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Archiv "Seltene Inkunabeln" (15.01.1976)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

KUNSTMARKT

Seltene Inkunabeln

Zu der Herbst-Winter-Auktion im Hause Tenner, Heidelberg, hatte sich ein ebenso großes wie biet- freudiges Sammlerpublikum einge- funden. Auf dem Programm standen Autographen, Handschriften, alte Bücher, Dekorative Graphik, Ge- mälde, Graphiken und Zeichnun- gen des 15. bis 20 Jahrhunderts, gleichfalls illustrierte Bücher des 20. Jahrhunderts. In allen Berei- chen wurde lebhaft zugegriffen, wenngleich es keine Sensationen gab, wohl aber Schwerpunkte, bei denen die Privatbieter sich gewal- tig ins Zeug legten, während der Handel hingegen Zurückhaltung übte. Von Rezession war in Heidel- berg nicht viel zu spüren. Es wurde ohne Hektik, mit Überlegung und sehr wählerisch gekauft, wobei sel- tenen und besonders guten Objek- ten der Vorzug gegeben wurde.

Bei alten Büchern, Inkunabeln und Handschriften kam es zu erhebli- chen Zuwachsraten: Für 82 000 DM ersteigerte ein Händler aus Mün- ster Braun und Hogenbergs „The- atre des critös du monde", eines der berühmtesten Ansichtenwerke des 16. Jahrhunderts (Schätzpreis 70 000). Auf 14 500 DM (15 000) brachte es ein vermutlich aus Nordfrankreich stammendes Stun- denbuch mit zehn großen Miniatu- ren, auf 10 500 DM (6000) eine rare Inkunabelausgabe, „Ars moriendi", mit vierzehn ganzseitigen Holz- schnitten, auf 15 000 DM (10 000) die erste Ausgabe des lateinischen

„Kleinen Schedel" und auf 2700 DM (2000) eine Originalakte aus ei- nem 1662 stattgefundenen Hexen- prozeß, ein Liebhaberstück, das schnell einen Abnehmer fand.

Medizin und vor allem alte Natur- wissenschaften waren sehr gefragt, zumal, wenn es sich, wie bei Berlöses „Ikonographie du genre camellia", um eine illustrierte Aus- gabe handelte. Dies rare botani- sche Werk kletterte von 6000 auf 11 500 DM. Wie auf vielen Auktio- nen der letzten Monate zeigte sich

auch in Heidelberg großes Interes- se für alte geographische Werke, gleichviel, ob es nun Bücher oder Dekoratives war; Das „Theatrum orbis Terrarum" von Blaeu (vier Bände) brachte 39 000 DM (40 000), ein topographisches Werk über Westfalen von Du Bois 2300 DM

(350).

Stadtansichten, vorwiegend aus dem Raum südlich der Mainlinie und Niedersachsen, gingen sehr gut, ebenso dekorative Karten und die seltenen Seekarten, die Tenner diesmal anbot. Was auffiel, ist das sehr geringe Interesse an Objek- ten aus dem Mitteldeutschen Raum. Der flotte Abgang dieser Stahlstiche erklärt sich zu einem Teil daher, daß sie sich vorzüglich als Weihnachtsgeschenke mit per- sönlichem Zuschnitt eignen und, wenn richtig ausgesucht, meist auf große Freude stoßen. Eine Empfeh- lung für unsere Leser, desgleichen die momentan recht beliebten Guckkastenbilder, mit denen gera- de älteren Menschen etwas Hüb- sches beschert werden kann! Über einen altkolorierten Kupferstich, ein Guckkastenblatt des Charlot- tenburger Schlosses und einen der Hedwigskirche, die auf dieser Auk- tion 1100 DM (5000) brachten, hätte sich sicherlich so mancher jetzt im Westen lebende Berliner gefreut.

Bilder des 19. Jahrhunderts gingen wie immer gut, die Welle flaut noch nicht ab. Beim 20. Jahrhundert gab es Schwerpunkte: Liebermann, Kirchner, Müller, Nolde brachten sehr gute Preise, Dix' Farblitho

„Die Kupplerin" kam auf 8800 DM (3500), und für den augenblicklich sehr umworbenen Beckmann gab es (für sein Mappenwerk „Gesich- ter") mit signierten Originalradie- rungen sogar 25 000 DM anstelle 14 000! Den Schluß bildeten Zeit- schriften des 20. Jahrhunderts, die einen noch sehr begrenzten Samm- lerkreis haben, die aber dennoch zur Zufriedenheit veräußert wur- den. B. St.-R.

„Tabaktrinken"

die Summe von etwa fünf Gulden pro Familie errechnet, die bisher dem Land durch Einfuhr des Ta- baks verlorenging! Diese Summe würde, nun das Übel so übel nicht mehr war, weiter anwachsen. 1780 erschien deshalb in dem hochge- lahrten Städtchen Herborn, dessen prominente Theologen sich bald zu eifrigen Schmauchern entwickel- ten, eine kleine Broschüre, die für jedermann, der lesen konnte, in verständlicher Weise genaue Anlei- tungen zum Anbau und zur Weiter- verarbeitung des Tabaks enthielt und außerdem garantierte, daß mit ungefähr fünfzig Pflanzen der Ei- genbedarf völlig gedeckt sei und man noch übrig habe. Das klang verheißungsvoll, kam jedoch nicht recht an, denn die Menschen, an Angenehmes sich schnell gewöh- nend, waren nicht überall geneigt, zum Selbstanbau zu schreiten, sondern zogen es vor, ihren „ech- ten Pfälzer" oder „Französischen"

zu schmauchen, weil das Ausländi- sche als vornehmer galt — was es auch heute noch geben soll.

Wie gut geht es uns! Heute dürfen Nikotinkonsumenten Köpfe und Na- sen voll und ganz behalten, brau- chen — außer vom eigenen Ehe- partner — Denunziationen nicht zu fürchten, müssen — von meinem Haus einmal abgesehen — nicht mehr auf stille Örtchen flüchten, um ein wenig „blauen Dunst" ma- chen zu können! Von Staats wegen ist zwar jeder Tabakkrümel hoch besteuert, aber jede Sorte und In- filtrierform ist erlaubt, sofern sie nicht gegen das Opiumgesetz ver- stößt! Bei „Gefahr für Leib und Le- ben" erteilte strikte Rauchverbote kommen nur noch vom Hausarzt, befolgt werden sie leider oft erst nach dem Infarkt. Sie werden — genau wie seinerzeit die landes- herrlichen Bestimmungen — auch heute nach besten Kräften raffiniert umgangen. Nur, daß ein kleiner Rollenwechsel stattgefunden hat:

die sich in erschreckendem Maße fortemanzipierende „Männin" des 20. Jahrhunderts hat den heimli- chen Qualmer von einst auf diesem Sektor bereits geschlagen!

Britta Steiner-Rinneberg

150 Heft 3 vom 15. Januar 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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