Die Industrie-Rohstoffe des Baltenlandes
Von Professor M. von Glascnapp
Berlin Riga / Leipzig
!erlag von Fritz Wury
^o s s
Verlag von Fritz Würtz "ZUW««'''
Baltische Bücherei
Geschichte d e s H e r j o g t u m S K u r l a n d . Bon v. von Wilpert. 4. Auf
lage mit den Bildnissen sämtlicher Herzöge und ihrer Gemahlinnen, Gebunden I.Z0 Mark. (Bd. 1)
A u s d e m e r o b e r t e » K u r l a n d . Heitere, unterhaltende und belehrende Schilderungen aus der ältesten deutschen Kolonie von M. von Blaese- Hoerner, M. Büttner, Otto Elemen, H. Dohrmann, Herbert Eulenberg. A. Hommerich, P a u l Michaeli», M. Müller»
Jgbusch. 10. Auflage. Kartoniert 1,40 Mar? (Bd. 2)
B r i e f e a « <5lisa v o n d e r Recke. Nach den Originalen in der Museum«, bibliothet in Mitau herausgegeben von Professor Dvr. Otto lllemen Mit einer bisher unveröffentlichten Silhouette. Gebunden I,SV Marl. (Bd. S) T i e L e t t e n , ihr« Geschichte, Kultur und ihr Verhältnis zu den Balten und Reichsdeutschen, von Professor Max Böhm. Z. Auflag«. Gebunden 1.40 Mark. (Bd. 4)
S i i m v k e UM N U t a » . Vom Kriegsberichterstatter »mil Herold. 3. Auflag«.
Gebunden 1.30 Mark. (Bd. b)
G e r t n t d v o n d e n B r i n c k r n : Li«d«r und Ballad««. 2. Auflag«.
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An» Surliindischcn Reisetageliiichern. HerauZgeg-ben von Professor DDr.
OttoClem«n. 2. Auflag«. G«bu»d«n l.bv Mark. (Bd. 7)
T h e o d o r H e r m a n n P a n t e n i u s . Kurlands H«imatdlcht«r. Materiali«n zu einem Lebensbild. Bon Al«xand«r von D«nsf«r Gebunden 1.80 Mark. (Bd. 6)
v o n b a l t i s c h e n A r a n e n . Tos Lebtn, Können und Wirken aus deu ver
schiedenst«» G«bi«teu von W hervorragenden baltisch«n Frauen, geschildert von P i « t v o n R » y h t r . 3. Auflag«. Gtbunden 1,80 Mark. (Bd. ö)
» ü » s L e b e n s b i l d e r t u r l ä n d i s c h e r P r e d i g e r . Von Pastor Hermann Grüner-Salgaln. (Bd. 10)
«u» Kurlands VefreiungStagen. Bon Hann» Dohrmann. z. Auf.
lag». Prei» 1.30 Mark. (Bd. 11)
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Baltische Bücherei
D i e » r i i n d n n g s n e s c h i c h t e d e r A e a d e m i a P e t r i n » i n M i t a u . Ein Beitrag zur Geschichte der Ausklanmgsz it i» Kurland. Bon William Meyer, Oberlehrer der Lanoesschul« zu Mitau. (Bd 12)
D e u t s c h - b a l t i s c h e V e U r h u n g e n i m W a n d e l d e r J a h r h u n d e r t e . Inhalt:
1) Drutsches staatliches Leven in den baltische» Landen. -'1 Die deutsche Kultur der baltischen Lande, 3) Preußen und die baltisch« Fra^,« seit dem Ausgang ter Ordensstaaten. Von Prosessor Dr. A. S«raphim. Pr«is ILS Mark, l v d . 13)
E l i s a b e t h G o r r c k e : Nicht unt«rgeh«n. Gedicht« «iner KurlSnd«rin.
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T i e b a l t i s c h e n R i t t e r s c h a f t e n . Ursprung, Weltn und B«dcutung. Bon Rudolf von sz o«rn«r-Jhlen -f, Kurländischer R«sidi«rrnd«r Kreis- Marschall. 1,80 Mark. (Bd lb>
T i e V e s r e i u N l l v o n L i v l a n d u n d E f t l a n d , dargestellt nach Berichten »nd Briefen von N. von Carlberg. Preis I M Mark. (Bd. 1b)
T a l l y v o n N c y h r r - P e i n S: Li«b«s und L«ib«s. cz»dicht«. Breis Ä Mark. (Ld, 17)
B a l t i s c h e V r j i i h l e r . B d . I i K a r l W o r m s . H«rau?gegeben von Dr.
Ludwig Mathar. Inhalt: Bildnis und eine Biograph!« de«
Dichter« sowie di« Z Novellen: F niS Polonia« — Wi« ein« Herzogin nach Kurland kam — Ich bleib«. Preis 2,70 Mark, g«bunden t Mark (Bd. Iii) B e i t r ä g e » u r d e u t s c h e n « u l t u r a e f c h i c h t e a u ö R i g a , R e v a l u n d M i t a u . Bon Professor DDr. Otto Tlemen. Preis ti Mark, Halbl«inenband 11 Mark. (Bd. IS)
» e i n e B a l t i s c h e L a n d e s k u n d e . Knr,g«sabte Darst«Hung ,on Land und v»n Löwis of M«nar. (Bd. 2l>)
B a l t i s c h e S r z i i h l e r . B d . Z- M i a M u n i e r W r o b l e w S k a . Bd. 2l) Bd. Ü. Kva von Radecki. >Bd LL)
B d . 4 : T h e o d o r H e r m a n n P a n t e n i n » . ( B d . ZS)
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V e t e r . d e r letzte H e r j o n v o n K u r l a n d u n d s e i n H a u s . Bon O t t » Elster (Bd. 2<>
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«sLhrer dttrch R i g a init Stadtplan. Text lion Dr. W Neumann 1-, Direktor deS städiisli'en Kunstmuseums in Riga. 3. verbesserte Auslage. Preis 80 Pf.nnig. (Bd 2»)
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Alt-Torvat und das russische Geiskeslcbcn. Eine Darstellung der
zwischen Rußland und der deutsche» W ssenfchait. Technik. Wirtschaft iowie Landwirtschaft bestehenden Bezietzunaen. Von Dr. Arthur Luther, ehem. Prosessor an der .^rouenhictischule und Lektor an der Universität tn Moskau. Preis 1.8» Mark (Bd. .^2)
W i e L e t t e n . Von Obersta'Sarzt Dr. Äeorg Bonne. Inhalt! Wer sind die Letten? — Lettische Intelligenz als Phonier deutscher Sprache und Kultur in Rußland .— Die Lette», die Balten und wir Reichsdeutsche. Preit 1,« Mark. (Bd. 33»
W a l t e r A l c r - G e d i i c h t n i s s e i e r zu Arensburg auf Oesel am l a . Oktober 191«.
Von Dr. Ruvols Beinerc. Preis 8<> Pfennig. (Bd. 34)
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Tie Zndnitrie-Rohstoffe dr« Aaltenlandeo. Von Professor « .
von Glafenapp. Pre>s 1 Mark. (Ld 3<)
^ A e i t u n d R a u m . " Aphorismen. Von V. von Wilpert. (Bd. SS)
Führer durch Libau mit Stadtplan. Text von Pastor und Oberlehrer
W Nraß. Preis l.20 Mail. (Bd. 8b)
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Baltische Bücherei
Band 37
Die Industrie-Rohstoffe des Baltenlandes
Von Professor M. von Glasenapp
SidIW umvvfsitÄtis
1 9 1 9
V e r l a g v o n F r i y W ü r h , V e r l i n / R i g a / L e i p z i g
Vorwort
Durch die Ungunst der Verhältnisse konnte eine bedeutsame Druckschrift, die nicht nur den Festteil
nehmern eine angenehme und kostbare Erinnerung gewesen, sondern auch für jeden Balten und ferner für jeden, der am Leben und an den Geschicken der baltischen Lande Anteil nimmt, eine wertvolle Lektüre geworden wäre, leider nicht herausgegeben werden.
Als „Festschrift" sollten die Äefte Z bis 6 des I. Jahr»
ganges der „Rigaer Akademischen Blätter"*) in einer Extraausgabe und in besonderer Ausstattung erscheinen und — außer den Abonnenten der genannten Zeit
schrift — auch anderen Interessenten zugänglich ge
macht werden. Die Müllersche Druckerei in Riga, der ich die Herstellung übertragen hatte, hat leider
— teilweise auch durch Streiks und die Erkrankung vieler Arbeiter an der damals in Riga stark aus
tretenden Grippe behindert — die Arbeit nicht in der vereinbarten Weise, also noch vor dem Einrücken der Bolschewiki, fertigstellen können. Schließlich haben die Bolschewiki, die gleich zuerst die Zeitungs- und Druckbetriebe nationalsierten und in eigene „Bewirt
schaftung" nahmen, das teils fertige, teils erst im Satz vorliegende Material aus- und durcheinander gebracht, so daß die Beendigung dieser Arbeit auf
gegeben werden mußte. An eine verausgabe der
„Festschrift", die ich immer noch plane und die ich mir auch vorbehalte, ist aber für die nächste Zeit
jedenfalls nicht zu denken.
Da es schade wäre, wenn vom Inhalt solange nichts bekannt würde, und weil manches, für die
*) Rigaer Akademische Blätter. Herausgegeben vom Baltischen Technischen Äochschulverein. Schrift
leiter Ingenieur-Architekt Edgar Friesendorff. Ver
lag von Friy Würy, Berlin / Riga / Leipzig.
5^5- 4
.Festschrift" vorgesehene Material für den Wieder
aufbau der baltischen Wirtschaft von Nutzen sein kann, habe ich mich entschlossen, folgende Beitrage.
Die Pflege der Chemie in den baltischen Landen' Von Professor Dr. Paul Walden (Riga) — Die Andustrie-Rohstoffe des Baltenlandes. Von Pro
fessor M. von Glasenapp (Riga) — Bauherr und Architekt. Von Architekt Heinz Pirang (Riga)
— Die Rigaer Studentenverbindungen uud ihre er seherischen Aufgaben, Von Ingenieur-Architekt Edgar Friesendorff (Riga) in den „Baltischen Blättern" und durch Herausgabe von Sonderdrucken, wie dem vorliegenden, weiteren Kreisen zugänglich zu machen
Llebrigens ist diese Arbeit nur ein Vorläufer einer ausfuhrlichen „Geschichte der baltischen Industrie"
die sich in Vorbereitung befindet.
z. Z. Riga F. Würtz
Eigentum des Verlegers für alle Länder Alle Rechte vorbehalten
Die Industrie-Rohstoffe des Baltenlandes
Zu den wichtigsten Fragen des Wieder
aufbaues des durch den K'ieg zerstörten wirt
schaftlichen Lebens der baltischen Lande gehört ohne Zweifel die nach der künftigen Gestaltung ihrer Industrie. Welch eine bedeutsame Rolle diese vor der auf 'Anordnung der russischen Regierung erfolgten Verschleppung ihres ge
samten beweglichen Inventars in das Innere Nußlands im Jahre 1915 spielte, geht allein schon aus der Tarsache hervor. d.>ß die Stidt Riga im Jahre 1912 301 der staatlichen I n spektion unterstellte Fabriken mit 807 Dampf
kesseln und 62687 Arbeitern zählte*). Bildete zwar Riga unstreitig das Zentrum der balli
schen Industrie, so hatte diese doch auch in den anderen größeren Slävten, mit Reval an der Spitze, eine respektable Entwicklung auf
zuweisen, und selbst das platte Land konnte sich so erstklassiger industrieller Anlagen rühmen, wie die Zellulosefabrik „Waldhof" bei Pernau, die Spiegelglashütte „Lisette" bei Dorpat, die Tuchfabrik auf Dagö Kertell u. a. sie dar
stellten. Die Kriegsfurie hat nun die in raschem Aufschwung begriffene baltische I n dustrie vernichtend getroffen, ihre Blüte ist
— wohl für lange Zeit — dahin, und ob und bis zu welchem Grade sie sich in Zukunft er
neuern wird, hängt von einer ganzen Reihe Beiträge zur Geschichte der Industrie Rigas, 5>eft 3.
6
entscheidender Faktoren ab, deren Gestaltung in der Folge sich zurzeit auch nicht entfernt übersahen läßt. Dahin gehören u. a. die Regelung der wirtschaftlichen Stellung des Baltenlandes zum deutschen Mutterlande, die Frage der Zollunion, die mit den neuen russi
schen Staatengebilden abzuschließenden Handels
verträge, die Verbesserung vorhandener und Schaffung neuer Verkehrswege, vor allem die Herstellung des Riga Schwarzmeer-Wasser- Weges, der der Industrie Rigas billige Rohstoffe zur Verfügung stellen würde, die Frage des Schadenersatzes für verschlepptes und nicht wieder abgeliefertes baltisches Fabrik- eigentum, tue Regelung des Kurses des russi
schen Zaren,ubels unter möglichster Schonung seines Wertes, die Aufhebung der Geldsperre u a. m
Soviel kann indes jetzt schon als sicher be- trachtet weiden, daß — selbst bei günstigster Gestaltung der genannten Faktoren — in den scilheligen Spezialitäten der baltischen in»
dustriellen Produktion gewisse Verschiebungen infolge der veränderten Zollverhältnisse zu er
warten sind. Denn eine ganze Reihe von Industriezweigen konnte hier nur gedeihen, weil ihre Erzeugnisse durch einen hohen Ein
suhrzoll vor ausländischer Konkurlenz geschützt waren Es sind dies die Industrien, die ihre Rohstoffe allein oder größtenteils aus dem Auslände bezogen hatten, wie z. B . die fein
keramische Industrie (Porzellan- und Fayence^
sabriken), ein großer Teil der chemischen In
dustrien, ferner die Filialen ausländischer Fabriken, die sich die Differenz in der Ver>
7
zollung von Halbfabrikaten und Endprodukten zunutze gemacht halten und ihre Tochter- etablissements deshalb abermals hinter die neue Ostgrenze zu verlegen gezwungen sein werden; auch manche Zweige der Maschinen
industrie dürften fortan einen schweren Stand gegenüber den reichsdeutschen Fabrikaten haben.
Gegenüber denjenigen anderer Staaten wäre ja ein Zollschutz denkbar.
Dieser unvermeidliche Ausfall könnte z. T . durch die Verarbeitung russischer Rohstoffe gedeckt werden, billigen Transport derselben vorausgesetzt. Hier würde sich die Realisierung des schon lange projektierten Ostsee-Schwarz- meer-Wasserweges mit Riga als dem einen Endpunkt als von einschneidendster Bedeutung erweisen; so hätten z. B . die Fabriken für die Verarbeitung der verschiedenen russischen Oelsorten gerade in den baltischen Landen ihren natürlichen Standort.
Alles in allem wird man mit einiger Sicher
heit auf die Wiederbelebung und Weiter- entwickelung bloß derjenigen Industriezweige rechnen dürfen, für die die Rohstoffe im Lande sich finden, wenn auch der dazu ge
hörige Brennstoff nach wie vor aus dem Aus
lände einzuführen sein wird; denn die Kohle wird man fortan zollfrei einführen können.
Es mag deshalb, soweit der zugemessene Raum es gestattet, hier auf die dem Baltenlandc eigenen Induftrierohstoffe eingegangen sein.
Diese Rohstoffe sind, wie auch sonst überall, teils unorganischer, teils organischer Natur und bestehen aus den dem Lande eigentüm
lichen Bodenschätzen und den Erzeugnissen des 8
Ackerbaues, der Forstwirtschaft, der Viehzucht und der Seefischerei.
An mineralischen Bodenschätzen ist das ganze Baltenland infolge seines geologischen Auf
baues sehr arm Es lagern sich den uralten paläozoischen Absätzen des ibloß an der Nord- tüste Estlands vertretenen) Kambriums, des un
teren und oberen Silurs und des mittleren und oberen Devons und fast auf der ganzen Ausdehnung des Landes unmittelbar die jüngsten geologischen Bildungen, die diluvialen und alluvialen Schichten auf, und nur in ganz geringer Ausdehnung treten im LW-Kurlands noch Ablagerungen nach N vorgeschobener Buchten des Zechsteinmeeres und des Iura- meeres auf. Während des ganzen, viele Millionen Jahre umfassenden Zeitraumes, innerhalb dessen an anderen Orten die ge
waltigen Absätze vom Karbon an durch die ganze mesozoische Periode bis in das Tertiär hinein entstanden, hat das silurische und de
vonische Plateau des Baltikums als öde Stein- und Sandwüste bis auf die Gegenwart trocken gelegen, bis das vom finnischen Granitplateau nach dem Süden vordringende Inlandeis es während der Diluvialzeit mir dem granitischen, silurischen und weiterhin nach devonnchen Gletscher- und Verwitterungsschutt zudeckte, der. zusammen mit den Ävlagerungen der gegenwärtigen geologischen Periode, des Allu
viums, den weitaus kostbarsten Bodenichatz des Baltikums, den fruchtbaren Ackerboden, bildet. Gerade zur Anzeit — mit dem Ein
tritt der Karbonperiode — tauchten die de
vonischen Absätze aus dem Meer, dieses süd- 9
wärts abdrängend, empor: ist das Land doch dadurch eines Rohstoffes von so fundamen
taler industrieller Bedeutung, wie der Stein
kohle, verlunig gegangen, und ebenso sucht man Braunkohle, ^rze, feuerfeste und Fayence
tone, Steinsalz, Naphtha und andere Industrie
rohstoffe veraebens. Die gelegentlich vor
kommenden Nester von Naseneisenstein, zu Zeiten des Herzogs Jakob in Kurland noch auf Gußeisen verarbeitet, kommen für die gegenwärtigen Produktionsverhältnisse nicht in Betracht.
Das an der Nordküste Estlands im „Glint"
zutage gehende Kambrium liefert im blauen Ton ein geschätztes Material für die Her
stellung von Portlandzement (Fabriken zu Kunda und Asserien), ferner eisenfreien Sand für Weißglas und feinkeramische Erzeugnisse und im Fukoidensandstein vorzügliche Schleif
steine. Der Obolensandstein enthält reichlich Obolenschalen eingebettet, die in der oberen Schicht stellenweise als Konglomerat auftreten und durch einen Gehalt an phosphorsaurem Kalk sich auszeichnen; ihre indumielle Ver
wertbarkeit ist noch nicht erwiesen und wohl zu bezweifeln. Das gleiche dürfte auch von dem bituminösen Dyktionemaschiefer gelten, der bei der trockenen Destillation naphthartige slüisige Zersetzungsprodukte gibt; doch würden diese den billigen Naphthadestillaten gegenüber einen schweren Stand haben. Endlich sei hier noch des Naturgases erwähnt, das auf der Insel Nokskär bei Reval 1903 erbohrt wurde und für Heiz- und Beleuchtungszwecke auf dem dortigen Leuchtturm verwandt wird.
10
Das Silur erstreckt sich von dem schmalen Küstensaum des Kambriums südwärts durch aain Estland sowie über die dem Nigaschen Meerbusen vorgelagerten Inseln WormS, Dagö und Oesel und nimmt außerdem noch eine schmale Zone des nördlichen Livland ein.
Charakterisiert ist es in der Hauptsache durch das ausgedehnte Vorkommen von petresakten- reichen Kalksteinen, die, meist arm an Magnesia, einen vortrefflichen Rohstoff sür Ponland- ze>»ent und Kalkbrennerei und infolge ihrer Festigkeit und Wetterbeständigkeit sehr gesuchte Bausteine liefern, die in zahlreichen Stein- brüchen gewonnen werden; geologisch unter
scheidet und benennt man sie nach ihrem Haupt
leitfossil. I n der Nähe von Baltischport be
finden sich Marmorbrüche, die einen hellgrauen, grobkristallinischen Kaltstein auf große Werk
stücke für Bauzwecke verarbeiten. Der auch im unteren Silur anftretende, etwa 55°/, Bitumen enthaltende Brandschiefer kommt in zu geringer Entwicklung vor, um industrielle Bedeutung beanspruchen zu können. Da die silurischen Kalksteine allenthalben an den Küsten von Estland und der genannten Inseln zutage gehen, und hier auch gelegentlich fette alluviale und diluviale Tone vorkommen, so bildet dieses ganze silurische Küstengebiet hinlängliche natür
liche Standorte für die Anlage von Portland, zemenlfabriken.
Von dem mittleren Devon verläuft die Süvgrenze der unteren Abteilung ziemlich geradlinig vom Südende des Pleskauschen Sees nach Riga und von hier bogenförmig etwa bis nach Libau. DaS nördlich dieser
, 1
Linie gelegene ausgedehnte, auch die kurische Halbinsel einschließende Gelände ist das an Bodenschätzen ärmste des Baltikums Diese Abteilung besteht in der Hauptsache auS einem wenig festen, leicht verwitternden Sandstein mit durchgehenden Schichten von Ton und Mergel. Seine einzige industrielle Bedeutung hat er als Spender von artesischem Brunnen
wasser, das u. a. in Riga in einigen Hunderten von Brunnen für Genuß wie für industrielle Zwecke Verwendung findet.
Die über dem Sandstein lagernde Ab
teilung des mittleren DeoonS ist durch mächtige Schichten von Dolomit, dolomitischen Kalksteinen und Mergeldolomiten gekennzeichnet, die in tiefen Tal- und Flußeinschnitten oft in hohen Felswänden zutage gehen und dann eine Zierde der Landschaft abgeben. Gemein
sam ist allen Schichten dieses Systems ein hoher Magnesiagehalt. Der feinkristallinische Dolomit kommt in seiner Zusammenfüqung dem Normalvolomit sehr nahe; Verwendung findet er fast ausschließlich zum Kalkbrennen, sodann zur Entphosphorung von Roheisen.
Die dolomilischen, oft Ton und etwas Sand enthaltenden Kalksteine dienen zu Fundamen
tierungen im Baufach, während Mergel
dolomite mit 15 18 °/<, Tongehalt auf Roman
zement verarbeitet werden. I n der oberen Abteilung der Dolomitetage finden sich Lager
stätten von Gips, die in größerem Llinfange namentlich in der Nigaer Gegend ausgebeutet werden: mit ihnen im Zusammenhang stehen die „Schwefelquellen", von denen die zu Kemmern und Baldohn in stark besuchten
12
Bädern von sanitärer Bedeutung sind (erstere«
im Kriege völlig zerstört).
Das obere Devon ist in einer kleineren Insel in Südlivland und in einer größeren in K^V-Kurland vertreten und ebenfalls führt es in den unteren Schichten kristallinischen Normal
dolomit, m den oberen einen technisch mcht verwertbaren, lockeren Sandstein mit Zwischen
lagen von Ton und Mergel
Der Zechstein tritt in 8^V-Kurland nur selten in Flußeinjchnitten (an der Windau und ihren Zuflüssen) zutage, und zwar in Form eines ziemlich reinen, zum Kaltbrennen ge
eigneten Kalksteins.
Die Iuraablagerungen sind aus Lehm, Ton, Sand und Sandstein mit Zwischenlagen von Mergel zusammengeietzt, denen, wie auch den Brauneiiensteiukörnern und der bis 50°/g Asche enthaltenden Braunkohle, eine industrielle Bedeutung nicht zukommt.
Die quartären Bildungen nehmen natur
gemäß von nach 8 an Mächtigkeit zu, sie unterscheiden sich von denen Norddeutschlands nur durch das von den Gletscherelsmassen mitgeführte, dem Granitschutt und Sand bei
gemengte silurische und devonische Material.
An industriell verwertbaren Rohstoffen haben sie bekanntlich nicht viel autzuweisen, doch bilden die Lageistätten von Töpfer-, Ziegel- und Portlandzementtonen, Wiesentalk, Tuff
steinen und Sanden die Grundlage entsprechen
der Industriezweige, und gegenwärtig gewinnen die zahlreichen und ausgedehnten Torflager
stätten bei den hohen Brennmaterialpreisen an erhöhter Bedeutung. Ihre Ausbeu
13
tung ist auch schon mehrfach in Angriff ge
nommen worden. Erwähnt zu werden ver
dient noch die ergiebige und für die Errichtung eines Schlammbades überaus günstig gelegene Lagerstätte von Faulschlamm Suschen Hof. in unmittelbarer Nachbarschaft Rigas. I n eis
zeitlichen Moränen angesammelte silurische und devonische Geschiebe, werden dort, wo Kalk
stein und Dolomit nicht vorhanden, zum Kalk
brennen verwandt.
Wie das norddeutsche Tiefland, ist auch das Baltenland seiner geologischen und klima
tischen Beschaffenheit nach von der Natur ungleich mehr für den Landwirtschafts- als für den Industriebetrieb bestimmt. An frucht
barem Ackerboden ist kein Mangel, und die geringe Dichtigkeit der Bevölkerung weist das Land notwendig auf Kolonisation hin. Dem
entsprechend können auch die landwirtschaft
lichen Gewerbe als die im eigentlichen Sinne bodenständigen Industrien des Landes be
trachtet werden. Künftig werden Brauereien (insbesondere die kleineren landischen), Brenne
reien, Kartoffel- und Gemüsedörranlagen, Stärke- und Stärkeproduktenfabriken und Käsereien auf eine gedeihliche Entwicklung rechnen können Auch die Einführung des Zuckerrübenbaues und der Rübenzuckerfabri- kation in der südlichen Kälfte des Ballen- landes, namentlich in Südkurland, ist nur eine Frage der Zeit, da die Zuckerrübe nach den vom Verfasser während mehrerer Jahre hier ausgeführten Anbauversuchen hier vortrefflich gedeiht und an Qualität und Quantität der Ernte nichts zu wünschen übrig läßt.
14
Die wohlgepflegte Forstwirtschaft der Balten- lande stellt der holzbearbeitenden Industrie
verschiedene Arten von Nadel- und Laub«
hölzern zur Herstellung von Bauhölzern, sür Möbeltischlerei, Zünr Mzchenfabrikanon, Bött
cherei usw. zur Beifügung, während die See
fischerei die Entwicklung einer ansehnlichen Konservenfabrikation ermöglicht hatte, die sich in Zukunft noch in der Richiung der Hochsee
fischerei erweitern ließe.. Auch für die Her
stellung von Fleisch- und Gemüsekonserven bot das Land vor dem Kriege eine Fülle von Rohmaterial.
Verlag von Fritz Würtz
Victor Jungfer
Das Gesicht der Etappe
Ein Kulturroman
2. Auflage (4.—13. Tausend)
Das interessanteste Kapitel des Weltkrieges ist diese echte und wahrheitsgetreue Darstellunq des Wesens der Etappe. Eine wunderbar gelungene Zusammenfassung der vielen Arten von Einzelschicksalen, kunstvoll zusammengefügt und aneinandergereiht, durchzogen vom Werden und Ver
aehen eines befähigten Mannes, der an den unhaltbaren Zuständen krankte, das ständige Sinken der Moral der ihn umgebenden Menschen sah, aufbegehrte, schwieg, einzugreifen verbuchte, resigniert stillstand und die Segel strich vor den Ereignissen, die stärker waren als er. Jeder Kriegsteil
nehmer hat das Leben in der Etappe kürzere oder längere Zeit gelebt, aber jetzt wird ihm erst das wahre Gesicht der Etappe gezeigt. Er wird (ganz gleich, ob Offizier oder Soldat) sich selbst und seine Kameraden sehen — wie sie unzufrieden oder zufrieden, heiter oder trübe gestimmt waien, wie sie Leben und Liebe heischend oder abstoßend, treu oder unzuverlässig, redlich oder verbrecherisch das Leben in der Etappe lebten. Eine vornehme Behandlung, auch der schwierigsten und heikelsten Dinge, eine schöne und fesselnde Sprache, das Vermeiden jeder Llebertreibung und jeder Gehässigkeit sowie die Fähigkeit, alles so zu sehen, wie es ist, zeichnen den Verfasser dieses Romans auS.
Carl Hauptmann sagte: „Das ist ein Kulturdokument. Sie können sehen und gestalten. Ich habe großes Vertrauen für Ihre Zukunft . .
Sin Kulturdotument von bleibendem Wert Preis 8 Mark, gebunden II Mark
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man lesen muß." Professor Dr. O. Tinnen
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Schuld am Niedergang sind — kurz gesagt — Entfremdung vom deutschen Wesen, Verkennung der Religion und der Forderungen der Zeit, Sucht nach SlugenblickZgeWinn, übler Schacher, Völlerei, überhandnähme deS Verbrauchs von Alkohol u, dergl. sowie von Geschlechtskrankheiten usw. Die Versäumnisse in der Ariegerfürsorge und in der Siedelungsirage müssen weltgemacht werden, liber allem aber steht die Forderung nach Herstellung einer deutschen Kulturgemein
schaft, wo jeder im Nächsten sich selbst achtet.
Elisabeth Goercke
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Preis 4 Mark
Kurland und Litauen
Ein Album mit 8 Siedenfarbendruck-Bildern
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Baltische Blätter
Zeitschrift für alle Fragen des öffentlichen Lebens
Die einzige Zeitschrift, die ausschließlich den baltischen Interessen und der Förderung der deutsch-baltischen Be
ziehungen dient. — Probehefte kostenlos Preis vierteljährlich (13 Hefte) beim Bezug durch alle Postaustaüeu « Mark
Auf sämtlich» Bücherpreise ll)'/o obligatorischer TeueruugSzuschlag des deutschen VuclchandelH Druck von A. W. Hayn's Srben, PotZdam