Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 107. März 2008 A529
T E C H N I K
Muskelstarre, Zittern und Bewe- gungsarmut sind die Symptome, unter denen Parkinson-Patienten hauptsächlich zu leiden haben. Das Fortschreiten der Erkrankung und die Verbesserungen durch die Gabe von Medikamenten waren bislang nur unzureichend messbar: Vom Arzt auszufüllende Rating-Skalen ermög- lichten nur eine grobe Aussage dar- über, wie sich die Symptomatik ver- ändert hatte. Computergestützt lassen sich hierzu künftig genauere Aussa- gen treffen. Das Gerät, das zurzeit von der Firma Intel zur Marktreife entwickelt wird, kombiniert ver- schiedene Sprach- und Motoriktests.
Forscher der Neurologischen Klinik im St.-Josef-Hospital Bochum (Priv.-
Doz. Dr. Peter H. Kraus) haben dafür einen technisch neuartigen Steck- board-Test (Pegboard) entwickelt, der die Bewegungsverlangsamung bei Parkinson-Erkrankungen zuverlässig misst. Eine Pilotstudie in den USA mit dem neuen Gerät ist abgeschlos- sen, eine Langzeitstudie mit Bochu- mer Beteiligung beginnt in Kürze.
Die Testbatterie umfasst Sprach- tests, Tapping-Tests (schnelle Klopf- bewegung), Keyboard-Tests (Fein- motorik), Tremor-Analyse und die Messung der Bewegungsgeschwin- digkeit mit dem Steckboard. Sämtli- che Tests laufen auf einem laptop- ähnlichen Computer, den die Patien- ten mit nach Hause nehmen und nach einer Einweisung allein bedie- nen können.
Künftig soll das Gerät vor allem dazu dienen, den Erfolg von neuro- protektiven Substanzen zu prüfen.
Es ist aber auch zur Bestimmung der Wirksamkeit symptomatischer The- rapien geeignet. Da bei Wirksam- keitsuntersuchungen Patientenzahl und Studiendauer vom Auflösungs- vermögen abhängen, verringert sich bei Einsatz einer derartigen Analy- setechnik der Aufwand – das Studi- enziel kann schneller und/oder mit weniger Patienten erreicht werden.
Durch die Automatisierung verbes- sert sich zusätzlich die Datenqua- lität der Auswertung. Beim Steck-
test werden die Probanden aufgefor- dert, die acht Stäbchen jeweils nach- einander von einer Seite der Testan- ordnung auf die andere zu stecken, in einer vorgegebenen Richtung und Reihenfolge. Drei Testläufe werden hintereinander durchgeführt und die Geschwindigkeit des Patienten ge- messen. Das Gerät kann Fehler, zum Beispiel Verzögerungen durch ein hinuntergefallenes Stäbchen, aus den Daten herausrechnen.
Die Bochumer Gruppe ent- wickelte zusätzlich eine Hightech- version des Pegboard-Tests als Re- ferenzanlage, die in der Bochumer Klinik steht. Diese Anlage kann zu- sätzlich zur Geschwindigkeit bei den Steckübungen auch Parameter wie Ermüdung – sogar von Stift zu Stift – ermitteln und ermöglicht an- hand der Auswertung der unter- schiedlichen Steckübungen auch Aus- sagen darüber, welche Muskelgrup- pen bei einem Patienten betroffen sind, etwa eher Beuge- oder Streck- muskeln. Die Weiterentwicklung wird im Rahmen eines FoRUM-Pro- jekts der Ruhr-Universität(FoRUM
= Forschungsförderung der Ruhr- Universität Medizinische Fakultät)
gefördert. KBr
Informationen: Priv.-Doz. Dr. Peter H. Kraus, Neurologische Universitätsklinik im St.-Josef- Hospital, Stadionring 23 b, 44791 Bochum, E-Mail: peter.h.kraus@rub.de
PARKINSON
Computer analysiert Krankheitsverlauf
Wie ein Laptop mutet das Gerät an, mit dem sich verschiedene Parkinson- Symptome genau testen lassen: Test- batterie mit Display und Bedienelemen- ten. Pegboard: acht Stifte (grün) rechts, Ziellöcher links
Das Systemhaus Indis-Kommunika- tionssysteme GmbH, Mainz (Internet:
www.indis.de), hat das Laborverwal- tungssystem „Forensik“ vorgestellt.
Es dient zur Erfassung und Verwal- tung von Daten in den unterschied- lichen Bereichen von rechtsmedizini- schen Instituten. Die Software wurde in Zusammenarbeit mit dem Rechts- medizinischen Institut in Frankfurt am Main entwickelt. Hard- und Soft- wareprodukte, die in rechtsmedizini-
schen Instituten eingesetzt werden, müssen aufgrund der Verwendung brisanter und personenbezogener Daten hohen Ansprüchen genügen.
Insbesondere müssen sie den gesetz- lichen Datenschutzvorschriften zur Untersuchung von forensischen Be- weismitteln entsprechen.
Die Software basiert auf der ge- nauen Analyse des Workflows: Vom Sendungseingang über die DNA- Analyse und die Sektion bis zum
Rechnungswesen werden sämtliche Bereiche eines rechtsmedizinischen Instituts von der modular aufge- bauten Laborsoftware abgedeckt.
Durch die Zusammenarbeit der Mo- dule ist es möglich, die in den ver- schiedenen Bereichen erfassten Da- ten institutsweit abzufragen, Unter- suchungsergebnisse miteinander zu verknüpfen und für den jeweiligen Nutzer bereitzustellen und abzu-
rechnen. EB
SOFTWARE „FORENSIK“
Laborverwaltungssystem für die Rechtsmedizin
Foto:Joker