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Weibs-Bilder

Alexander von Jawlensky

Der lange Weg

Alexander von Jawlensky ist heute vor allem für seine späten Bilder bekannt. Die „Meditationen“ mit ihren auf das Wichtigste beschränkten Pinselstrichen und der fast monochromen Farbauswahl hat er hundertfach variiert. Sie wurden zu seinem Markenzeichen und brachten ihm den Ruf ein, der „letzte Ikonenmaler“ zu sein. Dabei konnte Jawlensky auch ganz anders: bunt, prächtig, lebensfroh und expressiv. „Schokko mit rotem Hut“ ist dafür ein herausragendes Beispiel.

E

igentlich konnte Jawlensky so ziemlich alles. Und machte es auch: Impressionismus, Realismus, Fauvismus, Expres- sionismus. Bis er zu seinem ganz persönlichen Stil fand, war es ein langer Weg. Der beginnt im russischen Zarenreich, wo Jawlensky 1865 in Torschk geboren wird – nicht unbedingt ein Zentrum der bildenden Kunst. Als er als 15-Jähriger bei ei- nem Moskauaufenthalt zum ersten Mal eine Galerie betritt, steht für ihn jedoch sofort fest: Er will Maler werden.

Als mittelloser Fähnrich schreibt er sich an der St. Petersbur- ger Kunstakademie ein. Sein Talent fällt rasch auf. Mehr noch:

mit der Baronin Marianne von Werefkin, die bereits eine eben- so etablierte wie vermögende Malerin ist, gewinnt er auch eine Gönnerin und Mäzenin. Jawlensky malt zu dem Zeitpunkt im Stil des vorherrschenden russischen Realismus.

1896 zieht Jawlensky mit seiner Gönnerin, die inzwischen auch seine Geliebte ist, nach München. Ausgedehnte Reisen nach Paris und in andere Kunstmetropolen folgen. Der Maler aus der russischen Provinz erlebt die Entstehung der europäi- schen Malerei nicht nur aus nächster Nähe – er ist auch selber ganz vorne mit dabei. In München verkehrt er mit Künstlern wie Franz Marc und Wassily Kandinsky, die im Jahr 1911 die expressionistische Künstlergruppe „Der blaue Reiter“ gründen werden. Aus dieser Zeit stammt auch „Schokko mit rotem Hut“.

Es ist das perfekte expressionistische Bild. Zwei Jahre bevor Franz Marc mit seinen „Blauen Pferden“ die Farbe von der Re- alität emanzipiert und sie zum eigenständigen emotionalen Ausdrucksmittel macht, malt Jawlensky sein Modell mit leuch- tend grüner Haut. Geschickt steigert er die Wirkung noch ein- mal durch den Einsatz der Komplementärfarbe Rot für den ex- travaganten Hut, das Halsband und natürlich den unwider- stehlichen Kussmund. Hier ist jemand künstlerisch nicht nur auf der Höher seiner Zeit, sondern er ist seiner Zeit voraus. Jaw- lensky ist ein absoluter Könner und Virtuose.

Und doch sind es andere Namen, die heute als erste genannt werden, wenn es um die expressionistische Malerei geht. Jaw- lensky selbst ist hauptsächlich der Maler der Meditationen. Wie kam er nun zu diesem, seinem charakteristischen Spätstil? Die Antwort lautet: durch Krankheit.

Schwer von Arthrose gezeichnet und teilweise sogar gelähmt konnte Jawlensky in seinen letzten Lebensjahren kaum noch arbeiten. Schwungvoll den Pinsel zu führen war jedenfalls

nicht mehr möglich. Um überhaupt noch malen zu können, musste sich Jawlensky den Pinsel an der Hand festbinden. Da- mit waren dann nur noch wenige gerade Striche auf der Lein- wand möglich – genau das, was seine Meditationen ausmacht.

Die Virtuosität seiner frühen Jahre wird durch Reduktion und Konzentration auf das Wesentliche ersetzt. Genau das ver- schafft Jawlensky seinen Platz im Olymp der Kunstgeschichte.

Medizin und Malerei gehen gelegentlich bemerkenswerte Be- ziehungen ein. Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk Alexander von Jawlensky: Schokko mit rotem Hut, 1909

©Historic Collection / Alamy / mauritius images

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gynäkologie + geburtshilfe 2021; 26 (5) 79

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