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Keynote "Erfolg in der Lehre"

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Academic year: 2022

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Erfolge in der Lehre

Ich habe gar nicht so hohe Ansprüche an gute Lehre, wie der Stifterverband.

Ich will gar keinen Lerncoach, der meine Entwicklungsprozesse ermöglicht.

Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, wer das eigentlich sein soll.

Vielleicht laden sich da einige Hochschullehrer_innen zu viel auf. Für mich zeichnet sich erfolgreiche Lehre dadurch aus, dass die Lehrperson fachlich kompetent und gut vorbereitet ist und ein ehrliches Interesse daran hat, diese fachliche Kompetenz weiter zu geben. Wenn sie dann außerdem noch ein ehrliches Interesse an den Studierenden hat, bin ich schon glücklich.

Also, wenn sie versucht unsere Lebensrealität mit in Betracht zu ziehen und uns ernst nimmt.

Eine Lehrveranstaltung ist nach meinen Maßstäben dann erfolgreich, wenn sie mich neu motiviert und daran erinnert warum ich das studiere, was ich studiere.

Ansonsten stimme ich Andrea Schmidt auf jeden Fall zu, dass erfolgreiche Lehre oft etwas damit zu tun hat, dass mir „ein Licht aufgeht“.

Das Licht geht allerdings oft auch erst zwei Semester später an und erst dann merke ich, wie erfolgreich die Lehrveranstaltung für mich eigentlich war. Dann kann ich die gelernten Dinge immer wieder anwenden und sie haben, im besten Fall, eine Relevanz für meine berufliche Praxis. Wenn ich immer wieder über die Inhalte der Lehrveranstaltung stolpere und dadurch konstruktiver an anderen Veranstaltungen teilnehmen kann, dann war die Lehrveranstaltung ein Erfolg.

Scheitern in der Lehre

Aber: Es gibt auch schlechte Lehre. Gescheiterte Lehre. Da sitze ich dann in der Veranstaltungen und denke: das ist jetzt gerade pure

Zeitverschwendung. Dann schaue ich alle zwei Minuten auf die Uhr und alle

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drei Minuten auf mein Handy, ob wenigstens bei Facebook was Spannendes passiert ist.

Ich bin der Meinung, dass die Grundverantwortung bei der Lehrperson liegt, die Weichen für einen erfolgreichen Kurs zu stellen.

Leider habe ich an sowohl an dieser als auch an anderen Hochschulen erlebt, dass Lehrpersonen, insbesondere Professor_innen, ihre Lehre als etwas wahrnehmen, was sie halt auch noch machen müssen.

Denn gute Lehre verspricht nicht das gleiche Prestige und die gleiche Anerkennung wie das Forschen und Publizieren. Professor_innen werden immer noch hauptsächlich wegen ihrer wissenschaftlicher Expertise berufen und nicht, wegen ihrer guten Lehre.

Das spiegelt sich auch im Brandenburgische Hochschulgesetz wieder.

Dieses spricht Studierenden 30% Stimmanteil in nach Statusgruppen zusammengesetzten Gremien zu, wenn es um die Themen

Studienorganisation und Lehre geht. Ganz konkret ausgenommen von dieser Regelung sind aber Berufungsverfahren von Professor_innen. Weil Professor_innen ja mit der Lehre nichts zu tun haben?

Die meisten Lehrenden haben keine didaktische Ausbildung. Ich finde es sehr schade, dass dann unter Umständen ein/e Professor_in fachlich super gut ist, aber ihr Wissen und ihre Begeisterung für das Fach nicht

weitergeben kann, weil sie eben methodisch und didaktisch nicht gut ist. Es bleibt also dem Zufall überlassen, ob Lehrende gute Lehre machen.

Auch wenn es Lehrevaluationen gibt, die letztendlich dazu da sind, dass Lehrende ihre Veranstaltungen besser gestalten können, haben viele Studierende keine Lust darauf, weil sie den Eindruck haben, dass die Evaluationen keine Konsequenzen haben.

Welche Anreize und Unterstützung brauchen Lehrende also, um ihre Veranstaltungen besser gestalten zu können und wie kann gute Lehre besser wertgeschätzt werden?

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Ich bin leider noch nicht zu besonders guten Antworten gekommen, aber vielleicht können Sie die Frage bei den Workshops heute Nachmittag mitdenken.

Die Verantwortung von Studierenden

Andrea Schmidt hat aber auch Recht, wenn Sie sagt, dass nicht nur die Lehrenden alleine dafür verantwortlich sind, dass ein Seminar zu einem Erfolg wird, oder eben auch nicht. Auch die Studierenden haben ihren Anteil daran. Die Lehrperson schafft allerdings die Rahmenbedingungen und ist Anleiterin für uns. Was die Teilnehmer_innen dann daraus machen, ist eine andere Geschichte.

Andrea Schmidt ist nicht die einzige, die immer wieder an dem „Eigensinn der Studierenden“ scheitert. 2012 veröffentlichte die

Politikwissenschaftlerin Christiane Florin in der Zeit den Artikel „Ihr wollt nicht hören sondern fühlen“, in dem sie das Desinteresse ihrer

Studierenden beschrieb, die nicht über Weber und Adorno diskutieren wollten und stattdessen an ihren Wasserflaschen nuckelten.

Was könnten Ursachen dafür sein, dass wir Studierende als angepasste Langweiler der Generation Y wahrgenommen werden?

Ich gehöre ja zu dieser angeblichen Generation Y. Von der einen Seiten muss ich mir vorwerfen lassen, super angepasst zu sein und von der anderen Seite, dass ich ein Ego-Shooter bin und es mir nur um meine

Selbstverwirklichung geht. Daran wird deutlich, dass dieses Konstrukt nicht besonders stabil ist. Generation Y kommt übrigens aus dem anglo-

amerikanischen und dort wird Ypsilon wie Why also Warum ausgesprochen. Demnach wären wir also die Generation, die alles hinterfragen.

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Ich sehe uns allerdings eher als Selbstoptimierer, die unter ihren eigenen Perfektionsansprüchen leiden: Praktika / Nebenjob, Liebesleben,

Partyleben, Konsumverhalten, Körperfettanteil - alles muss stimmen.

Vielleicht ist die Lese- und Diskutierlust irgendwo in der Selbstoptimierung verloren gegangen?

Andererseits ist es leichter eine kritische Haltung zu entwickeln, wenn ich mir keine Gedanken darüber machen muss, wo ich bezahlbar wohnen kann oder wie ich mein Studium finanziere. Die Studienabschnittsbezogene Evaluation an der FH Potsdam hat ergeben, dass nur 6% der Studierenden der FH nicht arbeiten gehen und nur 17% ihr Studium zu 75% oder mehr durch Bafög finanzieren. Und das bezahlbarer Wohnraum in Potsdam und Berlin immer knapper wird, brauche ich niemandem zu erklären.

Und auch die Hochschulen und das Bachelor-und-Master-System befördern die Angepasstheit der Studierenden. Auf der Jagd nach Credits, der

Währung der Hochschulen, kann man schnell aus dem Auge verlieren, dass es nicht darum geht 3 oder 4 Credits für einen Kurs zu bekommen, sondern darum, sich in einem Kurs intensiv mit einem Thema auseinander zu

setzen. Ein Dozent von mir hat mal vorgeschlagen, dass jeder/m Student_in zur Immatrikulation 180 bzw. 240 Credits gutgeschrieben werden. Die nächsten 3 oder 4 Jahre könne dann einfach studiert werden. Auch wenn dieser Vorschlag sicherlich schwierig umzusetzen wäre, hat er als

Gedankenexperiment dennoch einen gewissen Reiz.

Auch hat die Fachhochschule Potsdam es sich zum Ziel gesetzt, die Employability ihrer Studierenden zu fördern. Wir sollen also fit für den Arbeitsmarkt gemacht werden. Diese Ökonomisierung des Studiums hat nach meinem Verständnis weniger mit der Ausbildung von kritischen, selbstdenken Persönlichkeiten zu tun, denn diese können unter Umständen ziemlich unbequem werden.

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Zurück zur Verantwortung der Studierenden am Erfolg von Lehre. Denn ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr, als Teil dieser uninteressierten,

angepassten Studierendenmasse wahrgenommen zu werden.

Auch die Studierenden von Christiane Florin wollten sich den Stempel der angepassten Wasser-Nuckler nicht aufdrücken lassen und diskutieren Freitags, morgens um 8:00 mit ihr über Politikwissenschaft. In der aktuellen Zeit räumt sie ein, dass es mehr Nachdenkliche gibt, als sie erwartet hatte.

Ich fordere also mich und meine Mitstudierenden auf, uns unserer Verantwortung bewusst zu sein und die Lehrveranstaltungen aktiv mitzugestalten. Und wenn ihr merkt, dass die Lehrveranstaltung an die Wand fährt oder euch zu Tode langweilt, tut etwas dagegen und sucht das Gespräch mit den Dozentinnen. Das setzt natürlich voraus, dass diese offen für Kritik und Veränderungen sind. Fordert gute Lehre ein, denn diese ist schließlich das Kerngeschäft der Hochschulen.

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