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Archiv "Arbeitslosigkeit und Gesundheit aus sozialmedizinischer Sicht: Schlusswort" (15.02.2008)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 715. Februar 2008 127

M E D I Z I N

Modellprojekt

Weber et al. stellen die Folgen der Arbeitslosigkeit für Erwachsene dar und gehen auf die „social causation“

Hypothese (1) ein. Danach ist Arbeitslosigkeit für die Entstehung von Erkrankungen (mit)verantwortlich.

Bei jüngeren Menschen ist ein anderer Aspekt zu berücksichtigen (Selektionshypothese): Im U25-Be- reich (Arbeitslose unter 25 Jahren) können Arbeits- vermittlungen der Jobcenter scheitern, weil eine psych- iatrische Störung die Integration in den Arbeitsmarkt unmöglich macht.

In Essen läuft ein Modellprojekt, das die psychi- sche Gesundheit bei Arbeitslosen unter 25 Jahren standardisiert untersucht. Die Zuweisung zu diesem Projekt geschieht über Fallmanager des Jobcenters:

Erscheint ein Jugendlicher auffällig, werden auf sei- nen Wunsch Projektmitarbeiter eingeschaltet. Diese arbeiten vor Ort im Jobcenter, sodass kein zusätzli- cher Weg entsteht. Bei behandlungsbedürftigen Stö- rungen wird der Kunde bei der Therapeutensuche un- terstützt.

Derzeit haben rund 80 Jugendliche teilgenommen (55 % weiblich; Durchschnittsalter 21,4 Jahre; 45 % ohne Schulabschluss). Bei 95 % der Teilnehmer konn- te eine psychiatrische Diagnose wie Depression, Angststörung oder Persönlichkeitsstörung gestellt werden. Nur 10 % der Teilnehmer waren aufgrund dieser gestellten Diagnose aktuell in einer Behand- lung. Der Schweregrad der psychiatrischen Störung ist oft so ausgeprägt, dass ohne Behandlung eine Inte- gration in den Arbeitsmarkt unwahrscheinlich er- scheint.

Methodisch problematisch ist die Projektzuwei- sung. Fallmanager überweisen Jugendliche, die ihnen auffällig erscheinen. Die Stichprobe ist somit selektiv.

Zukünftig wäre es von Interesse, diese Daten mit einer repräsentativen Stichprobe von unter 25-Jährigen zu vergleichen. Geplant ist ein Behandlungsangebot für diese Zielgruppe. „Support 25“ ist ein Kooperations- projekt zwischen der Klinik für Kinder- und Jugend- psychiatrie und -psychotherapie, der Klinik für Psych- iatrie und Psychotherapie der Rheinischen Kliniken Essen, dem Jobcenter Essen und dem Essener Ge- sundheitsamt. DOI: 10.3238/arztebl.2008.0127a

LITERATUR

1. Hollederer A, Brand H (Hrsg.): Arbeitslosigkeit, Gesundheit und Krank- heit. Bern: Verlag Hans Huber 2006.

Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand

Wissenschaftliche Projektmitarbeiter: Dr. Volker Reissner, Dipl.-Psych. Meike Rosien

Rheinische Kliniken Essen/Institut der Universität Duisburg-Essen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Virchowstraße 174

45147 Essen

Prof. Dr. med. Jens Wiltfang

Rheinische Kliniken Essen/Institut der Universität Duisburg-Essen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Virchowstraße 174 45147 Essen

Schlusswort

Den Kollegen Hebebrand und Wiltfang herzlichen Dank für die wichtige Ergänzung um den Aspekt der Arbeits- losigkeit bei jüngeren, insbesondere psychisch kranken Menschen („U 25“). Hier besteht in der Tat eine beson- dere Problematik, die einer intensivierten multiprofes- sionellen Zusammenarbeit bedarf. Ohne völlig neue und ergänzende Versorgungsstrukturen zu schaffen, müssen die ersten Ansprechpartner vor Ort befähigt werden, den Bedarf für eine entsprechende Diagnostik und Therapie zu erkennen und die Umsetzung im Fallmanagement zu realisieren. Dem dient gerade auch das sehr interessante Essener Projekt. Die von Hebebrand und Wiltfang mit- geteilten ersten Ergebnisse unterstreichen aber nicht nur die Wichtigkeit eines kompetenten (fach-)ärztlichen En- gagements, sondern stehen auch im Einklang mit den Erkenntnissen des aktuellen Kinder- und Jugendsurveys aus 2007 (www.kiggs.de), nach denen bereits 22 % der an 167 Orten untersuchten Kinder und Jugendlichen un- ter 18 Jahre (n ~ 18 000) psychische Störungen und Suchterkrankungen aufwiesen. Die Ermöglichung einer beruflichen Perspektive mit der Chance auf ein eigen- ständig gestaltbares Leben junger Menschen geht gera- de vor dem Hintergrund dieser Daten weit über ärztli- ches Handeln oder Modellprojekte hinaus und bleibt eine prioritäre sozialpolitische Herausforderung.

DOI: 10.3238/arztebl.2008.0127b

Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. habil. Andreas Weber

Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation (iqpr GmbH) an der Deutschen Sporthochschule

Sürther Straße 171 50999 Köln E-Mail: weber@iqpr.de

Interessenkonflikt

Die Autoren beider Diskussionbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

zu dem Beitrag

Arbeitslosigkeit und Gesundheit aus sozialmedizinischer Sicht

von Prof. Dr. med. Andreas Weber, Prof. Dr. mult. Georg Hörmann, Dr. med. Walther Heipertz, in Heft 43/2007

DISKUSSION

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