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Archiv "Versorgung: Verklausuliert" (22.04.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 16

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22. April 2011 A 905

Das Leser-Forum

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns Kürzungen vorbehalten. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

VER SORGUNG

Mit finanziellen An- reizen allein sind junge Ärztinnen und Ärzte nicht zu bewe- gen, sich auf dem Land niederzulassen (DÄ 9/2011: „Versor- gungsforschung: Anreize für die Nieder- lassung“ von Hans-Helmut König et al.).

Traurige Entwicklung

Vielen Dank für die fundierte wis- senschaftliche Darstellung eines Sachverhaltes, der einem niederge- lassenen Facharzt für Allgemeinme- dizin „gefühlt“ bereits seit Jahren bekannt ist.

Die Problematik einer Nachwuchs- gewinnung im allgemeinmedizi - nischen Bereich lässt sich durch pekuniäre Anreize, wie von Ihnen treffend dargestellt, kaum lösen.

Insbesondere Nachwuchssorgen in peripheren Versorgungsstrukturen im ambulanten ländlichen Raum sind aufgrund eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels aus

„Landarztsicht“ nicht zu lösen.

Selbst gravierende Einkommensan- reize durch Subventionen der KV oder der Ärztekammern werden den medizinischen Nachwuchs von einer

„Lebensentscheidung“, als Landarzt tätig zu werden, kaum überzeugen können, wenn er deswegen sein bis- heriges soziales Umfeld und . . . je- nes seiner Familie für die neue Le- bensstellung aufgeben muss . . . Das durch Studium und Facharzt- weiterbildung über Jahre gewachse- ne soziale Umfeld und vermeintli- che kulturelle Angebote am bisheri- gen Wohnort stechen vermeintliche Einkommensverbesserungen, wie im vorliegenden Artikel dargestellt, im neuen und ungewohnten Sozial-

gefüge aus. Insbesondere der Nach- wuchs aus städtischer Sozialisie- rung wird sich für ein Leben auf dem Lande nicht oder kaum erwär- men können.

Völlig unattraktiv wird es, wenn dann noch hohe Dienstdichten, gro- ße scheinintensive Praxen mit Zehn- bis Zwölf-Stunden-Tagen oh- ne Notfallambulanz, ein geriatri- sches Patientenkollektiv, Verpflich- tungen für Weiterbildung und be- triebswirtschaftliche Kenntnisse, Personalverantwortung und familiä- re Verpflichtungen unter einen Hut gebracht werden sollen. Da kann man lieber in seinem kuscheligen Sozialgefüge bleiben und verzichtet auf einige Euro zugunsten eines ge- regelten Arbeitsumfeldes . . . Daran Schuld ist aus meiner Sicht ein tiefgreifender gesellschaftlicher Wertewandel, der durch fehlerhafte politische Weichenstellungen im Allgemeinen und der Medizin im Besonderen katalysiert worden ist.

Dieses Rad der Zeit wird sich bis auf weiteres nicht umkehren lassen.

Traurig ist diese Entwicklung für die ländliche Bevölkerung. Ob- gleich ein Anspruch auf gleichwerti- ge medizinische Versorgung besteht, gesteht man der Landbevölkerung diese nicht zu: Periphere Kranken- häuser schließen . . ., die Allgemein- und Facharztdichten sind weit nied- riger als in Ballungszentren, die We- ge zu den Spezialisten sind weiter und das Notarztsystem lückenhaft.

Ähnlich wie die Autoren komme ich zu dem Schluss, dass man ein- zelne Akteure im System durch fi- nanzielle Anreize dazu bringen kann, zumindest für einige Zeit das städtische Umfeld für ein Landarzt- dasein einzutauschen. Der eine oder andere mag so „auf den Ge- schmack“ kommen.

Grundsätzlich wird dies Vorgehen jedoch den allgemeinen Trend zur Spezialisierung und ärztlichen Tä- tigkeit im städtischen Umfeld nicht konterkarieren können.

Dr. Alexander Hoffmann, 34414 Warburg/Westfalen

Verklausuliert

Wirklich ein schöner und lesens- werter Artikel. Mit durchaus schlüs- sigen Begründungen.

Aber warum so verklausuliert?

„Es ist aber davon auszugehen, dass sich die Präferenzstruktur einzelner Befragter dahingehend unterschei- det, dass die Nutzenunterschiede zwischen Stadt- und Landpraxis auch mit geringeren als den oben mo- dellhaft berechneten Zusatzeinkom- men ausgeglichen werden können.“

Ich erlaube mir mal, das zu überset- zen:

„Ein paar Blöde können sicher noch gefunden werden, die bereit sind, für die derzeitigen und künftigen Dumpingpreise auf dem Lande zu schuften.“

Dr. med. Uwe Bungard, 40625 Düsseldorf

SO GU

M r j Ä g L ( gungsforschung: Anr

Die Redaktion veröffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adressen. Alle Leserbriefe werden vielmehr mit vollem Namen und Orts - angabe gebracht. Nur in besonderen Fällen können Briefe ohne Namensnennung publiziert werden – aber nur dann, wenn der Redaktion bekannt ist, wer geschrieben hat.

ANONYM

B R I E F E

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A 906 Deutsches Ärzteblatt

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22. April 2011

SC HIZOPHRENIE

Die AOK Nieder- sachsen kooperiert im Rahmen eines Integrationsver trags mit einer Tochter von Janssen-Cilag (DÄ 4/2011: „IV- Vertrag Schizophrenie: Pharmatoch- ter ist Vertragspartner“ von Sabine Rieser).

Verlierer sind die Kranken

Einmal angenommen, ein einzel- ner Arzt käme auf die Idee, mit ei- ner Beratungsgesellschaft, die vielleicht auch noch einer be- stimmten Pharmafirma nahesteht, einen Vertrag zu schließen, der an- geblich die bessere Versorgung ei- ner Patientengruppe ermöglicht, so würde er sich doch damit dem Ver- dacht der Korruption aussetzen und hätte wahrscheinlich sehr bald die entsprechende „Task force“

der AOK am Hals. Aber wie jetzt Ihrem Artikel zu entnehmen ist, wird genau dieses Vorgehen vom Gesetzgeber den Krankenkassen, in diesem Fall der AOK Nieder- sachsen, sogar ausdrücklich er- laubt.

Wem wird der Vertrag nutzen? Ge- winner ist sicherlich die Manage- ment- und Investmentgesellschaft, dann auch Janssen-Cilag. Verlierer sind auf jeden Fall die Kranken, ausgerechnet auch noch eine Gruppe, die sich kaum wehren kann. Ihnen wird . . . ein Pro- gramm aufoktroyiert. Auch die AOK-Versicherten müssen hinneh- men, dass ihre Zwangsbeiträge für intransparente Kooperationen ver- wendet werden. Und letztendlich besteht natürlich die Gefahr, dass der freie Wettbewerb ausgehebelt wird.

Dr. med. Bernhard Raster, 49584 Fürstenau

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt

Der sogenannte „IV-Vertrag Schi- zophrenie“ ist in diversen Medien vorgestellt und kommentiert wor- den. Ein wie mir scheint nicht un- wesentlicher Aspekt fand bisher keine Erwähnung:

Die speziell zur Rezidiv-Prophyla- xe quasi standardmäßig verwende- ten Präparate Flupendura und Flu- pentixol Neuraxpharm 20 mg/ml in einer OP mit fünf Ampullen kosten jeweils 42,59 Euro.

Bei entsprechender Wirkungsstärke und Packungsgröße (fünf Ampullen zu je 25 mg Trockensubstanz) kos- tet eine OP Risperdal Consta der Muttergesellschaft Janssen-Cilag 828,99 Euro.

Honi soit qui mal y pense?

Dr. med. Wolf Palmer, 26723 Emden

SC O

D s i I m v ( Vertrag Schizophren

A RZT-P ATIENT

Über die Gemein- samkeiten von Last- wagen und Klinik- betten (DÄ 5/2011:

„Arzt-Patienten-Ver- hältnis: Die Melan- cholie des Psychia- ters“ von Jürgen Wettig).

Kein Grund zur Melancholie

. . . Erstens: Ja, es stimmt, die gerne behauptete Kunde vom permanen- ten Fortschritt ist eine Fiktion, es ist nicht alles besser geworden in den letzten 20 Jahren, manches sogar schlechter. Es kann kaum jemandem verborgen geblieben sein, dass nach 20 Jahren Neuro-Hype mit angeb- lich unglaublichen Erkenntnisfort- schritten in der Realität der Patien- tenversorgung noch immer kein Pa- tient einen Gentest oder ein funktio- nelles Kernspintomogramm braucht. Unsere Erinnerung müsste sich aber doch sehr verklären, um alles besser zu finden, was man kli- nisch vor der Ära der angestrebten Qualitätsverbesserung in der klini- schen Versorgung gemacht hat. Was sich geändert hat, ist in der Tat, dass wir unsere Dokumentation enorm ausgeweitet und verbessert haben.

Gut empirisch fundiert nachzulesen ist das in einer vor wenigen Mona- ten im „Nervenarzt“ erschienenen Arbeit aus unserem Klinikverbund (übrigens mit dem ökonomischen Geschäftsführer als Koautor), deren wesentliches Ergebnis so zusam- mengefasst werden kann: Gegen- über den Vorgaben der Personalver-

ordnung Psychiatrie von 1990 ha- ben sowohl Ärzte als auch Pflege auf einer Akutstation die Zeit für Dokumentation vervielfacht. Die Zeit wurde an anderer Stelle wieder eingespart: Beide Berufsgruppen haben dafür Gruppentherapien mit Patienten erheblich reduziert bis eingestellt . . .

Zweitens: Wenn die Arzt-Patient- Beziehung und die Kenntnis der Psychopathologie gegenüber Ver- fahrensanweisungen in den Hinter- grund getreten sein sollten, kann man das freilich nicht der Adminis- tration anlasten. Noch nie gab es so viel Psychotherapie in der Weiter- bildung zum Psychiater wie heute – allein 240 Stunden Fallbehandlung unter Supervision, nebst Selbster- fahrung und Balint-Gruppe. Wenn daraus keine kritische Reflexion und Wertschätzung der Arzt-Patient- Beziehung resultiert, müssen wir uns als Weiterbilder und Superviso- ren selbst kritisch infrage stellen.

Drittens: Die Ökonomisierung von Gesundheitsleistungen ist kein be- sonderes Merkmal der heutigen Zeit.

Wir haben es nur früher weniger ge- merkt, weil wir insgesamt weniger Leistungen angeboten haben. Wie viele Gesundheitsleistungen es gibt, hängt mittelfristig unter anderem ziemlich stark davon ab, wie viele Autos wir exportieren, das heißt von unserer Wirtschaftsleistung – mehr als von den Prinzipien des Hippokra- tes. Deshalb gibt es in Deutschland mehr Gesundheit als in Bulgarien und dort mehr als in Nigeria, in der Schweiz aber mehr als bei uns, be- ziehungsweise die Leistungserbrin- ger können dort höher bezahlt wer- den. Das war im Wesentlichen schon immer so, hochwertige Gesundheits- versorgung für alle ohne entspre- chende Industrialisierung ist nicht möglich. Tatsache ist jedenfalls, dass die Aufwendungen für die psychi- atrische Versorgung in den letzten 20 Jahren überproportional gestiegen sind, innerhalb der Medizin benach- teiligt wurden wir also nicht . . . Viertens: Der Patient ist selbstver- ständlich nicht nur Kunde, sondern – manchmal mehr, manchmal weni- ger – auch Leidender. Aber eben nicht nur, bei manchen Gelegenhei- ten ist ein Patient auch ein Kunde, Ü

s w b

„ h c ters“von Jürgen We

B R I E F E

Referenzen

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