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Sozialbrache - Zur Wirkungsgeschichte eines Begriffs — erdkunde

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S O Z I A L B R A C H E - Z U R W I R K U N G S G E S C H I C H T E E I N E S B E G R I F F S

Mit 4 Abbildungen und 1 Tabelle

B O D O F R E U N D

Summary: Social fallow - aspects of the effective history of a term

Coined by HARTKE forty years ago, the term "social fallow" played a special role in G e r m a n social geography in the development of the indicative approach and the concept of social groups. This paper investigates the long-term development of soil utilization in the "classic locations", which served as examples during the early nineteen-fifties;

this includes a statement on the justification of the original term. T h e same concept served to examine other phenom- ena (like afforestation, special cropping, grass-fallowing) in G e r m a n agricultural geography. W h e n , in the 'fifties, fallow land also attracted the attention of agricultural sociology, G e r m a n agricultural geography turned to other social indicators with research declining in the 'sixties, although the phenomenon itself was spreading. Around 1970, "fallow" suddenly became the theme of a large n u m b e r of disciplines (botany, agricultural management studies and structural policy, spatial planning, law). Dur- ing the 'eighties the n u m b e r of publications declined once more. T h e „fallow" phenomenon appears in the landscape as an implication of regional economic and social develop- ment. T h e changing Zeitgeist manifests itself in the varying modes of its everyday awareness as much as in the attention paid by science and planning. Outside the former Federal Republic regionally specific particularities in the occur- rence of fallow land, together with national traditions in academic disciplines, have contrived to prevent a general diffusion of the term, although it has been translated into m a n y languages and allows meaningful applications in principle.

1 Sozialbrache - Reizwort eines innovativen Fachverständnisses

Vor vierzig J a h r e n veröffentlichte W O L F G A N G H A R T K E im Band VII dieser Zeitschrift einen Aufsatz von richtungweisender Bedeutung für die deutsche Geographie". Unter dem Titel „Die soziale Diffe- renzierung der Agrar-Landschaft im Rhein-Main-

" Dieser Beitrag ist WOLFGANG HARTKE zu seinem 85. Geburtstag am 4. April 1993 gewidmet. Als Lehrender an der J . W. Goethe-Universität zu Frankfurt am M a i n weiß ich mich W. HARTKE besonders verbunden; denn trotz seines frühen Wechsels von Frankfurt nach M ü n c h e n hat er bis heute nachwirkende Impulse zur Erforschung des Rhein-Main-Gebietes gegeben.

Gebiet" untersucht der Autor die Sozialbrache als landschaftlichen Indikator eines überstürzten Wan- dels der Agrarsozialstruktur. Dabei gibt ein großer Teil der nicht vollbäuerlichen Bodenbesitzer unter dem plötzlich intensivierten Anreiz außeragrarischer Erwerbsmöglichkeiten die Landbewirtschaftung auf, ohne daß der Boden sogleich anderen Landwirten oder anderen Nutzungen zugeführt wird.

H A R T K E verwendet die Studie dazu, zwei grund- legende Feststellungen zu treffen, die sowohl für die Methodik geographischer Forschung als auch für die außerwissenschaftliche Praxis große Bedeutung haben: Anthropogene Erscheinungen in der Land- schaft wie beispielsweise Wandlungen der Bodennut- zung sind funktional mehrdeutig; daraus folgt zwei- tens, daß es zur korrekten Interpretation unerläßlich ist, die relevanten Sozialgruppen und deren Motive zu erforschen (1953, S. 13). U n d da aggregierte stati- stische Daten aus Teilmengen von unterschiedlich wertenden und agierenden Gruppen herrühren kön- nen, dürfen diese Zahlenangaben nicht undurch- leuchtet en bloc als Entscheidungsgrundlage genom- men werden. Sozialgeographische Forschung erweist sich deshalb auch zur praktischen Lösung von Auf- gaben der Landschaftsplanung und Landeskultur, der Landesplanung und R a u m o r d n u n g als unent- behrlich (S. 13, 24, 26). Damit bekräftigt H A R T K E

sein schon länger (1938, 1940, 1948, 1952) feststell- bares Engagement für eine empirisch ausgerichtete, Indikatoren nutzende Sozialgeographie und für deren Umsetzung in einer angewandten Geographie.

Die entsprechenden Verdienste sind von seinen Schülern schon mehrfach gewürdigt worden (vgl.

B O R C H E R D T 1988).

Durch die Breitenwirkung des zitierten Aufsatzes wird das geographische Vokabular um den Ausdruck

„Sozialbrache" bereichert, der gemäß einem Vor- schlag H A R T K E S 1951 erstmals in der Dissertation von

K U L S (S. 47) Eingang in die Literatur gefunden hatte.

Auch H A R T K E S Doktorandin K R Ö C K E R (1952, S. 46) n a h m den Begriff auf und machte das Phänomen erst- mals zum Gegenstand mehrerer Kartierungen. Ver- mutlich wegen Skrupeln im Hinblick auf die ur- sprüngliche agrartechnische Bedeutung des Wortes Brache bezeichnet H A R T K E 1953 (S. 18, 22) den Be- griff als „vorläufig" und versieht ihn - offenbar wegen zahlreicher Kritiken aus dem eigenen Fach an

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diesem Reizwort (vgl. Kap. 3) - auch in einem Auf- satz von 1956 noch mit Anführungszeichen. Wegen der Sinnfalligkeit und mangels treffenderer Wort- schöpfungen hat er sich aber gegenüber konkurrie- renden Termini schnell durchgesetzt, und zwar in und außerhalb der Geographie, wie H A R T K E S Schüler K. R U P P E R T schon 1 9 5 8 feststellen konnte. Bei der endgültigen Definition konnte H A R T K E 1 9 7 0 sogar schon auf eine Verbreitung über die Sprachgrenzen hinaus verweisen.

2 Die,,klassischen Standorte" - vierzig Jahre danach

Von Anfang an betonte H A R T K E ( 1 9 5 3 , S. 1 8 ) , daß Sozialbrache als physiognomische Begleiterschei- nung einer „vorübergehenden Ausdifferenzierung der Sozialstruktur" auch „sehr wahrscheinlich vor- übergehenden Charakter" habe. Mit Abschluß des agrarsozialen Strukturwandels würden die betreffen- den Flächen aus einer zeitweiligen Funktionsruhe zweifellos wieder einer neuen Funktion zugeführt, sei es durch erneute agrarische Nutzung, sei es durch Aufforstung oder als Bauland ( 1 9 5 6 , S. 2 6 2 ) . W E N D - LING hat in einer terminologisch ausgerichteten Arbeit dazu bemerkt, daß konsequenterweise die Be- rechtigung der Wortwahl sich erst im Nachhinein herausstellen könne, wenn nämlich nach einigen J a h - ren tatsächlich eine neue Flächennutzung eingetreten

sei; andernfalls solle m a n gemäß Kriterien der unge- lenkten Vegetationsentwicklung irgendwann den Terminus (partielle) Flurwüstung vorziehen ( 1 9 6 5 ,

S. 2 9 3 , 2 9 9 ) .

Den Sozialgeographen ging es bei der Wortwahl allerdings vorrangig d a r u m , einen sichtbaren Indika- tor agrarsozialer Entmischung treffend benennen zu können. Im Zentrum ihres Interesses stand die aktuelle Umbewertung natürlicher Produktionsfak- toren als Ausdruck des allgemeinen Wertewandels einer Sozialgruppe, nicht jedoch die Kulturland- schaftsgenese. Die nicht näher definierte Ubergangs- zeit war ihnen von nachrangiger Bedeutung. Gleich- wohl hat R U P P E R T die definitorische Schwachstelle des Begriffes früh registriert und darauf reagiert. Am

„klassischen Standort" Obertshausen, der von

H A R T K E 1 9 5 3 wie schon von seiner Schülerin M A L S I

(geb. H Ä H N E L ) zur Demonstration verwendet wor- den war, nimmt er eine Nachkartierung vor und kann dadurch den „vorübergehenden C h a r a k t e r " des Phänomens nachweisen ( R U P P E R T 1 9 5 7 , S. 6 2 7 ) .

Denn die weniger gewordenen Landbewirtschafter hatten innerhalb von vier J a h r e n - ohne förmliche Pachtverträge und vor einer Flurneuordnung - die Fläche weitgehend wieder unter den Pflug genom- men.

In einer solchen kurzfristigen Änderung könnte sich allerdings auch eine Konjunkturschwankung spiegeln, die H A R T K E als Faktor ausschließen wollte.

Tabelle 1: Obertshausen und Rodgau-Jügesheim: Entwicklung der Betriebsgrößenstruktur 1949-1992 Obertshausen and Rodgau-Jügesheim: development of farm size structure, 1949-1992 J a h r

<2*> 2 - 5

Größenklassen 5 - 2 0

in Hektar

20-30 > 3 0 I n s g e s a m t "

Obertshausen

1949 (53) 12 9 1 - 22 (76)

1960 (21) 2 2 2 - 6 (27)

1971 (1) - 2 1 2 5 (6)

1977 (1) - 1 2 1 4 (5)

1992 1 - - 3 4 (4)

Rodgau-Jügesheim

1949 (131) 50 19 - - 69 (200)

1960 (81) 13 14 7 - 34 (115)

1971 ( 6 ) 5 6 11 - 22 (28)

1977 ( 5 ) 1 3 7 4 15 (20)

1992 - - - 3 7 10 (10)

*> In Klammern, da für die Kleinstbetriebe die untere Erfassungsgrenze nicht konstant blieb (1949 und 1960 ab 0,5 ha, seit 1971 ab 1 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche oder bei geringerer Fläche ab 4000 D M jährlicher landwirtschaft- licher Markterzeugung).

Quellen: Hessische Gemeinde- und Agrarstatistiken sowie eigene Umfragen 1992

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Abb. 1: Obertshausen 1952: L a n d n u t z u n g Obertshausen 1952: land-use

Er unterstellte vielmehr ein endgültiges Ausscheiden bisheriger Bodenbewirtschafter aus der agrarischen Sozialgruppe, eventuell im Zuge des Generations- wechsels (1953, S. 19; 1956, S. 262). Insofern ist es sinnvoll, den Referenzstandort nach vierzig J a h r e n wieder aufzusuchen, um zu prüfen, ob der agrarso- ziale Wandlungsprozeß tatsächlich abgeschlossen ist.

Im übrigen fallt auf, wie selten weitere Nachuntersu- chungen durchgeführt wurden ( B O R C H E R D T 1968,

W E B E R 1972, B O R N u. E B E R L E 1974).

Schon eine Betriebsstatistik von Obertshausen (vgl. Tab. 1) zeigt, daß der Strukturwandel nach einem anfangs rapiden Verlauf noch bis in die sechzi- ger J a h r e weiterging. D a n n aber war der agrarsoziale Entmischungsprozeß abgeschlossen, und in den ganz wenigen verbliebenen Betrieben deuten die Kenn- ziffern heute auf eine längerfristige Stabilität hin.

Im Kartenvergleich ist das alte Untersuchungs- gebiet kaum wiederzuerkennen, so sehr haben neue

Verkehrswege, Wohn- und Gewerbegebiete sowie vielerlei Folgeanlagen den R a u m umgeprägt (Klein- gärten, Friedhof, Militärdepot, Naturschutzgebiet, Entsorgungs-, Sport-, Freizeit- und Kleintierzucht- anlage; vgl. Abb. 1 u. 2). Die stark reduzierte Nutz- fläche ist nach einer Flurbereinigung durch ein völlig neues Wegenetz gegliedert und wird restlos bestellt.

Alle verbliebenen Betriebe haben hier ihren Standort erhalten: Gleich nach der Besitzeinweisung 1959 siedelten zwei Vollerwerbsbauern aus, Ende der sieb- ziger J a h r e folgten ein zugewandertes Gartenbau- unternehmen und später noch ein Zuerwerbsbetrieb.

Dieser und einer der Vollerwerbsbetriebe verlegten inzwischen den wirtschaftlichen Schwerpunkt auf Pferdehaltung/Pferdepension; die Betriebsformen sind deutlich auf die Standortbedingungen eines hochgradig urbanisierten Umfeldes eingestellt. In der alten Ortslage sind alle ehemaligen Betriebe auf- gegeben worden. Kartierungen der Katasterparzel-

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Abb. 2: Obertshausen 1992: L a n d n u t z u n g Obertshausen 1992: land-use

len nach Eigentümergruppen und andererseits der Anbauparzeilen nach sozialen Nutzergruppen, wie sie H A R T K E forderte, sind heute wegen des Schutzes personenbezogener Daten kaum noch möglich.

Ahnlich wie in Obertshausen verlief die Entwick- lung in der benachbarten Gemarkung Rodgau-Jüges- heim (vgl. Abb. 3 u. 4 ) , wo M A L S I ( 1 9 5 8 ) im J a h r e 1952 einen intensiven Kartoffelanbau durch Kleinst- landwirte kartiert hatte, was H A R T K E als Vorstadium zur Sozialbrache ansah. In dieser Gemeinde wurde von 1950 bis 1957 eine Flurbereinigung als Beispiel- m a ß n a h m e durchgeführt (AVA 1 9 6 0 ) . Sie sollte den Beweis erbringen, daß durch Strukturmaßnahmen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden kön- nen, daß brachliegende Flächen - damals etwa 40 ha bzw. 7,3% - wieder genutzt werden. An der U m - legung, deren Verwirklichung 1954 begann, nahmen

1 4 9 3 Grundeigentümer mit 7 3 7 5 Parzellen teil. Dar- aus wurden einerseits 1425 Stücke für Bauplätze,

Gärten und Baumstücke gebildet, die inzwischen fast gänzlich der Ortserweiterung dienten. Der Rest wurde zu 1376 landwirtschaftlichen Grundstücken zusammengelegt, wobei allerdings auf die vierzehn Betriebe mit mehr als 5 ha L N n u r 53 statt einstmals 798 Agrarparzellen entfielen; es verblieb also noch viel Kleineigentum. Von der landwirtschaftlichen Nutzfläche am Ende der Flurbereinigung ist inzwi- schen ebenfalls ein erheblicher Teil umgewidmet worden, und im Zuge der betrieblichen Konzentra- tion bewirtschaften 1992 die verbliebenen zehn Bauern nur noch etwa 400 Nutzungsparzellen. Nach der Flurbereinigung stieg die Zahl der Aussiedlerhöfe weiter von sechs auf elf; davon wurden inzwischen zwei schon wieder aufgegeben, während im Kern der stark erweiterten Siedlung bloß ein einziger aus- laufender Betrieb verblieb.

Sowohl in Obertshausen als auch in Rodgau-Jüges- heim ist nicht nur die soziale Entmischung ( H A R T K E :

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R O D G A U - J Ü G E S H E I M , Kr. O f f e n b a c h B O D E N N U T Z U N G 1 9 5 2

EES3 Kartoffeln • • Sozialbrache unmn Getreide I« "I Grünland I . I Sonstige PTT| Wald

Feldfrüchte

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Quelle: Margit Hähnel 1953, Karten S. 64, 66

Abb. 3: Rodgau-Jügesheim 1952: Bodennutzung Rodgau-Jügesheim 1952: land-use

„Ausdifferenzierung") der einstmals von „Doppel- existenzen" geprägten Agrarstruktur abgeschlossen, sondern die verbliebenen (Vollerwerbs-)Landwirte haben sich auch räumlich von der urbanisierten Be- völkerung abgesetzt. Sie nutzen alles verfügbare Land; nur in geringem Umfang gibt es in Jügesheim Brachflächen, allerdings meist in direktem Anschluß an Baugebiete als „Spekulationsbrache".

Während in den Gemeinden des Rodgaus die Sozialbrache fast ganz verschwunden ist, m u ß dort, wo das Phänomen erstmals kartiert wurde - nämlich in den „Feldbergdörfern" der heutigen Groß- gemeinde Schmitten - eine völlig divergierende Ent- wicklung festgestellt werden, nämlich die spätere Ausdehnung und Persistenz von gar nicht oder kaum genutztem Land.

Seit K R Ö C K E R S Kartierung von 1 9 5 1 sind neben der starken Baulandausdehnung auch erhebliche Aufforstungen festzustellen; die verbliebenen kata- steramtlichen Agrarflächen sind weithin durch natürliche Sukzession bis zum Stadium eines Sekun- därwaldes gekennzeichnet. „Landwirtschaftliche"

Nutzung ist fast ganz auf subventionierte Viehhal- tung (Reitpferde, Schafe, Mutterkühe) durch Orts- fremde beschränkt ( F R E U N D 1 9 8 9 , S. 1 4 4 ) . Extensi- vierung und Verfall der Landnutzung erscheinen

heute in hohem M a ß e agrarökonomisch begründet, nämlich in sehr schlechten natürlichen Produktions- faktoren. Allerdings ist die Schärfe, mit der sich die Entwicklung gegenüber vergleichbar ungünstigen Mittelgebirgsstandorten ausgeprägt hat, durch spezi- fische soziale Umstände bedingt. Diese Gebirgsdör- fer hatten in agrarstruktureller Hinsicht eine extrem ungünstige Ausgangslage, als sie gleich nach dem Krieg in den Ausstrahlungsbereich des rhein- mainischen Hochlohngebietes gerieten. Insofern zeigt das Beispiel, daß die Grenze zwischen anfäng- lich echter Sozialbrache und längerfristiger Ödland- bildung auf Grenzertragsflächen fließend ist, beson- ders wenn die Entscheidung zur Bewirtschaftungs- aufgabe weit zurückliegt, der agrarsoziale Struktur- wandel zu einem „Aussterben" der Landwirte führte und rein wirtschaftliche Überlegungen später gegen eine Wiedernutzung sprechen.

3 Sozialbrache als Thema der Geographie und benachbarter Disziplinen

Als nach den Hungerjahren der frühen Nach- kriegszeit mit einsetzendem Wirtschaftsaufschwung die ersten Felder brachfielen, bewies H A R T K E das Ge-

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RODGAU-JÜGESHEIM. Kr Offenbach BODENNUTZUNG 1991

Kartoffeln Sozialbracne iiliÜÜJ Getreide I •• •• I Grünland I ' Sonstige Ia. vi Wald

Feldfruchte . , , ,

• Aussiedlerhof

Kartierung: Sylvia Herr, Petra Lück-Mißbach

Abb. 4: Rodgau-Jügesheim 1991: Bodennutzung Rodgau-Jügesheim 1991: land-use

spür für ein auch fachtheoretisch ergiebiges neues T h e m a und hat dazu den Begriff geprägt. Damit gab er allerdings auch das Stichwort für Untersuchun- gen, die in anderen Disziplinen mit abweichenden Zielsetzungen betrieben wurden. Es darf deshalb nicht verwundern, daß dabei die sozialindikatorische Bedeutung und die terminologische Schärfe des Be- griffes an Beachtung verloren.

Umgehend nahm sich die soziologisch ausgerich- tete Agrarwissenschaft des T h e m a s an, vor allem in einem von K Ö T T E R geleiteten Projekt der For- schungsgesellschaft für Agrarsoziologie und Agrar- politik. Auch wenn die Sozialbrache damals nur einen verschwindend kleinen Flächenanteil betraf (Hessen 1953 = ca. 0,3% der Landwirtschaftlichen Nutzfläche), besaß sie doch als Indikator einer einset- zenden Entwicklung hohen Erkenntniswert für die praktische Agrarpolitik ( K Ö T T E R 1 9 5 5 , S. 2 9 , 3 1 ) .

Mit besonders gründlich vorbereiteten Flurbereini- gungen versuchte man ihr entgegenzuwirken (RAD-

L O F F 1 9 5 4 ) . Die 1 9 5 5 veröffentlichten Ergebnisse aus hessischen Lokal- und Regionalstudien sowie die Zu-

sammenfassung durch den Projektleiter wurden von

H A R T K E sogleich rezipiert und zur definitorischen Präzisierung genutzt.

In der Geographie lassen sich zwei stark divergie- rende Entwicklungen feststellen. Einerseits gab es den Fortgang von empirischen Untersuchungen, vor allem durch R U P P E R T und W I E G E L M A N N , und die An- wendung des indikatorischen Ansatzes auf andere Phänomene wie z. B. Aufforstung, Vergrünlandung und Vergetreidung. Von einer agrargeographischen Arbeitstagung sind fünfzehn einschlägige Beiträge in Band 21 der Berichte zur deutschen Landeskunde

( 1 9 5 8 , S. 8 4 - 1 6 8 ) dokumentiert. A m Geographi- schen Institut der Universität Frankfurt am Main, bis 1 9 5 2 H A R T K E S Wirkungstätte, wurde der sozial- geographische Ansatz mit Indikatoren aus dem Son- derkulturanbau und der Viehhaltung durch K U L S , T I S O W S K Y und M E F F E R T weiterverfolgt.

Andererseits wurden gegen die neue Begriffsbil- dung mehrfach Einwände vorgetragen. Sie kamen erstens aus der traditionellen Agrargeographie, wo man das Wort „Brache" für einen ausschließlich

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landbautechnischen Begriffsinhalt (= Glied einer Rotation) zu reservieren trachtete, sprachgeschicht- lich übrigens zu Unrecht ( W E N D L I N G 1 9 6 5 , 1 9 6 6 ) .

Zweitens kamen Einsprüche von Vertretern der da- mals florierenden Wüstungsforschung, welche mein- ten, die Nutzungsaufgabe sei korrekter als „begin- nende Flurwüstung" zu bezeichnen. Mit diesen Angriffen gegen den neuen Terminus hatte sich

H A R T K E übermäßig auseinanderzusetzen, und B O R - C H E R D T mußte 1 9 6 8 (S. 1 5 4 ) resümierend beklagen, daß das Phänomen zu wenig behandelt wurde, wäh- rend eine wenig fruchtbare Diskussion über das Wort viele Geographen in eine Sackgasse geführt hatte.

Nach dem frühen Forschungsboom in der Agrar- soziologie um 1955 und einem Höhepunkt geogra- phischer Untersuchungen um 1958 kehrte in den sechziger J a h r e n relative Ruhe ein. Dies ist insofern erstaunlich, als Verbreitung und Umfang der unge- nutzten Landwirtschaftsilächen in der Bundesrepu- blik Deutschland durchaus zunahmen: Waren es 1956 nur etwa 45 000 ha, so wurden 1965 schon 150 000 ha und 1970 rund 200 000 ha registriert.

Brache wurde als Problem angesehen, und kenn- zeichnenderweise begannen 1965 die jährlichen stati- stischen Nachweisungen, wenn auch mit systemati- schen Mängeln (ohne ungenutzte Obstanlagen) und definitorischen Schwächen (Grünlandbrache oft als

„Streuwiesen, H u t u n g e n " ) . So kann m a n jenes J a h r - zehnt als „Inkubationszeit" für die Entwicklung neuer wissenschaftlicher Fragestellungen ansehen, bei denen „Brache" allerdings nicht mehr als Sozial- indikator, sondern als rein materiell verstandenes Forschungsprojekt fungiert.

1970 setzt in benachbarten Disziplinen plötzlich eine Flut von Publikationen ein, die sich auf aufge- lassene Agrarflächen jeglicher Entstehung beziehen;

darin werden zunehmend Notwendigkeit und For- men des Eingreifens diskutiert.

In der Botanik entwickelt sich aus der bisherigen Forschung zu anthropogen induzierten Pflanzenge- sellschaften (z.B. auf Extensivweiden und Trümmer- grundstücken, an Wegrainen und Bahndämmen) eine spezifische Sukzessionsforschung, die sich auf mehrjährig ungenutztes Acker- und Grünland be- zieht ( R U N G E 1 9 6 8 , 1 9 6 9 , M E I S E L U. H Ü B S C H M A N N

1 9 7 3 ) . Auch werden die weiterreichenden Auswir- kungen auf die Entwicklung des Bodens und der öko- logischen Gesamtsituation beachtet ( B Ü R I N G 1 9 7 0 , S T Ä H L I N U . S C H Ä F E R 1 9 7 2 ) , und m a n wendet sich praxisrelevanten Fragen der gestalterischen Beurtei- lung und der Sukzessionslenkung zu ( B I E R H A L S U . S C H A R P F 1 9 7 1 , S T Ä H L I N , S T Ä H L I N U . S C H Ä F E R 1 9 7 5 , S C H M I D T 1 9 8 1 ) . Von geographischer Seite beweist

vor allem G. H A R D (1972, 1975, 1976) eine Affinität zu diesen Fragestellungen, daneben auch G. W E N D - L I N G . Gleichsam ihr „natürliches" Interesse zeigen Vertreter von Naturschutz und Landschaftspflege, die auch eine bundesweite Karte der nicht mehr land- wirtschaftlich genutzten Fläche erarbeiten (ERZ 1973,

M E I S E L u. M E L Z E R 1972).

In den Agrarwissenschajten lassen sich grob zwei Ent- wicklungsstränge trennen. Einerseits diskutiert m a n die Ordnungsprobleme künftiger L a n d n u t z u n g und staatliche Eingriffsmöglichkeiten, besonders auf Grenzertragsstandorten. Dabei werden Verwen- dungsalternativen für ungenutztes Land (Auffor- stung, Freizeit- und Erholungsflächen) sowie neue Formen einer „ökologisch" orientierten Flurbereini- gung propagiert ( G O L M 1970, R I E M A N N 1971). Von geographischer Seite beteiligten sich an der Diskus- sion um die Verwendung „ausscheidenden" Landes vor allem N I G G E M A N N und H A R T K E S Schüler G A N S E R .

Für den Bereich der Feldbergdörfer, wo die Sozial- brache erstmals thematisiert worden war, wird als völlige Neuheit die öffentliche Generalpacht zur Ein- richtung von gemarkungsübergreifenden, subventio- nierten „Landauffanghöfen" geplant - ohne Erfolg, hatte m a n doch die von H A R T K E geforderten sozial- geographischen Vorstudien unterlassen und damit an den Absichten der Bodeneigentümer vorbeigeplant (v. H E L S E R , P I O T R O W S K I U . S T E I N M E T Z 1971).

Der andere agrarwissenschaftliche Entwicklungs- strang wird von der Betriebslehre bestimmt. Hier entwickelt m a n - kalkulatorisch meist mit hoher Un- sicherheit behaftete - Modelle für neuartige Betriebs- formen, in denen die Grünlandwirtschaft zumeist eine dominierende Rolle spielt (Pensionsvieh-, Mut- terkuhhaltung, Jungviehaufzucht, Weideschafhal- tung, Heuerzeugung). Aber auch paralandwirt- schaftliche Nutzungen (Wildgatter, Reitpferde- und Hobbyschafhaltung) und reine Pflegemaßnahmen (Mulchen) werden erwogen ( N E A N D E R 1972, H A U S E R

1975). In der Praxis haben sich inzwischen völlig neue, regional „atypische" Betriebsformen durchaus bewährt, wie beispielsweise großbetriebliche Hüte- schafhaltung im einst kleinstbetrieblich strukturier- ten hessischen Westerwald (Dillraum).

Bleibt noch der Bereich der Raumordnung zu erwäh- nen, wo Sozialbrache und Grenzertragsböden als Pro- blem der allgemeinen Landnutzungsplanung und räumlichen Prioritätensetzung erkannt werden (WAG-

NER 1970, v. P A P P 1974). Landesregierungen konzi- pieren Regionalprogramme zur Beseitigung von Brache (Schwarzwald, Westerwald, Spessart, Alb).

Ein fast überall angesprochenes Motiv der wissen- schaftlichen Zuwendung ist die verbreitete Auffas-

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sung, daß durch Mindestbewirtschaftung und Pflege- maßnahmen die - jetzt von Nichtgeographen thema- tisierte - Kulturlandschaft erhalten werden müsse.

Kein Wunder, daß sich des Problems der Land- schaftspflege nun auch Rechtswissenschaft und Gesetz- gebung annehmen ( P R E U S S 1 9 7 0 ; Landschaftspflege- gesetze der Länder).

Die rasche Produktion von Beiträgen zur „Brache- forschung" und das öffentliche Interesse lassen es schon Mitte der siebziger J a h r e sinnvoll erscheinen, den erreichten Kenntnisstand durch Autoren ver- schiedener Fachrichtungen in einem Sammelband zusammenfassen zu lassen (vgl. B I E R H A L S , G E K L E , H A R D U . N O H L 1 9 7 6 ) .

Ergänzend sei bemerkt, daß nach dem Terminus

„Sozialbrache" im Zuge der aufgezeigten Entwick- lung auch der alte geographische Fachbegriff „Kul- turlandschaft" in die erwähnten Disziplinen und den allgemeinen Sprachgebrauch dringt, durch die nostalgisch-konservative Wendung des Zeitgeistes nun allerdings mit ästhetischen Konnotationen von

„überkommener, intakter, gepflegter und schöner"

Landschaft.

4 Zum Wandel der Einstellungen gegenüber Brachland

Auf zeitgeschichtliche Aspekte der Sozialbrache haben schon K Ö T T E R (1955) und W I L D (1983) hinge- wiesen. Aus zahlreichen Bemerkungen ist bekannt, daß es Sozialbrache schon gab, bevor der Tatbestand auf den Begriff gebracht wurde (z. B. O T R E M B A 1938,

S . 2 3 , 2 5 ; K U L S 1 9 5 0 , S . 3 1 , 5 7 , 6 0 ; K R Ö C K E R 1 9 5 2 ,

S. 36f.). Allerdings waren die sozial-ökonomischen Bedingungen zwischen 1914 und 1949 nicht günstig für eine auffällige Ausbreitung des Phänomens:

Hohe Anteile der Nahrungsgüter an den Lebenshal- tungskosten, Arbeitslosigkeit, schwache soziale Absi- cherung, geringe Bedeutung von Freizeitaktivitäten, wenig Erwerbsalternativen für Landfrauen - das alles begünstigte die teilerwerbliche Landbewirtschaftung und eine möglichst weitgehende Nutzung der Boden- ressourcen. Im übrigen dürfte es in Zeiten forcierter Autarkiepolitik auch nicht ratsam gewesen sein, etwas über ungenutztes Land verlauten zu lassen.

Nachdem der agrarsoziale Wandel in Deutschland jahrzehntelang verzögert worden war, markierte die Währungsreform im Westen den Beginn eines raum- zeitlich differenzierten Überganges von der Arbeits- losigkeit zum Arbeitskräftemangel, den U m b r u c h in Richtung Wirtschaftswunder mit seinen agrarsozia- len Folgen. Wo verlockende außerlandwirtschaftliche Erwerbsmöglichkeiten mit agrarstruktureller (und

eventuell zusätzlich natürlicher) Ungunst zusam- mentrafen, waren nun die Voraussetzungen für Sozialbrache gegeben. Auffällig hohe Flächenanteile gab es jedoch nur lokal und kleinräumlich (bes. in Südwestdeutschland und extrem im Saarland). Meh- rere Autoren der damaligen Zeit verweisen allerdings auf eine statistische Untererfassung. Denn im Hin- blick auf tradierte Wertesysteme und nach den Erfah- rungen der vorausgegangenen J a h r e galt Brache als

„unnatürlich"; viele Landbesitzer empfanden das Angeben ungenutzten Landes als peinlich oder gar als Schande, auch die Angst vor Enteignung spielte noch eine Rolle ( W E N D L I N G 1965, S. 272). Darüber hinaus glaubten die mit Erhebungen betrauten Amts- personen, hohe Brachlandanteile würden ein schlech- tes Licht auf ihren Bezugsraum und die zuständigen Dienststellen werfen, wurde doch noch 1952 brach- liegendes Land als volkswirtschaftlich untragbar be- zeichnet ( H A R T K E 1956, S. 264; B O R C H E R D T 1968, S. 154; E G G E R S 1952).

Im Zuge des Wirtschaftswunders und der offen- kundigen Ausbreitung von Sozialbrache entstanden die Vorbedingungen für eine freimütige Diskussion, wie ein Titel treffend belegt ( M E R F O R T H 1973). An- stelle moralischer und volkswirtschaftlicher Bewer- tungen erfolgte bald eine Argumentation mit ästheti- schen und ökologischen Kriterien.

Wie gezeigt, erreichen die Forschungen zum T h e m a „Brachland" Anfang der siebziger J a h r e ihren Höhepunkt; sie gehen ab 1977 deutlich zurück und werden in den achtziger J a h r e n geradezu spora- disch. Sicher liegt dies teilweise daran, daß die er- strebten Erkenntnisse sehr schnell erzielt waren. Eine ebenso wichtige Rolle dürften die veränderten sozia- len und ökonomischen Rahmenbedingungen spie- len: Denn dreißig J a h r e nach Kriegsende und fünf- zehn J a h r e nach Erreichen der Vollbeschäftigung war ein sehr großer Teil der „Doppelexistenzen"

mit kleinstbetrieblicher Landbewirtschaftung ver- schwunden; andererseits hatten sich mit Beginn der Wirtschaftskrise 1973 („Olschock") die außerland- wirtschaftlichen Erwerbsalternativen drastisch ver- ringert. U m in der Einkommensentwicklung nicht zurückzufallen, suchten die verbleibenden Land- wirte n u n mehr denn je nach Aufstockungsflächen, so daß Brachland von akzeptabler Ertragsfahigkeit wie- der genutzt wurde und für „freiwerdende" Flächen sofort ein Pächter zu finden war. Aufgelassene land- wirtschaftliche Nutzfläche wird folglich klar zum Phänomen agrarökonomischer Marginalstandorte, in geringem M a ß e auch von Gemeinden mit starkem außerlandwirtschaftlichen Flächenbedarf und Pla- nungsunsicherheit .

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Im übrigen hatte sich die Bevölkerung im Laufe der Zeit an Brachland nicht nur gewöhnt; langfristig aufgekommene Buschvegetation wird sogar zuneh- mend als ästhetisch reizvoll angesehen und unter dem Blickwinkel des Naturschutzes überwiegend positiv bewertet. Eine produktive Wiedernutzung hält m a n angesichts der landwirtschaftlichen Uberschüsse meist für unsinnig. Ein im Februar 1988 von der EG aufgelegtes Stillegungsprogramm findet in Deutsch- land überdurchschnittliche Akzeptanz. Nachfolgende Programme zur Extensivierung ( 1 9 9 0 ) und Verein- barungen zur Senkung des Erzeugerpreisniveaus für verschiedene Produkte ( 1 9 9 1 ) werden voraussichtlich gerade in agrarökonomisch ungünstigen Gebieten die Extensivierungsprozesse weiter fördern.

5 „Sozialbrache" außerhalb der alten Bundesrepublik Deutschland

Wenn man der Verbreitung des Begriffes Sozial- brache außerhalb der alten Bundesrepublik Deutsch- land nachspürt, gilt es, folgendes zu bedenken:

Angesichts der agrarstrukturellen und wirtschafts- geschichtlichen Voraussetzungen m u ß m a n anneh- men, daß Sozialbrache ein typisch westdeutsches Phänomen war ( W I L D 1 9 8 3 , S. 2 0 7 ) . Außerdem fehlt in Ländern, wo der Übergang von der Landschafts- zur Sozialgeographie nicht von Diskussionen über Ziel und Methoden des Faches begleitet war, das Empfinden für die disziplintheoretische Bedeutung des Begriffes, die er hierzulande bei der Entwicklung des indikatorischen Ansatzes und des Sozialgruppen- konzeptes gewonnen hatte.

Ein Terminus wird sich räumlich nur so weit aus- breiten, wie das entsprechende Phänomen vorkommt oder im Bewußtsein als wichtig verankert ist. H A R T K E

selbst hatte 1956 schon daraufhingewiesen, daß die Agrarsozialstruktur Großbritanniens und der Neuen Welt („wegen der sauberen T r e n n u n g der Berufs- g r u p p e n " , S. 260) kaum Voraussetzungen für Sozial- brache bietet.

In den deutschsprachigen Alpenländern erschien Sozialbrache als bloße Erklärungsvariante der schon länger festgestellten Regressionsphänomene wie Ver- grünlandung, Bergflucht und partielle Flurwüstung, zumal Brachland - von wenigen Ausnahmen abge- sehen - auf Berggebiete beschränkt blieb ( S U R B E R 1 9 7 3 ; G R E I F 1 9 7 5 , 1 9 7 6 ; J U L E N 1 9 8 8 , S . 1 0 ) .

Wo in einer Planwirtschaft individuelle, wenn auch gruppenspezifisch gebundene Entscheidungen über die Bodenbewirtschaftung gar nicht getroffen werden können, kommt das Phänomen nicht auf.

So darf es nicht verwundern, wenn in den geographi- schen Zeitschriften der früheren D D R kein einziger einschlägiger Aufsatz zu finden ist. Den Fachkollegen war der Begriff bekannt, aber ohne Bedeutung für ihre wissenschaftliche Arbeit und wegen der Her- kunft aus dem Westen leicht anrüchig. Private Klein- flächen wurden tatsächlich restlos genutzt oder bei geschwundenem Interesse landwirtschaftlichen Pro- duktionsgenossenschaften überlassen. U n t e r dem Ziel der Autarkie konnte es im strengen Sinne unge- nutzte landwirtschaftliche Nutzfläche nicht geben, deshalb beschäftigten sich Wissenschaftler nur mit geplanten oder vollzogenen U m n u t z u n g e n (vgl.

H E S S E 1 9 7 0 ) . Allerdings wurden Flächen, wo Ma- schinen nicht einzusetzen sind, bisweilen derart extensiv beweidet, daß sich hoher Wildpflanzenauf- wuchs mit dem Erscheinungsbild „alter Sozial- brache" entwickelte.

Wenn dagegen in einem sozialistischen Land über- kommenes Kleinbauerntum verblieb und unter den Einfluß regionaler Wirtschaftsdynamik geriet, wie z. B. im ehemaligen Jugoslawien, konnte durchaus Sozialbrache aufkommen. Nachdem H A R T K E 1 9 6 2

auf einem agrargeographischen Kolloquium in Ljubljana seine Ideen dargelegt und K L E M E N C I C 1 9 6 7

die deutsche Definition übernommen hatte, wurden in Slowenien mehrere Studien über ,,socialni prelog"

durchgeführt (z. B . B E L E C 1 9 7 5 ) .

Eine 1 9 7 9 veröffentlichte Studie von B Ü H N E M A N N

lieferte einen Überblick über Brachlandbildung in den damaligen EG-Ländern. In den Niederlanden und Belgien (verlaten landbouwland, „ jachere sociale ") so- wie in Dänemark ist das Phänomen auf G r u n d einer

„gesunden" Agrarstruktur inexistent oder völlig un- bedeutend. Gleiches gilt für Schweden, wo der Be- griff seit H A R T K E S Vortrag auf einem Symposium in Vadstena 1960 mit „socialträda" übersetzt wird, aber teils wegen abweichender Disziplinentwicklung, teils mangels agrarsozialer Voraussetzungen keine syste- matische Anwendung findet.

In Großbritannien ist „Brachland" wegen der intensiven Nachfrage nach landwirtschaftlicher Nutzfläche ebenfalls gering. Das deutsche Wort

„Sozialbrache" ist als„socialfallow"in die geographi- sche Literatur übertragen worden, scheint aber be- vorzugt auf Deutschland angewandt und ansonsten eher mit „disused Jarmland, degenerated land" wieder- gegeben zu werden, worunter ungenutztes Land von aufgegebenen, meist stadtnahen Betrieben verstan- den wird. Auf Grenzertragsböden (marginal land), die nicht mehr bewirtschaftet werden, gibt es die Sukzes- sion ,, infested land - scrubland - semi-natural Vegetation ", wobei die Abgrenzung gegenüber extensiv genutzten

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Hutungen und Magerweiden (rough pasture) schwer ist. Ahnliche Abgrenzungsprobleme ergeben sich nach eigenen Beobachtungen in weiteren Gebieten mit stark atlantisch geprägter Bodennutzung und hochgradiger Vergrünlandung; dann ist der Nach- weis von Sozialbrache schwierig, selbst wenn die agrar- sozialen Voraussetzungen für umfangreiches Aus- scheiden aus der Landwirtschaft gegeben sind, wie z. B. in Irland, Norwegen und Nordspanien.

In der französischen Fachterminologie wird Sozial- brache schon früh gemäß der Ubersetzung durch

J U I L L A R D mit ,,friche sociale" wiedergegeben ( M A R - BACH 1 9 6 0 , S . 1 ; J U I L L A R D 1 9 6 1 ; G U É R Y 1 9 6 2 ; G E O R G E 1 9 7 0 ) . Als eindeutige Konsequenz schnellen agrarstrukturellen Wandels erscheint das Phänomen hier auch im Einflußbereich „ b o o m e n d e r " Touris- musgebiete ( C A S T E L A 1 9 7 6 , D U R B I A N O et D E R E P A R A Z 1 9 7 9 ) , ohne daß es bei der ersten Beschreibung ( K A Y -

SER 1958) auf den Begriff gebracht wurde.

Obwohl im Französischen der semantische Unter- schied zwischen jachère als Rotationbrache und friche als Agrarfläche mit subspontanem Aufwuchs noch bewußt ist, wird ungenutztes Land oft fälschlich als

„jachère" bezeichnet. Vielfach wird der Grund einer Bewirtschaftungsaufgabe (abandon culturel, abandon des terres cultivées) allerdings nicht durch terminologische Präzisierung angegeben, zumal dies wegen der schon viele Jahrzehnte währenden Entleerungsvorgänge im Zentralmassiv, in den Pyrenäen sowie in mediterra- nen und alpinen Gebieten schwierig ist. Es besteht hier ein deutlicher Z u s a m m e n h a n g mit der landes- spezifischen demographischen und agrarhistorischen Entwicklung, weist doch Frankreich unter den west- europäischen Industriestaaten die längste Konti- nuität des Kulturlandschaftsverfalls auf (vgl. N I T Z 1 9 8 2 ) .

Sehr deutliche Parallelen zu Westdeutschland zeigt hingegen Italien: Das Wirtschaftswunder führte etwa seit 1955 zu einem rapiden Schrumpfen der Agrar- bevölkerung und einem schnellen Aufgeben der Bodenbewirtschaftung (abbandono dei terreni coltivati).

Nach einer Schätzung von 1971 waren von der kata- steramtlichen Agrarfläche (LN) etwa 2,2 % schon be- waldet, 1,5% Bauerwartungsland und je 3,7% unge- nutztes Land (terreni/campi abbandonati) in der H a n d von Landwirten bzw. Nichtlandwirten ( B Ü H N E M A N N

1979, S. 27). Ein terminologischer Hinweis auf eine eventuelle Dominanz von Sozialfaktoren bei der Ent- stehung von Brache ist - auch unter Geographen - nicht üblich.

In Spanien, wo nach jahrzehntelangem Autarkie- streben das Wirtschaftswunder noch später einsetzte, bewirken Erwerbsalternativen in den schnell wach-

senden Städten und Fremdenverkehrsorten sowie im Ausland, daß die Landwirtschaft ausgedehnter Landesteile vernachlässigt und aufgegeben wird. Be- sonders betroffen ist der unbewässerte Ackerbau in hängigem und ertragsarmem Gelände sowie im Ein- flußbereich touristischer Zentren; verzögert betrifft es auch den Anbau von unbewässerten Dauerkultu- ren. Gruppenspezifische Reaktionen mit stark sozia- len Motivationen (unter Pächtern, Teilerwerbsland- wirten mit früherer Lohnarbeit auf Großbetrieben) spielen bei der Bewirtschaftungsaufgabe hier wie in anderen südeuropäischen Ländern eindeutig eine große Rolle, gleichwohl wird selten von barbecho social gesprochen. Der Verfall kulturlandschaftlicher Infra- struktur (Stützmauern, Feldhütten) und die Ent- leerung ganzer Weiler und Dörfer deuten allerdings darauf, daß die Sozialbrache vielerorts nicht vorüber- gehend, sondern irreversibel sein wird und somit als Vorstadium eines echten Wüstungsvorganges anzu- sehen ist.

Im benachbarten Portugal ist die Bewirtschaf- tungsaufgabe bisher weniger ausgeprägt; liegen- gelassene Ländereien, tenas abandonadas, gibt es aber durchaus. Sie sind hier wie in anderen Ländern Süd- europas weithin eine Konsequenz geringer Boden- mobilität, denn abgewanderte Personen sowie orts- ansässige Nichtlandwirte haben an Verpachtung und Verkauf wenig Interesse oder treffen unter den über- alterten und kapitalschwachen Landwirten auf zu ge- ringe Nachfrage. Ein rapider agrarsozialer Wandel ist im Gange, und die Aufgabe von „Doppelexisten- zen" spielt wie in der Bundesrepublik Deutschland der Nachkriegszeit eine große Rolle. Insofern könnte m a n mit Recht von Sozialbrache sprechen, selbst wenn langfristig vor allem Grenzertragsböden betrof- fen sind. Aber der entsprechende Terminus „pousio social", von O . R I B E I R O in Kenntnis der deutschen und französischen Literatur eingeführt ( 1 9 7 5 , S. 5 6 3 ;

1986, S. 37), hat sich trotz seiner zweifelsfreien Ver- ständlichkeit auch unter Geographen nicht durch- gesetzt. Ein sprachlicher G r u n d mag hier wie beim spanischen ,,barbecho social" darin bestehen, daß im Unterschied zu Mitteleuropa die Brache (pousio, bar- becho) im landbautechnischen Sinne noch durchaus verbreitet ist. Der Bedeutungswandel zu „ruhendem L a n d " im weiteren Sinne blieb aus, und damit wirkt eine neue Wortverwendung wie ,,Sozialbrache" be- fremdlich.

Läßt m a n die Länder u n d sprachlichen Äquiva- lente Westeuropas Revue passieren, so erscheint Sozialbrache als ein Terminus, der im Prinzip auf viele vergleichbare Erscheinungen sinnvoll anwendbar ist.

Aber die Spezifika der regionalen und zeitgeschicht-

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l i e h e n U m s t ä n d e u n d a u c h die j e w e i l s ü b l i c h e S i c h t d e r V o r g ä n g e l e g e n es n a h e , a n d e r e A k z e n t e zu set- z e n . U n t e r d e n U m s t ä n d e n d e r a k t u e l l e n B r a c h l a n d - b i l d u n g w i r d in S ü d e u r o p a z u m e i s t ein „ A u f l a s s e n , V e r l a s s e n " (abandon, abbandono etc.) b e t o n t , in a n d e - r e n F ä l l e n w i r d die s p e k u l a t i v e E r w a r t u n g e i n e r Be- b a u u n g z u m A u s d r u c k g e b r a c h t (franz .friche urbaine, ital. maggese urbano, p o r t . terras expectantes).

T a t s ä c h l i c h h a b e n also spezifische K o m p o n e n t e n d e s r ä u m l i c h e n , h i s t o r i s c h e n , s o z i a l e n u n d s p r a c h - l i c h e n K o n t e x t e s die Diffusion d e s Begriffes Sozial- b r a c h e g e r i n g g e h a l t e n , u n d s e h r oft b l e i b t n o c h in d e n Ü b e r s e t z u n g e n e i n e A s s o z i a t i o n m i t „ D e u t s c h - l a n d " b e s t e h e n . A n d e r e r s e i t s ist u n v e r k e n n b a r , d a ß es H A R T K E m i t d i e s e r Begriffsbildung u n d F r a g e s t e l - l u n g g e l u n g e n w a r , a u c h i m A u s l a n d - b e s o n d e r s in F r a n k r e i c h u n d i m E i n f l u ß b e r e i c h d e r f r a n z ö s i s c h e n G e o g r a p h e n - I n t e r e s s e a m s o z i a l g e o g r a p h i s c h e n A n s a t z z u e r z e u g e n .

Danksagung

F ü r w e r t v o l l e H i n w e i s e d a n k e ich O L I V I E R B A L A B A - NIAN, L i m o g e s ; B O R U T B E L E C , M a r i b o r ; C A R M I N D A C A V A C O , L i s s a b o n ; A R T H U R E L K I N S , O x f o r d ; A N A M .

V I E G A S F I R M I N O , L i s s a b o n ; F R A N Z G R E I F , W i e n ;

S T A F F A N H E L M F R I D , S t o c k h o l m ; A N D R E A S H I L D E N - BRAND, Sevilla; E T I E N N E J U I L L A R D , C a v a l a i r e ; L U I G I V . P A T E L L A , V e n e d i g ; W A L T E R R O U B I T S C H E K , H a l l e ;

R O B E R T S P E C K L I N , S t r a ß b u r g ; G E R N O T W A P L E R , B e r - lin u n d T R E V O R W I L D , H u l l .

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