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Archiv "Badgastein: Fortbildung trotz neuer Erschwernisse" (22.03.1979)

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Die Information:

Bericht und Meinung

FORTBILDUNGSKONGRESSE

Badgastein:

„Ohne Fortbildung gibt es keinen Fortschritt", hielt Primarius Dr.

Hermann Neugebauer, Erster Vi- zepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Präsident der Ärztekammer für Wien, bei der Eröffnung des XXIV. Internationa- len Fortbildungskongresses der Bundes- und der Österreichischen Ärztekammer in Badgastein all je- nen entgegen, die einerseits nach Zwangsfortbildung rufen, anderer- seits aber dem einzelnen Arzt die Kongreßteilnahme offenbar mög- lichst erschweren wollen. Für sie—

und auch für diejenigen, die der (in Österreich in noch größerem Ausmaß als in Deutschland) dro- henden Ärzteschwemme gelassen entgegensehen, weil sie die Frei- beruflichkeit des Arztes endlich untergraben sehen wollen — präg- te Dr. Neugebauer unter dem Bei- fall der Versammlung das Wort

„Neidgenossenschaft".

Zuvor hatte der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, Prof. Dr. Hans J. Sewering, der für die Bundesärztekammer den Kon- greß eröffnete, die gegenüber dem Vorjahr nochmals gesunkene Teil- nehmerzahl angesprochen. Nach Sewerings Ansicht ist dies aber nur zum Teil auf den „Steuer- schock" des letzten Jahres (nach dem Urteil des Bundesfinanzhofes vom 4. August 1977 über die steu- erliche Absetzbarkeit der Aufwen- dungen für Kongreßbesuche) zu- rückzuführen.

Hierzu konnte Sewering darauf hinweisen, daß wenigstens das Fi- nanzministerium des Freistaates Bayern die Finanzämter angewie- sen hat, die Aufwendungen anzu- erkennen, wenn durch Testate ei- ne Teilnahme an Kongreßveran- staltungen von fünf Stunden täg- lich nachgewiesen wird. Insofern erweist sich jetzt, daß die von der

Bundesärztekammer 1978 ad hoc eingeführten „Stempeluhren" das richtige Mittel waren, zumal inzwi- schen auch die Finanzministerien von Nordrhein-Westfalen und von Bremen mitgeteilt haben, daß sie einen scichen Nachweis grund- sätzlich anerkennen wollen; sie

haben sich nur zur Frage einer Mindeststundenzahl noch nicht geäußert.

Prof. Sewering meinte aber auch, daß sich die Auslandskongresse der Bundesärztekammer derzeit vielleicht „gesundschrumpfen - . Man müsse bedenken, daß die Ho- norar- und die Vertretersituation für den niedergelassenen Arzt in der letzten Zeit schwieriger gewor- den sind: die finanzielle Basis des freiberuflich tätigen Arztes wer- de allenthalben „angeknabbert".

Schließlich wirke sich wohl die Konkurrenz der vielen anderen Kongresse aus, auch der kleineren für Spezialgebiete. Die zweiwöchi- ge Dauer der Auslandskongresse könne kein Hinderungsgrund sein;

es sei ja niemandem verwehrt, nur für eine Woche teilzunehmen. Je- denfalls, meint Sewering, wolle man alles tun, um diese beliebten und bewährten Fortbildungsver-

anstaltungen zu erhalten und ins- besondere auch mehr jüngere Ärz- te dafür zu interessieren.

Ein Bekenntnis zur Familie als der nach wie vor intakten, von Kindern und Jugendlichen akzeptierten und gesuchten und im übrigen auch — etwa beim Aufwachsen ei- nes behinderten Kindes — stärker als alle Institutionen belastbaren Einheit enthielt der Festvortrag

„Kinderprobleme im Jahr des Kin- des" von Prof. Dr. Hedwig Wallis, Direktorin der Psychosomatischen Abteilung der Universitäts-Kinder- klinik Hamburg und derzeit Präsi- dentin der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Frau Prof. Wallis warnte vor einer zu pessimistischen Betrachtungs- weise der Verhaltensstörungen, die heute jedermann an Kindern erkennen zu können glaube. Wenn heute schon 25 oder 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen als verhaltensgestört gelten, dann sei es vielleicht doch an der Zeit zu überprüfen, was wir eigentlich als

„normales" Verhalten zu betrach- ten haben. In Wirklichkeit sei der Prozentsatz der Verhaltensstörun- gen heute wahrscheinlich kaum höher als früher, was nach Ansicht von Prof. Wallis übrigens auch für die Kinderkriminalität gilt. Durch die besser funktionierende „sozia- le Kontrolle" würden lediglich mehr Fälle aufgedeckt.

Jedenfalls sind Verhaltensstörun- gen nach Ansicht von Prof. Wallis nur dann beunruhigend, weil sie zu seelischen Störungen führen können, wenn sie dauernd und ge- häuft auftreten. Tatsächlich alar- mierend sei zur Zeit bei Kindern und Jugendlichen die höhere Selbstmordrate, die steigende Drogenabhängigkeit und die zu- nehmende Aggressivität und De- struktivität.

Bei der Betrachtung der Ursachen stellte Frau Prof. Wallis einige Ge- gensatzpaare heraus, mit denen labile Jugendliche heute nur schwer fertig werden können.

Beim Gegensatzpaar „Individua- lismus/Anpassungsdruck" zum

Fortbildung

trotz neuer Erschwernisse

776 Heft 12 vom 22. März 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Die Information:

Bericht und Meinung FORTBILDUNGSKONGRESSE

Beispiel stößt der Jugendliche, der seine Individualität durchsetzen will, heute an Grenzen, die ihm durch Paragraphen und Institutio- nen gesetzt werden.

Das Gegensatzpaar „Recht auf Bildung/Justiziabilität" weist auf die Fehler hin, die in der Bildungs- politik gemacht worden seien. Bei der Beurteilung schulischer Lei- stungen, meinte Prof. Wallis, kön- ne es der Lehrer kaum noch wa- gen, entwicklungsbedingte (das Verliebtsein der Sechzehnjähri- gen) oder häusliche (die Eltern lassen sich scheiden) Schwierig- keiten zu berücksichtigen, wenn jede Benotung unter Umständen vor dem Verwaltungsgericht ge- rechtfertigt werden muß. Und Frau Prof. Wallis stellte die Frage: Was haben die Gettos, in die wir unsere Schüler jahrelang verbannen (Ge- samtschulen!) denn eigentlich noch mit der Lebenswirklichkeit zu tun, auf die die Schule unsere Kinder vorbereiten soll?

Beim Gegensatzpaar „personale Bindung/Emanzipation" habe man das Bedürfnis des Jugendli- chen nach kontinuierlichen perso- nalen Bindungen erkannt, unter- grabe es jedoch gleichzeitig (zum Beispiel im neuen Ehescheidungs- recht und im Jugendhilferecht).

Frau Prof. Wallis rief die Politiker auf, in jedem Fall die Familie zu unterstützen und jungen Eltern, die heute schon wenig Erfahrun- gen mit Kindern haben, konkrete Hilfen anzubieten: Die Erzie- hungs- und Bildungsberatung und auch die schulpsychologischen Dienste sollten ausgebaut werden.

In der Bevölkerung gebe es, sagte Prof. Wallis, einen „unglaublichen Hang zur Trivial-Psychologisiere- rei" und eine Überfütterung mit Theorien, der auch die Massenme- dien entgegentreten sollten, in- dem sie zum Beispiel eine bessere

„Imagepflege" der Frau und Mut- ter betreiben. In ambulanten Hilfen in diesem Bereich sieht Prof. Wal- lis übrigens auch eine wichtige Aufgabe für Kinderärzte mit einer Zusatzausbildung in Kinder- und Jugendpsychiatrie. gb

Mit einem Geschenk besonderer Art überraschte der Kur- und Kon- greßort Davos die mehr als 1400 fortbildungsbeflissenen Ärztinnen und Ärzte aus der Bundesrepublik Deutschland, aus der Schweiz und aus Österreich zum Auftakt des am 12. März eröffneten XXVII. lnterna-

tionalen Fortbildungskongresses der Bundesärztekammer: Nach nur eineinhalbjähriger Bauzeit wurde ein allen modernen Anfor- derungen Rechnung tragender at- traktiver Erweiterungsbau des Kongreßzentrums erstmals in den Dienst des Fortbildungskongres- ses gestellt.

Sowohl die Landschaft Davos als auch Kongreßveranstalter, Refe- renten und Teilnehmer zollten dem funktional vorbildlichen Neu- bau uneingeschränktes Lob. Die fünf neugeschaffenen Vortragssä- le des Nordtraktes ermöglichen es, noch mehr als bisher alle Formen und didaktischen Möglichkeiten der ärztlichen Fortbildung intensiv zu nutzen.

Die Kongreßleitung hat deshalb bewußt neben die klassischen Vorträge, Seminare und Podiums- diskussionen das kollegiale Ge- spräch, die praktische Anleitung

und Übung gestellt, um so den In- formations- und Erfahrungsaus- tausch zwischen Vortragenden und Fortbildenden noch enger zu knüpfen und auch den Wünschen der Teilnehmer mehr Rechnung zu tragen.

Daß der Fortbildungseifer der Ärz- te auch durch widrige äußere Be- gleitumstände nicht zu bremsen ist, hob Sanitätsrat Dr. Herbert Micka, Präsident der Ärztekammer des Saarlandes und Vorstandsmit- glied der Bundesärztekammer, lo- bend hervor. Zwar sei die berufli- che Arbeit der Ärzte in den letzten beiden Jahren durch gesetzliche Reglementierungen wesentlich er- schwert worden, hätten restriktive Steuerurteile und starre Haltungen der obersten Finanzbehörden den Ärzten kaum mehr zumutbare Auf- lagen oktroyiert, doch seien das uneingeschränkte Bekenntnis der Ärzteschaft zu einer lebenslangen Fortbildung und ein abwechs- lungsreiches, praxisnahes Fortbil- dungsangebot die besten Voraus- setzungen dafür, gegen auch noch so fortbildungsfeindliche Maßnah- men wirksam anzukämpfen. Allein schon die eindrucksvolle Zahl von 80 namhaften Referenten des In- und Auslandes, die den Davoser Kongreß bestreiten, garantiere ein hohes Niveau der arbeitsreichen Davoser Fortbildungstage, sagte Dr. Micka.

Dr. med. Peter Braun, Präsident des Davoser Ärztevereins, und Pri- marius Dr. Richard Piaty, Präsi- dent der Österreichischen Ärzte- kammer und der Ärztekammer Steiermarks, würdigten die tradi- tionell gute Zusammenarbeit zwi- schen Ärzten und Kammern der benachbarten Länder bei der Pla- nung und Durchführung der ärztli- chen Fortbildung. Dr. Piaty warnte davor, in der Steuer- und Sozial-

Davos:

Musterbeispiel

praxisnaher Fortbildung

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 12 vom 22. März 1979 777

Referenzen

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