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Archiv "Dermatologische Probleme im Bereich der Hochtechnologie" (22.10.1987)

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Dermatologische

Probleme im Bereich der Hochtechnologie

Jürgen Rakoski, Gabriele Schwarz

Für bestimmte Arbeitsprozesse im Bereich der Mikroelektronik, aber auch der Feinoptik, ist es erforderlich, sogenannte Reinraumarbeitsbedingungen herzustellen. An der Haut können dort Exsikkationsschäden durch niedrige Luftfeuchtigkeit und die austrocknende Wirkung der lamellären Strömung der Klimaanlagen ausgelöst werden. Erhöhung der Luftfeuchtigkeit auf 40 bis 50 Prozent bringt diese Hautveränderungen zum Verschwinden.

DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

AKTUELLE MEDIZIN

S

eit einigen Jahren gibt es in der Industrie Her- stellungstechniken, die nur in völlig staubfreien Räumen, sogenannten Reinräumen, angewandt werden können. Die Luft dieser Räume darf nur 1 bis 100 Staubteilchen/m 3 ent- halten. Die Staubteilchen haben durch aufwendige Filtersysteme höchstens einen Durchmesser von 0,5 gm. Zum Vergleich: ein mensch- liches Haar hat einen Durchmesser von 50 !,tm. Die Luft der äußeren At- mosphäre enthält über 700 000 Par- tikel/m3 . Die Luftreinigung wird durch eine große Luftumwälzanlage mit umfangreichen Filtersystemen erreicht, bei denen bei Großanlagen mehrere hundert Millionen m 3 Luft pro Stunde ausgetauscht werden.

Die Luftströmung ist so eingestellt, daß die ständige Luftbewegung nicht wahrgenommen wird (0,25 bis 0,30 cm/sec). Alle in den Reinräumen Tätigen müssen eine Ganzkörper- schutzkleidung tragen, da sie sonst zu viele Partikel an ihre Umgebung abgeben würden. Ein Mensch ver- liert pro Stunde 1000 bis 4000 Haut- partikel, meist Hornhautzellen, de- ren Durchmesser bei 0,2 imn liegt.

Die Zahl der abgegebenen Hautpar- tikel läßt durch Hautpflegemittel auf Kohlenwasserstoff/Silikonbasis oh- ne organische Bestandteile mindern.

Handelspräparate sind Xornil®, Pre- val Lipogel®. Andere handelsübli- Dermatologische Klinik und Poliklinik (Di- rektor: Prof. Dr. med. Dr. phil Siegfried Borelli) Technische Universität München

che Hautpflegemittel und Kosmeti- ka sind für Reinräume nicht geeig- net, da sie zu viele anorganische Par- tikel enthalten.

Bei den Einstellungsuntersu- chungen für Personen, die in Rein- räumen arbeiten sollen, ergeben sich dermatologische Ausschlußkri- terien: So sind Patienten mit schup- penden Dermatosen (Psoriasis, star- ke Seborrhoe) für diese Tätigkeit nicht geeignet. Bei der Arbeit in den Reinräumen ergeben sich weitere hautärztliche Fragestellungen. Wir wurden in einem Betrieb der Hoch- technologie, der elektronische Chips mit Megabit-Speicherkapazität her- stellt, zu folgendem dermatologi- schen Problem befragt:

In einem Reinraumarbeitsbe- reich arbeiteten 100 Beschäftigte in der gleichen Abteilung. Von ihnen klagten 13 Personen (fünf Frauen, acht Männer) über Hautveränderun- gen, die nur am Arbeitsplatz auftra- ten. Die Hautveränderungen wurden von den Erkrankten als Rötungen und Spannungsgefühl im Gesicht be- schrieben. Die Hautveränderungen klangen 10 Minuten nach Verlassen der Reinräume wieder ab. Außerhalb der Reinräume war deshalb auch kein Befund mehr zu objektivieren. Drei Frauen wurden dermatologisch näher untersucht, dabei fanden sich Aus- trocknungserscheinungen mit Perik- che beziehungsweise akneiforme Veränderungen im Gesicht, obwohl derartige Hautprobleme angeblich früher nie bestanden hätten.

Bei unserer Therapie der ge- schilderten Hautveränderungen gin-

gen wir von folgenden Überlegun- gen aus: Aus den technischen Daten der Reinraumbedingungen war zu erkennen, daß die Luftfeuchtigkeit 20 bis 30 Prozent betrug, was als Ur- sache der dermatologischen Verän- derungen anzusehen war. Durch ei- nen ständigen Luftstrom bei gerin- ger Luftfeuchtigkeit kann es zu zu- sätzlichen Austrocknungseffekten an der Haut kommen. Wir empfeh- len der Firma, die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Nach einer Steigerung der Luftfeuchtigkeit auf 40 Prozent traten die Hautveränderungen im oben genannten Arbeitsbereich nicht mehr auf. Rycroft und Smith berichteten 1980 über ähnliche Hautveränderungen bei Reinraum- bedingungen, die ebenfalls in einem Betrieb der Elektroindustrie auftra- ten und sich durch Erhöhung der Luftfeuchtigkeit beseitigen ließen.

Über das gleiche Problem mit der gleichen Problemlösung berichteten White und Rycroft 1982 von einem Betrieb, der unter Reinraumbedin- gungen Kontaktlinsen herstellte, bei dem zusätzlich noch aus technischen Gründen eine Raumtemperatur von 23 °C erforderlich war. Hier war ei- ne Luftfeuchtigkeitserhöhung auf 50 Prozent erforderlich.

Aufgrund der Berichte aus der Literatur und unseren eigenen Be- obachtungen war es uns wichtig, festzuhalten, daß niedrige Luft- feuchtigkeit und der Austrocknungs- effekt durch lamelläre Strömungen eine pathogenetische Bedeutung für Exsikkationsschäden an diesen be- sonderen Arbeitsplätzen haben.

Literatur

1. Rycroft, R. J. G., W. D. L., Smith: Low hu- midity occupational dermatoses. Contact Dermatitis 6 (1980) 488-492

2. White, I. R., R. J. G., Rycroft: Low humidi- ty occupational dermatosis. Contact Derma- titis 8 (1982) 287-290

3. Schwarz, G., J., Rakoski: Spezielle dermato- logische Probleme in Reinräumen. Dermato- sen in Beruf und Umwelt (im Druck)

Anschrift der Verfasser:

Privatdozent Dr. med.

Jürgen Rakoski

Dr. med. Gabriele Schwarz Dermatologische Klinik und

Poliklinik der Technischen

Universität München Biedersteiner Straße 29 8000 München 40

Dt. Ärztebl. 84, Heft 43, 22. Oktober 1987 (57) A-2867

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