung zur Errichtung einer Wolltuchfabrik in Brombach. Zunehmend zeichnete sich ein Kapitaltransfer von der Schweiz ins Wiesental ab, wo Filialbetrieb um Filialbetrieb der bisherigen Schweizer Handelspartner aus dem Boden schössen. Die hohen Zölle waren somit auf geschickte Art und Weise umgangen worden - und den Schweizern standen zollfreie Absatzgebiete bis nach Königsberg offen! Die Bahn ins Wiesental Im Jahre 1854 erreichte das neue Verkehrsmittel des 19. Jahrhunderts, die Eisenbahn, mit der Strecke von Mannheim und Karlsruhe her kommend auch das Rheinknie und Basel. Die Fortführung der Strecke zum Bodensee erfolgte im unmittelbaren Anschluss - auch wenn einige Zeit verging, bis man sich in Baden und in der Schweiz mit der Situation arrangiert hatte, dass ein zentraler Bahnhof der Grossherzoglichen. Badischen Bahn auf exterritorialem Gebiet april. io. 17.

(6) Verdienstmöglichkeiten als Segen empfunden. Die Kehrseite der Medaille war aber eine spürbare Veränderung des sozialen Gefüges. Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts war die Bevölkerung in den sich industrialisierendenTalgemeinden zumTeil sehr stark angestiegen. Den Hausindustriebetrieben im oberen Tal wurde durch diese massive Konkurrenz der Absatz derart erschwert, dass viele von ihnen aufgeben mussten. Die dabei freiwerdenden Arbeitskräfte konnten allerdings nicht vor Ort eine neue Anstellung finden, sondern nur bei der ungeliebten Konkurrenz - den grossen Industriebetrieben - Unterschlupf finden. Dies hatte eine deutliche Abwanderungsbewegung Hintertreffen ins nicht Um von den oberen zu den unterenTalgemeinden sollte. kommen zu liegen zur Folge. Vor allem die kleinbäuerlichen Betriebe beziehungsweise in einen «Bahnschatten» zu in den Hungerjahren, als die Ernte miserabel insbesondere stürzten sich die Gemeinden, geraten, bemühten ausgefallen war, in existentielle Not. Hunger, aber die Industrie des Wiesentals, um einen eine und Anschluss an die Hochrheinstrecke um eigene Arbeitslosigkeit und die Gefahr der totalen Verelendung vor Augen, bewogen viele verarmte Bauern und Bahnlinie, die dasTal erschliessen sollte. Da die leeren Kassen des Grossherzogtums den Bau einer Heimarbeiter ab- oder sogar auszuwandern. Der Staatsbahn nicht zuliessen, wurde mit einem Gesetz permanente Zuzug von Arbeitssuchenden in die prospedie Voraussetzung dafür geschaffen, dass erstmals rierendenTalgemeinden führte dort zu einem akuten in Baden ein privates Komitee eine Bahnlinie errichten Mangel an Wohnraum. Bereits Ende der 1840erJahre war in Mülhausen die Cité Ouvrière, eine durfte. 1862 war es so weit: am 10. Mai, dem Arbeiterwohnsiedlung, entstanden. Die ersten Geburtstag von Johann Peter Hebel, zog eine Lokomotive namens «Hebel» die ersten Wagons stampfend Arbeiterwohnhäuser in Lörrach wurden 1856 unter Léon und schnaufend nach Schopfheim. Das Vorhaben, die Baumgartner, Direktor der Manufaktur Koechlin, Bahn über Schopfheim hinaus weiter zu führen, war zwischen Lörrach und Stetten errichtet, knapp 40 Jahre zunächst nicht zu verwirklichen. Die Unternehmer später kam eine zweite grosse Arbeiterwohnsiedlung im Gebiet Wölblin dazu. Die Wohnverhältnisse und Gemeinden des oberen Wiesentals gaben aber waren dennoch - zumindest aus heutiger Sicht - prekär, nicht klein bei, auch sie wollten vom Fortschritt profitieren. Ein Gründungskomitee erhielt die Erlaubnis wenn man bedenkt, dass jeweils eine Wohnung zur Fortsetzung der Bahn bis Zell. Schwierig wurden von mehreren Familien gleichzeitig bewohnt werden die Bauarbeiten besonders ab Hausen zwischen der musste. Nur in den seltensten Fällen stand beim Wiese und den ersten Schwarzwaldbergen. Erst am Arbeitswohnungsbau die Absicht im Vordergrund, den Arbeitern das Leben zu erleichtern und ihnen weite 5. Februar 1876 brachte die Lokomotive «Hohentwiel» den Eröffnungszug über Hausen nach Zell. Dort be- Arbeitswege zu ersparen. Entscheidender war für die Fabrikanten die Möglichkeit, das Privatleben der eigenen «Durch ein Kampf die Fahrgäste: Spruchband grüsste Arbeiterschaft weitestgehend zu reglementieren zum Dampf, durch Dampf zum Licht, durch Licht zum und damit zu kontrollieren. Frieden». Diese Worte spiegeln auf ihre Art die Hoffnungen und Erwartungen der Bevölkerung wider. Veränderungen bahnen sich an Denn man muss sich vor Augen halten: Auch nach über Hundert Jahren Industrialisierung war es auf Die grosse Bedeutung des Wiesentals als Industriestandort für das damalige Grossherzogtum Baden der Welt noch immer dunkel. Elektrisches Licht gab es nur in der Nähe von Kraftwerken, und die meisten wird auch im Badenerlied deutlich, in dem es in Fabriken drängten sich an den Ufern der Energie einer Strophe heisst: spendenden Flüsse. Ein Jahr vor dem Ausbruch des Im Wiesental Fabriken stehn, Ersten Weltkriegs schrieb die Wiesentalbahn sogar wie Schlösser klar und hell, Bahngeschichte: als erste reguläre Strecke Badens, ja auch Fahnen aus Kaminen wehn, sogar ganz Deutschlands, wurde sie vollständig elektrifiziert. Sie wurde dadurch quasi zurVersuchsstrecke von Lörrach bis nach Zell. für die mit Hochdruck in Angriff genommene Elektrifizierung weiterTeile des deutschen Bahnnetzes. Unter dem Regime der Nationalsozialisten wurden Letten, Holländer, Kroaten, Polen, Belgier, Jugoslawen, Eine neue soziale Schicht - die Fabrikarbeiter Litauer, Russen, Italiener, Franzosen als Zwangsarbeiter ins Wiesental verfrachtet. Nach dem Krieg Mit den vielen Gründungen von Schweizer kam Filialunternehmen hatte im Wiesental die eigentliche es zum Abbau von Maschinen und Anlagen in Industrialisierung stattgefunden. Von der dort ansässigen den Wiesentäler Betrieben durch die französischen Bevölkerung wurde diese Entwicklung wegen Besatzer. Hier, wie überall im Nachkriegsdeutschland, den dadurch geschaffenen Arbeitsplätzen und neuen blühte der Schwarzmarkt bis zur Währungsreform.. Beginn der «Wirtschaftswunderjahre» besserten sich die Verhältnisse nach und nach. Doch dieTextilingegen Ende des 20. Jahrhunderts verlor dustrie - nicht nur im Wiesental - drastisch an Gewicht. Die Schweizer Unternehmer zogen sich allesamt aus dem Wiesental zurück. Nacheinander gaben die Färbereien Schetty, Schusterinsel und Schwarzenbach in Weil auf. Der Stadt gingen 1200 Arbeitsplatze verloren. Im Oberen Wiesental brach die Zell-Schönau AG zusammen. Von den damals 1100 Arbeitsplätzen blieben gerade noch 60 übrig, welche in der Zwischenzeit aber auch gestrichen wurden. Einzig kleine, spezialisierte Nischenbetriebe konnten in derTextilbranche überleben. Heute ist das Wiesental vor allem von Maschinenbauunternehmen geprägt, von denen nicht wenige führend auf dem Weltmarkt sind. So hat etwa in dem alten Produktionsgebäude der Schuhfabrik Krafft ein anderer grosser Arbeitgeber, der Pumpenhersteller Gardner Denver, seine Zelte aufgeschlagen. Auch das ist Fortschreiben von Industriegeschichte.. Mit dem. Fährt man heute von der Quelle bis zur Mündung das Wiesental hinunter, so findet man in den Ortschaften aPril. 18. l0. nur noch wenige Hinweise auf jenes Gewerbe, das die industrielle Entwicklung des Landes Baden angestossen und geprägt hat und das diesesTal zu einem prominenten Ort der badischen Wirtschaftsgeschichte werden liess. Sehr viele bauliche Zeugnisse dieser bereits bis zu 250 Jahre zurückreichenden Wirtschaftsund Sozialgeschichte sind heute verschwunden: Fabrikanlagen, Nebenareale und alte Arbeiterhäuser wurden abgerissen, Gelände und Gebäude umfunktioniert, Strassenverläufe reguliert - Folgen einer nun schon über 20 Jahre anhaltenden De-Industrialisierung. Die Bebauungslücken haben sich fast geschlossen.. unsichtbar. Verwendete Literatur Capus, Alex: Patriarchen. Zehn Portraits, München- btbVerlaa. 2008. Dietsche, Richard. Die industrielle Entwicklung des Wiesentals bis zum Jahre 1870, Dissertation, Basel, 1937. Gerber, Rainer: Die Wiesentalbahn, Freiburg: Verlaq EisenbahnKurier, 1983. Sarasin, Philipp: Stadt der Bürger, Basel und Frankfurt: Helbinq & Lichtenhahn, 1990. Steiner, Rudolf: Die Wiesentäler Gemeinschaftsfabrikordnung 1837, in Archivnachrichten, Landesarchivdirektion BadenWürttemberg, November 2002.. 19.

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