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Liv-, Est- und Curländisches

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(1)

Liv-, Est- und Curländisches

Band 7.

1881.

Riga, Moskau.

V e r l a g v o n J . D e u b n e r .

Leipzig: E, F. Steinacker.

(2)

Liv-, Est- und Curländisches

URKUNDENBUCH.

Begründet von F G. v Bunge,

im Auftrage der baltischen Ritterschaften und Städte fortgesetzt

von

Hermann Hildebrand.

Band 7.

1423 Mai — 1429 Mai.

1881.

Riga, Moskau.

V e r l a g v o n . J . D e u b n e r .

Leipzig: E. F. Steinacker.

(3)

Von der Censur erlaubt, — Riga, den 9. Juni 1881.

aIii'sehe Buchdruckerei (Druckerei der „Zeitung für Stadt und Land"), Mönchenstrasse Nr. 11 13.

(4)

V o r " w o r t .

Als der hoch verdiente Senior baltischer Geschichtsforscher F. G. v. Bunge sich genöthigt sah . die Arbeit an dem durch seine Initiative ins Lehen gerufenen and von ihm bis zum 6. Bande fortge­

führten La-, Est- und Ciirländischen Urkundenbuche abzubrechen, richtete der Heroische Rath an die Ritterschaften von LtiEst-, Carload und Oese! sowie an die Städte Riga, Dorput Bernau and Mituu die Aufforderung, die Fortführung des für die Erforschung baltischer Vergangenheit grundle­

genden Werkes durch jährliche Subventionen zu ermöglichen. Der Vorschlag fand erwartete günstige Aufnahme, so dass der L nterzeichnete bereits im Juli 1872 die ihm übertragene Arbeit beginnen konnte.

Eine Reihe von Jahren hat aber rerfliessen müssen, ehe die ersten Früchte jener Studien in dem vor­

liegenden Bande an die Oeffentlichkeit treten. Die Entlegenheit vieler zu benatzenden Archive sowie die mangelhafte Ordnung, in der sicJi manche derselben befinden. machte es •wänschensiverth. zur Ver­

meidung unnützen Aufwandes an Zeit und Mitteln, die Forschungen stets auf ein med zu Ende zu führen oder mindestens his zu einem möglichst weiten Ziele vorzudringen. Im Laufe von 7 Jahren ward so ein urkundliches Materied zusammengebracht. das genügen wird. mehr als 10 Bände zu füllen.

Ist auf diese TVeise auch der Beginn der Puhlicutionen erheblich hinausgeschoben worden, so werden dieselben dafür in Zukunft um so schneller aud in desto regelmässigerer Folge stattfinden können.

Aus vielfachen Gründen erschien es augemessen. von der Lieferung eines Ergänzungsbandes vor­

läufig abzusehen, von den gesammelten Nachträgen nur demnächst ausführliche Kunde zu geben und sofort mit der Weiterführung des Werkes zu beginnen. Der vorliegende Band hebt unmittelbar dort an, wo der o. stehen geblieben \ and bietet für den Zeitraum von 1423 Mai — 142!) Mai SIS Kümmern '1. Xean und dreissig Sammlungen von der verschiedensten Ergiebigkeit wurde dieser Stoff ent­

nommen.

Den Vorrang vor allen behauptet das Rathsavehiv zu Reval, welches nicht weniger als 446 nn.

beisteuerte3.

i) Xur n. 1 greift um einige Tage in die bereits behandelte Periode zurück: der Zusammenhang mit mehreren folgenden Stücken machte ihre Aufnahme nothwendig. '-) 812 nn., dazu 140« und 787", wogegen n. 492. ivelche unter n. 812 in vollständigem Abdruck geliefert ist, wegfällt. ;l) 1—3. 6—8. 11. 12. 16. 20. 21. 23—25. 28. 29.

31. 35. 37. 39. 40. 41. 53. 58. 60. 64. 65. 67. 70. 72. 75. 76. 80. 88. 89. 92. 94—96. 103. 107-111. 114—118. 130.

135—137. 139. 140. 140a. 141. 147. 149. 150. 152. 153. 155—157. 159. 162—166. 168—176. 178—180. 185. 186. 188

—194. 196. 197. 199. 200. 202. 208-210. 212—214. 218. 219. 221. 223. 225. 232. 233. 237. 239. 240. 248. 251—

254. 256. 257. 260. 261. 265-267. 271-273. 277-279. 281—284. 286—28H. 290. 293—295. 298—301. 303. 305—

307. 310. 311. 313—315. 319 - 321. 323. 325. 326. 328—330. 332. 333. 335. 339. 344. 346—350. 352. 354—359.

362—364. 366—369. 373—377. 379. 380. 382. 384-393. 403. 407. 408. 413. 414. 418—421. 423. 425. 427. 4>8.

433—440. 442. 443. 445—458. 461. 462. 465—467. 469—471. 474. 475. 478. 482. 493. 502. 507. 509—513. 515—521.

524— 527. 529—531. 534—536. 539—543. 545— 548. 552. 553. 556. 558—563. 565— 573. 576— 578. 580. 582. 5s4—

587 590—599. 601—608. 610-612. 614—620. 622-624. 626. 627. 629—631. 633—635. 638—641. 643—645.

(5)

V I Vorwort.

Ihm zunächst steht das Staatsanhiv zu Königsberg, welches mit 187 nn. vertreten ist1

Von den Sammhingen in Riga ergaben, das Aeussere Rathsarchiv 8 nn.2, das Innere Raths- archir õ nn.3, die Stadtbibliothek 10 nn.*, die Bibliothek der Livländischen Ritterschaft 7 nn.*, die

Sammlungen der Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde 8 nn.6, das Archiv der Grossen Gilde 5 nn.7, das der Kleinen Gilde 1 n.*

Das Provincial museum zu Mitau9, die Bibliothek der Gelehrten Estnischen Gesellschaft zu Dor- patMj das Rathsarchiv zu Pernauu, das Archiv der Estländischen Ritterschaft zu RevaV'2, das der

Grossen Gilde14 und das Museum daselbstu sowie die Briefladen zu Klein-Roop15 und Dickein16 in Livland, zu Popen1' in Curland und das Majoratsarchiv zu Eickel18 in Estland boten ebenfalls je eine n., das Familienarchiv des Barons Toll zu Kuckers in Estland 5 nn.I9.

Enter den ausserbaltischen Fundorten wurden der Litauischen Metrica beim Senat in St. Peters­

burg 11 nn.i0, der Kaiserl. Oeffentlichen Bibliothek daselbst 8 nn. 21, dem Reichsarchiv zu Stockholm 9 nn.", der Königl. Bibliothek ebendort 4 nn.2*, der Universitätsbibliothek zu Upsala 2 nn.2*, dem Majoratsarchiv des Barons Bonde zu Eriksberg in Södermanland 3 nn.2*, dem Geheimarchiv zu Ko­

penhagen 5 nn.2S, dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien 5 nn. 21, der Fiirstl. Czartorgskischen Bibliothek zu Krakau 1 n. 28z der Bibliothek der Xicolaikirche zu Greifsivald 4 nn.29 und der Uyii- versitätsbibliothek zu Königsberg gleichfalls 4 nn.30 entnommen.

Unter den Archiven der ehemaligen Hansestädte verdanken icir dem zu Lübeck 15 nn.31, der Trese daselbst 1 n.32, den Stadtarchiven zu Wismar33 und Bremen3* je eine n., der Trese zu Bremen 2 nn.3*. dem Stadtarchiv zu Coin 2 nn.36. dem zu Göttingen 1 n.37 und dem zu Danzig 12 nn.38.

30 nn. endlich, meist wenig umfangreich und von keiner hervorragenden Wichtigkeit, mussten Druckwerken entlehnt werden39, da die handschriftlichen Vorlagen entweder verschollen oder mir nicht zugänglich geworden waren.

Die Mehrzahl der Urkunden und Briefe wird in vollständigem Abdrucke geboten, ein kleinerer Theil in Auszügen oder Regesten. Die verkürzte Form, die bei immer mehr anwachsendem Stoff all-

647 649. 650. 652—659. 661. 662. 667 671—673. 676. 67S—680. 682. 686. 688. 691—694. 697. 699—704. 706 -708. 710. 714. 716. 717. 719. 721. 724. 725. 731. 732. 734. 735. 738. 739. 741-745. 749—754. 756. 757. 759

—762. 764. 765. 768. 769. 780. 783. 789. 793. 802. 803. 805. 806. 808. 809.

0 5. 22. 27. 30. 32. 34. 42—51. 54 -57. 61. 62. 66. 68. 71. 73. 74. 77. 78. 82. 83. 85—87. 90. 91. 93. 97

—101. 104. 105. 112. 113. 119—121. 123. 127—129. 131—133. 143-145. 151. 154. 160. 161. 177. 181—184. 187. 195.

207. 211. 217 220. 224. 231. 234. 235. 238. 241. 243. 259. 263. 264. 268. 269. 276. 289. 292. 296. 302. 308.

316. 324. 334. 361. 3S1. 415-417. 430—432. 444. 460. 479-481. 483—488. 490. 494. 496. 500. 503—505. 514.

528. 532. 533. 544. 549. 554. 555. 574. 579. 581. 5S3. 58S. 600. 609. 613. 625. 628. 632. 637 648. 651. 663—

665. 6C8. 674. 675. 677 683. 685. 689. 695. 705. 711 — 713. 718. 723. 727. 72S. 736. 737. 747. 748. 763. 766.

767. 773— 777. 779. 785. 786. 788. 790— 792. 798—801. 804. 807. '-) 394. 396-402. :t) 201. 205. 215. 216.

550. 4) 52. 148. 158. 722. 726. 740. 755. 787. 787". 797. ») 38. 222. 255. 258. 372. 395. 468. «) 69.

228—230. 317. 564. 770. 796. 7) 17. 26. 249. 336. 422. 666. 9j 424. ,0) 4. ") 327.

v2) 142. ,3) 198. '->) 342. ») 15. ,6) 106. >7) 472. 18) 497. VJ) 250. 338. 360.

681. 778. 2°) 9. 79. 126. 343. 459. 660. 670. 709. 730. 782. 794. -1) 63. 280. 304. 477. 537. 538. 551. 720.

---) 206. 337. 351. 406. 409. 473. 696. 733. 772. -3) 18. 59. 122. 746. 24) 81. 204. r>) 84. 331. 345.

"-«) 33. 405. 501. 684. 781. 27) 102. 125. 244—246. 2S) 365. ») 247. 274. 646. 698. :,°) 167. 226.

227. 690. :>1) 134. 275. 285. 291. 297. 312. 322. 371. 412. 476. 508. 575. 589. 687. 729. 32) 262. 33) 270.

4) 429. :5) 498. 499. :i«) 489. 506. :'7) 19. M) 10. 13. 14. 236. 242. 341. 370. 410. 522. 523.

642. 784. 39) 36. 124. 138. 146. 203. 309. 318. 340. 353. 378. 383. 404. 411. 426. 441. 463. 464. 491. 495.

557. 621. 636. 669. 715. 758. 771. 795. 810—812. Im Ganzen waren von den Stücken dieses Bandes bereits 106 ge­

druckt. Die Zahl derselben iviirde sich erheblich geringer stellen, ivenn nicht eine Reihe undatirter, in den früheren Bän­

den des Urkundenbuches schön abgedruckter Xummern, tvelchc sich mit Hilfe des jetzt vorliegenden Materials mit grös­

serer Sicherheit der hier behandelten Periode einreihen Hess, in Regestenform hätte wiederholt werden müssen.

(6)

Vorwort. VII mali<) zur vorherrschenden werden wird, wurde regelmässig hai Stücken von geringerer Bedeutung an­

gewandt und überhaupt dort, wo der Umftntg enter Mummer nicht im richten Verhältnis* zu ihrem Werth zu stehen schien. Processacten und Urkunden, ni denen formelhafte Wendungen vorherrschen, kenne)) hierfür namentlich in Betracht. Zuweilen Indien auch äussere Gründe die Form der Wieder­

gabe bestimmt: so sind viele undat/rte kümmern nur deshalb unverkürzt abgedruckt worden, um dem Benutzer die Nachprüfung der vorgeschlagenen Einordnung zu ermögliche)). Ausdrücke und Sätze, die besonders bezeichnend erschiene)), wurden dabei öfters in der Urform in die Auszüge aufgenommen.

Für die den einzelnen Abdrücken vorauszusendende)) Iuludtsanguben wird übereinstimmend Kürze verlangt. Dieselbe ist auch h/er inigestrebt, hat sich aber nicht ühe rail erreichen lassen. Urkunde)) in engerem Sinne lassen sich freilich kurz characterisiren: an dos steht es mit Briefen. die nicht wie jene nur einen Gegenstand betreffen, sondern häufig eine Fidle der verschiedenartigsten Dinge be­

handeln. Hier blieb nur die Wahl, einen Theil des Inhalts anzudeuten, und Anderes trillküdich bei Seite zu lassen oder aber die geförderte Kürze aufzugeben. Letzteres schien dann doch den Vorzug zu verdienen, um so mein-, ids in ausführlicheren Unterschriften manche Erläuterungen am Besten anzubringen waren und überhaupt dem richtigen Verstandnisss der Texte einigermassen vorgearbeitet

werden konnte.

Die Xotizen über das handschriftliche Material unterrichte)) über den Aufbewahrungsort der Urkunde, die Form der Ueberlief er ung (Original. Tra nssumpt, Concept, Co pie, Uehersetzung). den Schreibstoff (Pergament, Papier), und die Art der Siegelung (grosses oder kleines, anhangendes, brief- schli essend es, unten oder rückwärts aufgedrücktes Siegel). Die Vorlage)t wurden mit den Anfangs­

buchstaben der Fundorte bezeichnet, also ein Stück aus Revul mit R, aus Königsberg mit K. aus Stockholm mit S. a. s. u:. Ein vorgesetztes „Aus" bezeichnet die vollständige Wiedergabe der Vorlage:

es fehlt somit bei Handschriften, die nur an zweiter SLelle, zum Vergleich, zugezogen oder auszüglich benutzt sind.

In Bezug auf Angabe der Werke, in welchen hier aufgenommene Stücke bereits früher gedruckt oder verzeichnet worden, möchte Vollständigkeit ziemlich erreicht sein. Regelmässig folgen diese An­

führungen den oben erwähnten über das handschriftliche Material: nur dort, wo Drucke wiederholt werden mmsten, z. B. bei n. 36, 124, 309 u. s. w., ist die Angabe über die handschriftliche Vorlage der über den früheren Druck eingefügt.

Die Untersuchungen über Einordnung undatirter Stücke, über Echtheit (n. 329) und überhaupt alle Erklärungen und Verweise, die sich auf die ganze Xummer, nicht nur auf einzelne Titeile der­

selben beziehen, sind den Texten ebenfalls vorangestellt.

Bei Behandlung der Texte sind die Grundsätze befolgt worden, welche Koppmann im 1. Bande seiner Hanserecesse aufgestellt hat. Die Orthographie der Vorlagen ist beibehalten, auch die in dieser Zeit noch weniger störenden Doppelconsonanten und die Vocal zeichen triedergegeben worden. Die vorgenom­

menen Aenderungen sind graphischer Art und beschränken sich darauf, dass ohne Rücksicht auf die Vorlage r und j nur consonantisch, u und i nur vocal isch und grosse Buchstaben ausschliesslich bei Personen- und Ortsnamen, den von ihnen abgeleiteten Adjectiven und zu Anfang des Satzes angewandt sind, ferner arabische Zahlzeichen statt der römischen and eine dem Verständniss der Texte entgegen­

kommende Inter junction eingeführt wurde.

Correcturen, deren freilich nicht allein Gopten, sondern, tvie der Augenschein lehrt, häufig auch Originale bedürfen, sind möglichst sparsam angewandt worden. Im Allgemeinen haben sich dieselben auf Flüchtigkeitsfelder zu beschränken, während der Sprachgebrauch, sowol der allgemeine wie der individuelle, mag derselbe nun auch ein falscher sein, ihnen nicht unterliegt. Als Beispiel sei an n. 666

(7)

VIII V orwort.

erinnert. in der das irrthümlich. jedoch mit grosser Regelmässigkeit in vielen Worten ausgestossene 11 nicht ergänzt. das gleichfalls fälschlich für w gebrauchte v durch ersteres nicht ersetzt werden durfte

— ebenso wenig nie in den von dänischen und schwedischen Schreibern herrührenden Sturken, in denen unter dem. Einfiuss der scandimrischen Sprachen das v gleichfalls häufig für w eintritt.

Zurechtstellungen und. Ergänzungen sind dem Texte in Klammern eingefügt, und zwar in eckigen, icenn jene com Herausgeber herrührten, in rundet}, wenn sie auf Grund anderweitiger handschrift­

licher Ueberlieferting geschahen, während das aus dem Teate Mntfernte in die erste Anmerkungenreihe verwiesen wurde. Auf Fehler, die nicht auf Flüchtigkeit zurückzuführen und daher nicht zu verbessern waren. wurde dagegen nur in den Xoten hingewiesen: dasselbe geschah bei Lücken, welche nur un­

gefähr dem Sinne, nidit aber dem genaueren Wortlaute nach, ergänzt •werden konnten. Lücken, die erst späterhin durch äussere Einflüsse entstanden, wurden zwar auch in Klammem ausgefüllt, doch auf sie nicht zugleich jedes mal in, den Xoten. sondern nur bei Beschreibung des Stückes aufmerksam gemacht. Fehlendes, das sich nicht ein und mit annulierender Sicherheit restita iren Hess, wurde bei grösserem Umfang durch 3. bei geringerem durch 2 Funde angedeutet.

Die zweite Anmerkiingenreihf bietet die rednt irfen Daten. Verweise auf cor respo nelir ende Xummern und einschlägiges Quellenmaterial, ferner die Xamen von Personen, welche nur unvollständig oder an­

deutungsweise bezeichnet sind, und sonstige kurze Te.cterkläru ngeu.

Von Segistern wird hier zunächst das der Orts- und ein doppeltes der Personennamen geliefert, tuährend Such- und Wortverzeichnisse im Interesse bequemerer Benutzung erst einer Peilte von Bän­

den angeschlossen werden sollen.

Die vorstehende Arbeit ist nicht vollendet worden, ohne dass die Hilfe Anderer mannigfach hätte in Anspruch genommen we nim müssen und reiddidi gewährt warden wäre. Den verehrlichen Archiv- unel Bibliothekvorständen und Beamten, elie mir die Sammlung des Materials erleichterten, in gleicher Weise edlen Denen, welche mich bei der Bearbeitung durch Mittheilungen unterstützten, insbesondere den Herren Staeltbibliothekar G. Berkholz und Cand. A rend Buchholtz in Riga, Professor Engelmeenn und Bibliothekar Lossius in Dorpat, Dr Heinsen in Heising fem. Dr Moller up in Kopenhagen, Dr. F G.

v. Bunge in Wiesbaden, Dr. Koppmann in Barmbeek bei Hamburg, Dr. Perlbach in Greifswedel und Dr Piekosiiiski in Krakau habe ich dafür meine aufrichtige Erkenntlichkeit wusiiup rechen.

Es bietet sich mir hier zugleich die erwünschte Gelegenheit, dankbar der vielfachen Verdienste zu gedenken, welche sich der unsern Provinzen zu früh entrissene 0. von Riesemann und Herr Sgndicus W Greiffenhaejen in Reved als Vorsitzende der Commission für die Herausgebe des Urkundenbitdis um das Zustandekommen dieses IVeiks und die gedeihliche Weiterführung der Arbeiten fortdauernel erworben haben.

Riga im Mai 1881.

H. Hildebranä.

(8)

D E l x x l o i t u m g*.

Xach langen zerriiüendeti Kämpfen erfreute sich der Deutsche Orden in Preussen und Livland um die Mitte des J. .1423 eines nach allen Seiten gesicherten Friedens. Auf Anreiz ung König Sigis­

munds und im Vertrauen auf dessen Hilfsversprechungen hatte er sich noch im Jahre zuvor in einen Krieg mit Polen und Litauen geworfen, um dann mit Verzicht auf die seit Alters erstrebten Zieh seinen Frieden mit ihnen zu machen. Neue Zusagen Sigismunds, die sich wiederum cds trügerische erwiesen, haben ihn darauf veranlasst mit der Befestigung des eingegangenen Vertrags noch geraume Zeit zu zögern erst am 28. Mai 1423 ist der im vorhergehenden September abgeschlossene Friede im Beisein des Meisters von Li vi und zu Wehm rati fit irt worden. Das auf beiden Seiten empfundene Beivusstsein, dass die Gegensätze, die man mit den Waffen hatte zum Austrag bringen wollen, noch keine vollkommene Lösung gefunden, hat aber auch jetzt zwischen Polen und dem Orden ein Gefühl des Misstrauens nicht zum Schweigern zu bringen mrmocht. In allen den Fragen, deren gemeinsame Regelung der Friedensschluss vorschrieb, kam dasselbe zum Ausdruck: bei der Auslieferung der Gefan­

genen, den Grenzführungen, der durch Schuld des Deutschmeisters lange hinausgeschobenen Besiegdung der Friedensurkunde. Der Hochmeister gestand offen stets lieber mit Litauen, cds mit den Polen es zu than zu haben. durch eres obermutes wille (õ4).

Ganz anders gestaltete sich das Verhält niss zum Gross fürst e n Witoivt. Hatte dieser dem Orden bisher cds offener Feind oder als unzuverlässiger Genosse gegenüber gestände)}, so wusste er jetzt, nachdem das ah breiter Keil zicischen Pre usse n und Livland hineingeschobene Samaiten ihm definitiv zugefallen und von einem concurrirenden Einfiuss des Ordens auf Xowgorod and Pskoiv kaum mehr die Rede sein konnte. den Gegner durch eine fortdauernd wohlwollende Haltung, ja durch Beweise der Freundschaft für sich zu geivinnen. Xicht allein dass die neue Grenze zwischen Livland Uttel Litauen im Sommer 1420 fruntlieh, liplich und redelick bestimmt ward (490), gegenüber der miss­

günstigen Stimmung Pskows hat er den umsichtigen Warner ((>48). in den Streitfragen des Ordens mit Polen den freundlichen Vermittler gemacht. Als der Hochmeister den König W lad isla u: um die Erlaubniss zum Wiederaufbau der strategisch wichtigen Mühle Lübitsch anging, hat der Grossfürst durch die Zusage, falls jene Bitte nicht gewährt würde, dem Orden das Gebiet von Polangen abzu­

treten und so die unterbrochene Verbindung zwischen Livland und Preussen wiederherzustellen, den Widerstand des polnischen Reichstags gebrochen (378). Selbst die enge Verbindung, welche er gleich­

zeitig mit den livlätidischen Prälaten linterhielt, zu deren Schutz er wiederholt vom Papste aufgerufen wurde, als deren Fürsprecher er beim römischen Kötüge erscheint (107, 220), haben das Vertrauen zu der Aufrichtigkeit seiner Gesinnungen beim Orden nicht zu erschüttern vermocht.

II

(9)

X Einleitung.

Gegen die östlichen Nachbarn ein gewisses TJeher gewicht zur Geltang zu bringen, den wachsenden Einfiuss Litauens hier erfolgreich zu bekämpfen, wäre bei der Eifersucht, mit der sich die beiden Sclncesterrepubliken Nowgorod und Pskow begegneten, einem geeinten Livland unschwer gelungen;

dem innern Hader, vor Allem der Zähigkeit, mit der die Bischöfe von Dorpat hier ihre kleine selb­

ständige Politik zu treiben suchten, ist es zuzuschreiben, dass der Orden höhere Ziele ausser Acht lassen and sich auf Erhaltung der Ruhe durch Vertragsabschlüsse run längerer oder kürzerer Dauer hat be­

schränken müssen. Der ihm ursprünglich Zugewiesenen Aufgabe, Vorkämpfer der abendländischen Christenheit gegenüber dem Osten zu sein, erinnerte er sich nur noch insoweit, als er sich regelmässig zu keinem dauerhaften Frieden, allein zu Waffenstillständen, die nur ah Ruhepausen in dent der Fiction nach ununterbrochen fortdauernden Kriege betrachtet werden sollten, bereit finden hess. Und. auch diese öliterbrechungen war man bemüht als durch besondere Nothingen hervorgerufen und com Gegner erbeten durzustellen. Auf das Vorgeben von pskowschen Gesandten gegenüber dem Grossfürsten Witowt, dass der Ordensmeister .um Frieden, nachgesucht, enciedert letzterer nicht ohne Empfindlichkeit, er habe das nie gethan, sondern die mehr tds drei und von Pskow beantragte Verlängerung der Kreuzküssung stets verweigert (490). In Folge des ebenso sehr auf de)} russischen Republiken wie auf In land lastenden Druckes des polnisch -litauischen Bündnisses u'ur im J. 1417 ein zehnjähriger St dl stand m/t Pskoic und vier Jahre später ein Friede mit Novgorod vereinbart worden. Während Witowt zuerst jenes, dann dieses seine Uehurmacht fühlen Hess, ist der Orden neutral geblieben. Selbst als der (Ovss fürst in icunderbar leichtem Eingehe)i auf ihm bisher feindliche Ideen die freien Ritter und Knechte in Livland, die „um Ritterschaft willenmitziehen wollten, zu seinem Kriege gegen Pskow ale zu einer Heiden­

fahrt einlud (41)0), verweigerte der Ordensmeister mit dem Hinweis auf seine Kreuzküssung. die er wahre also ej-nen eyt. gesworen uff das crutze, seine Einwilligung (496).

Einen vollkommenen Gegensatz zu der friedlichen und zugleich festen Politik des Ordens bildet das Verhalten des Bischofs von Dorpat zu Pskow. Die Einsicht in. die Notwendigkeit des Friedens scheint seiner Kriegslust fortdauernd das Gleichgewicht gehalten zu haben. Die Theihicdime an dem Waffenstillstände des Ordens hat er abgelehnt and sich 1424 mit kriegerischen Gedanken getragen:

nachdem er dann im Herbste 1420 und noch im Sommer 1426 längere Friedens Verhandlungen geführt (348, 349, 480). ist er unmittelbar darauf mit Lebhaftigkeit auf den Vorschlug Witouts, sich an dem Feldzuge gegen Pskow zu betheilige)), eingegangen, um im letzten Augenblick, diesen Plan doch wieder fedlen zu lassen (488, 503): im Frühling 1428 endlich stand es mils*hen ihm und sehten Nachbarn noch in rore unde unfvede (706) and im selben Jahre hat er den zicischen dem Orden and jenen

•erneuerten Stillstand mituntersiegelt (706 Anm. 1).

Zu König Erich und seine)). Reichen hat der Orden in dem ans hier 'ntteressirenden Zeit­

raum fortdauernd in freundlichem I'erhältniss gestanden. Die von dem stralsunder Bürgermeister Conrad Bischof eingeleiteten Verhandlungen' haben am 15. Septcndier 1423 zu einem Bündniss geführt, an dem der König und seine pömmersvhen Vettern auf der einen, der Orden in Preussen und Livland auf der andern Seite theilnahmen (33). Es verdient bemerkt zu werden, dass dieser Vertrag dem drei Monate früher zwischen dem König und einem TJteil der Hansestädte eingegangenen vollkommen nachgebildet ist. Ein Unterschied, besteht nur darin, dass die Verbündeten sich dort zur Stellung von 1000 Mann Hilfstruppen, hier zu der doppelten Anzcthl gegenseitig verpflichtete)). Practische Bedeu­

tung hat freilich jenes Abkommen ebenso wenig wie dieses erlangt. Eine gleichzeitige Bemerkung auf dem königsberger Original des mit dem Orden geschlossenen Bünd nisses belehrt in der Kürze über das Schicksal desselben: Unde ist nicht volfurt. Nach der Aufnahme zu ur the den, welche der Vertrag hei dem Kurfürsten von Brandenburg fand, kann es nicht zweifelhaft sein, dass er in erster Linie gegen

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Einleitung. XI jenen und die von ihm 1421 mit Polen geschlossene Einigung gerichtet war. Während Erichs Aufenthalt in seinen Erblanden, bei seinen Zusammenkünften mit den Königen Sigismund und Wladtslaw und seiner Heimhehr aus dem gelobten Lande, die er im Frühjahr 142Õ über Marienburg antrat, er­

gaben sich vielfache freundliche Berührungen mit dem Hochmeister und für den König die Gelegenheit sich als „ Gönner des Ordens" zu beirühren. In dem 1427 cmfs Neue begonnenen Kampfe Erichs mit den Hansestädten hat dann freilich der Orden nur die Haltung eines beiden kriegführenden Theilen gleich %vohlwollenden Neutreden beobachtet: während der Hochmeister einerseits die Kriegslast seiner den Anschluss an die wendischen Städte erstrebenden preussisvlmi Communen zu dämpfen, den Klagen des Königs über die seinen schwedischen Unterthaneu aus den livlänelischen Häfen zugefügten Beschä­

digungen schleunige Abhilfe zu schaffen sich bestrebt (712), ist er andererseits dem auf den Vertrag von 1423 sich stützenden Verlangen Erichs, ihm gegen die Städte Beistand zu leisten, unter dem Vor- wande, dass letztere sich zu Recht erboten hätten, ausgewichen.

Dem ketzerischen Worte des Ritters Dietrich Vietinghof aus Harrien, welches nach Ansicht des Bischofs Caspar vo)i Oesel kaum ein Jude geurtgt hätte, dass nämlich Lirland ohne Papst und Kaiser bezwungen sei und man von ihnen in den Landen wenig zu sagen wisse (5 n. 2709 Sp. 999), wird man, soweit die kaiserliche Macht dabei in Frage kommt, Wahrheit nicht absprechen können. Lag schon Nordeleutschland fast ausserhalb des Uesichts- und Tätigkeitskreises der späteren Kaiser, so waren Preussens und Ehlands eigenartige Verhältnisse ihrer Einwirkung erst recht entrückt. Aus dem unerschöpflichen Schatze kaiserlicher Prärogative stets neue Spenden zu ertheilen, in Bezug auf die geistlichen Stifter, die vom Reiche zu Lehn gingen, dies Verhältniss auf Verlangen anzuerkennen, darauf hat sich hier regelmässig ihre Wirksamkeit beschränkt. Dem Beispiel seiner Vorgänger folgend hat König Sigismund am 30. März 1424 dem Orden das werthvolle Privileg de non erocando ertheilt, indem er edle Klagen wide)' Unterthanen desselben an die loceden Gerichte verwies, seinem Hofgericht ein Eingreifen nur in Fällen offenbarer Rechtsverweigerung von Seiten jener vorbehielt (102): im Gegensatz zu den meisten frühem und spätem Kaisern hat er sich aber gleichzeitig mit der ihm eigenen Rührigkeit und Unbeständigkeit in die preussische und l irländische Politik jener Tage gemischt.

Den Orden in Preussen hat er zur Abwehr der gefürchteten Verbindung der Polen und Litauer mit den Hussiten benutzt and ihn dann hilflos seinem Schicksed überlassen. in den Kampf des lirlän­

dischen Ordens mit den Prälaten griff er. wie wir weiterhin sehen werden, wiederholt zu Gunsten des enteren ein, ohne aber bestimmenden Einfiuss auf den Gang der Ereignisse auszuüben. Engere Be­

ziehungen zur Gegenpartei hat diese Haltung Sigismunds freilich verhindert, doch gerade zu seiner Zeit ist die dann lange versäumte Reiehsbelehnung für drei der lirländischem Stifter nachgesucht worden:

im Jahre 1425 ward sie dem Bischof Dietrich von Dorpat (244—246). 1426 dem Erzbischof Henning von Riga (459, 460) und zu Ende 1429 dem Bischof Christian von Oesel ertheilt. Bei Riga und Oesel rear es dets letzte med vor den Zeiten Karl V: nur der Bischof von Dorpat hat die Regedien später nochmals von Friedrich III empfangen. Den Absichten des Ordens entsprach diese Aufnahme der Prälaten in den Lehmverband des Reiches aber in keiner Weise. Wie er sich selbst ihr stets ent­

zogen, so hat er sie auch bei den unter seinem Einfiuss stehenden Stiftern zu hindern gesucht, weil das Reich damit sinen fus tief, weit, und faste setzete in den orden (5 n. 2262).

Gegenüber den Forderungen, welche der König gelegentlich seinerseits erhob, zeigte man sich in Preussen weit mehr entgegenkomm eitel eds in Livland. Während der Hochmeister das Danaergeschenk, welches ihm in wüsten Ländereien an der Donau geboten wurde, annahm, um die Grenzwacht gegen die Türken zu verstärken (801), und den verlangten Zuzug gegen die Ketzer leistete, hat der Ordens­

meister von Lirland sich von demselben zu befreien gesucht, indem er die dem Lande von der Feind-

II*

(11)

XII Einleitung.

schaff der Müssen und der Unzuverlässigkeit der Eingeborenen drohenden Gefahren in übertriebener Weise schilderte (544). Ebenso hat der Erzbisehof von Riga mit seinen livländischen Suffraganen gegen die im ganzen Reiche ausgeschriebene Hussitensteuer appellirt (727) und erst auf wiederholte Auf­

forderung des Königs und der Kurfürsten mit den Einwohnern seiner Kirchenprovinz zu derselben beizutragen sich entschlossen (790).

Weit mehr cds die nur geringem Wechsel unterworfene äussere Politik nimmt die Entwickdung der innern Verhältnisse unsere Aufmerksamkeit in diesem Zeiträume in Anspruch. Der Jahr­

hunderte währende Kampf, in welchem der Deutsche Orderi in Livland die ihm ah Erbschaft der Schwertbrüder überkommene Abhängigkeit von den Bischöfen abzus chütteln, die Herrschaft über sie zu erlangen strebt, hat sich gerade damals mit besonderer Heftigkeit erneuert und ist von beiden Parteien mit grösstem Kraftaufwand fortgesetzt worden. Trotz der die ihre weitaus überragenden Machtstellung des Ordens haben die Gegner von ihren alten Ansprüchen auf die Oberhoheit nichts aufgegeben. Noch jetzt hielt der Bischof von Dorpat mit Zähigkeit an dem Vertrage fest, durch welchen sich der Orden der Schwertbrüder einst cds Vasall dem Stifte untergeordnet hatte; auf Grund desselben hat er wieder­

holt Heeresfolge von den Rittern verlangt. Ein selbständiges Auftreten des Ordens nach aussen, eine kraftvolle und einheitliche Leitung der li dändi sehen Politik wäre damit zur Unmöglichkeit geworden.

Das dieser masslosen Forderung gegenüber vom Orden niederholt angetragene, beiden Vertragsehliesse)/den gleiche Rechte einräumende Schutz- und Trutzbiindniss, bei dem die oberste Führung nothwendig dem mächtigeren Theile zufallen mimte, ist vom Bischof stets zurückgewiesen worden. Zur Beseitigung dieser unversöhnlichen Gegensätze, an denen das Land zu Grunde zu gehen drohte, ist der Orden früh bestrebt gewesen gefügigere Prälaten auf die Bischofsstühle zu bringen. Zuweilen hat er ihm genehme Candiiaten bei den Capiteln durchzusetzen gesucht, öfters aber im Gegensatz zu den Capi- telmvahlen directe Ernennungen durch den Papst begünstigt. Um verderbliche Zögerung hierbei zu vermeiden, sind dem Ordensprocurator in Rom bereits im Voraus diejenigen Personen bezeichnet, für die er bei eintretenden Vacanzen sich verwenden sollte, und zu erfolgreicher Durchführung seiner Vorschläge einige tausend Gulden in der röntischmi Wechselbank niedergelegt worden. Bei diesen Bestrebungen ist sich der Orden jedoch stets bewuszt gewesen, dass es nicht allein galt für ihn die Herrschaft zu begründen, sondern dem ganzen Lande die mangelnde Einheit und Widerstandsfähigkeit gegen äussere Feinde zu verleihen. Dieser Gedanke ist niederholt mit vollkommener Klarheit aus­

gesprochen worden. Namentlich begegnen wir ihm in einem Briefe des Hochmeisters vom J. 1420'. in welchem derselbe auf die ihm zugegangene irrige Nachricht vom Tode des Bischofs Dietrich den Pro­

curator Tiergart auffordert, sich selbst um das Stift Dorpat beim Papste zu bemühen, und sich über die aus einer derartigen Besetzung zu erhoffenden Folgen so äussert: betracht. we er von beiden wedir die lant mochte seyn. so die voreynet wurden und eyn teil dem andern in noten getrulich wurde helfen; weget do von das irschreknisse irer fynde und das merkliche gedeyen, das do be­

queme us der lande eyntracht und gute (487).

Gegenüber dem Erzstift, auf desse)i Haltung es in erster Linie ankam, hatte der Orden die bedeutendsten Erfolge davongetragen. Durch die bekannten Bullen Papst Bonifaz IN vom J. 1394 war die Kirche von Riga in dasselbe Abhängigkeitsi~erhöltniss zu jenem versetzt worden, in ivelchem sich die von Scwdand. Pomesanien und Culm seit Alters befunden hatten. Alle zu Canonicaten und andern Kirchenämtern in Zukunft zu Befördernden sollten das Gelübde des Ordens ablegen und den Habit desselben tragen. Postulation und Approbation der Domherrn dem Ordensmeister zustehen und nachdem das Ordenselement in dieser Weise allmälig die Majorität erlangt, das Vapi tel nicht mehr als ein Augustiner-, sondern als ein Deutsch-Ordens-Stift betrachtet und die Visitation desselben vom

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Einleitung. XIII Meister ausgeübt werden. Um der Kirche den letzten Rest von Selbständigkeit zu nehmen, hatte der .Papst dann drei Jahre später noch bestimmt, class auch zum Erzbischof nur ein Bruder des Ordens aufgenommen werden dürfe. Die früh gebräuchlich (gewordenen Bezeichnungen „Habitsbutten" und ..Habitsstreitu haben wol dazu beigetragen, dass man mit vollständiger Verkennung des Wesens der umstrittenen Fragen jenen Kampf zuweilen als einen um blosse Aeusserlichkeiten, um die weisse oder schivarze Farbe des Gewandes geführten betrachtet hat.

Kein günstiges Zeugniss für den politischen Tcut des Ordens scheint es zu sein, dass es ihm im Verlaufe eines Vierteljahrhunderts nicht gelungen war, die Gegensätze zu mildern, die Widerstrebenden zu sich hinüberzuziehen. Keinen Augenblick ist die Opposition gegen die Massregeln Bonifaz IX ganz verstummt; mit dem Regierungsantritt Erzbischof Johann Habundis im Jahre 1418 erhob sie sich mit erneuerter Kraft. Als der Erzbischof das weisse Geirund anzulegen sich weigerte, die Visitation seines Capitels durch den Orden nicht zulassen trollte (5 n. 2529. 2545), da verlangten auch die Domherrn vom Meister Bestätigung jedes von ihnen für ein Canonicat präsentirten Candidaten (5 n. 2522).

Hatte die von Papst Martin V dem Orden gegenüber von vornherein beobachtete Haltung diesen Wider­

stand begünstigt, so schien sie auch die Gewähr zu bieten, dass die erhobenen Ansprüche sich rechtlich würden durchsetzen lassen. In der ersten Hälfte des Jahres 1422 ist der Domherr Arnold von Brinke nach Rom gesandt, am 13. Januar 1423 ward der erste bedeutsame Erfolg erreicht: der Papst ver­

fügte bis auf weitere Entscheidung des apostolischen Stuhls die zunächst ganz geheim gehaltene Suspension der Bullen. Bonifaz IX (5 n. 2669). Xoch im selben Jahre kehrte Brinke nach Rom zurück, jetzt in Begleitung des jungen Andreas Patkid, der eben erst zum Domherrn gewählt, fortan als die Seele des Widerstands gegen den Orden erscheint und den Kampf gegen denselben bei der Curie mit ebenso viel Umsicht wie Energie bis zu seinem 1428 erfolgten Tode geleitet hat. Da die auf Antrag der Abgesandten vom Papste mit Untersuchung der Beschwerden des Erzbischofs und Capitels betrauten Cardinäle zu der Anschauung gelangten, dass das Verfahren Bonifaz IX ein ungerechtes gewesen, ward die gewährte Suspension seiner Erlasse am 2'?. December 1423 in eine Aufhebung verwandelt. die rigische Kirche in ihren früheren Stand zurückversetzt. jede Beeinflussung durch den Orden beseitigt (63). TFttS die mit so grossen Opfern erkaufte Gunst eines Papstes dem Orclen gewährt, hat ihm die

Abneigung des andern wieder vollständig entrissen.

Es ist bemerkt worden, dass keine der ergangenen Bullen die Frage berührt, wie es in Zukunft mit der Tracht des Capitels gehalten werden sollte. Trotzdem dürfte es keinem Zweifel unterliegen, dass nach Ansicht, der Curie die äusserliche Rüchrerwandlung des Capitels in ein Augusti ner stiff sich ebenso allmülig vollziehen sollte wit früher der Uehergang zum Deutschen Orden stattgefunden hatte, d. h. indem neuzuwählende Domherrn die Augustinertracht ablegten, während die bisherigen den ein mal angenommenen Habit des Deutschen Ordens beibehielten. Die Erluubniss, das weisse Gewand abzuwerfen, wird letzteren eben nicht ertheilt, dagegen jenen gestattet, das Gelübde der Augustiner zu than, iras nothwendig che Annahme auch des Gewandes derselben in sich schliesst. Wenn das Capitel trotzdem von dieser Vergünstigung zunächst keinen Gebrauch machte, wird der mehrfach hervorgehobene Ge- sichtspunct, dass man auch in der äusseren Erscheinung die Einheit zu wahren suchte, massgebend ge­

wesen sein. Die bereits errungenen Erfolge Hemm dazu hoffen, class demnächst der Gesammtheit die An­

nahme der schivarzen Tracht gestattet werden würde. Um aber trotz des Ordensgewandes, mit dem man den neuerwählten Domherrn Patkid zu bekleiden beschloss, die Unabhängigkeit vom Orden zu behaupten, ward ein bisher unerhörter Weg eingeschlagen: auf sein vom Papste bewilligtes Bittgesuch (74) ward Patkul nicht durch den Meister oder dessen Stellvertreter, wie es die Regel verlangte, sondern durch

(13)

XIV Einleitung.

seinen Mitdomherrn Brinke in einer geheimen päpstlichen Capelle das Ordenskleid verliehen, in quo isto die incedebat in non modicam lesionem ordinis liostri (83).

Zur Wahrnehmung seiner Interessen unterhielt der Orden schon seit geraumer Zeit am römischen Hofe ständige Vertreter, tu eiche sich sowol in Bezug auf die ihnen eingeräumten Vollmachten wie den Umfang ihrer Wirksamkeit heutigen Gesandten durchaus vergleichen lassen. Damals hatte das Amt des Oberprocurators Johann Tiergart inne, ein Manu, hervorgegangen aus der Sehlde der den ent­

schiedensten Gegensatz zu den unabhängigen, selbstbewussteren Livländern bildenden, dem Orden durchaus ergebenen preussischen Prälaten. Wenn seine diplomatische Tliätigkeit eine geradezu ununterbrochene Reihe von Misserfolgen darstellt, wird die Hauptveranlassung der letzteren allerdings in der gerade in Rom herrschenden, dem Orden ivenig geneigten Strömung zu suchen sein. Zum Theil aber fallen sie ihm selbst zur Last: nicht allein dass er die leitenden, ihm durch langen persönlichen Umgang bekannten Personen fortdauernd falsch beurtheilt, seine Massregeln wiederholt bis zu einem gewissen Panete verfolgt und dann doch vor ihrer consequenten und vollstängen Durchführung zurückschreckt, vor Allem hat er die Umtriebe der Gegner nie rechtzeitig erkannt, um dieselben noch in ihrer Ent­

stehung bekämpfen zu können. Beinahe ein Jahr lang hatte Brinke unter seinen Augen ihm in Rom entgegengewirkt, ohne dass er klare Einsicht in dessen Pläne gewonnen hätte: die Kunde, dass die Suspension der Bullen Bonifaz IX verhängt sei, hat ihm ein halbes Jahr später durch den Hochmeister vermittelt werden müssen, nachdem Gerüchte darüber bereits nach Livland gedrungen waren (5, 27).

Während er Gegenvorstellungen erhebt und sich noch der Hoffnung hingiebt, jene Massregel rückgängig zu machen, haben die Gegner bereits die Aufhebung der Bullen durchgesetzt (56). Mit ausweichenden Antworten und trügerischen Versprechungen wird er hingehalten: der Papst erneuert die Zusage nichts wider den Orden zu thun, gelobt das Gesuch Patkuls um Aufnahme in den Orden zurückzuweisen — und bewilligt es am selben Tage. Alles, was der Procurator nach vielen Bemühungen erreichte, war, dass der jüngere Cardinal von Venedig mit der Prüfung der Streitigkeiten und der von der Ordens­

partei eingereichten Denkschriften beauftragt ward (83). Ein Personenwechsel in den leitenden Kreisen in Livland gab Tiergart den erwünschten Anlass den bereits cds ziemlich hoffnungslos betrachteten Kampf zunächst ganz einzustellen.

Am 3. April 1424 war der Ordensmeister Siegfrid Lander von Spanheim gestorben1 und die Wahl des Capitels auf den Comtur von Reval Cisse von Rutenberg gefallen (132 Anm. 1). Hatte

') Ueber sein Ende bringen Hermann Korner (Eccard. Corp. hist, niedii aevi 2 S. 1258) und die von ihm abhän­

gigen lübischen Chroniken eine eigenthiimliche Erzählung. Ein junger Kaufmann aus Lübeck, Marquard Klentpow, der die ihm zur Ehe angetragene Geliebte des Ordensmeisters, Odele, verschmäht hatte, icard durch sie des Diebstahls angeklagt und obgleich er sich vollständig rechtfertigte, von Siegfrid zum Tode verurtheilt. Ehe er denselben erduldete, forderte er den Meister nach 13 Tagen vor den Richterstuhl Christi. Zur bestimmten Zeit erkrankte jener plötzlich und starb. Odele, ihrerseits von einem Kaufmann mit Recht des Diebstahls angeklagt, stellte Bürgen und entfloh in priester­

lichem Kleide nach Preussen. Dass der Kern der Erzählung ein durchaus sagenhafter ist, ergiebt bereits der Bericht des Hermann Heleivech (SS. rer. Livonic. 2 S. 740f.), nach tcelchem Hermann Klempow vom Meister ivegen einer gegen ihn begangenen Betrügerei gerichtlich belangt wurde.. Welche historische Momente aber die Bildung der Sage veranlasst haben und in dieselbe verwebt sind, wird aus mehreren Briefen des vorstehenden Bandes ersichtlich. Xicht allein dass man sich in Lübeck für Klempow interessirte, man betrachtete ihn dort auch als unschuldig (17); da die Verhandlung gegen ihn auf den März 1424 angesetzt war (26), muss die Vollstreckung des Urtheils, die in der That stattgefunden hat (812), kurz vor des Meisters Tode erfolgt sein. Die zweite Hauptperson, Odele, ist ohne Ziceifel in der gleichnamigen Wittive des rigisclien Rathmannes Albrecht Stockmann wiederzuerkennen, die durch langwierige Zwistigkeiten mit ihren Kindern, mehr noch durch ihr Auftreten gegen den Orden in Rom zu einer gewissen Berühmtheit gelangt ist. Die Ver­

bindung, in welche sie zum Meister und zu Klempow gesetzt ist, wird allerdings als eine willkürlich erfundene zu be­

trachten sein. Dagegen ergiebt sich, dass sie gegen Klempow zwar keine Anklage, ivol aber die Forderung erhoben hat, wegen seiner Compagnonschaft mit ihrem verstorbenen Manne Rechenschaft abzulegen (812), ferner dass sie in der That

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Einleitung. XV schon der Vorgänger in der Leitung der inneren und äusseren Politik grosse Abhängigkeit vom Hoch­

meister bewiesen, so wächst dieselbe noch bedeutend unter ihm, der ziemlich unvorbereitet in das Amt des obersten Gebietigers eingetreten zu sein scheint (vgl. u. A. 148). Alle am römischen Hofe in den livländischen Angelegenheiten zu treffenden Massnahmen werden vom Procurator mit dem Hochmeister vereinbart; aber auch die im Lande vom Ordensmeister zu beobachtende Haltung wird regelmässig von Marienburg aus bestimmt. Für die gegen die Widersacher anzuzettelnden Intriguen werden ihm von dort oder durch Tiergart bis in das geringste Detail ausgeführte Anweisungen ertheilt, die dann zu- zueilen mit einer Derbheit ausgeführt sind, dass die Rathgeber ihr Entsetzen hatten.

Bald stand dem neuen Meister ein neuer Erzbischof gegenüber. Sofort nach dem am 16. Juni 1424 erfolgten Tode Johann Habundis that der Orden in Rom Schritte, um Einem der Seinigen. dem Bischof Gotschalk von Curland, die Nachfolge zu sichern (144). Da der Candidat für die Betreibung seiner Ernennung 4000 Gulden anwies, König Sigismund ein warmes Empfehlungsschreiben für den.

selben an den Papst gerichtet und letzterer dem Procurator das Versprechen gegeben hatte, die Wünsche des Hochmeisters zu erfüllen, glaubte man gute Hoffnungen hegen zu dürfen. Die ernstliche Absicht, der eben erst vom Drucke des Ordens befreiten rigischen Kirche ein ihrer Selbständigkeit abholdes Haupt aufzudrängen, hat aber offenbar in Rom nie bestanden. Eine Gesandtschaft der Gegenpartei hat ohne Schwierigkeit für den Erwählten des Capitels, den rigischen Dompropst Henning Scharpenberg, die päpstliche Bestätigung erlangt (201).

Obgleich sich bei dem im Gegensatz zu den Plänen des Ordens Erkorenen eine von der seines Vorgängers in den Hauptfragen abweichende Haltung schicerlich voraussetzen Hess, hat der Procurator sich derartige)} Erwartungen dennoch hingegeben. Indem er dem Hochmeister vorstellte, wie der neue Erzbischof filleiclite sich mit unserem orden gütlicher eynen mag. denn ymand gedenket ('if 20), er­

langte er dessen Zustimmung dazu, dass die Fortführung der durch den Tod des Cardinais von Ve­

nedig ins Stocken gerathenen Untersuchung nicht weiter beantragt wurde. In Folge dessen ward auch der Ordensmeister angewiesen, den freundlichen Erbietungen Hennings ebenso zu begegnen und auf den abenteuerlichen Plan, den der römische König mit dem Erzstifte verfolgte, sich nicht einzulassen.

Köllig Sigismund, der bereits vor einem Jdire an die Prälaten in Preussen und Livland den gemes­

senen Befehl gerichtet hatte, den Orden an seinen Privilegien nicht zu verkürzen (125). beabsichtigte nämlich, da seine Verwendung für Bischof Gotschalk fruchtlos geblieben, einen neuen Candidaten für das Erzstift ins Land zu senden. Mit dem Vorgeben, dass der Elect die Bestätigung und den Besitz der Kirche bereits erlangt habe, sollte jene)- jetzt zurückgewiesen werden (243). Unci in der That hat es vorübergehend den Anschein gehabt, als ob Henning in andere Bahnen einlenken wollte. Um die Mitte des Jahres 1425 meldete der Gebietiger von Livland hocherfreut dem Hochmeister, dass die Prälaten in Gegenwart von Rittern, Knechten und Städten dem zur Krönung des Erzbischofs in Ronneburg erschienenen Landmarschall gelobt und irre hant uff ir brüste gelacht haben eydes ge- weysze, nimmermehr wider den Orden zu tliun, sondern sich ihm zu verbinden und ihm beiständig zu sein icider (die Feinde, sie seien Heiden oder Christen. Jenes Bündniss, das Ziel, nach welchem der Orden so lange vergeblich gestrebt, sollte auf dem nächsten Landtage urkundlich befestigt werden (316). Wie aufrichtig die Zusagen der Prälaten gemeint waren, sollte sich bald zeigen.

mit Zurücklassung von Bürgen (132 Amn. 1 Ende) aus Riga entickhcn (lõ8) und sich nach Preussen gewandt hat (324).

Gewisse, wenn auch unbegründete Gerüchte sind endlich schon damals über sie verbreitet worden. In einem an Lübeck gerichteten Briefe bittet sie die über sie ausgesprengte unnntthe clefferie, welche sie durch glaubwürdige Zeugen widerlegen ivolle, nicht zu beachten (476).

(15)

XVI Einleitung.

Während der Kampf um die Herrschaft über die rigische Kirche jenen dem Orden ungünstigen Verlauf genommen hatte, waren auch die Bemühungen des Meisters, seinen Einfiuss auf das Stift Oesel zu wahren, mit einer vollständigen Niederlage beschlossen worden. Arn 10. August 1423 hatte den Bischof Caspar zu Montefiascone der Tod ereilt. Die Bitte des Procurators, erst nach dem Ein­

treffen hochmeisterlicher Briefe eine Ernennung vorzunehmen, ward von Martin V zurückgewiesen und am 5. September dem päpstlichen Beichtvater, Vincentinerabt Christian Kubant, das Bisthum ver­

liehen. Das Urtheil über letzteren, der den Herren von Riga und Dorpat als Sachwalter gedient, stand beim Orden bereits fest: er war eyn hessiger krigisscher man, dorczu eynes bösen gerucht.es und slechts eyn houptfynt unsirs ordens (46). Die zähe Energie, mit welcher derselbe, gestützt auf die Gunst des Papstes und unter Ausnutzung seiner Verbindungen am römischen Hofe, die ihm zugewie­

sene Stellung auch im Gegensatz zum Orden zu behaupten und letzterem seinerseits Schwierigkeiten zu bereiten wusste, hat ihn in den Augen seiner Gegner als die vollkommene Incarnation des Bösen er­

scheinen lassen. Die vom Procurator dem Hochmeister und von diesem dem lirländischen Gebietiger iceiter ertheilten Rathschläge gingen dahin, die öselschen Stiftsstände, mit denen man seit Alters freund­

schaftliche Verbindungen unterhielt, im Geheimen zu veranlassen, den Orden um Hilfe anzurufen, das Capitel aber anzuweisen, ivomöglich noch vor dem Eintreffen der Nachricht von der Ernennung Kubants eine Wahl vorzunehmen und gegen die Verleihung des Stifts an jenen zu appelliren (30. 46). Diesem Plan hatte das öselsche Capitel unbeivusst in die Hände gearbeitet, indem es. noch unbekannt mit den in Rom getroffenen Verfügungen, am 13. November den früher schon ein mal gewählten, dem Orden höchst genehmen dörptschen Decan Johann Schutte, einen Bruder Gotschalks von Curland, zum Bischof erkor und die Bitte um Unterstützung desselben an den Ordensmeister richtete (4s, 49). Dem Ge­

suche ward von Seiten des Ordens gern gewillfahrt, eine Besatzung in die Stiftsschlösser gelegt, „um sie dem rechten Herrn zu erhalten" und dem Electen edle Förderung zugesagt. Gleichzeitig aber be- scliloss man, um nicht den Zorn des Papstes zu erregen, sich selbst „nicht zu tief in die Sache zu stecken", ihre weitere Betreibung mehr den Nächstbetheiligten zu überlassen. Der Elect schien dazu auch ganz in der Lage zu sein. Nicht allein dass er die Häuser in Besitz hatte und über reichliche Geldmittel verfügte, er erfreute sich auch grossen Anhangs im Stift und zahlreicher Gönner ausserhalb desselben. Die Inländischen Stäclte durften in einer Bittschrift an das CardinalscoUegium seine Bestä­

tigung als den Wunsch des ganzen Landes und cds einzige Rettung der zerrütteten öselschen Kirche darstellen (70). Nur die Herren von Riga und Dorpat ergriffen mit grösster Entschiedenheit die Partei Kubants. Der Erzbischof erklärte, letzterem zum Besitze des Bisthums verhelfen zu wollen, und sollte er darüber erhangen und erstochen werden und Alles, was er habe, verlieren" : ähnlich äusserte sich der Bischof Dietrich, abir nicht so hertlichen (85). Den Bitten des Hoch- und Or­

densmeisters gelang es jedoch, einen Aufschub in der Verkündigung der Bestätigungsbullen für Kubant bei ihnen durchzusetzen, damit die Lande nicht mit bitterkeit, sunder in snszekeit der gute sich betragen undir enander (91).

Die aus Rom zurückkehrenden Gesandten des Electen brachten aber Übeln Bescheid heim. Zwar hatte der Papst, wol mit Rücksicht auf die vom römischen und dänischen Könige gegen ihn ausge- sprochenen Wünsche, Kubant den Vorschlag gemacht, freiwillig zurückzutreten und sich mit einer Leib­

rente zu begnügen; da sich aber dieser hertneckit und eygens tummes willen zeigte und es aussprach, ehe er verzichte, wolle er lieher eynen steckel nemen in seyne hand und sich betragen ummelouffens und umb seine kirche zu erbeiten, die weile her lebite (920), war sein Gönner nicht wol in der Lage iveiteren Zwang auf ihn auszuüben und ihm seine Hilfe zur Erlangung des Bisthums zu versagen.

(16)

Einleitung. XVII Die ehist von ihm angerathene, im Namen der oeseischen Stünde rcrfusste Appellation zu über­

gehen trug der Procurator jetzt Bedenken. Nach dem abschlägigen Beseheide, der dem Herzoge Albrecht von Gest reich- in einem gleichen Falle ertheilt worden, erschien ihm ein Erfolg höchst unwahrscheinlich;

auch fürchtete er den Papst gegen den Orden aufzubringen, da sich die canonische Rechtmässigkeit der durch jenen vollzogenen Ernennung aus mehreren Gründen nicht bestreiten Hess. Dagegen machte er dem Hochmeister einen neuen Vorschlag, wie man sich des unbequemen Widersachers entledigen könne: Capitel und Mannschaft von Oesel sollten dem Papste erklären, da ihnen ihr Erwählter, den sie gerne gehabt hettin, do zu lande bekandt, von gutten seten und lieb geachtit von allem manne, nicht zu Theil würde, seien sie als gehorsame Kinder der heiligen Kirche bereit auch den ihnen miss- Uebigen Kubant aufzunehmen, bäten aher. damit die Kirche nicht i)i weiteren Verfall gerathe. dass der

Bischof alsbald seinen Aufenthalt im Lande nähme. Dies zu than würde jener gerechtes Bedenken tragen; dann aber könne man sich auf das den oeseischen Gesandten vom Papste gegebene Versprechen berufen, class falls Kubant in seinem Stifte zu residiren sich iceicjere, er ihm die Kirche nehmen wolle (220). Als auch dieser Plan fehlschlug, Kubant seine Bereitwilligkeit nach Oesel zu ziehen er­

klärte. da wusste der Procurator nur noch den Rath zu ertheilen, die Mannschaft zu offenem Wider­

stand gegen jenen zu ermuntern, indem man ihr die Versicherung gäbe, dass wenn zwischen ihr und ihrem Herrn Zwistigkeiten entstünden, der Orden zieh keinesfalls des letzteren annehmen würde. Die auf Oesel würden dann schon eynen frebeln bisch off wol under wisen. das her gutter setin würde, noch iren ge wonheiden. et wan mit alsotanen bischoffen gehalden (25!)). Die Hoffnung Tiergarts gründete sich darauf, class in einem leicht hervorzurufenden innern Conflict dem Bischof durch seine Untersassen dasselbe gewaltsame Ende bereitet werden würde, wie einst seinem Vorgänger Heinrich III.

Zwei Jahre nach seiner Ernennung, im Herbste 1425, langte Kubant in seinem Stifte an.

Als entschiedener Gegner des Ordens hatte sich seit langer Zeit der Bischof Dietrich III von Dorpat erwiesen, der, bereits achtzigjährig. die wiederholt auf seinen Tod gesetzten Pläne immer wieder zu Schanden machte. In Folge seiner einst mit Witowt eingegangenen landesverräthcris<h.cn Ver­

bindung, der kleinlichen Eifersucht auf seine Selbständigkeit, mit der er eine einheitliche livländische Politik gegenüber Pskow stets vereitelte, und des nie aufgegebenen Ansjtruchs auf Lehnsherrlichkeit über den Orden war er diesem besonders missliebig und galt als Hort und Mittelpunct edler gegen denselben gerichteten feindlichen Bestrebungen. Noch im Jahre 1425 hat er wegen der ihm vom Orden gegen Pskow versagten Hilfe bei König Sigismund und dem Papste Klage führen (177 222. 234) und gelegentlich der Bestätigung seine)- Privilegien durch den König zieh das Recht verbriefen lassen, edle Lehnsträger der Kirche zur Abwehr und Unterwerfung der benachbarten Schismatiker aufzurufen (240) eine Bestimmung, die ihre Anwendung offenbar auf den Orden finden sollte.

Zu letzterem standen somit allein die beiden kleinsten und am wenigsten einflussreichen Stifter, das von Curla nd und Rev cd. Von der Macht-Sphäre des Ordens gänzlich umschlossen, haben dieselben nie den Versuch machen dürfen eine selbständige, von der ihres Schirmherm abweichende Haltung einzunehmen. Das Bisthum Curland war neuerdings, nach dem am 17 November 1424 erfolgten Tode GotschalJis, dem treuesten Anhänger des Ordens, dem Procurator Tiergart, zu Theil geworden

— ein Erfolg, der gegenüber den sonst überall erlittenen Einbussem freilichi wenig ins Gewicht fiel.

Es war das Verdienst des ermländisehen Propsts Arnold Datteln, in dieser Frage in wenigen Tagen eine günstige Entscheidung in Rom herbeigeführt zu haben. Nachdem er sich der Geneigtheit des Papstes gegen den Procurator zuvor versichert-, bewog er diesen myt guten lysten, seine Bereitwilligkeit zur Annahme der Kirche zu erklären. Die päpstliche Verleihung an Tiergart erfolgte mit der Zu­

sicherung ihn bedd zu höheren Würden zu befördern (235). Der Elect des curländischen Capitels,

III

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