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Archiv "Psychobiografie: Intellektueller Perspektivenreichtum" (27.11.2009)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 48

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27. November 2009 A 2421 Wie können wir Leidenschaften und

Lebenskrisen bewältigen, ohne un- sere Produktivität einzubüßen, wie können wir gar schöpferische Ener- gie aus solchen Krisen ziehen? Ein- drucksvolle Antworten darauf gibt das neue, sehr lesenswerte Buch von Rainer M. Holm-Hadulla. Für die Erforschung des Schöpferischen ist Goethe deswegen so beispielhaft, weil kaum eine andere Lebensge- schichte von Familienangehörigen, Bekannten und dem Dichter selbst so detailliert dokumentiert ist. Zu- dem hat Goethe in seinen Werken seine persönliche und kreative Ent- wicklung, seine Leiden und Leiden- schaften beständig reflektiert. Dabei wird jenseits des idealisierten Dich- terfürsten eine menschliche Seite mit all ihren Sorgen und Selbstwert- problemen deutlich, und es wird klar, wie Goethe mit seinen künstle- PSYCHOBIOGRAFIE

Intellektueller Perspektivenreichtum

rischen Werken und praktischen Tä- tigkeiten psychische und soziale Konflikte bewältigen konnte.

Nach einer eingehenden Be- trachtung von Goethes Beziehun- gen zu seinen Eltern und seiner Schwester, die für Goethes kreative Entwicklung sehr bedeutend wa- ren, beschreibt Holm-Hadulla, wie Goethe von der Adoleszenz bis ins hohe Alter immer wieder Freundin- nen, Freunde und Mentoren fand, deren Unterstützung er in seiner Verzagtheit und Melancholie selbst- therapeutisch nutzen konnte. Dies wird leicht und unverkrampft er- zählt, und die interessanten neuen Befunde, zum Beispiel zu Goethes Sexualleben, sind eingebettet in gut nachvollziehbare Interpretatio- nen von Gedichten und Dramen.

Der Leser ist angetan von der gu- ten Lesbarkeit angesichts des intel-

lektuellen Perspektiven- reichtums. Überzeugend wird in dem Kapitel „Goe- thes gesunde Krankheit“

dargestellt, dass Goethe immer wieder an leichten bis mittelgradigen depres- siven Verstimmungen litt, die er in einzigartiger Wei- se für seine künstlerische und praktische Arbeit nut- zen konnte.

Aus Goethes Leben und Wirken werden Strategien zur Entwicklung von all- täglicher Kreativität abgeleitet.

Goethes Weg zur Kreativität wird mit modernen Prinzipien von Psy- chotherapie und Lebenskunst ver- glichen, und es werden interessante Aspekte für die heutige Praxis ent- wickelt. Die Lektüre dieses Buchs ist nicht nur ein großes intellektuel- les Vergnügen, sondern auch von lebenspraktischer Bedeutung.

Manfred Cierpka Rainer M. Holm-

Hadulla: Leidenschaft:

Goethes Weg zur Kreativität. Eine Psychobiographie.

Vandenhoeck & Rup - recht, Göttingen 2008, 266 Seiten, kartoniert, 19,90 Euro

M E D I E N

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